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2016-03-13

Mitten ins Herz – Meditation für Fortgeschrittene


Bei dieser Meditation für Fortgeschrittene geht es ums Fühlen. Der Meditierende lenkt 'Denkstoff' - feinste gefühlte Bewusstheit - mitten ins Herz.

Lenke Denkstoff
in solch unaussprechlicher Feinheit
nach oben, nach unten
und mitten in dein Herz.
Weisheit aus dem Buch der Geheimnisse

„Das Wort ‚Denkstoff‘ ist zwar keine gute Übersetzung für das Original-Sanskritwort ‚Chit‘; aber das Deutsche hat dafür keine Entsprechung. Insofern ist es einigermaßen in Ordnung, es drückt das Gemeinte aus, nämlich nicht das Denken, sondern den Denkstoff – der Stoff, aus dem die Gedanken gemacht sind.

Denken bedeutet Kopfarbeit — Denken, Gedanken — und Denkstoff bedeutet das Fluidum dahinter, das, worauf diese Gedanken treiben, so wie die Wolken am Himmel ziehen. Die Wolken sind die Gedanken und der Himmel ist der Hintergrund, vor dem sie dahinziehen.

Denkstoff ist Bewusstsein (Chit)

Dieser Himmel — das Bewusstsein — wird hier als Denkstoff bezeichnet. Dein Verstand kann ohne Gedanken sein; dann ist er ‚Chit‘ , dann ist es reines Denken. Sobald er Gedanken hat, ist er unreines Denken.

Wenn dein Verstand ohne Gedanken zu sein vermag, dann ist er sehr fein, das Feinstmögliche in der Existenz überhaupt. Du kannst dir etwas Feineres gar nicht vorstellen. Das Bewusstsein ist das Hintergründigste überhaupt. Wenn also keine Gedanken im Verstand vorhanden sind, hast du einen reinen Verstand.

Der reine Verstand hat Zugang zum Herzen; der unreine kann es nicht. Mit Unreinheit meine ich nicht irgendwelche unmoralischen Gedanken im Verstand; mit Unreinheit meine ich Gedanken an sich — Denken als solches ist unrein.

Selbst wenn du an Gott denkst, ist das eine Unreinheit, weil da eine Wolke zieht. Diese Wolke mag noch so weiß sein, aber jetzt ist die Wolke da und die Unberührtheit des Alls ist nicht mehr da, der wolkenlose Himmel ist nicht mehr da.

Die Wolke mag eine schwarze Wolke sein — dir geht ein sexueller Gedanke durch den Kopf — oder, die Wolke mag eine weiße Wolke sein — dir geht ein herrliches Gebet durch den Kopf — aber in beiden Fällen ist der reine Verstand nicht mehr vorhanden. Jetzt ist er verunreint, bewölkt. Und wenn der Verstand bewölkt ist, kannst du nicht zum Herzen vordringen. (…)
Unaussprechliche Feinheit ins Herz lenken

Wenn es hier also heißt: ‚Lenke Denkstoff in solch unaussprechlicher Feinheit…‘, setzt das voraus, dass du jetzt an den Punkt gelangt bist, wo du zwar bewusst bist, du dir aber keines Gedankens bewusst bist; wo du zwar hellwach bist, dir aber nicht ein Gedanke durch den Kopf geht. Dies ist ein sehr heikler Punkt und sehr schwierig — du kannst ihn ohne weiteres verfehlen.

Wir kennen 2 geistige Zustände.


In dem einen sind Gedanken da. Wenn Gedanken da sind, kommt man nicht ins Herz hinein.

Und der andere: Jede Nacht, wenn du für eine Weile, für ein paar Stunden aus dem Denken herausfällst, hören zwar die Gedanken auf, du dringst aber dennoch nicht zum Herzen vor, weil du dann unbewusst bist.

Es ist also ein sehr heikler Balanceakt erforderlich: Einerseits müssen die Gedanken aufhören, stillstehen, so wie im Schlaf, wenn kein Traum da ist — und doch musst du so wachsam sein, so wie im Wachzustand da sein.

Geh darin mit Haut und Haar auf – verschmolzen, untergetaucht. Sei einfach nur Bewusstsein, oben wie unten und im Herzen. Das ganze Herz eingehüllt in schlichtes Bewusstsein; an nichts Besonderes denkend, einfach nur wach, ohne ein Wort, ohne zu verbalisieren, ohne überhaupt zu denken – einfach nur seiend. (…)

Verschwende keinen Gedanken ans Ego, geh einfach vom Kopf zum Herzen und das Ego wird verschwinden. Das Ego ist eine Projektion des Kopfes. Kämpfe nicht dagegen an.

Diese Meditationstechnik ist wunderbar. Sie erwähnt dein Ego nicht einmal, erwähnt es mit keinem Wort, sondern gibt dir nur ein Mittel an die Hand. Und wenn du die Technik befolgst, wird das Ego plötzlich nicht mehr da sein!“



Osho, Zitat – Auszug aus
dem tantrischen Buch der Geheimnisse

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