2019-01-26

Andrea Riemer: Achtsamkeit … DER Erfolgsfaktor für 2019?


Der Beitrag erschien am 25.1.2019 unter: 
https://spirit-online.de/achtsamkeit-der-erfolgsfaktor-fuer-2019.html

DER Erfolgsfaktor Achtsamkeit – vom Schlagwort zum Leben

Achtsamkeit – für manche ein Sehnsuchtsort. Für andere ein schickes Schlagwort – vor allem am Beginn eines neuen Jahres. Viel ist über dieses neue Jahr in diversen Zirkeln geschrieben worden.

2019 wird natürlich keine Wiederholung von 2018.

Vielmehr erwartet man eine weitere Verdichtung und Beschleunigung der Energien im Großen wie im Kleinen. Umso wichtiger ist es, dass die/der einzelne Instrumente zur Hand hat, um heil der Ufer der Neuen Zeit zu erreichen.

Daher wird es über das Jahr verteilt, jeden Monat einen Essay zu Achtsamkeit geben.
 
Aus unterschiedlichen Perspektiven und auf unterschiedlichen Ebenen unseres Daseins beleuchte ich dieses Thema, stelle vor, erläutere, zeige Zusammenhänge auf, die so auf den ersten Blick oft nicht ersichtlich sind. Mir geht es um die Erfüllung des Begriffs mit Leben, mit Substanz.

Mir geht es um Möglichkeiten der Orientierung, der Einordnung. Ich meine, dass regelmäßig gelebte Achtsamkeit einer von mehreren Erfolgsfaktoren im Leben, in Verbindungen aller Art und im Beruf ist. Dafür bietet die Serie eine Fülle an Hinweisen, Instrumenten, Meditationen, Atemübungen etc., die sich leicht in den Alltag eingliedern lassen – und so Ihre Achtsamkeit ausweiten und Ihr Leben wieder ein Stück leichter macht.

2019 – ein weiteres Brückenjahr

Fangen wir am Anfang an – auch wenn manches auf den ersten Blick wie eine Wiederholung erscheint. Das Jahr 2019 ist noch jung. 

Natürlich ist 2019 eine Fortsetzung, doch mit anderen Energien als 2018. Es gibt mehr Kulmination dessen, was sich nun endgültig überlebt hat. 

Es gibt mehr Zwang und Druck im Kollektiv als 2018, wo manches doch noch irgendwie freiwillig ging. Es zeigt sich vieles rascher als noch 2018.

Was ich damit schreiben will, ist, dass wir mehr denn je aufgefordert sind, uns von alten Verhaltensweisen und Instrumenten endgültig zu verabschieden und mehr denn je im Hier und Jetzt leben. Wie bei Übergängen üblich, lugt das Neue schon da und dort hervor, noch ein bisschen wackelig. Und das Alte liegt in seinen letzten Zügen und mag und mag nicht so recht gehen.

Was ich damit auch schreiben will, ist, dass wir denn je aufgefordert sind, auf unsere Gedanken und Gefühle zu achten. Ansonsten manifestieren wir so irgendwie durch die Gegend. Denn – das Äußere ist eine Projektion des Inneren. Einfach, untrüglich, klar, bestechend, unnachgiebig. Da kann man herumdeuteln wie man will. Es ist so.

Keine ganz einfache Situation. Doch seien Sie versichert – Sie sind dabei nicht alleine. Wir sind sowohl im Einzelnen wie im Kollektiven von diesen Energien betroffen. Sehen Sie sie als Chance, als Möglichkeit, sich von innen her zu erneuern, denn – was Substanz hat, bleibt; was keine Substanz hat, geht – gleich welche Handstände Sie machen, damit es doch irgendwie mit einem Fitzelichen im Alten bleibt.

So – und nun fragen Sie berechtigt – was hat das alles mit Achtsamkeit zu tun? Mehr als es vielleicht den Anschein hat. Wenn rund um einen viel Vertrautes bricht, hilft es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich diesem zu widmen. Damit sind wir schon mitten in der Achtsamkeit. Lesen Sie weiter. 

Sie werden einiges sehr Brauchbares für dieses Brückenjahr 2019 finden.

Wir sind 2019 mehr denn je aufgefordert, uns von alten Verhaltensweisen und Instrumenten endgültig zu verabschieden und mehr denn je im Hier und Jetzt leben, denn der Druck wird beachtlich zunehmen. Achtsamkeit kommt dabei eine noch größere Bedeutung zu als bislang.

Was ist Achtsamkeit …

Achtsamkeit ist schlichtes Gewahrsein dessen, WAS JETZT IST.

Ja – Achtsamkeit ist schlicht, ist einfach. Es braucht nicht viel dazu, doch es braucht ein paar Instrumente. Warum schreibe ich das? Was ist für Sie die köstliche Nutzanwendung?

Achtsamkeit ist eine vielschichtige Eigenschaft im Verhalten, in der Wahrnehmung von einem selbst und von seinem Umfeld. Im Gedöns im Äußeren ist Achtsamkeit kaum lebbar, ja nicht einmal wahrnehmbar. Es braucht immer ein Innehalten, ein zumindest kurzes Verweilen im Moment, ohne ihn anhalten zu können, eine gewisse Ruhe und Stille. Achtsamkeit fällt nicht vom Himmel, sondern will regelmäßig geübt werden.

Dann sind Entfaltung und Erweiterung möglich, und seien diese noch so klein. Achtsamkeit wertet und verurteilt nicht. In den Achtsamkeit ist Unterscheidung möglich, ist die Überprüfung von Stimmigkeit möglich.

Die folgenden Facetten sind Ausdruck von Achtsamkeit

Klar sein, d.h. Gedanken und Gefühle sortiert haben; nicht unterdrücken und wegschieben, sondern innerlich fühlen, wo man gerade wie unterwegs ist.

Eindeutig sein, d.h. Gedanken und Gefühle reduziert haben und sich auf das Wesentliche im Moment fokussieren. Es gibt dann kein Gedankenkarussell und keinen Gefühlssumpf mehr – das Innere ist wie reines, klares Wasser.

Absichtsvoll sein, d.h. Gedanken und Gefühle zielgerichtet anwenden und nicht wie 1001 Pfeile durch die Gegend schießen, nach dem Motto ‚einer wird schon irgendwann irgendwie irgendwo treffen‘. Es ist wie beim Bogenschießen, wo die/der SchützIn sich körperlich einrichtet und positioniert, den Bogen samt Pfeil kraftvoll umfasst, das Ziel anvisiert wird und dann den Pfeil loslässt. Dann ist ihre/seine Arbeit getan. Im Flug ist dieser nicht mehr zu steuern. Vertraue der Absicht – das ist es. Daher ist es wesentlich, eine klare Absicht mit Gedanken und Gefühlen zu erzeugen. Dieses drückt sich dann als inneres Bild und/oder inneres Wissen aus.

Entscheidungen treffen, d.h. einen Weg beschreiten und alle andere beiseitelassen. Wenn der Pfeil losgelassen ist, dann lässt man ihn fliegen und fuchtelt nicht mehr hektisch in die Flugbahn. Was fliegt, das fliegt. Kein Infragestellen. Kein Zweifeln. Einfach vertrauen.

Im Hier und Jetzt sein, d.h. die Vergangenheit und die Zukunft ruhen lassen. Es geht darum zu erkennen, dass man zu mindestens 90 % die Vergangenheit in die Zukunft projiziert und damit der Gegenwart nur wenig Chance auf Entfaltung gibt. Dieses Verhältnis lässt sich durch gezielte Übungen deutlich zugunsten des Jetzt-Moments verändern.

Im Unterscheidungsvermögen sein, d.h. Bewertungen, Be- und Verurteilungen beiseitelassen. Sie sind meistens fremdkonditioniert, basieren auf Generationenvereinbarungen und kollektiven Normen. Was hat das mit Ihnen zu tun? Es geht darum, was stimmig für einen ist und was nicht. Dies kann heute so und morgen anders sein. Gleich, was aus dem Außen kommt, es geht um das individuelle Unterscheidungsvermögen. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern ist Ausdruck der Selbstliebe und der Selbstachtung.

Offen sein, d.h. Möglichkeiten zulassen. Fokussierung hat nichts mit Verkrampfung zu tun. Selbst wenn man absichtsvoll ist, ist eine gewisse Offenheit immer hilfreich, weil wir nie im Detail wissen, was für uns vorgesehen ist. Warum also nicht außerplanliche Hilfen annehmen? Bleiben Sie offen und aufmerksam.

Neugierig sein, d.h. bislang Unbekanntem Zugang gewähren. Wer immer den gleichen Weg geht, wird unachtsam und kann natürlich keinen neuen Weg erwarten. Neugierde hält achtsam und wach. Sie ist ein bisschen wie das Salz in der Suppe des Lebens und ein wesentlicher Teil von Achtsamkeit. Bleiben Sie neugierig-forschend.

Den eigenen inneren Zustand an Gefühlen, des Körpers und des Geistes wahrnehmend sein, d.h. bei sich bleiben und sich vom Außen nicht dauernd ablenken lassen. Vor allem die Smartphone-Mania lenkt unglaublich von einem ab. Wir sind vor allem in den vergangenen 20 Jahren unglaublich ablenkbar, sprunghaft, unkonzentriert geworden. Mehrheitlich sind Menschen auf Autopilot unterwegs. Dies ist auch durch die permanente Bespielung von verschiedenen Technologien wie Laptops, Notebooks, Smartphones und Tablets bedingt. Wer heute nicht im Internet ist, ist faktisch nicht existent. Was ich damit schreiben will – die Ablenkung von Außen hat sich ungleich vergrößert – bis hin zu Sucht. Dies beginnt bereits im Kindesalter. Eine Folge davon ist, dass Menschen sich in ihrer Gesamtheit nicht mehr fühlen und nur mehr sehr wenig wahrnehmen. Sie haben sich selbst verloren. Finden Sie sich gegebenenfalls wieder durch gezielte Achtsamkeitsübungen, die sie hier immer wieder im Angebot finden werden.

Achtsamkeit ist schlichtes Gewahrsein dessen, was jetzt ist. Klingt unspektakulär, doch es muss ja nicht spektakulär sein. Am raschesten lässt sich Achtsamkeit über den Atmen erkennen.

Warum ist Achtsamkeit so wichtig?

Ich schrieb am Beginn meines Essays über Achtsamkeit als Modeerscheinung. Falls Ihnen die vorab genannten Aspekte als Argumente zu wenig erscheinen, hier noch ein paar weitere.

Erkennen des persönlichen inneren Kompasses in einer sich verändernden Lebens- und Arbeitswelt. Wohin geht IHRE Reise … Was ist IHR Weg … Was ist IHR Sinn IHRES Lebens … das sind entscheidende Fragen.

Erkennen der eigenen inneren Mitte. Nur dann kann sie immer wieder gefunden und gelebt werden. Dies ist kein physischer Ort, doch ein gefühlter innerer Ort, der Ihnen Schutz gibt, wo Sie sicher, getragen und gehalten sind. Das ist viel wert in einer Zeit der großen Umbrüche. Sie brauchen daher nicht mehr im Außen danach suchen. Sie haben diesen Ort immer in sich mit an Bord. Pflegen Sie ihn.

Regulierung von Emotionen im täglichen Umgang mit sich. Wie oft ärgern Sie sich über sich, über andere? Gefühle sind wichtig. Sie bilden die Textur in unserem Leben, geben ihm Farbe und Tiefe. Doch es ist noch wichtiger, zu erkennen, dass Emotionen Gedanken sind, die mit Gefühlen ummantelt werden. Dabei gilt: das Gefühl überschreibt in der Reaktion immer den Gedanken. Das läuft oft unbewusst. Machen Sie sich dies bewusst und nutzen Sie die sich daraus ergebenden Möglichkeiten durch gezielte Achtsamkeit.

Umgang mit der immer höher werdenden Reizüberflutung, insb. durch Technologien wie Smartphones. Täglich entsperren in Deutschland Menschen bis zu 88 Mal ihr Smartphone. Was will uns das sagen? Liegt eine neue Suchtform vor? Wie gehen Sie mit der Reizüberflutung um? Fühlen Sie sich ‚abgeschnitten‘, wenn Sie mal eine Stunde nicht auf Ihr Smartphone gucken?

Wahrnehmung der Grenzen der eigenen Belastbarkeit. Burn out, Erschöpfungen und Süchte deuten an, dass die psychische Belastbarkeit in der heutigen Arbeits- und Lebenswelt sich markant verringert hat. Achtsamkeitsübungen bieten eine Möglichkeit, die innere Belastbarkeit zu stärken und gar nicht mehr in die diversen Ablenkungsfallen zu geraten.

Stärkung des Unterscheidungsvermögens in stressigen Situationen. Menschen reagieren vielfach über oder komplett unstimmig, weil sie in Bewertungen und Verurteilungen verfangen sind und noch nie etwas vom Unterscheidungsvermögen, das höchst individuell ist, gehört haben. Sie sind unfähig, durch die starke Reizüberflutung und den künstlichen Druck zu unterscheiden, ob etwas für stimmig ist oder nicht. Sie wissen nicht, wo sie diese Stimmigkeit finden können, weil sie ihr Körpergefühl verloren haben. Achsamkeitsübungen helfen dabei, dieses Unterscheidungsvermögen zu entwickeln und zu stabilisieren.

Trainieren des inneren Muskels (‚Seelenmuskulatur‘) für die individuelle Belastbarkeit, inkl. bewusstes Setzen von Grenzen und laufendes Verbindunghalten mit der eigenen inneren Mitte. Das Motto lautet: ‚Ein Nein zu Dir ist ein Ja zu mir‘. Eigenliebe ist noch immer nicht klar genug verbreitet und geübt. Achtsamkeit stärkt die Eigenliebe und macht den Unterschied zum Egoismus klar.

Stärkung der emotionalen Sicherheit. Wer ein geübtes Unterscheidungsvermögen hat, hat eine bessere Basis für emotionale Sicherheit und flattert nicht wie ein Blatt im Wind.

Salopp und auf den Punkt gebracht: Mit geübter Achtsamkeit schalten Sie den Autopilot aus und gehen auf Ihre innere Wahrnehmungsstraße, auf der Sie mitbekommen, was mit Ihnen und in Ihnen vor sich geht.

Wenn Sie über Achtsamkeit hinausgehen wollen, dann gehen Sie in den Zustand von Mindfulness. Das ist dann die Königsdisziplin, die Meisterklasse. Sie beobachten Ihren Strom an Bewusstsein, an Gefühlen, an Gedanken, an Empfindungen und meistern es, diesen Strom auch zu steuern. Dies ist als Anreiz gedacht. …

Achtsamkeit im Alltag: Wunschtraum oder machbar?

Doch lassen Sie uns vorher bei Achtsamkeit im Alltag verweilen. Wie lässt es sich im Kleinen mit Achtsamkeit beginnen?

Gestatten Sie mir dazu eine Frage an Sie. Wie war denn das heute am Morgen beim Aufstehen, als Sie Ihr Bett verließen? Waren Sie in Freude oder muffelig? Haben Sie sich auf den neuen Tag gefreut oder die Bettdecke nochmal über Ihren Kopf gezogen und den Wecker verflucht? Wie war das mit dem Blick in den Spiegel in Ihrem Badezimmer? Wer hat Ihnen da entgegengeblickt? … ja, Sie können dieses Spiel weiterspielen. Achtsamkeit hat auch mit Spiel zu tun.

Was ich schreiben will, ist, dass Routine in unserem Dasein uns Sicherheit gibt. Das ist in der Ordnung. Doch zu viel Routine macht oberflächlich und un-achtsam.

Also nochmal zurück auf Anfang. Wenn Sie aufwachen, strecken Sie sich. Fühlen Sie Ihren Körper. Haben Sie geträumt? Atmen Sie genüsslich durch. Strecken Sie sich nochmal. Stehen Sie langsam auf. Bleiben Sie am Bettrand kurz sitzen. Blicken Sie sich in Ihrem Schlafzimmer um. Ist es noch dunkel? Hat Dunkelheit nicht auch etwas Beschützendes? … Wenn Sie ins Bad gehen, machen Sie eine sanfte Beleuchtung an. Geben Sie Ihren Augen die Möglichkeit, sich an den neuen Tag zu gewöhnen. Lächeln Sie sich an. Ja – das hilft, auch wenn es ein wenig schief sein mag – es ist Ihr Lächeln.

Sie haben sich ja immer mit an Bord, auch wenn Sie es vielleicht vergessen haben. Waschen Sie Ihr Gesicht mit der Temperatur, die für Sie angenehm ist. Wenn Sie Ihr Frühstück zu bereiten, so Sie eines einnehmen, dann tun Sie dies einmal mit Liebe. Es ist Ihr Körper, dem Sie Treibstoff zuführen. Oder gehen Sie mit Ihrem Auto liebevoller um als mit Ihrem physischen Gefährt? …

Wie soll Ihr Tag heute gestaltet sein?

Ja – Sie haben es in Ihren Händen. … Und so können Sie weiter verfahren. Halten Sie während des Tages immer wieder innen. Atmen Sie mehrmals tief durch und pusten die Luft so richtig raus. Machen Sie die kleine Atemmeditation, die ich nachstehend beschreibe.

Am Abend, wenn Sie wieder nach Hause kommen. Wie war Ihr Tag? Was ist gelungen? Freuen Sie sich drüber. Was lief nicht so gut? Auch keine Sache. Morgen machen Sie es besser. Seien Sie dankbar dafür, was Ihnen heute widerfuhr. Es sind Erfahrungen, die Ihnen Erkenntnisse ermöglichen. Morgen machen Sie es wieder so oder eben anders.

Fühlen Sie Ihren Körper. Tut es wo weh? Können Sie ein paar Dehn- und Streckübungen machen, ein paar tiefe Atemzüge nehmen? Was essen und trinken Sie am Abend – Treibstoff und so, Sie wissen schon. Bevor Sie schlafen gehen – was machen Sie? Alkohol zur Entspannung? Ein Krimi, der mehr aufwühlt als beruhigt? Nachrichten schauen …

Ich mache Sie mit meinen Gedanken nur aufmerksam. Sie wählen für sich, was Sie machen. Das ist Achtsamkeit. Alles darf sein. Doch fragen Sie sich immer wieder nach dem Warum. Dann fällt vieles weg. Auch das ist Achtsamkeit, vor allem Achtsamkeit Ihnen selbst gegenüber. Es geht nicht um Moralisieren, ums Werten, Bewerten, Be- und Verurteilen. Nein – üben Sie sich im Unterscheidungsvermögen. Das ist es, was Sie zur Achtsamkeit hinführt.

Eine kleine Achtsamkeitsübung

Setzen Sie sich aufrecht hin. Halten Sie den Rücken gerade und legen Sie Ihre Hände locker auf Ihre Oberschenkel. Atmen Sie zwei, drei Mal tief durch die Nase tief ein. Lassen Sie den Atem durch den Mund langsam herausströmen. So holen Sie sich zu sich ‚herein‘.

Beim dritten Ausatmen schließen Sie Ihre Augen. Bleiben Sie locker dabei. Fühlen Sie die Sitzfläche unter Ihrem Gesäß; nehmen Sie den Boden unter Ihren Füßen wahr. Zwickt es wo, z.B. im Nacken oder in den Schultern. Nehmen Sie auch das wahr. Knurrt Ihr Magen? Rumort Ihr Bauch? Auch das darf sein. Alles darf im Moment sein. Nehmen Sie einfach wahr, was ist. Und atmen Sie sanft weiter.

Danach konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem, nur auf Ihrem Atem. Wie er einströmt durch Ihre Nase, sich über Ihren Brustkorb weiterbewegt und bis in den Unterbauch fließt. Dann halten Sie ihn ganz kurz – und lassen ihn durch den leicht geöffneten Mund ausströmen.

Wenn Sie das fühlen, dann beginnen Sie, Ihre Atemzüge zu zählen. Von eins bis zehn. Machen Sie das dreimal. Bleiben Sie, so gut wie möglich, bei Ihrem Atem. Am einfachsten ist das möglich, wenn Sie Ihren Atemstrom in Ihrem Körper mitbegleiten.

Sollte sich ein Gedanke oder ein Gefühl einschleichen, dann lassen Sie beides da sein. Registrieren Sie beides mit einem kurzen Aha und gehen zu Ihrem Atem zurück. Sie holen sich damit wieder zu sich in Ihre innere Mitte zurück. So einfach ist das.

Wenn Sie dreimal durch sind, dann öffnen Sie Ihre Augen und nehmen Sie sich und Ihren Körper wahr.

Seien Sie stolz auf sich – Sie haben die erste Achtsamkeitsmeditation mit Bravour gemeistert. Spielen Sie damit immer wieder. Beobachten Sie. Unterscheiden Sie. Diese unscheinbare Übung ist die Grundlage für weitere Meditationen, die Sie immer wieder am Ende des Essays zu Achtsamkeit finden. Fröhliches Üben – denn Freude vervielfacht den Effekt.

Ein kleiner Zusatzgedanke

Seien Sie nicht zu streng mit sich, wenn sich Gedanken und Gefühle in die kleine Übung einschlichen. Das ist normal. Es ist keine Schande und auch kein persönliches Defizit. Meditation ist kein Wettbewerb, sondern ist höchst individuell. Erstens braucht es ein bisschen Übung, um die Gedanken zu beruhigen. Zweites gibt es Tage, wo dies leichter ist und Tage, wo es schwieriger ist.

Druck bewirkt Gegendruck und die gedanklichen Rabauken machen sich noch mehr wichtig als sie tatsächlich sind. Es ist unwahrscheinlich, dass Sie gar keine Gedanken haben, selbst wenn Sie schon geübt sind in Meditieren. Wir haben uns nicht im Griff. Vielmehr haben uns die Gedanken in Griff. Wenn es gelingt, diesen Griff zu lockern und sanft zu machen, dann haben Sie bereits viel an Qualität in Ihrem Sein gewonnen.

Ich meditiere regelmäßig seit mehr als 20 Jahren, habe verschiedenes durchprobiert. Doch 30 Atemzüge ablenkungsfrei habe ich selten gemeistert. Es geht bei dieser Übung um etwas ganz anderes:

Ich will sie motivieren, Ihrem Geist bei seiner Arbeit zuzusehen.

Damit gelingt es, eine gewisse Distanz zu den Gedanken und den oft damit einhergehenden Gefühlen zu erschaffen. Das meine ich mit dem Lockern des Griffs.

Wenn Ihnen das für den Anfang gelingt, dann haben Sie sich selbst wohl getan. Dann haben Sie Ihren ersten persönlichen Erfolg durch Achtsamkeit.

Im nächsten Beitrag geht es um „Können Kinder Achtsamkeit erlernen und leben?
Meditation als natürlicher Zustand für Kinder; Achtsamkeit lernen z.B. durch die Natur, durch den gegenseitigen … und es wird kleinen Übungen für Kinder geben, die zeigen, wie leicht es ist, viele Konflikte und viel Unruhe erst gar nicht entstehen zu lassen, wenn bereits bei Kindern die innere Haltung geschult wird.

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Andrea Riemer bietet auf der Beratungs- und Schulungsplattform XPERTyme regelmäßig 30-minütige Webinare zum Thema

Webinarserie: 2019 – Das Jahr der Achtsamkeit: Vom Schlagwort zum Leben

Wie aus einem Schlagwort etwas Lebensbereicherndes wird – an.
Weitere Informationen dazu finden Sie >>> HIER und >>> HIER

25.01.2019
Andrea Riemer
www.andrea-riemer.de

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