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2015-04-10

Mittelalterliches Antibiotikum tötet Krankenhauskeime

Wer Nottingham hört, denkt unweigerlich an Robin Hood. Doch das könnte sich bald ändern. Zwei Forscher der dortigen Universität – eine Mikrobiologin und eine Philologin – haben ein 1000 Jahre altes Rezept gegen Wimpern-Follikel neu gebraut und dabei eine sensationelle Entdeckung gemacht: Die Augentinktur tötet multiresistente Krankenhauskeime des Typs »MRSA« (Methicillin-resistente staphylococcus aureus) zuverlässig und fast vollständig ab. MRSA gilt als schwer behandelbar.

Welche Bedeutung hat dieser Befund? Kommt die medizinische Zukunft aus verstaubten Büchern in unseren Bibliotheken? Haben Mainstream-Forscher jetzt die Naturheilkunde entdeckt? Oder unterdrücken Pharmafirmen, die in ihren Laboren solche alten Rezepte ebenfalls testen, systematisch die Ergebnisse?

Das Rezept stammt aus dem sogenannten Bald´s Leechbook, einer altenglischen medizinischen Handschrift. Sie stammt aus dem 9. Jahrhundert und wird in der British Library aufbewahrt.

Dort entdeckte die auf Wikinger-Studien spezialisierte Privatdozentin Christina Lee beim Übersetzen eines alten Manuskripts die Anweisung, wie man das Gebräu anrichtet:

Lediglich mit Lauch, Knoblauch, Wein und Ochsengalle. Die Mischung muss man anschließend neun Tage lang in einem Messingkessel ziehen lassen. Doch die Umsetzung war schwierig, angefangen mit der Übersetzung des altenglischen Textes. Hinzu kam, dass Messingkessel teuer und schwer zu sterilisieren sind. Zudem musste biologischer Wein aus der richtigen Region aufgespürt werden. Ganz abgesehen von den alten Kultursorten von Lauch und Knoblauch.

Statt in einen Messingkessel legten die Forscher die Zutaten in ein Glas mit einem Messing-Plättchen ein und warteten – wie vorgeschrieben – neun Tage lang. Dann testeten sie die zu ihrem Erstaunen sterile Flüssigkeit auf der Haut von Ratten, die zuvor mit MRSA infiziert worden waren − 90 Prozent der Keime verschwanden.

Die Mikrobiologin Freya Harrison, die an dem Experiment im Rahmen des »Ancient Biotics Project« beteiligt war, gab ihr Erstaunen auf der Webseite der Universität so zu Protokoll:
»Wir dachten, dass die Augensalbe eine kleine antibiotische Wirkung hätte, weil jede der Zutaten nachweislich im Labor gegen Bakterien wirkt, aber uns hat es absolut umgehauen, welche Wirkung die Kombination der verschiedenen Zutaten entfaltete.«
Vielleicht warten noch andere große Überraschungen auf die Forscher in Nottingham. Denn es gibt in mittelalterlichen Schriften viele Rezepte gegen bakterielle Infektionen. Aber wie systematisch diese Rezepturen entwickelt und getestet wurden, ist nicht umfassend bekannt.Auch kennt niemand – außer vielleicht den Laboren der Pharmabranche – die möglicherweise segensreichen Nebenwirkungen. Sollte die nachgebraute Tinktur weitere Anwendungen gegen Antibiotika-resistente Bakterien haben, wäre das eventuell eine große Hilfe.
Denn in deutschen Krankenhäusern kommt es immer wieder zu gefährlichen Infektionen durch Bakterien, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben. Sie verursachen Blutvergiftungen, Lungenentzündungen oder gefährliche Harnwegsinfektionen. Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sterben als Folge solcher Erkrankungen jedes Jahr weit über 30 000 Patienten. Einer dieser im Englischen »super bugs« genannten Erreger – clostridium difficile – verursacht laut dem Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA jedes Jahr mehr als 450 000 Infektionen und soll verantwortlich für 15 000 Tote sein.

Doch noch kennt niemand die genaue Wirkungsweise der Wimpern-Tinktur. Und ein früheres Experiment, bei dem das jetzt Aufsehen erregende Rezept nachgebraut wurde, ging 2005 am Wheaton College in Massachusetts schief – die Bakterien überlebten das Gebräu.

Quelle: http://info.kopp-verlag.de/medizin-und-gesundheit/natuerliches-heilen/markus-gaertner/knoblauch-knueller-mittelalterliches-antibiotikum-toetet-krankenhauskeime.html

 

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