2019-11-19

Epstein-Opfer-Anwältin nach Prinz Andrews Interview: Nicht glaubwürdig, er soll sich dem FBI stellen


Prinz Andrew soll dreimal mit der minderjährigen Virginia Guiffre [früher Roberts] Geschlechtsverkehr gehabt haben. Roberts erklärte, als Sexsklavin von Jeffrey Epstein ausgenutzt und auch an Prinz Andrew weitergereicht worden zu sein. Prinz Andrew stellte sich nun in einem Interview den Vorwürfen, aber machte damit alles nur noch schlimmer. Eine Anwältin, die Epstein-Opfer vertritt, meint, dass er wenig glaubwürdig wirkte.

Der Fall sorgt massiv für Schlagzeilen: Jeffrey Epstein, der einflussreiche Pädophile, der mit seiner Partnerin Ghislaine Maxwell einen Sexring zur Ausbeutung junger, oftmals minderjähriger Mädchen betrieben haben soll, die er an mächtige Freunde vermittelte. Einer dieser Epstein-Freunde, der solche Sexdienste in Anspruch genommen haben soll, ist Prinz Andrew. Er beschert dem Königshaus seit Monaten schlechte Publicity. Wie Virginia Giuffre behauptet, habe er "einmal mit ihr in Ghislaine Maxwells Haus in London geschlafen, einmal in New York in Epsteins Villa und einmal auf seiner Privatinsel in einer Gruppe von sieben oder acht anderen Mädchen".

Als die BBC-Interviewerin ihn mit den Schilderungen Virginia Guiffre konfrontiert, die angibt, mit Prinz Andrew in einem Club getanzt zu haben, er stark schwitzte, entgegnete er, dass er damals aus gesundheitlichen Gründen quasi nicht in der Lage gewesen sei zu schwitzen. Das habe sein Körper erst mit der Zeit wieder gelernt. Auch trinke er ja gar keinen Alkohol.

Ich nicht weiß, wo sich die Bar in Tramps befindet. Ich trinke nicht, ich glaube nicht, dass ich jemals ein Getränk in Tramps gekauft habe, wenn ich dort war.

Konfrontiert mit einem Foto, das ihn hinter Virginia Roberts Giuffre zeigen soll, mit seiner Hand auf ihrer nackten Taille und Ghislaine Maxwell im Hintergrund, und der Frage, wie er die Aufnahme erklären könne, sagt er:

Ich habe keine, ich wiederhole, ich habe absolut keine Erinnerung daran, dass dieses Foto jemals aufgenommen wurde. [...] Das bin ich, aber ob das meine Hand ist oder ob das die Position ist, die ich ... aber ich habe nicht ... Ich kann mich einfach nicht erinnern, dass das Foto jemals aufgenommen wurde.

Er habe außerdem "keine Erinnerung daran, diese Dame jemals getroffen zu haben, überhaupt keine".

Außerdem beteuert er zum besagten Datum, in der er mit Guiffre verkehrt haben soll, zu Hause gewesen zu sein. Er sei bei den Kindern gewesen und habe seine damals 12-jährige Tochter Beatrice zu einem Pizza Express in Woking zu einer Party gegen 16 oder 17 Uhr mitgenommen. Er versicherte, dass er "absolut kategorisch sagen kann, dass dies nie passiert ist", womit er die Anschuldigungen von Virginia Giuffre meinte, laut denen er zwischen 1999 und 2002 Sex mit ihr hatte.

Außerdem beteuert er, von Epsteins Machenschaften nichts gewusst und auch bei seinen teilweise tagelangen Besuchen von dessen Wohnsitzen nichts Auffälliges bemerkt zu haben. Er habe die Freundschaft zu Epstein (laut seinen Aussagen seit 1999) geschätzt, weil dieser "die außergewöhnliche Fähigkeit besaß, außergewöhnliche Menschen zusammenzubringen.

Ich ging zu den Dinnerpartys [von Epstein], bei denen man Akademiker, Politiker und Menschen der Vereinten Nationen traf. Ich meine, es war eine kosmopolitische Gruppe, die ich als US-Eminente beschreiben würde. [...] Ich war in den frühen 1980er Jahren ziemlich lange Single, aber nachdem ich geheiratet hatte, war ich sehr glücklich, und ich hatte nie wirklich das Bedürfnis zu feiern, und auf jeden Fall ging es bei Jeffrey nicht darum zu feiern, absolut nicht.

Als Epstein allerdings 2006 im Zusammenhang mit der sexuellen Ausbeutung Minderjähriger angeklagt wurde, habe er den Kontakt zu ihm abgebrochen. Zu einem Bild, das Jahre später, 2010, von ihm und Epstein in New York entstanden ist, sagte er, dass er ihn dort besucht hat, um offiziell und persönlich die Freundschaft zu beenden, blieb aber auch da mehrere Tage lang in Epsteins Haus.

Die Reaktionen auf das Interview seitens der Presse und in den sozialen Medien sind verheerend. Einerseits wird kritisiert, dass er sich nicht genügend von Epstein distanziert und sein Verhalten verurteilt sowie den Opfern kein Mitleid entgegenbringt. Auf der anderen Seite empfinden viele seinen Auftritt und seine Aussagen alles andere als glaubwürdig. Im Netz werden auch Bilder verbreitet, die Prinz Andrew in einem anderen Licht darstellen, als den Saubermann, den er vorgibt zu sein.

So auch Lisa Bloom. Sie vertritt als Anwältin fünf von Epsteins angeblichen Opfern. Auch sie sagt, dass Prinz Andrew in seinem Interview einen "völligen Mangel an Mitgefühl für die Jeffrey-Epstein-Opfer" zeigte.

Epstein starb am 10. August in einem New Yorker Gefängnis, während er auf den Prozess wegen Sexhandel wartete. Sein Tod wurde von einem Gerichtsmediziner der Stadt als Selbstmord eingestuft.

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