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2015-06-09

Bilderberger ans Licht getrieben: ORF bricht Medienschweigen

ZIB2, “Österreichs Tagesschau”, konnte wegen wachsender Proteste und einer Welle von Berichten im Netz die übliche Bilderberger-Medienzensur nicht mehr durchhalten. Das war noch nie da: Elf Minuten Brennpunkt Interview mit dem Organisator der Bilderberg-Konferenz 2015! Wie zu erwarten, stellte der Banker, Kultur- und Medienfunktionär und Spitzenpolitiker Rolf Scholten sich weitgehend dumm, behauptete, da wäre doch nichts geheim an den Bilderberger-Treffen, “außer dem persönlichen Zitieren” der Teilnehmer, den Bilderbergern Geheimnistuerei vorzuwerfen wäre nur blöd und solche “Blödheiten würden immer blöder”. Soviel auch zum Vorwurf der Pöbelei von Medien und Politik in Richtung Netzkultur.


Dieses Interview wird Mediengeschichte schreiben. Die bedeutende Sendung ZIB2 (Zeit im Bild, Spätausgabe) brachte es am 8. Juni 2015: Das erste Interview mit einem amtierenden Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Bilderberg-Konferenz, Rudolf Scholten. Anders als ARD und ZDF nahm der ORF die Bilderberger nicht nur als Thema auf, sondern auch den aktuell hauptverantwortlichen Veranstalter der diesjährigen Konferenz im luxuriösen Interalpen Hotel in Tirol relativ engagiert in die Zange: Rudolf Scholten. Die Schweizer uncut.news.ch stellte die Sendung auf Youtube. (siehe oben..)

Rudolf Scholten, geboren 1955 in Wien, ist lt. Wikipedia Mitglied des Vorstandes und Generaldirektor der Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) und war von 1990 bis 1997 als Minister der Republik Österreich prägender Kulturpolitiker des Landes. Scholten ist Präsident des Bruno-Kreisky-Forums und Aufsichtsratspräsident der Wiener Festwochen, seit 1. Dezember 2007 Vorsitzender des Aufsichtsrates des Österreichischen Filminstituts (ÖFI) sowie Mitglied im Exekutivkomitee der Bilderberg-Konferenz. Ferner wurde Scholten 2010 zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der in Finanzkrise und Korruption versackten und dann zu Lasten der kleinen Leute notverstaatlichtenden Hypo Group Alpe Adria gemacht -wir gratulieren zu diesen lukrativen und medial einflussreicher kaum denkbaren Posten.

Da haben wir in Herrn Magister Scholten alles versammelt, was die Bilderberger ausmacht: Hochfinanz, Medienindustrie und das politische Spitzenamt. Scholten betete die inzwischen üblich gewordene Litanei herunter, die wichtigen Lenker der Westlichen Welt bräuchten diese keineswegs geheimen Treffen, um sich einmal im Jahr wenigstens ohne lästige Öffentlichkeit auszutauschen. Sonst könnten sie ja einfach nie offen reden, sondern müssten immer PR-lackierte Phrasen dreschen. Der ORF hakte da leider nicht nach, ob diese sonst in Mikrofone gelaberten Phrasen nicht nur Lügen seien, um die Völker über die wahren Absichten der Herrschaftseliten zu täuschen? Und was diese Absichten denn seien, dass mansie nicht publik machen könne?

Der ORF nahm den Mann aber teils tatsächlich hart ran: Wenn die Bilderberger-Konferenz so privat sei, wie Scholten beteuert hätte, warum müssen die Gastgeberstaaten dann mit Milliardenbeträgen (über die Jahre seit 1954) für ihre Sicherheit gerade stehen? (Österreich hat mindestens 2000 Poilzisten im Einsatz und eine Flugverbotszone über der Region erlassen) Scholten dazu: Die Polizei schütze ja auch die Demonstranten, er möchte nun mal in einem Land leben, wo solche Elitetreffen geschützt werden. Kann man verstehen, er gehört ja schließlich auch dazu. Und es ist doch auch toll, dass die anscheinend ihre Kaviarhäppchen selbst bezahlen. Aber sie wären keine Finanzokraten, wenn sie dies ohne Machtansprüche täten.

Finanzokraten dominieren Geheimtreffen, weil sie es sponsern

Auf die Frage, warum nur viele Banker aber keine Umweltschützer, Menschenrechtler usw. eingeladen werden: “Ich muss mich nicht nur um die Österreichische Liste kümmern, sondern auch um die Finanzierung, und daher gibt es eine gewisse Anerkennung derer, die auch diese Konferenz sponsern, dass sie auch einen Vertreter entsenden können.”


Ach darum! Und nicht deshalb, weil die Hochfinanz die gesamte Westpolitik im Griff hat, Medien und Wahlen manipuliert, Top-Posten mit korrupten Marionetten besetzt und alles in ihrem Sinne steuern lässt. Was zwar erklären würde, warum jene Top-Finanzkonzerne sich fairer Besteuerung entziehen können und Billionenvermögen anhäufen, während die Staaten, in denen sie parasitär nisten, immer ärmer werden und in Schulden und Zinsknechtschaft versinken (selbst Finanzbrutstätten wie die “reiche” Schweiz!). Aber wenn Herr Scholten was anderes sagt, kann man ihm jetzt so schnell nicht das Gegenteil beweisen, zumindest nicht in einer Elf-Minuten-Sendung im ORF.

Ferner beklagte der ORF-Mann noch die SPÖ-Lastigkeit der Bilderberger-Auswahl an Top-Politikern der Alpenrepublik, worauf Scholten auf die Einladung an den Grünen Deutschen Jürgen Trittin verwies; auch Österreichs bekanntesten Grünen, van der Bellen, hätte er schon einzuladen versucht, offenbar vergeblich. Die SPÖ dominierte die Wiener Regierung seit Gründung des Landes zumeist, auch in Großen Koalitionen. Die lokalen Protestgruppen gegen die neofeudale Geheimelite erwähnte der ORF aber doch lieber nicht mit ihrer Kritik, wie er auch die Jahrzehnte der totalen Geheimhaltung totschwieg, die ideologisches Geschwafel vom Westen als den “offenen Gesellschaften” mit “freien Medien” als pure Propaganda entlarven müssten. Dass sich eine ganze Richtung der Sozialforschung seit Jahrzehnten bemüht, Licht ins Dunkel der oligarchischen Machtstrukturen hinter den Kulissen von London, Washington, Paris und Berlin zu bringen, die Power Structure Research, wusste der ORF scheinbar nicht. Wir tragen die Lücken des ORF hier nach:

Medienlügen, Medienleugnen, Medienschönfärben

Jahrzehntelang wurden die Treffen vom Mainstream schlicht geleugnet, wer von ihnen sprach wurde
als paranoider Verschwörungstheoretiker diffamiert. Bis die Bilderberger vor ein paar Jahren still und heimlich in der Realität erschienen, mit einer Bilderberger-Homepage, einem Eintrag im Brockhaus (das Holzmedium Lexikon konnte sich wohl nicht länger dummstellen), sogar in einigen seriösen Medienberichten, etwa im Deutschlandfunk -aber natürlich nicht als Schlagzeile. Die hätte auch lauten müssen: “Hoppla, wir haben das wichtigste Jahrestreffen der Westeliten seit 50 Jahren für eine Verschwörungstheorie gehalten!”

Nun wird der geordnete Rückzug der teilweise dumpf-desinteressierten, teilweise heuchlerisch verlogenen Journaille eingeleitet, ein nahtloser Übergang von “gibt es nicht” zu “das haben wir doch schon immer gewusst, da ist doch nichts Aufregendes dabei”. Aber auch das ist eine Lüge: Die bei den Bilderberger-Konferenzen gehaltenen Vorträge mögen langweilig und unbedeutend sein -allein der zwei- bis dreistellige Millionenbeträge verschlingende Sicherheitsaufwand ist ein Skandal. Immerhin wollen ein paar reiche Leute dort ihre Spezis treffen und unsere gewählten Politiker briefen, dafür könnten sie auch selber zahlen. Und zumindest das “Politiker briefen” dürfte in einer fließenden Grauzone zur Korruption stattfinden. Wikipedia kennt zum Thema “Finanzierung” nur die Anreise- und “Konferenzkosten” (Hotel & Weinkarte wohl). Wie milde für die Machtelite.

Konservative finden sowieso nichts dabei, wenn Finanzokraten die Spitzenpolitik mit (?) bestimmen: Die WELT meinte in einem der raren Mainstreamer-Miniartikel zu den BB-Treffen, genauer zu Trittins Vorsprechen bei den Bilderbergern: “Glückwunsch! (…) Die Aura der Elite, des Geheimnisvollen, der Vertraulichkeit ist Bedingung dafür, Leute mit großem Einfluss und wenig Zeit zusammenzuführen. Es handelt sich ganz überwiegend, aber nicht ausschließlich, um Herren.”

Oder sogar um Herrenmenschen? Wer nicht zu den erlauchten 1% gehört oder sich ihnen als Lakai andienen will, sieht das freilich anders: Denn die Aura der Elite, des Geheimnisvollen, der Vertraulichkeit ist auch Bedingung dafür, Mafiosi mit großer krimineller Energie und wenig Respekt vor dem Gesetz zusammenzuführen. Wie sagte doch Steinbrück so schön hirnlos: “Transparenz gibt es nur in Diktaturen.” Stimmt -in solchen des Volkes. Bestimmt nicht in solchen einer Herrschaftselite da bestimmen Medienmonopolisten wie Bertelsmann, was transparent gemacht wird und was nicht.

Weil wir keine neuen Feudalherren wollen

Die Tiroler Lokalprotestgruppe konkretisiert ihre Vorbehalte gegen die Bilderberger so:

Wir sind gegen die Bilderberg-Konferenz, weil dort Lobbyismus auf höchstem politischen Niveau betrieben wird und dies den Forderungen der Demokratie und der Transparenz widerspricht.

Wir sind gegen die Bilderberg-Konferenz, weil Exponenten der Finanzindustrie, die für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Krisen der letzten Zeit besonders verantwortlich sind, sich dort direkten und zentralen Zugang zu politischen Entscheidungsträgern garantieren.

Wir sind gegen die Bilderberg-Konferenz, weil sie ein Relikt des „Kalten Krieges“ ist, das nach 1945 die Aufgabe hatte, die westeuropäischen Eliten auf die Seite der US-Großmachtpolitik zu ziehen. Und dabei nicht davor zurückschreckte, auch und gerade Eliten mit brauner Vergangenheit zu vernetzen.

Wir sind gegen die Bilderberg-Konferenz, weil dieses Bündnis von Mächtigen traditionell eine fanatisch neoliberale Agenda hat, Austerität propagiert und dem Zurückdrängen von positiven gesellschaftlichen Veränderungen dient.

Wir sind gegen die Bilderberg-Konferenz, weil für dieses an sich private Treffen öffentliche Gelder in hoher Summe verpulvert werden und der größte Polizeieinsatz in der Geschichte Tirols dafür organisiert wird.

Wir sind gegen die Bilderberg-Konferenz, weil für den angeblichen Schutz dieser Herren unsere Rechte auf Bewegungs.- Demonstrations- und Informationsfreiheit in Gefahr sind.

Wir sind gegen die Bilderberg-Konferenz, weil wir keine neuen Feudalherren wollen, die ihre Macht gerne privat und geheim haben möchten und die sich vom Volk, das sie verachten, nicht hineinreden lassen wollen.

Quelle: https://jasminrevolution.wordpress.com/2015/06/09/bilderberger-ans-licht-getrieben-orf-bricht-medienschweigen/

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