Was ist Stille?
Im Allgemeinen neigen wir dazu zu denken, dass Stille die Abwesenheit von Geräuschen ist. Aber was hörst du wirklich, wenn keine Geräusche da sind? Du hörst vielleicht deinen Herzschlag, du hörst vielleicht raschelnde Blätter – subtile Töne, die du normalerweise nicht wahrnimmst. Einige scheinen einen Ur-Klang zu hören, ein Ur-Summen, worüber in den Veden gesprochen wird: Aum, der allererste, immerwährende Klang, aus welchem alle Klänge und jegliche Schöpfung entspringen. Doch Stille selbst kann nicht wahrgenommen werden. Du bist die Stille. Diese Stille, die du bist, ist ein grenzenloses Herz, alles einschließend und alles durchdringend. Diese Stille ist die mystische Geliebte sich selbst enthüllend als Friede, als Freiheit, als Gnade der Moment, in dem du nicht mehr schwankst.
Gibt es einen Weg in die Stille?
Der Weg in die Stille ist jeder Weg, der dich zu deinem Herzen bringt. Alle spirituellen Wege führen letztendlich in die Stille, so wie alle Wege dich nach Hause bringen. Wahre Stille kann nicht erreicht werden, da sie immer anwesend ist. Wahre Stille wird sich dir enthüllen, wenn du dich jenseits von Definitionen und logischen Erklärungen bewegst, wenn du empfänglich wirst und willens bist zuzuhören. Wenn der Geist zu Ruhe gebracht ist und unerschütterliches Vertrauen dich zur Hingabe bringt wirst du die Sprache der Stille hören das wortlose Geheimnis spricht laut mit dir Und dann siehst du, dass es keinen Weg gibt, dass es nie ein Irgendwo-Hingehen gegeben hat, dass du niemals „Zuhause“ verlassen hast. Und dann siehst du, dass der mühsame Weg, den du gegangen bist, die Reise vom Verstand zum Herzen war, von Unwissenheit zu Weisheit, von Kampf zu Frieden vom Ich zum Du.
Was war dein Weg?
Advaita Vedanta war meine erste Liebe. Mein Meister war ein Schüler von Nisargadatta*. In dem Moment, in dem ich ihm begegnete, „Zuhause“ in seinen Augen erkannte und realisierte, dass er das lebte, wonach ich mich mein ganzes Leben gesehnt hatte, warf ich mich in das Feuer seiner Führung und Weisheit. Ich nahm zehn Jahre an all seinen Satsangs teil, las leidenschaftlich Bücher über Non-Dualität und saugte unersätttlich die Lehren auf. Später traf ich weltweit viele Meister. Ich verbrachte mehrere Winter mit dem indischen spirituellen Lehrer Poonjaji in Indien.
Nach Poonjaji hast du ShantiMayi getroffen?
Ich saß viele Jahre still zu ihren Füßen, badete im Licht ihrer Präsenz mit einem hell erleuchteten Herzen. Stück für Stück stieg eine bedingungslose Bereitschaft und Hingabe auf – alle Erwartungen verblichen. Schließlich kam der Moment, als die Zeit selbst verschwand. Mein Wesen wurde überflutet von erhabener Gnade, Licht und Frieden. Es gab mich nicht mehr. Bewusstsein ist sich selbst bewusst geworden, der bereiste Weg löste sich auf – genauso wie die Lehren und meine komplette Vergangenheit. Endlich konnte Phönix aus der Asche aufsteigen.
Was ist die Essenz von Advaita Vedanta?
Dich nicht mehr damit zu identifizieren, was du denkst und erfährst. Was du bist, ist nicht definierbar und bedingungslos. Dein Körper, deine Sinne oder Gedanken können niemals die wahre Essenz deiner Existenz beeinflussen. Eine unberührbare perfekte Wahrheit, die niemandem gehört. Das ist das, was du realisieren musst.
Es sieht so aus, als gäbe es viele Wege.
Es gibt so viele Wege wie Menschen, die diese Wege gehen. Der allerbeste Weg ist der Weg, der dir am besten dient. Einige Menschen sind voller Hingabe, einige blühen auf, indem sie dienen, andere haben ein wunderbares Unterscheidungsvermögen und wieder andere geben sich einfach hin. Heutzutage forschen viele auf ihrem Weg auch mit der Hilfe von medizinischen Pflanzen wie Ayahuasca. Aber erstaunlicherweise kann dir jeder Weg dienen. Wenn wir reifer werden, erkennen wir, dass unser Leben selbst der ultimative Weg ist. Je ehrlicher du dich zu sein traust, desto klarer wirst du den Weckruf hören – sogar in Momenten von Spannung, Kontrolle und Manipulation und in Gefühlen von Stolz oder Anhaften.
Das ist der Moment loszulassen und dich dem Willen der Existenz zu beugen Diesen Moment kannst du wählen, um dankbar zu sein oder dich zu beschweren deine leeren Hände zu ehren oder deine geballten Fäuste der Wahrheit zu dienen oder der Illusion Im immer stärker werdenden Vertrauen gehst du deinen Weg. Nach und nach erkennst du an, dass alles, was du wahrnimmst, eine Täuschung ist. Du siehst, dass alles, was existiert, von Natur aus leer, ohne Substanz ist. Du lässt einfach deine Vorstellungen los und gibst dich dem hin, was dein Herz schon immer wusste: un – wissende Wahrheit.
Ist es nicht altmodisch, mit einem Guru zu sein?
Heutzutage behaupten viele Menschen, dass die Wegbegleitung durch einen Guru nicht mehr nötig ist. Aber warum solltest du der liebevollen und gleichzeitig konfrontierenden Wegbegleitung eines leeren Spiegels Widerstand entgegenbringen? Es ist ganz sicher wahr, dass man sehr tief das Wesen der Dinge erkennen kann, indem man Bücher liest und sich selbst erforscht, aber den Ozean des Samsara** zu überqueren, ist etwas so Subtiles und Tiefgründiges. Ist der Drang in dir stark genug, die Reise zur Vollendung zu bringen, ohne etwas zu beschützen? Die gesamte Reise baut einfach das Momentum für den allerletzten Schritt auf. Es ist dieser letzte Schritt, der dich nach Hause bringt. Und genau dieser letzte Schritt wird selten gemacht. Es ist dieser allerletzte Schritt, allein und in tiefster Stille, in dem alles Wissen, alle Einsichten, und jegliche Empfindung von Ich ausgelöscht werden und Frieden dich überflutet. Für immer. Ich war so immens dankbar für die Wegbegleitung eines Meisters an meiner Seite, welcher mich gelehrt hat, mein Leben an das Mysterium des Nicht-Wissens zu übergeben, an das Königreich der Liebe.
Ist das Sein mit einem Meister ein stiller Weg?
Im tiefsten Sinne, ja. Wie auch immer, es erfordert jedoch eine geläuterte und reife Seele, die die Fähigkeit hat, die alles durchdringende stille Lehre zu empfangen. Die stille Lehre ist die Gnade und der Segen in den erleuchteten Worten, in den Gesten, in der Berührung, in der bloßen Anwesenheit des Meisters. Der Weg, den man geht, verfeinert die Fähigkeit, völlig zu empfangen, die Gesamtheit des Lebens zu empfangen. Darin erfährst du alles, darin platzierst du nichts mehr zwischen dich und das Leben, darin widersetzt du dich nicht mehr.
Brauchen wir Orte der Stille, wie Ashrams für Selbstrealisation?
Realisation kennt keine Bedingungen. Wie sehr habe ich mich immer nach Stille gesehnt. Wie sehr habe ich mich nach einem Leben im Ashram oder Kloster gesehnt. Wie nährend das für mich sein würde, dachte ich. Ich wollte nichts außer Stille, nichts, außer für immer in Stille mit meiner Meisterin zu sitzen. Ich bekam es nie. Wann immer wir zusammen waren, sogar im Ashram, gab es Lärm, Baulärm, Bohren, Maschinen, Musik, Plaudern. Dieses Verlangen nach Stille wurde niemals erfüllt, aber schließlich wurde ich von diesem Wunsch befreit – was für ein Segen. Am Ende stieg bedingungsloser Frieden in mir auf. Es ist nicht die Erfüllung von Begierden, die dich befreit Es ist das Gewahrwerden, dass Freiheit frei von Begierde ist.
Ich lebe in der Stadt, wo es nie still ist.
Wirkliche Stille durchflutet alle Töne. Wirkliche Stille ist nirgendwo nicht und kann sogar in der Mitte eines Kampfes gefunden werden. Und dennoch… Orte der Stille können dich so tief nähren – die Natur, eine Kirche, ein Tempel oder Meditation. Lade dich an Orten der Stille auf und trinke von der Stille. Auf diese Art und Weise gehst du zurück in der Zeit und zu deiner wahren Natur, dem ultimativen Ort der Stille – dem unteilbaren Selbst, das du bist.
Ich erfahre oft eine tiefe Stille.
Du hörst die Stimme der Wahrheit. Erlaube ihr, ein Fingerzeig und eine Ermutigung zu sein. Aber realisiere, dass alles, was du erfährst, eine Bewegung, ein Prozess ist. Du bist nicht, was du erfährst. Du bist die stille Konstante, die nicht erfahren werden kann.
Könnte es sein, dass westliche Menschen etwas anderes brauchen als östliche Menschen? Was ist der Unterschied zwischen westlichen und östlichen Menschen?
Menschen sind Menschen. Clevere Menschen, lustlose Menschen, große Menschen, reiche Menschen, sich beschwerende Menschen, freudvolle Menschen, aufdringliche Menschen, weißhäutige oder braune oder schwarze Menschen. Alle brauchen Nahrung, Obdach, Ausbildung und eine unterstützende, liebevolle Umgebung. Traurigerweise sind es weltweit nur eine Handvoll Menschen, die diese Grundbedürfnisse erfüllt bekommen. Millionen von Menschen leben ihr Leben im ständigen Bemühen, einfach nur Essen für den Tag zu bekommen. Dies anzuerkennen fordert großen Mut, besonders, wenn wir dazu neigen, uns zu beschweren und negativ zu sein inmitten unseres materiellen Luxus und Komforts.
Was brauchen wir nun eigentlich?
Ich lese in der Zeitung, was ich scheinbar brauche, oder sehe es im Fernsehen und in den sozialen Medien. Wir rennen unseren Bedürfnissen nach, die eine Verhüllung für unsere Sehnsucht nach Liebe und Glück sind und eigentlich eine Vermeidung von Angst und Schmerz. Entlang dieser Linien leben die meisten Menschen, die ihre Grundbedürfnisse gesichert haben, ein weltliches Leben nach ihren bestmöglichen Fähigkeiten. Für manche scheint nichts jemals genug zu sein. Wenn sie irgendwann erkennen, dass weder Erfolg, Status, Gesundheit noch materielle Güter jemals erfüllend sein können, wenden sie sich vielleicht der Suche nach spiritueller Führung zu. Auch wenn man sich einem Meister zuwendet, kommt man mit denselben Mustern und Gewohnheiten von Sehnen und Vermeiden in Berührung. Dabei scheinst du zu wissen, was du brauchst und was gut für dich ist. Aber du weißt es natürlich nicht wirklich. Schlauerweise schiebt dich der Meister auf ein unbekanntes Terrain – jenseits aller Strategien, die aus Angst und Wünschen gemacht sind. Der Meister schiebt dich hin zu dem, was du mehr als irgendetwas sonst brauchst …
Liebe.
Liebe ist der größte Heiler Liebe kennt keine Grenzen und Trennungen, kein Sehnen und keine Furcht. Liebe ist vollkommen und erfüllt und zeigt sich in Mitgefühl, in Leichtigkeit und grundloser Freude. Diese erhabene Liebe ist still verweilend in der Tiefe deines Herzens. Sei still und gib dich hin.
*Nisargadatta Maharaj war ein bekannter indischer spiritueller Lehrer (1897-1981)
**Samsara: Die gesamte irdische Existenz; Kreislauf von Geburt und Tod; weltliche Illusion
Satsang in Berlin
Freitag, 14. September, 20 Uhr
Samstag, 15. September, 17 Uhr
Ort: Aquariana, Am Tempelhofer Berg 7D, 10965 B.
ÜBER DIE AUTORIN
Prajnaparamita war ihr ganzes Leben auf der Suche nach ihrer wahren Natur. Über Jahrzehnte tauchte sie tief in die non-dualen Lehren von Advaita Vedanta, Mahayana-Buddhismus, Zen und Ch’an ein. Mit Ihrer Selbstrealisation widmete sie ihr Leben dem Erwachen aller. Prajnaparamita gibt fortwährend Satsangs und Retreats, um alle zu inspirieren, die sich nach dem Erwachen ihrer innewohnenden Buddhanatur sehnen. Ihr Ausdruck ist spielerisch, erfrischend und von großer Einfachheit. Mit unermüdlicher Geduld und feuriger Weisheit ermutigt sie die Menschen, sich in Wahrheit, Liebe und Frieden zu entspannen. Prajnaparamita kommt ursprünglich aus den Niederlanden und hat dort auch eine große Sanga. Heute lebt sie die meiste Zeit in „La Roseraie de Sacha“, einem Zentrum für Erwachen und natürliches Leben im südlichen Massif Central in Frankreich. Website / Tel.: 0160-976 094 07
Du hörst die Stimme der Wahrheit. Erlaube ihr, ein Fingerzeig und eine Ermutigung zu sein. Aber realisiere, dass alles, was du erfährst, eine Bewegung, ein Prozess ist. Du bist nicht, was du erfährst. Du bist die stille Konstante, die nicht erfahren werden kann.
Könnte es sein, dass westliche Menschen etwas anderes brauchen als östliche Menschen? Was ist der Unterschied zwischen westlichen und östlichen Menschen?
Menschen sind Menschen. Clevere Menschen, lustlose Menschen, große Menschen, reiche Menschen, sich beschwerende Menschen, freudvolle Menschen, aufdringliche Menschen, weißhäutige oder braune oder schwarze Menschen. Alle brauchen Nahrung, Obdach, Ausbildung und eine unterstützende, liebevolle Umgebung. Traurigerweise sind es weltweit nur eine Handvoll Menschen, die diese Grundbedürfnisse erfüllt bekommen. Millionen von Menschen leben ihr Leben im ständigen Bemühen, einfach nur Essen für den Tag zu bekommen. Dies anzuerkennen fordert großen Mut, besonders, wenn wir dazu neigen, uns zu beschweren und negativ zu sein inmitten unseres materiellen Luxus und Komforts.
Was brauchen wir nun eigentlich?
Ich lese in der Zeitung, was ich scheinbar brauche, oder sehe es im Fernsehen und in den sozialen Medien. Wir rennen unseren Bedürfnissen nach, die eine Verhüllung für unsere Sehnsucht nach Liebe und Glück sind und eigentlich eine Vermeidung von Angst und Schmerz. Entlang dieser Linien leben die meisten Menschen, die ihre Grundbedürfnisse gesichert haben, ein weltliches Leben nach ihren bestmöglichen Fähigkeiten. Für manche scheint nichts jemals genug zu sein. Wenn sie irgendwann erkennen, dass weder Erfolg, Status, Gesundheit noch materielle Güter jemals erfüllend sein können, wenden sie sich vielleicht der Suche nach spiritueller Führung zu. Auch wenn man sich einem Meister zuwendet, kommt man mit denselben Mustern und Gewohnheiten von Sehnen und Vermeiden in Berührung. Dabei scheinst du zu wissen, was du brauchst und was gut für dich ist. Aber du weißt es natürlich nicht wirklich. Schlauerweise schiebt dich der Meister auf ein unbekanntes Terrain – jenseits aller Strategien, die aus Angst und Wünschen gemacht sind. Der Meister schiebt dich hin zu dem, was du mehr als irgendetwas sonst brauchst …
Liebe.
Liebe ist der größte Heiler Liebe kennt keine Grenzen und Trennungen, kein Sehnen und keine Furcht. Liebe ist vollkommen und erfüllt und zeigt sich in Mitgefühl, in Leichtigkeit und grundloser Freude. Diese erhabene Liebe ist still verweilend in der Tiefe deines Herzens. Sei still und gib dich hin.
*Nisargadatta Maharaj war ein bekannter indischer spiritueller Lehrer (1897-1981)
**Samsara: Die gesamte irdische Existenz; Kreislauf von Geburt und Tod; weltliche Illusion
Satsang in Berlin
Freitag, 14. September, 20 Uhr
Samstag, 15. September, 17 Uhr
Ort: Aquariana, Am Tempelhofer Berg 7D, 10965 B.
ÜBER DIE AUTORIN
Prajnaparamita war ihr ganzes Leben auf der Suche nach ihrer wahren Natur. Über Jahrzehnte tauchte sie tief in die non-dualen Lehren von Advaita Vedanta, Mahayana-Buddhismus, Zen und Ch’an ein. Mit Ihrer Selbstrealisation widmete sie ihr Leben dem Erwachen aller. Prajnaparamita gibt fortwährend Satsangs und Retreats, um alle zu inspirieren, die sich nach dem Erwachen ihrer innewohnenden Buddhanatur sehnen. Ihr Ausdruck ist spielerisch, erfrischend und von großer Einfachheit. Mit unermüdlicher Geduld und feuriger Weisheit ermutigt sie die Menschen, sich in Wahrheit, Liebe und Frieden zu entspannen. Prajnaparamita kommt ursprünglich aus den Niederlanden und hat dort auch eine große Sanga. Heute lebt sie die meiste Zeit in „La Roseraie de Sacha“, einem Zentrum für Erwachen und natürliches Leben im südlichen Massif Central in Frankreich. Website / Tel.: 0160-976 094 07
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