2019-03-23

Heike Kühnemund: Eine neue Zeit?


Sind wir noch hier? Was schwingt da gerade? Ist das, was uns so lange als „das Leben“ vorkam, jetzt am Auflösen? Geht Vergangenes … einfach so? … Was bleibt?

Tja, was bleibt … ich habe keine Ahnung. Momentan fühle ich mich noch seltsamer als sonst. Oder anders ausgedrückt, ich kann gar nicht so richtig definieren, was da alles da ist (oder auch wieder nicht da ist). Die letzten Tage und Wochen waren ein einziges Hin und Her. Mal hierhin, mal da hin, dies ausprobieren, jenes testen, was geht, was müsste doch gehen, wo will ich nun endlich hin …

Na ja und so weiter. Vielleicht kennst du das ja auch.

Doch ich stehe immer noch hier, habe das Gefühl, die letzten Wochen (bzw. der Winter) waren eher Monate, dieses intensive Hinabtauchen, diese gefühlt lange Zeit des Nichts hat geschlaucht und manchmal fühlte ich mich zutiefst allein (also ehrlich, nicht nur manchmal, sondern ziemlich oft). Da war niemand. Da war nichts. Da war nicht mal ich und das, was ich schon glaubte, von mir leben zu wollen. Keine Idee, wie weiter. Keine Perspektiven. Keine Veränderungsmöglichkeiten. Und schon hat mich eine meiner größten Ängste im Griff, die Angst, dass sich eben nichts verändert.

Viele Texte schreiben von neuen Zeiten und vielen Toren. Ich suchte danach, ja es hilft mir, wenn gefühlt nichts anderes da ist. Und doch komme ich hier oft an meine Grenzen, denn ich fühle eben manchmal anders oder nichts dazu oder komme mir komisch vor, wenn ich eben noch nicht die neue Zeit sehe oder den inneren Frieden wieder verloren habe (oder dieser gerade nicht fühlbar ist).

Ich hatte in dieser Zeit nicht mal Lust, draußen zu sein. Da, wo ich sonst am besten auftanken kann, sich vieles wieder richtet, nicht mal das war möglich. Die letzten Tage geht es ein wenig besser. Die Sonne lockt. Nur mein Körper kann nicht so, wie ich eigentlich wollte. Der Vollmond, die Tag-und Nachtgleiche, die Portaltage sind sehr intensiv spürbar. Ich komme mir vor wie zwischen den Feldern herum schwankend. Da war ein plötzlicher Schwindel, als ich im Wald unterwegs war. Hätte ich nicht meinen Wanderstock dabei gehabt, wäre ich sicher gestürzt. Es war wie eine Zeitlinienverschiebung oder ein neues Einrasten – echt heftig. Mein Sehen ist auch seltsam, verschwommen, unklar. Gestern beim Autofahren hatte ich mehrere Situationen, wo ich immer einen Tick zu langsam reagierte. Zum Glück ist nichts passiert. Der Hals schmerzte tagelang, die Zunge war wund, immer wieder auch ähnliche Symptome, manchmal über Wochen, nichts half. Bis die Beschwerden dann irgendwann einfach weg waren.

Mir stellt sich die Frage: Was nun? Wie geht es weiter? Wenn sich Altes auflöst, bleibt oft ein leeres Feld zurück. Das kenne ich ja schon. Doch wenn dann gleichzeitig immer wieder das Gefühl da ist, nicht mehr am rechten Ort zu sein und noch viel mehr in sich zu haben, was man leben möchte, dann ist schnell der Punkt gekommen, wo die Ungeduld überhand nimmt und alles „schön reden“ nicht weiter hilft. Dann fällt mir auf, dass einige Dinge, von denen ich meinte, dass sie mein Leben ausmachen, nicht passen. Auch diese gehen oder wollen angeschaut werden.

Ich finde, es ist nur allzu menschlich, nicht weiter zu wissen. Wir haben dies so eben noch nie erlebt. Von daher ist es kein Wunder, wenn man das Gefühl hat, herum zu schwimmen, nicht zu wissen wohin, sich selbst zeitweise nicht mehr zu kennen oder in der Verzweiflung der Dunkelheit zu versinken. Meines Erachtens ist es niemanden geholfen, sich selbst zu verurteilen oder immer wieder das Thema Ego (und was es alles nicht soll) als Hauptursache hervor zu holen. Ich glaube, da ist einfach so viel mehr und jeder, der sich zu diesen Prozessen äußert, spricht seine Wahrheit aus und nur das, was er in dem Moment sieht und wahrnimmt. Also auch hier, unbedingt abgleichen und hinein fühlen.

Ich erlaube mir mittlerweile, dass ich alles sein, alles denken und alles sagen darf. Das, was in mir schwingt, will da sein dürfen. Auch jede Wut, jede Trauer, jeder Schmerz will gefühlt werden. Natürlich auch jede Freude

Bin ich nun auf neuen Wegen unterwegs? Ist das die neue Zeit?

Eine klare Antwort habe ich derzeit (noch) nicht. Es ist etwas anders – ja. Viel nicht mehr da, ok. Immer wieder das leere Feld und Nebel, die mir die Sicht noch zu versperren scheinen. Kurzzeitig sind da Lichtblitze, schnell aber wieder weg, nicht beständig. Ich weiß nur eins, ich fühle mich unterfordert, denn in mir ist mehr, als ich gerade leben kann. Mehr Power, mehr Freude, mehr Leichtigkeit, mehr Lust, etwas ganz Neues anzupacken und mehr Lust auf ein neues Miteinander, vor Ort.

Was kann helfen?

Es hilft das Erinnern, dass immer es wieder Licht wird, auch wenn es manchmal echt schwer ist.

Kleine Schritte gehen, hilft auch.

Loslassen und alles, was war als das zu sehen, was auch das eigene Leben ausmacht. Auch wenn man manchmal nicht versteht, warum es so sein sollte.

Anzunehmen, dass auch sogenannte Fehler nötig sind, um zu erkennen und zu wachsen.

Sich selbst nicht dafür verurteilen, dass man so ist, wie man ist.

Unbedingt darauf achten, sich nicht zu vergleichen (das fällt mir besonders schwer ).

Sich an Momente erinnern, die etwas in einem zum Leuchten bringen (bei mir z.B. meine Frido-Bücher und die Momente, als diese entstanden).

Natur, Tiere, Pflanzen

Zeit nehmen, Stille aushalten

über das, was einen bewegt sprechen oder schreiben

Entscheidungen revidieren und neue treffen

sich zugestehen, dass jeder Moment anders ist und alles immer wieder neu begonnen werden kann

sich annehmen, wie man ist => alles darf sein! (nur nicht verbiegen, anpassen oder meinen, dass man dies oder jenes nicht darf, weil …)

Nun, die neue Zeit oder besser dieser Zeitenwechsel ist da, so oder so. Was sich zeigt und wo dieser uns/mich hinführt, wir werden sehen …

Ich hatte eben mal wieder Lust, dies alles aufzuschreiben, obwohl ich das so nicht mehr wollte. Doch wer weiß, vielleicht sind ja manchmal solche Pausen nötig …


Goldenes Abendlicht

PS: Eine Unterstützung durch eine Spende ist immer willkommen

PPS: Möchtest du dich von Frido verzaubern lassen? Meine beiden Bücher kannst du gern bei mir bestellen … … ich freue mich, wenn ich dich im Herzen berühren und dich erinnern darf
Mit Frido unterwegs

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