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2015-06-07

Bauer ohne Vieh: Aufmerksame Tiroler Behörde stoppt Goldman-Banker

Der ehemalige Chef von Goldman Sachs, Alexander Dibelius, hat in Österreich versucht, mit offenkundig unzutreffenden Angaben eine idyllische Alm zu erwerben. Die zuständige Behörde kam dem Berater von Angela Merkel auf die Schliche und lehnte den Ankauf ab. Der Fall zeigt: Im realen Leben ist das Tricksen schwerer als im Investmentbanking.

Goldman-Banker Alexander Dibelius: Bauer ohne Vieh – so etwas geht in Österreich gar nicht. (Foto: dpa)
Der ehemalige Deutschland-Chef von Goldman Sachs, Alexander Dibelius, ist in Österreich mit dem Ansinnen gescheitert, eine Alm zu kaufen. Wie die Tiroler Tageszeitung berichtet, versuchte Dibelius, der auch einer der wichtigsten Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bank-Fragen war, in der Nähe von Kitzbühel eine besonders malerische Alm zu kaufen: Die „Kleinstockeralm“ samt Gebäude in Kirchberg. Dibelius betreibt gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar die Aschauer Alpe KG, deren Geschäftszweig mit „Land und Forstwirtschaft“ bezeichnet wird. Dieses Investment-Vehikel hatte bereits 2007 einen Bauernhof in Westen­dorf erworben. In seinem Betriebskonzept gab Dibelius damals an, den Hof im Neben­erwerb mit schottischen Hochlandrindern führen zu wollen. Die TT berichtet: „Die Behörde trug ihm als Genehmigungsvoraussetzung die Selbstbewirtschaftung sowie den Hauptwohnsitz in Westendorf auf. Die Hälfte des Hofs hat er dann im April 2013 seiner Ehefrau geschenkt.“

Dibelius, der offenkundig einen erheblichen Teil seines Vermögens in Immobilien steckt, wollte über das Investment-Vehikel 2013 die Kleinstockeralm für eine halbe Millionen Euro kaufen. Doch nun wurde Dibelius zum Verhängnis, dass er die Behörden beim Erwerb seines Bauernhofs offenbar an der Nase herumgeführt hatte: Es gibt kein einziges Schottland-Rind im Anwesen des Bankers: „Der vorhanden­e Stall des kombinierten Wohn-und Wirtschaftsgebäudes steht leer“, heißt in der Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts. Auf den Flächen weiden lediglich die Tiere eines Nachbarn als Lehnvieh.

Zu einer Alm gehören Kühe, wie hier in Obersaxen in der Schweiz. In Tirol existierten die Kühe des Goldman-Bankers Dibelius nur auf dem Papier. Die Behörden kamen dem Merkel-Berater jedoch rasch auf die Schliche. (Foto: dpa)
Dies sei nicht der Sinn von Almen, beschied die zuständige Bezirkshauptmannschaft dem Goldman-Banker, und lehnte den Kauf 2014 ab. Dibelius ließ sich nicht beirren. Doch statt endlich ein paar Rinder anzuschaffen und sein Versprechen einzulösen, ging er gegen den Bescheid in Berufung. Nun hat auch das Landesverwaltungsgericht Tirol das Ansinnen abgelehnt. Dibelius kann nun noch vor dem österreichischen Verwaltungsgerichtshof klagen.

Der Fall zeigt beispielhaft, worin der Unterschied zwischen Investment-Banking und der realen Welt besteht: Die Investmentbanker arbeiten immer mit künstlichen Papieren, deren wahrer Wert nicht in einer Tatsache, sondern in einer Behauptung liegt. Ob allerdings eine Kuh in einem Stall steht, kann jede lokale Behörde überprüfen. Im Unterschied zu den verschiedenen Aufsichtsbehörden in der Finanzindustrie sind Bezirkshauptmannschaften vergleichsweise cool und lassen sich von großen Namen nicht beeindrucken. Die Gesetze können angewendet werden, weil es die reale Welt gibt, für die die Gesetze gemacht werden werden.

Die Finten der ausgebufften Banker scheitern in der echten Welt oft, weil Kuhmist im Unterschied zu Geld stinkt und daher mit Gewissheit festgestellt werden kann, ob einer gelogen hat oder nicht.

Quelle: http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/06/07/bauer-ohne-vieh-aufmerksame-tiroler-behoerde-stoppt-goldman-banker/

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