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2016-06-13

Katholische Liturgie stellt Maria Magdalena den Aposteln gleich


Vatikan – Auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus wird mit ihrem kommenden Gedenktag der Heiligen Maria Magdalena, jeweils am 22. Juli, den Aposteln gleichgestellt. Neben der Aufwertung und Wertschätzung der Rolle von Frauen in der römisch-katholischen Kirche will der Papst mit diesem Schritt nicht zuletzt auch das kirchliche Nachdenken über die Würde der Frau anregen.

Schon Thomas von Aquin (1225-1274) bezeichnete Maria Magdalena als „Apostolin der Apostel“, schließlich folgte sie Jesus nicht nur bis zum kreuz, sondern wurde nach Angaben des Johannes-Evangeliums auch zur ersten Zeugin seiner Auferstehung, zitiert das Schreiben der Gottesdienstkongregation und erklärt damit die Aufwertung der Heiligen. 

Sie sei es auch gewesen, die den verzagten Aposteln die Frohe Botschaft von Jesu Auferstehung brachte. Maria Magdalena sei damit das entscheidende „fhelender Bindeglied“ zwischen der Karfreitags-Bestürzung und dem Osterjubel, zitiert „Radio Vatikan“ aus dem Schreiben. Mit einem Dekret vom 3. Juni namens „Apostola Apostolorum“ habe der Papst entschieden, sie – zumindest was den Rang ihres Gedenkens im Heiligenkalender betrifft – den Aposteln gleichzustellen.

Das Staatsradio des Vatikan führt weiter erläuternd aus: „Maria Magdalenas Fest bleibt der 22. Juli, auch die Texte in Messfeier und Stundenbuch bleiben. Besonders ist, dass nun ein eigener Präfations-Text hinzu kommt: dies ist der Fall nur bei wenigen anderen Heiligen. So haben alle Apostel bis auf Petrus und Paulus dieselbe Präfation; im deutschen Messbuch haben ausschließlich Elisabeth von Thüringen und Hedwig eine eigene. Die Messbücher werden angepasst, wie das von Kardinal Robert Sarah, Präfekt der Liturgiekongregation, unterzeichnete Dekret festlegt. Maria Magdalena wird in dem lateinischen Text ausdrücklich als ‚Paradigma für das ministerium von Frauen in der Kirche‘ vorgestellt; ‚ministerium‘ bedeutet zunächst ‚Dienst‘, aber auch die Übersetzung ‚Amt‘ schwingt da in manchen Sprachen durchaus mit. Der neugefasste Text der Präfation (also der einleitenden Worte zum Hochgebet an ihrem Fest) formuliert, Christus habe Maria Magdalena ‚den Aposteln gegenüber mit dem Apostelamt geehrt‘. In diesem Fall fällt nicht das Wort ‚ministerium‘, sondern ‚officium‘. Den offiziellen deutschen Wortlaut dieser Präfation müssen die Bischofskonferenzen deutscher Sprache in Zusammenarbeit mit Rom erst noch erstellen.“

In dem Begleitschreiben weist Erzbischof Arthur Roche, Sekretär der Liturgiekongregation, darauf hin, dass der „aktuelle kirchliche Kontext“ dazu aufrufe, „tiefer über die Würde der Frau“ nachzudenken. „Maria Magdalena ist das Beispiel einer wahren, authentischen Verkünderin der Frohen Botschaft: einer Evangelistin, die die frohmachende, zentrale Botschaft von Ostern verkündet.“

„Sicher ist, dass Maria Magdalena zum Kreis der Jünger Jesu gehörte“, so Roche in seinem aktuellen Schreiben und erläutert weiter, „dass sie ihm bis zum Kreuz folgte und dass sie im Garten, in dem das Grab Jesu war, zur ersten Zeugin der göttlichen Barmherzigkeit wurde“. In dieser Gartenszene will der Erzbischof sogar eine Parallele zum Garten Eden erkennen: „Maria Magdalena rückt in dieser Perspektive in den Rang einer neuen Eva. Üblicherweise wird dieser Vergleich zur Stammmutter Eva eher mit Maria, der Mutter Jesu, angestellt.“

Darüber hinaus beton Roche in seinen Erläuterungen ausdrücklich den Apostelrang von Maria Magdalena: „Sie ist Zeugin des auferstandenen Christus und verkündet die Botschaft von der Auferstehung des Herrn, wie die übrigen Apostel. Darum ist es richtig, dass die liturgische Feier dieser Frau denselben Grad eines Festes erhält wie die Feiern der Apostel im Römischen Generalkalender.“

Neben ihrer Rolle als „Sünderin“ oder gar „Prostituierte“, ranken sich um Maria Magdalena zahlreiche Mythen, Spekulationen bis hin zu Verschwörungstheorien. Aus ihrer großen Nähe zu Jesus, leiten schon die gnostischen Evangelien dir Vorstellung von Maria Magdalena als Gefährtin Jesu ab. Tatsächlich gehörte sie zu den Frauen, die Christus nachfolgten und für seinen und der Jünger Unterhalt sorgten. Gemeinsam mit den anderen Frauen folgte sie ihrem Herrn nach Jerusalem, sah bei dessen Kreuzigung von weitem zu, half beim Begräbnis und entdeckte am Ostermorgen das leere Grab. Nachdem sie hiervon den Jüngern berichtet hatte, begegnete der Auferstandene ihr als erstes und trug ihr die Auferstehungsbotschaft an die Jünger auf.

Zur populären gnostischen Vorstellung von Maria Magdalena als Gefährtin oder gar Ehefrau Jesu‘, deren gemeinsame Nachfahren in Frankreich das Geschlecht der Merowinger begründet haben sollen, trugen vornehmlich das von den meisten Kirchenhistorikern jedoch abgelehnte Sachbuch „The Holy Blood and the Holy Grail“ (dt.: Der Heilige Gral und seine Erben) von Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh und der auf dieser Vorlage basierende Weltbestseller von Dan Brown „Sakrileg“ bei.



Im weltberühmten „Abendmahl“ von Leonardo da Vinci sehen Vertreter der Theorie eines verheirateten Jesus einen Hinweis darauf, dass auch das Renaissance-Genie von Maria Magdalena als Gefährtin Jesu ausging und diese sogar zu seiner Rechten abgebildet hatte (6. v. l.). Kirchenhistoriker deuten diese Person (die für den Betrachter links neben Jesus sitzt) als Johannes dem „Lieblingsjünger“. Kritiker dieser konservativen Deutung verweisen jedoch auf dessen auffallend weibliche Züge und sogar einen weiblichen Brustansatz. (Copyright: Public Domain)

Zuletzt sorgte die Frage, ob Maria Magdalena tatsächlich Jesu‘ Gefährtin war, durch die Entdeckung eines Papyrusfragments des sogenannten „Evangeliums der Ehefrau Jesu“ für kontroverse Diskussionen nicht nur über die darin gemachte Aussage sondern schlussendlich auch über die Echtheit des Papyrus und dessen Wert als historische Quelle.

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