2017-04-24

Riesiges Umweltproblem gelöst? - Kleine Raupe entpuppt sich als große Plastikfresserin


Larven der Großen Wachsmotte können Polyethylen verdauen, wie eine Forscherin herausfand. Das könnte ein riesiges Umweltproblem lösen helfen

Santander/Wien – So verhasst die Raupen der Großen Wachsmotten bei Imkern sind, so beliebt sind sie bei Anglern. Letztere verwenden die Larven, die auch als Bienen- oder Honigmaden bezeichnet werden, als Lebendköder zum Fischen. Imker hingegen bekämpfen die Tiere, weil sie an den Waben von Bienenstöcken knabbern und dabei auch Wachs fressen. 


Große Wachsmotten sind aber bei Wissenschaftern sehr beliebt und werden als leicht zu haltendes Versuchstier etwa für toxikologische Experimente eingesetzt. Dank einer eher zufälligen Entdeckung der italienischen Forscherin Federica Bertocchini könnte den Raupen nun aber noch eine weitere große Karriere in der Wissenschaft bevorstehen: als Modellorganismus für die Zerstörung von biologisch bisher kaum abbaubarem Polyethylen. 

Die Entdeckung könnte enorme Bedeutung haben: Weltweit werden rund eine Billion Plastiksackerln erzeugt, die zusammen auf 60 Millionen Tonnen kommen. Ihre Zersetzung dauert Jahrhunderte. Schon jetzt sterben Abertausende von Fischen und Vögeln, die oft qualvoll an dem unverdaulichen Stoff verenden. Zufällige Beobachtung einer Hobbyimkerin Bertocchini, die an der Universidad de Cantabria im spanischen Santander forscht, ist Hobbyimkerin. Und als solche entsorgte sie einige Raupen, die sich an den Waben gütlich getan hatten, in einem Plastiksack. Stunden später bemerkte sie Löcher im Plastik: Die nimmersatten Raupen machten anscheinend auch nicht vor dem synthetischen Polymer halt. 


Das kommt nun nicht ganz überraschend: Denn Wachs ist einerseits eine Art natürliches Polymer, also ein Stoff der – so wie Kunststoffe – aus Makromolekülen besteht. Und andererseits berichteten Forscher der Uni Stanford bereits Ende 2014, dass Enzyme im Verdauungsapparat der Dörrobstmotte ebenfalls geringe Mengen von Polyethylen abbauen können. Bisher effizienteste Plastikvernichter Die Raupen der Großen Wachsmotten entpuppten sich im Experiment freilich als besonders effiziente Plastikvertilger: Rund 100 Wachsmottenlarven verzehrten in zwölf Stunden etwa 92 Milligramm eines normalen Einkaufsackerls, berichten die Forscher im Fachblatt "Current Biology". "

Das ist ein sehr schneller Abbau, schneller als alles, was zu diesem Thema bisher wissenschaftlich veröffentlicht wurde", sagt Bertocchini. paolo bombelli Detailansicht des nicht allzu ästhetischen Verzehrvorgangs. Die Forscherin will mit ihren Kollegen der Uni Cambridge im Detail untersuchen, was im Verdauungsapparat der Raupen die langkettigen Moleküle auflöst. Das könnte ein Enzym im Speichel, aber auch im Darm sein. 

Wenn das klar ist, könne man an eine biotechnologische Lösung in größerem Maßstab denken. Eine Firma namens Baky hat sie mit ihrem Co-Autor Paolo Bombelli (Uni Cambridge) schon einmal gegründet. 

(tasch, 24.4.2017) 


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