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2016-01-30

Kryostase – Einfrieren lassen und danach Wiedererwecken für die eigene Unsterblichkeit

Der Psychologieprofessor James Bedford wollte nicht sterben. Sein Traum war es ewig zu Leben. Am 12. Jänner 1967, im Alter von 73 Jahren, wurde er zum ersten Menschen, welcher sich nach seinem Tod der Kryostase unterzog. Der Körper wird dabei mittels flüssigem Stickstoff, auf – 196° C gekühlt und konserviert. Aufgetaut wird James Bedford, wenn die Medizin in der Lage ist, seinen tödlichen Krebs zu heilen. Robert Prehoda, Dante Brunol und Robert Nelson tauschen sein Blut mit einem Frostschutzmittel. 


In diesem sind Stoffe, welche die Bildung von Eiskristallen in seinem Körper verhindern sollen. Diese würden das Gewebe zerstören. Professor Bedford wurde in eine Aluminiumfolie gewickelt und kopfüber in einen Stickstofftank gesteckt.

Der Amerikaner Robert C.W. Ettinger gilt als der Erfinder der Kryostase. Mit zwölf Jahren liest er eine Science-Fiction-Geschichte aus der Reihe Amazing Stories, in welcher Professor Jameson bereits mehrere Millionen Jahre gekühlt, im Orbit kreisend, von Außerirdischen wiederbelebt wird. Diese Geschichte lässt ihn nicht mehr lose und er sammelt Unmengen an jenen Erkenntnissen aus der Biologie, Medizin und Physik, welche seiner Idee der Kryostase zuträglich sind. 1964 veröffentlicht er sein Buch „The Prospect of Immortality – Die Aussicht auf Unsterblichkeit“. 1976 gründete er das Cryonics Institute.

Im Cryonics Institute und in Alcor, es sind die beiden größten gemeinnützigen Lebensverlängerungs- stiftungen in den U.S.A., sind bereits mehr als 200 Menschen „tiefgekühlt“. In Alcor sind in den Stahlkapseln 36 vollständige Körper, 62 Köpfe und acht Gehirne untergebracht. Im Cyronics Institute sind es insgesamt 107 Menschen, 180 DNA-Proben und 134 Haustiere. In einem der Tanks liegt seit 2011 auch Robert C.W. Ettinger. Außerdem sind dort auch seine Mutter und seine beiden Ehefrauen „eingekühlt“. Beim kommerziellen Anbieter KrioRus sind in Russland ebenso 20 Personen „gelagert“.

Wie funktioniert die Kryostase?

Der Körper muss so schnell wie möglich in Eis eingelegt und mit einer Herz-Lungen-Massage behandelt werden. Es gilt den Blutkreislauf in Schwung zu halten, damit das Gehirn weiter versorgt werden kann. Es erfolgt die Verabreichung von Infusionen, welche der Bildung von freien Radikalen, Stickoxiden und von Körpergiften vorbeugt. Außerdem werden Betäubungsmittel gegeben, damit die Sauerstoffaufnahme des Gehirns gesenkt wird.

Erst jetzt wird der Körper in der Operationssaal gebracht. Dort wird das Blut zur Gänze abgelassen und die Blutgefäße werden mit einer kalten Lösung gespült. Nach und nach wird das Frostschutzmittel (die Vitrikationslösung) in den Körper geleitet. Es soll verhindern, dass die menschlichen Zellen brechen. Das perfekte Frostschutzmittel wäre jenes, welches exakt auf den jeweiligen Zelltypen abgestimmt wird. Dies ist derzeit nicht praktikabel.

Das Hauptziel ist derzeit die bestmögliche Erhaltung des Gehirns. Jenes Gewebe, welches nicht so perfekt konserviert wurde, soll in Zukunft mit Tissue Engineeringersetzt werden.Dies geschieht bei einer Temperatur von – 125° C. Dieser Vorgang dauert einige Stunden und wenn der menschliche Körper ebenso diese Temperatur erreicht hat, dann ist die Flüssigkeit „verglast“. Innerhalb der nächsten beiden Wochen wird er dann, mittels flüssigem Stickstoff auf – 196° C gekühlt. Der konservierte Leichnam wird nun gelagert. Im Kryostaten wird er dann jeweils in Monatsabständen ergänzt.

Das Auftauen

Es gibt dabei noch einige Probleme zu lösen. Das Auftauen eines größeren Organismus würde mehrere Stunden dauern und es dürften keine Temperaturen überschritten werden, welche die Denaturierung der im Gewebe enthaltenen Eiweiße zur Folge hat. Das Gewebe darf gleichzeitig wegen einer drohenden Sauerstoffunterversorgung auch nicht absterben. Für Organe und Organismen gibt es derzeit keine Problemlösung. Das Wichtigste dürfte wohl die Einfrierung ohne der Bildung von Eiskristallen sein. Seit dem ersten Versuch, ist nunmehr bereits die sechste Kältemittelvariante im Einsatz. Die, auch nicht so ideal, giftigen Gemische bestehen aus einer Basis von Dimethylsulfoxid, Ethylenglykol und Formamid.

Die großartigste bisherige Leistung gelang dem U.S. Forscher Gregory M. Fahy. In Testreihen über einen Zeitraum von 48 Tagen hat er es geschafft, vitrifizierte Nieren von Kaninchen tiefzukühlen, aufzutauen und auch wieder zu implantieren. Sogar vitrifiziertes Gehirngewebe hat eine Reaktion auf elektrische Stimuli gezeigt.

Die Kosten

Ein bisserl einfrieren lassen kostet gar nicht mal so viel. Eine Ganzkörperbehandlung kostet bei Krio-Rus 50.000 Euro, bei Cryonics Institute 65.000 bis 70.000 Euro und bei Alcor 150.000 Euro. Wer es günstiger haben will, der lässt sich halt nur den Kopf einfrieren. Das kostet dann zwischen 7.000 und 60.000 Euro. Ob das vom IQ abhängt, kann ich allerdings leider nicht beantworten.

Diese Beträge sind für die Bereitschaft der Erstversorgung eines ausgebildeten Teams und für die Forschungs- und Entwicklungsausgaben notwendig. Eine Mitgliedschaft in Vorbereitung auf die kryonische Versorgung erfordert zusätzlich einen Jahresbeitrag von 100 bis 450 Euro.

Sich einfrieren zu lassen kostet also weniger als ein Haus und könnte eine Investition in die eigene Ewigkeit sein. Für all jene, welche auch diese Beträge zu teuer sind, sei der Abschluss einer Lebensversicherung empfohlen. Einige Anbieter akzeptieren sogar deren Überschreibung und beim Todesfall bekommen die Mediziner dann das Geld.

Ob sich die Versicherung dann das Geld von jener Person, welche Jahre später wieder aufgetaut und ins Leben zurückgeholt wurde zurückverlangt, weiß ich allerdings leider auch nicht...

Die Erfolgschancen des Wiederauftauens

Heutzutage ist die Wiedererweckung noch nicht möglich. Mit den derzeitigen Möglichkeiten können jene Gewebeschäden, welche bei der Kältekonservierung der größeren Organe und dem Gehirn noch nicht behoben werden. Sollte sich die Medizin und die Technik allerdings weiterhin in diesem Tempo entwickeln, dann besteht dazu durchaus eine realistische Chance.

Derzeit sind (Stand: Februar 2013) 254 Menschen in flüssigen Stickstoff gelagert.

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