2016-06-20

JAHRHUNDERT-EREIGNIS: Die sechs Geheimnisse hinter dem "Erdbeermond"

Von Norbert Swoboda / kleinezeitung.at



Warum die Leute in Stonehenge etwas feiern können, was in Österreich heuer doch nicht stattfindet.

Alle hat es elektrisiert: Ein Jahrhundertereignis findet statt, der "Erdbeermond" trifft auf die Sommersonnwende. Tatsächlich pilgerten am Montag Tausende Engländer zum prähistorischen Super-Bauwerk Stonehenge, um diesen seltenen Vorfall zu erleben: Dass am selben Tag die Sommersonnwende stattfindet (und damit der längste Tag des Jahres) und auch ein Vollmond zu sehen ist. Viele erhofften sich einen erdbeerroten Super-Mond am Himmel.

Die Indianer Amerikans haben ihn so benannt: Als „Strawberry Moon“, auf deutsch Erdbeermond, wird der Vollmond im Juni bezeichnet – weil er für die meisten Stämme den Beginn der Erdbeer-Erntezeit einläutete.

Die Ureinwohner sind großteils ausgestorben, der Begriff ist jedoch geblieben. Und heute, Montag, ist es wieder soweit: Vollmond und Sommersonnenwende fallen auf einen Tag. „Ein so seltenes Ereignis, dass der Mensch es nur einmal in seinem Leben beobachten kann“, wissen die Forscher. Denn es tritt nur alle 70 Jahre auf.

Zahlreiche Feiern sind deshalb bereits angesetzt. Die größte findet natürlich im englischen Stonehenge statt, das als ganz besonderer Kraftort gilt. In Schweden wird der längste Tag des Jahres ganz tradtionell gefeiert – mit Tänzen um den Midsommarbaum, Blumenkränzen, Heringsschmäusen und ganz viel Alkohol.


Sechs Fakten zu dem Ereignis:

(1) Ganz so einfach ist es aber nicht. Der Name "Erdbeermond" bezieht sich nicht etwa auf die Mondfarbe, sondern auf einem Begriff einiger Indianerstämme in den heutigen USA. Sie bezeichneten jeden Mond, der im Juni zu sehen ist, wegen der Erdbeerernte als "Erdbeermond". Bei uns nennt man ihn den Rosenmond, wie das Planetarium in Wien erklärt. Anders gesagt: Der Mond mag zwar schön sein heute, aber rot wird er gewiss nicht sein.

(2) Der "Erdbeer-Vollmond" fand astronomisch nach unserer mitteleuropäischen Zeit am Montag um 13:02 Uhr statt, in England nach dortiger Zeit um 12:02 und in den USA (Ostküste) um 7:02. sehen konnte man nirgends den Vollmond, denn zu der Zeit war er auf der anderen Seite der Erde zu sehen. In Österreich konnte man ihn in der Nacht auf Montag nicht sehen (wegen des Wetters), für Montagnacht ist es eher ungewiss bis unwahrscheinlich.

(3) Die Sommersonnwende, also den Sommerbeginn, bezeichnet einen fixen Zeitpunkt, an dem die Sonne scheinbar ihren höchsten Punkt am Himmel erreicht. Der wird in der Nacht auf Dienstag, also am 21. Juni, um 0:34 Uhr unserer Zeit erreicht. In England findet das um 23:34 dortiger Zeit (Montag) und in den USA um 18:34 deren Zeit (Montag) statt. In England und in den USA kann man also mit Fug und Recht behaupten, dass Vollmond und Sommerbeginn am selben Tag stattfinden.

(4) Der längste Tag des Jahres ist naturgemäß dann, wenn die Sonne am höchsten steht. Tatsächlich ist der längste Tag in Österreich am 20.Juni; er dauerte 15 Stunden 54 Minuten und 30 Sekunden, wie Hannes Richter vom Planetarium in Wien berechnete. Der 21. Juni ist bereits um 2 Sekunden kürzer. Diese Merkwürdigkeit (längster Tag am Montag, Sommersonnwende am Dienstag) hängt bei uns mit der Sommerzeit zusammen. Sie verschleiert, dass ohne Sommerzeit "eigentlich" der Sommerbeginn bereits um 23:34 stattgefunden hätte. Alle Klarheiten beseitigt?

(5) Fix ist jedenfalls, dass so ein Zusammenfallen dieser Ereignisse selten vorkommt. In England war dies zuletzt 1967 so und wird erst 2062 so sein. In den USA hingegen gab es zuletzt 1986 so einen Fall, erklärte Hannes Richter vom Planetarium Wien.

(6) "An sich ist dieses Zusammentreffen irrelevant, es ist nur eine Kuriosität", sagt Richter. Es ist vergleichbar mit der Tatsache, dass erst wieder im Jahr 2049 an einem Freitag, den 13., auch ein Vollmond zu sehen ist. Fix hingegen ist: Die längste Jahreszeit des Jahres beginnt. Der Sommer dauert nun knapp 94 Tage.

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