2020-03-28

Heute: Himmels-Rendevouz von Venus, Mond und den sieben Schwestern


Der 28. März 2020 ist der Tag der Astronomie.

Und an diesem haben wir eine ganz besondere Sternenkonstellation: Mondsichel, Venus und die Plejaden werden sich gegen 20:00 Uhr auf wenige Grad treffen. Das kommt nur alle paar Jahre vor!

Mond und Venus sind ja den meisten hinlänglich bekannt, weniger aber vielleicht die Plejaden, die auch die „Sieben Schwestern“ genannt werden. Sie sind ein offener Sternhaufen, der mit bloßem Auge gesehen werden kann.

In der griechischen Mythologie spielten sie eine bedeutende Rolle im Aphrodite-Kult. Sie sind wunderschöne Nymphen und werden Merope, die Eloquente, Alkyone, die dem Sturm gewahr ist, Asterope, die Funkelnde, Celaeno, die Dunkelhäutige, Elektra, die hell Scheinende, Maia, die Mutter bzw. Amme oder Nährende und Taygete, die mit dem langen Hals genannt.

Kalendersterne markieren Zeit der Aussaat

Die Plejaden haben eine große mythologische und astrologische Bedeutung, denn sie markierten bereits im 3. Jahrtausend v.u.Z. den Beginn des Frühlings. Sie wurden wegen ihres regelmäßigen Auf- und Untergangs im Frühjahr bzw. Herbst in vielen alten Kulturen als Kalendersterne erwähnt. Mitte bis Ende März erscheinen sie letztmalig am Abendhimmel, damit begann die Zeit der Aussaat. Wenn Mitte Oktober die Plejaden erstmals am Nachthimmel wieder aufgingen, endete das landwirtschaftliche Jahr.


Also die Menschen sehr früher Kulturen standen offenbar nicht nur staunend unter dem Sternenhimmel, sondern wussten ihn auch sehr praktisch zu deuten.

Interessant: Sie werden in vielen Kulturen als weiblich angesehen: In Indien heißt der Sternenhaufen „Krittika“ – die sieben Jungfrauen, in Tschuktschen (Nordostsibirien) ist es das „Sternbild der einsamen Mädchen“, die Maori in Neuseeland interpretierten sie als eine Mutter mit sechs Töchtern, für die australischen Aborigines sind sie geweihte, heilige Mädchen, die auf einem „corrobori“, einer großen Stammesversammlung spielen, für die samischen Stämme sind eine Gruppe von Jungfrauen, für einige indigene Völker Nordamerikas heilige Tänzerinnen.

Schon auf der ältesten Sternenkarte der Welt

Ein bedeutendes, vermutlich der Astronomie dienendes Objekt aus Mitteleuropa ist die Himmelsscheibe von Nebra, eine 3700 bis 4100 Jahre alte kreisförmige Bronzeplatte mit Applikationen aus Gold, die älteste bisher bekannte, konkrete Himmelsdarstellung.

Eine Gruppe von sieben eng beieinander liegenden Punkten wird mit den Plejaden identifiziert und diese werden in Verbindung mit dem zunehmenden Mond gezeigt, also eine Konstellation, wie wir sie heute Nacht haben werden.

Und das hat schon einen eindrucksvollen historischen Charakter.

Der WWF ruft jedenfalls für heute Abend von 20:30 bis 21:30 Uhr zur weltweiten „Earth hour“ auf:

Es soll die Beleuchtung reduziert werden – ein guter Anlass, um auf das leidige Thema der Lichtverschmutzung hinzuweisen. In Zeiten wie diesen ist es wahrscheinlich auch ganz gut, eine Stunde lang in die Stille der Dunkelheit zu kommen und unser Augenmerk auf „höhere Sphären“ zu lenken.

Geliebte und Mutter und Schwestern

Jetzt „treffen sich“ also die zwei Himmelsgestirne Venus und Mond, die als die weiblichsten gelten, mit den Sieben Schwestern.

Also sie treffen sich nicht wirklich, das tun sie aus unserer Erd-Wahrnehmung. Da stehen wir auf Mutter Erde (auch weiblich) und schauen hinaus ins große weite All.

Da ist zum einen heute Abend ein astronomisches Phänomen.

Hat uns das was zu sagen?

Früher, da war das ja EINS, die Astro-nomie und die Astro-logie, also das Berechnen der Sterne – und das Reden über sie = „Deuten“.

Ich kann mir da einfach so meine Gedanken machen, aber in der Astrologie kenn ich mich nicht aus (ebensowenig wie in der Astronomie). Ich kann nur stehen und schauen und staunen.

Daher hab ich mich mit einer astrologisch sehr bewanderten Freundin ausgetauscht.

Also: Es gibt eine Mond-Venus-Konjunkton im Sternzeichen des Stiers. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Frau – als sinnliche Geliebte (Stier-Venus) in „Verbindung“ (und nicht in die übliche Spannung) mit der Mutter (Mondin) kommt – und so als Einheit den Frühling beginnen. Und Frühling ist ja immer ein Neubeginn.

Dazu ist wohl ein Hinschauen auf unser Bindungen und Vorstellungen angebracht, besonders, was unsere weiblichen Rollen anbelangt. Unsere Vorstellung vom angeblich „perfekten“ Frausein. Vor allem auf das, was ja nicht „naturgegeben“ ist, sondern vor allem diese 2.ooo Jahre alten christlichen Einimpfungen von „Gut & Böse“ und allen patriarchalen Zuschreibungen und Erwartungen betrifft.

Und die sieben Schwestern sind als Zeuginnen dabei! Und summen vielleicht leise ins weite All: Alle Menschen werden Schwestern!

Und wenn die Plejaden in frühen Kulturen die Zeit der Aussaat markieren, kommt mir auch noch der Gedanke, was wir nun säen wollen.

Das alles, einfach einmal zum Nachdenken und Hineinspüren in dieser so spannenden Zeit der Menschheitsgeschichte.

Vielleicht willst du aber auch nur rausgehen und spüren und schauen, in der Stille, die uns diese tausendfache Quarantäne beschert. Und dich bereit machen für eine neue Welt, die jede(r) einzelne von uns gerade mitschöpft.

Sterne schauen!

Wenn also heute Abend gutes Wetter ist, was können wir dann am Himmel sehen?

Zwei helle Objekte ziehen die Blicke auf sich:

Über dem südwestlichen Horizont leuchtet die schmale Sichel des zunehmenden Mondes. Direkt darüber glänzt Venus, diese ist im März besonders prächtig zu sehen, als gleißender Abendstern im Westen.

Und nur eine Handbreit über der Venus macht sich die kleine Sternengruppe der Plejaden bemerkbar. Im Teleskop zeigt sich Venus dann übrigens wie ein kleiner Halbmond.

Das Dreigestirn steht etwa 30° hoch im Westen und lässt sich mit ausgestreckter Faust abdecken.

Als Draufgabe ein deutliches Erdlicht auf der dunklen Mondseite, und links oberhalb die Hyaden, der flächenmäßig größte Sternhaufen am Himmel.

Sein schräges V bildet den Kopf des Stiers. Mond und Venus halten sich derzeit im Sternbild Stier auf. Sein hellster Stern Aldebaran steht ein Stück links vom Mond im Vordergrund. Er ist der „rote Riese“, sein rötliches Leuchten deutet das blutunterlaufene Auge des Tieres an.

Das alles ist, auch wenn die Nacht wegen der Stadtbeleuchtung sehr hell ist, mit einem gewöhnlichem Fernglas ganz ausgezeichnet zu sehen – vorausgesetzt die Nacht ist nicht bewölkt.

Hinweis: Um 30° hoch im Westen leichter zu finden: Wenn ich ganz gerade in den Himmel hinaufschaue und dann den Kopf genau nach Westen drehe, hat mein Blick 90o gestreift. Ein Drittel davon wieder nach oben geschaut, vom Westen gerechnet, sind 30°.

Und noch was: Wenn der Mond zwischen den beiden Sternhaufen („Goldenes Tor der Ekliptik“) durchgewandert ist (um 2:oo Uhr morgens), ist es Zeit die Uhr um 1 Stunde auf MESZ vorzustellen.

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Mehr zu den erwähnten Göttinnen:
Aphrodite
Plejaden

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Bildquellen:
Himmelsscheibe von Nebra / Dbachmann / commons.wikimedia.org
Pleiades large / NASA, ESA, AURA/Caltech, Palomar Observatory / commons.wikimedia.org
universe-2581135_1920 / adonesFAO / pixabay.com
Pleiades (star cluster) / Hugo Grotius / commons.wikimedia.org

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