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2019-01-29

ZITATE AUS HESSE’S SIDDHARTHA, DIE WIRKLICH BEGEISTERN KÖNNEN


Von Christina Sarich auf Waking Times; übersetzt (und durch zwei Zitate ergänzt) durch Taygeta (Die Zitate sind der Originalversion von Hermann Hesse entnommen.)

Hermann Hesses zeitloses Buch ‚Siddhartha‘, sollte jedem spirituell Suchenden zur Lektüre empfohlen werden. Das Buch handelt von der Reise Siddharthas, dem Sohn eines angesehenen Brahmanen. Alle erwarten, dass er in die Fussstapfen seines Vaters tritt. Er geniesst ein idyllisches Leben und folgt den Grundsätzen seiner Religion in der Erwartung, dass sie ihm Frieden und Glück bringen werden. Er spürt jedoch den Schmerz einer Unzufriedenheit und stellt fest, dass sein Vater und seine Ältesten noch nicht Erleuchtung erlangt haben, obwohl doch auch sie den Anweisungen ihrer Religion gefolgt sind. Als hungrige und nackte Asketen eines Tages Siddharthas Weg kreuzen, beginnt seine wahre Reise. In diesem Unterfangen kommt er auch an einen Fluss, der ihm viele Lektionen über das Leben lehrt.

Wenn du noch keine Gelegenheit hattest, von diesem Buch in der Tiefe erweckt zu werden, kannst du hier einige Zitate daraus lesen, die dich dazu bewegen können, dein eigenes Umfeld, deine Religion, Kultur und Beziehungen zu überdenken, um vielleicht einiges mehr zu entdecken.

„Alles wussten sie, die Brahmanen und ihre heiligen Bücher, alles wussten sie, um alles hatten sie sich gekümmert und um mehr als alles die Erschaffung der Welt, das Entstehen der Rede, der Speise, des Einatmens, des Ausatmens, die Ordnungen der Sinne, die Taten der Götter; unendlich vieles wussten sie – aber war es wertvoll, dies alles zu wissen, wenn man das Eine und Einzige nicht wusste, das Wichtigste, das allein Wichtige?“

„Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit. (…) Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht.“


Wir missverstehen so oft den Unterschied zwischen Weisheit und Wissen in dieser Welt. Weisheit ist zeitlos. Es kann nur mit Unterscheidung und der Entwicklung unseres Bewusstseins auf ein Niveau erreicht werden, wo Paradoxie und wahre Freiheit verstanden werden.

Wissen kann uns ganz einfach an falsche, verhärtete Überzeugungen binden und macht es fast unmöglich, die tiefe Wahrheit des Universums zu verstehen. Weisheit enthüllt die Wahrheit jedoch auf eine Weise, die nicht einmal mit tausend Büchern, einer Million Lehren von religiösen Gestalten oder hundert Millionen Fakten, die man auswendig gelernt und aufgenommen hat, erklärt werden kann. Weisheit ist so rein, dass sie allein schon durch die Sprache verdorben wird.

„Wenn jemand sucht,“ sagte Siddhartha, „dann geschieht es leicht, dass sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, dass er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heisst: ein Ziel haben. Finden aber heisst: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du, Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Sucher, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht.“

Es gibt zahlreiche literarische und mythische Beispiele für Suchende. Joseph Campbell beschreibt den Suchenden in der quintessenziellen Suche nach dem Heiligen Gral – der stellvertretend steht für einen äusseren Preises, der mit genügend Mut oder Opfer erlangt werden kann. Aber das, was wir wirklich suchen, kann nur in unserem eigenen Herzen gefunden werden.

Lese dazu auch unseren Beitrag über Die Reise des Helden nach Joseph Campell.

Wenn wir ein externes Ziel suchen, ist dies ein Zeichen dafür, dass sich unser eigenes Herz danach sehnt, verstanden zu werden. Das Streben nach etwas ausserhalb von uns selbst lässt uns für immer ein Suchender bleiben.

„Als eine nie und nirgends unterbrochene Kette zeigst du die Welt, als eine ewige Kette, gefügt aus Ursachen und Wirkungen, (…) lückenlos, klar wie ein Kristall, nicht vom Zufall abhängig, nicht von Göttern abhängig. Ob sie gut oder böse, ob das Leben in ihr Leid oder Freude sei, möge dahingestellt bleiben, es mag vielleicht sein, dass dies nicht wesentlich ist – aber die Einheit der Welt, der Zusammenhang alles Geschehens, das Umschlossensein alles Grossen und Kleinen vom selben Strome, vom selben Gesetz der Ursachen, des Werdens und des Sterbens, dies leuchtet hell aus deiner erhabenen Lehre.“

„Ich habe immer geglaubt, und ich glaube immer noch, dass wir allem, ob es Glück oder Unglück bringt, dass wir allem was uns in den Weg kommt, insgesamt immer einen Sinn geben und es in etwas Wertvolles verwandeln können.“

Alle Menschen, Orte und Umstände im Leben können als Futter für den spirituellen Fortschritt aufgefasst werden. Tränen sind eine spirituelle Befreiung. Ein Lied im Radio zu hören, das uns an jemanden erinnert, ist ein Hinweis aus dem Universum, um dieser Person Liebe und Mitgefühl zu vermitteln.

Zu sehen, wie jemand anderes etwas Schreckliches durchmacht und dabei zu denken, „das hätte ich sein können“, ist eine Erinnerung, dankbar zu sein.

An einer roten Ampel angehalten zu werden, ist eine Erinnerung daran, tiefer zu atmen.
Eine Auseinandersetzung ist ein sanftes Ziehen aus dem Universum, um in sich hineinzuschauen.


Alles, was wir erleben, kann uns helfen zu wachsen. Es sind nicht nur die positiven, gehobenen Dinge, die uns helfen zu wachsen. Wenn wir einen Lebensrückblick machen, werden die Zeiten, in denen wir mutig gehandelt und uns unserem Schmerz, unserer Angst und Traurigkeit gestellt haben, die Momente sein, in denen wir am meisten lächeln.

„Wir gehen nicht im Kreise, wir gehen nach oben, der Weg ist eine Spirale, manche Stufe sind wir schon gestiegen.“

Dieser Punkt wird von Don Beck und Christopher Cowan in ihrer Diskussion über die Spiraldynamik sehr ausführlich beschrieben. (Don Edward Beck, Christopher C. Cowan: Spiral Dynamics: Mastering Values, Leadership and Change,ISBN-13: 978-1405133562; dt.: Spiral Dynamics – Leadership, Werte und Wandel. 2007, ISBN 978-3-89901-107-4).

Sie stellen Veränderungen visuell in der Art einer Spirale dar. Obwohl es scheinen mag, dass wir immer um die gleichen Herausforderungen herum kreisen, werden wir jedes Mal, wenn wir es tun, weiter oben in der Spirale sein, hoffentlich auf einer höheren Bewusstseinsebene, von der aus wir das Problem neu angehen können.

Beck erklärte, wenn wir versuchen, unsere „Lösungen“ zu weit vorn in der Kurve anzusetzen, könnte das Ergebnis eher eine Rebellion als eine Transformation sein. Aus diesem Grund verwenden die Autoren den Begriff „komplexer“ anstelle von „besser“ oder „höher“, um die Entwicklungsstufen der Menschen zu beschreiben. Auch wenn wir noch nicht am Höhepunkt dessen angelangt sind, den wir uns vorstellen, haben wir doch bereits viele Schritte getan, um eine bessere Welt Wirklichkeit werden zu lassen.

„Sie lehrte von Grund auf die Lehre, dass man Lust nicht nehmen kann, ohne Lust zu geben, und dass jede Gebärde, jedes Streicheln, jede Berührung, jeder Anblick, jede kleinste Stelle des Körpers ihr Geheimnis hat, das zu wecken dem Wissenden Glück bereitet. Sie lehrte ihn, dass Liebende nach einer Liebesfeier nicht voneinander gehen dürfen, ohne eins das andere zu bewundern, ohne ebenso besiegt zu sein, wie gesiegt zu haben, so dass bei keinem von beiden Übersättigung und Öde entstehe und das böse Gefühl, missbraucht zu haben oder missbraucht worden zu sein.“


Sex ist heutzutage so oft ein sinn- und geistloser Austausch zwischen Menschen. Es ist jedoch kein Akt, auf den man sich zu leichtsinnig einlassen sollte. Wenn wir uns gegenseitig unsere Körper teilen, werden subtile Energien zwischen uns ausgetauscht. Bekanntlich kann die Kultivierung dieser Energien sogar genutzt werden, um höhere Bewusstseinszustände zu erreichen. Wenn wir so tun, als wären unsere Körper nur Säcke aus Fleisch und Blut, und nicht die physische Manifestation von Energie, dann verfehlen wir den Sinn der Sinnlichkeit.

„Die Welt zu durchschauen, sie zu erklären, sie zu verachten, mag grosser Denker Sache sein. Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu können, sie nicht zu verachten, sie und mich nicht zu hassen, sie und mich und alle Wesen mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht betrachten zu können.“

Einer meiner eigenen spirituellen Lehrer sagte einmal zu mir: „Du musst nur lernen zu lieben. Das ist deine einzige Lektion, während du hier bist.“ Selbst wenn wir denken, dass wir liebevoll sind, gibt es in der Regel Situationen, in denen wir nicht von einer liebevollen Position aus handeln, denken und fühlen. Dazu gehört auch, wie wir uns selbst gegenüber denken und handeln, nicht nur in Bezug auf den Umgang mit anderen Menschen.

„Die Quelle [das wirkliche Selbst] lief irgendwo, wie fern von ihm, lief und lief unsichtbar, hatte nichts mehr mit seinem Leben zu tun.“

Wie auch immer du dich selbst in diesem Leben definierst und verstehst – als Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Mann, Freund, Liebhaber, Arbeiter, etc. – es sind alles nur Etiketten. Sie schliessen deine unendliche Seele nicht ein. Du bist alle diese Dinge und noch mehr in vielen Leben gewesen, und du warst an viel mehr Orten als dort, wo du jetzt bist.

„Es ist an Meinungen nichts gelegen, sie mögen schön oder hässlich, klug oder töricht sein, jeder kann ihnen anhängen oder sie verwerfen.“

Du kennst das andere Sprichwort über Meinungen und Dummköpfe. Genug gesagt.

„Liebe kann man erbetteln, erkaufen, geschenkt bekommen, auf der Gasse finden, aber rauben kann man sie nicht.“

Bei all dem, was uns von einer bösen, destruktiven, psychotischen, korrupten Kabale genommen wurde, ist es da nicht wunderbar zu wissen, dass Liebe nicht wie eine Aktie gehandelt oder zerstört werden kann, so wie Gold, so wie Papiergeld gefälscht oder nach den Launen einiger weniger Eliten mehr oder weniger wertvoll gemacht werden kann? Liebe ist ewig, unzerstörbar und rein. Sie ist unser grösster Schatz.

„Nicht Yoga-Veda mehr soll mich lehren, noch Atharva-Veda, noch die Asketen, noch irgendwelche Lehre. Bei mir selbst will ich lernen, will ich Schüler sein, will ich mich kennen lernen, das Geheimnis Siddhartha.“


Jede einzelne grosse Religion auf diesem Planeten ist korrumpiert worden. Das bedeutet nicht, dass die Religionen nichts mehr zu lehren haben. Es bedeutet auch nicht, dass du an Gott glauben oder Atheist sein musst, um zur wahren Weisheit zu gelangen, aber solange du auf eine Institution oder eine Person schaust, die dir Erleuchtung bringen soll, wirst du diese verpassen.

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