2020-08-09

Alexander Berg: Gewohntes loslassend, mal darauf herumgedacht


(v1.1) Wer sich jetzt auf ein geschichtliches Herunterbeten freut, mag an dieser Stelle gleich enttäuscht werden, dienen die Inhalte der Geschichte lediglich zur Herleitung eben jener Ebene, wo sich die Prinzipien ein Stelldichein geben und wo der eigentliche Veränderungsprozess stattfindet, aus denen die vielen Geschehnisse sicht- und spürbar hervorgehen.

Damit eine Entwicklung stattfinden kann, dient Geschichte dazu, die Muster darin zu erkennen und die richtigen(!) Fragen zu stellen. Es geht also nicht ums Wetteifern um das „letzte“ Detail oder die finale Antwort, wer letztlich an allem schuld sein soll oder was üblicherweise noch so damit veranstaltet wird.

Auf diese Weise drehen sich die „Experten“ nur im Kreise, nicht selten auf der Suche nach all jenen, die ihnen ihre Aufmerksamkeit schenken oder mit andern wetteifern zu müssen.

„Okay. Sie haben nun einen dreistündigen Vortrag über die Weltgeschichte gehalten, haben Sie sich schon mal die Frage gestellt, warum immer wieder die prinzipiell gleichen Phänomene, wie bspw. Kriege auftreten, und welche Ursachen dafür verantwortlich sind?“

„Nein“, war zum damaligen Zeitpunkt die Antwort des Vortragenden.

Die Frage nach dem „Warum“ dreht sich nicht darum, wer zum Zeitpunkt X mit wem verbandelt war oder welches Gift (aus welchen Inhaltsstoffen) der oder der bekommen hat, um den Thron freimachen zu wollen, oder was es sonst noch so an „spannenden“, wenn auch wenig lehrreichen Geschehnissen gibt.

Die Frage nach dem „Warum“ führt unweigerlich zu den menschlichen Denk- und Verhaltensweisen, für den gewohnten Denker allerdings nur zu den vermutlichen Schuldigen. Der gewohnte Denker entwickelt dadurch eine starke Neigung für Waschmaschinendrehungen und Karussellfahrten.

Der gewohnter Betrachter wiegt sich meist darin, welche Intrigen den Szenarien vorausgegangen sind, also noch bevor es „Knall!“, „Bumm!“ und „Peng!“ oder auch „Blubb Blubb“ (Titanic) gemacht hat – beginnend mit der ersten „Pompfe“.

Treffen sich zwei Neandertaler, sagt der eine: „Gestern war alles besser.“ Der andere schaut: „Was ist denn ‚gestern‘?“

Geschehnisse liegen bekanntermaßen meist in der Vergangenheit und somit ist es keine Kunst, sich – notfalls bis zum Exzess – damit auseinanderzusetzen, um irgendwann als der beste Experte (im Aufsagen) hervorzugehen (Vorausgesetzt es wurde nicht gelogen.). Sichtlich scheint man sich damit zufrieden zu geben und so drehen sich viele fleißig in der Waschmaschine aus Intrigen und unbedingt zu beweisenden Verschwörungstheorien.

Durch die Frage nach den menschlichen(!) Ursachen – zu finden in den über tausende von Jahren unhinterfragten Denk- und Verhaltensweisen, ist es vollkommen Wurst, wer dokumentiert hat, ob Gewinner oder Verlierer, da diese auch nur auf den gewohnten Denk- und Verhaltensweisen beruhen und nur Rollenspiele sind.

Im gewohnten Rahmen wird nach der Enttarnung der „Bösewichte“ dann vollmundig von „Wahrheit“ gesprochen und sich anschließend wieder auf die Suche gemacht, um die nächsten „Lügner“ beim „Lügen“ erwischen zu wollen.
„Wahrheit“ und „wahre Aussage“ sind jedoch zwei verschiedene Paar Schuhe und führt bei Verwechslung zum Kreisverkehr. So am Rande.

„Wahrheit ist das, was funktioniert.“ Ernst von Glasersfeld

Die Frage, warum sich kaum jemand in der gewohnten Gesellschaft auf die Suche nach der Ursache all dieser dokumentierten Phänomene gestellt hat – jetzt mal ungeachtet der dokumentierten Naturphänomene – ist schon erstaunlich.

Erst mit der „richtigen“ Frage kommt man weiter, nicht mit der gewohnten Art und Weise der Fragestellung, der meist die Hoffnung auf Entdeckung des schuldigen Hauptverantwortlichen vorausgeht.

Es kann gut sein, dass es viele gar nicht verstehen (werden), was wiederum daran liegt, dass diese Art und Weise des Herangehens nicht gelehrt und nicht gelernt wurde, dass die Masse arbeiten und Geld verdienen soll und nicht das System zu hinterfragen hat, mit dem sie durch ihre Denk- und Verhaltensweisen (selbstentschlossen) verwoben ist.

Das System, in dem sich die Mehrheit bewegt, ist so trickreich, dass man nicht einfach von einem oder ein paar „Schuldigen“ sprechen kann, es ist eine Beziehung aus auf Belohnung hoffende Untergebene und ihren sie belohnenden und auch bestrafenden Vorgesetzten.

Wer meint diese Nummer mit Hilfe „gerechter Gesetze“ und „gerechten Vorgesetzten“ in den Griff bekommen zu wollen, mag sich an diesem Punkt sagen lassen, dass die Gesetze stets von Menschen gemacht sind, die selbst unter dem Einfluss des Systems entstanden sind.

Meist, um an den wohlwollend vereinbarten oder überlassenen „Vorzügen“ (Privilegien, wie Macht, Teilnahme am Geldsystem, der Glaube an Eigentum und Besitz, Hab und Gut und der kollektiv vereinbarten Vorstellung, dass jemandem etwas oder jemand gehören würde agieren) teilhaben zu können.

Was weitläufig unter „Gerechtigkeit“ verstanden wird, ist bei genauerem Hinsehen nur grober Unfug, gleich wie viele daran glauben mögen, da es in der Regel meist darum geht, nur mehr zu bekommen, als der andere, was fälschlicher Weise unter „Vernunft“ verstanden wird oder um „gerechte Strafen“.
Gerechtigkeit hat weder etwas mit Strafen oder noch mehr von etwas zu tun.

Sicher mag es einen Haufen Hinweise geben, aus denen hervorgeht, dass etwas nicht stimmt. Jedoch zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass die reine Feststellung von Unsäglichkeiten keineswegs ausreicht, um alsdann von der Hoffnung auf ein „gerechtes“ Vorgestern sprechen zu wollen.

Gerechtigkeit kann noch nicht einmal gefordert oder erwartet werden, wenn sie von den „Fordernden“ nicht selbst sichtbar vorgelebt wird, existiert sie nicht wirklich, was sichtlich aus dem ersten Artikel der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hervorgeht.

Gleiches trifft auf Vernunft und Gewissen zu, die mit der Gerechtigkeit eng verbunden sind und nichts mit „möglichst oder wenig viel von etwas“ zu tun haben und auch nicht mit gespielter Sorge um den Menschen und das Leben, während beim „Einkauf“ sich jeder der Erste ist, damit er das „kriegt“, was er unbedingt „haben“ will – während er nicht weiß, dass er sich anerzogen selbst versklavt.

„Wir wollen, dass ihr es mal besser habt, als wir“, ist demnach nur der Versuch aus den nachfolgenden Generationen nur „bessere“ Sklaven machen zu wollen.

Die Sklaven erziehen sich ihre Nachkommenschaft selbst, und die Herren tun es in ihrer Kaste gleich und über das Geld, Zinsen für zugestandene aus dem Nichts geschaffene Dar-Lehen, zugestandene Macht (Familie), Glaube an Eigentum und Besitz, Hab und Gut und das jemandem etwas oder jemand gehört, lässt sich die Schar der Sklaven aufgrund ihrer anerzogenen Gehorsamsbereitschaft sehr gut fremdsteuern.

Märchenstunden, an die gesellschaftlich fest glaubt und so das Tanzbein weiter geschwungen wird – bis es halt schmerzhaft abfällt.

In dieser Alternativlosigkeit findet sich das, was lange mit Füßen getreten wurde wieder: Der Mensch ist in der Lage das zu ändern, was er mit seinem Glauben verbindet, also die Bedeutung einer Sache oder eines Sachverhaltes.

Eigentum oder Besitz ist keine Eigenschaft einer Sache, sondern liegt nur in der Betrachtung des Menschen selbst – beeinflusst von seinen Glaubenssätzen. Gleiches trifft auf den Glauben an Zahlen zu, die etwas wert sein sollen oder einen Wert enthalten sollen.

Jedoch sind es lediglich „Behälter“ um etwas Unbegreifliches auf menschliche Größe reduzieren zu wollen.

„1 = 10 = 20 = 30 = 40…, ist die Zahl selbst.“

Musikalische Untermalung:


P.S. Es liegt an jedermann selbst, ob er weiterhin nur Gehorsamsbereite zu hervorbringen meint, nur weil Arbeiten gehen und dafür mit Zahlen bedrucktes Papier zu bekommen, um dem Traum von „finanzieller Freiheit“ näher zu sein, während dies nichts anderes bedeutet, als „Arbeit macht frei“.

Quelle: https://blog.berg-kommunikation.de/gewohntes-loslassend-mal-darauf-herumgedacht/

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