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2017-11-30

Moskauer Forscher finden „Zerstörungsknopf“ von Krebszellen


Neue Erkenntnisse können Wissenschaftlern helfen, ein Krebsmittel zu entwickeln, das den Körper des Patienten weniger belastet als eine Chemotherapie.

Bei Krebszellen kann ein Selbstzerstörungs-Mechanismus in Gang gesetzt werden, während sie sich teilen – vorausgesetzt, in die Zelle wird rechtzeitig eine spezielle Substanz injiziert. Dies haben Forscher von der Moskauer Staatsuniversität (MSU) gemeinsam mit ihren schwedischen Kollegen entdeckt.

Tumore entstehen, wie Wissenschaftler heute wissen, wegen einer Störung, einer Dysfunktion des Gens p53. Dieses Gen ist für die Eiweiß-Synthese im menschlichen Körper zuständig – eine wichtige Funktion, die auch die Selbstzerstörung der Zelle bei ernsthaften Gendefekten in Gang setzt. Dieser Prozess des programmierten Zelltods heißt Apoptose.

Ist jedoch das Gen p53 selbst beschädigt, dann funktioniert die Apoptose äußerst selten.
Die Zellen zu zerstören, werde dadurch praktisch unmöglich, erklären die Forscher.

Es gibt aber auch andere Formen des programmierten Zelltods, die mitotische Katastrophe zum Beispiel. Dieser Prozess führt dazu, dass die Zelle mit beschädigtem Erbgut sich zunächst vergrößert, dann aber just in dem Moment stirbt, in dem die Zellteilung einsetzt. Diese Funktion ist die körpereigene Abwehr: Der Zelltod tritt ein, bevor die Zellen zu Tumoren werden.

Die mitotische Katastrophe kann auch künstlich ausgelöst werden, wie die Biologen erklären: Dafür werde die Zelle mit einer schwachen Dosis Radioaktivität bestrahlt. Doch dabei sei nicht ausgeschlossen, dass „die Zelle anfängt, sich zu teilen, und dementsprechend zu einer Tumorzelle wird“, erklärt Dr. Boris Schiwotowskij, Professor für Zellbiologie an der MSU.

Er und seine Kollegen haben herausfinden wollen, welche Rolle in diesem Prozess den Mitochondrien zukomme. Eigens dafür hatten die Forscher Krebszellen des Mastdarms gezüchtet, bei denen sie dann durch ein spezielles Präparat den Selbstzerstörungsmechanismus auslösten.

Das Präparat hat bei 80 Prozent der Tumorzellen angeschlagen und die mitotische Katastrophe initiiert. Dabei konnte auch die Funktion der Mitochondrien bei diesem Prozess untersucht werden.

Herausgekommen sei, erklären die Forscher, dass die Zellen nicht von sich aus absterben würden. Vielmehr werde ein Genstrang aktiviert, der auch an der Apoptose mitwirke.

Das Wichtigste aber: Um den Selbstzerstörungs-Mechanismus der Zellen zu starten, müsse den Mitochondrien die Sauerstoffzufuhr abgeriegelt werden. Auf diese Weise würden sie genötigt, zwei bestimmte Eiweiße zu produzieren.

Jetzt seien weitere Versuche notwendig, um diese Erkenntnisse zu bestätigen. Sofern dies gelinge, könne auf der Basis dieser Studie ein neues Krebspräparat entwickelt werden, so die Wissenschaftler.

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