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2018-05-20

Wissenschaftliche Sensation: Forscher übertragen Erinnerungen von einer Schnecke auf die andere


Mithilfe von sogenannten RNA-Molekülen ist Forschern an der kalifornischen Universität UCLA ein wissenschaftlicher Coup gelungen: Was eine Schnecke gelernt hat, kann nun auch eine andere. Können so auch menschliche Erinnerungen bald transplantiert werden?

Was bisher nur Stoff für Science-Fiction-Filme oder Folgen von "Twilight Zone" war, gelang nun einem Forscherteam in den USA: das Weitergeben von Erinnerungen. Den Forschern an der kalifornischen Universität UCLA gelang es offenbar, Erfahrungen von einer Meeresschnecke auf eine andere zu übertragen. Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit haben sie in dem Wissenschaftsjournal eNeuro veröffentlicht.

Testreihe auf der Basis eines antrainierten Rückzugsreflexes

Die "Erinnerungsübertragung" gelang den Forschern, indem sie Informationsträger, sogenannte RNA-Moleküle, die aus der DNA hergestellt werden, von einer Schnecke in eine andere "transplantierten", wie die BBC berichtet. Den Schnecken, denen die RNA entnommen wurde, war zuvor ein Rückzugsreflex antrainiert worden. Genau diesen Rückzugsreflex zeigten anschließend aber auch die Schnecken, in deren Nervensystem die RNA eingeführt wurde.

Die Ergebnisse basieren auf folgendem Experiment: Eine Gruppe von Schnecken wurde durch kleine Elektroschocks darauf trainiert, sich zusammenzuziehen. Nach einer Weile zogen sich die trainierten Schnecken immer für rund fünfzig Sekunden zurück, wenn ein Forscher auf ihr Gehäuse tippte. Bei den untrainierten Schnecken dauerte dieser Vorgang vor der RNA-Übertragung lediglich für eine Sekunde an. Doch nach der RNA-Zufuhr zeigten die untrainierten Schnecken ein identisches Verhalten und zogen sich bei "Gefahr" für etwa vierzig Sekunden in ihr Gehäuse zurück.

Widerspruch zu bisherigem gefestigtem Forschungsstand

Diese Reaktion sei so ähnlich, als ob man Erinnerungen übertragen hätte, sagte David Glanzman, einer der Wissenschaftler, gegenüber der BBC. Er unterstrich zudem, dass die Schnecken durch die Elektroschocks Verletzungen davongetragen hätten. Die Forschungsergebnisse des UCLA-Teams widersprechen der bisherigen Gedächtnisforschung. Laut aktuellem Stand werden Erinnerungen auf lange Zeit gespeichert. Dies geschehe, indem Verbindungen zwischen jenen Nervenzellen gefestigt würden, die am "Aktivieren" dieser Information beteiligt sind. Demnach werden Erinnerungen in den Synapsen genannten Verbindungsstellen gespeichert.

Dem widersprechen nun aber die Forschungsergebnisse aus Kalifornien:

Wenn Erinnerungen in den Synapsen gespeichert würden, hätte unser Experiment nicht funktioniert", so Glanzman gegenüber der BBC.

Er glaube daher, dass Erinnerungen durch chemische Veränderungen an der DNA, sogenannte Methylierungen, gespeichert werden, und dass diese durch RNA-Moleküle modifiziert werden können.

Hoffnungsschimmer für die Alzheimer-Forschung

Die Studie stütze laut Glanzman eine jahrzehntealte, jedoch in den Hintergrund gerückte Theorie, der zufolge die RNA beim Speichern von Erinnerungen durchaus eine wichtige Rolle spielt. Glanzman wies darauf hin, dass diese molekularen Prozesse bei Schnecken und Menschen vergleichbar seien. Gleichzeitig sei es aber unklar, ob sich die Ergebnisse auch auf menschliche Erinnerungen übertragen ließen, die auf persönlichen Erfahrungen beruhten und nicht auf einem simplen Reflex allein.

Dennoch könnte es zukünftig möglich sein, mithilfe von RNA schlummernde Erinnerungen wiederzuerwecken oder sogar auch wiederherzustellen, etwa in frühen Stadien von Alzheimer.

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