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2019-09-06

Heike Kühnemund: "Achterbahn"


Und weiter geht die „Fahrt“ oder besser die Neuordnung und das Aufräumen. Obwohl, es fühlt sich diese Tage wirklich an wie Achterbahn fahren. Auf allen Ebenen.

Körperlich – mal sind da Schmerzen, mal wieder nicht, plötzlich sind sie da, plötzlich wieder weg oder andere, die nicht gehen wollen und sich hartnäckig halten.

Seelisch – hier geht es mehr in Richtung „Abgrund“ als in Höhenflüge. Zumindest befinde ich mich fast stündlich immer mal wieder dort ein. Zwischendrin geht es dann etwas „höher“, alltägliche Dinge können dann umgesetzt werden (wenn auch mit viel Konzentration und Kraftaufwand). Dann geht’s wieder hinab, die nächste Schicht durchlichten. Das ist harte Arbeit, für alle Systeme und für all jene Menschen, die dies jetzt hier leisten. Manch einer geht diesen Weg anders oder fühlt und wandelt auf seine (nicht ganz so tiefe) Weise. Doch wir, die wir da am Urgrund herum robben, spüren diese Tage als eine einzige Reinigungszeit, die so etwas wie eine offene Wunde hinterlässt. Alles scheint ver-wund-bar zu sein, angreifbar, offen da liegend, sensibel hoch drei!

Doch was passiert wirklich? Wir werden sensitiver, ja. Wir nehmen tiefer wahr. Fühlen mehr und erkennen, was hinter den Dingen steht. Doch es braucht Zeit und Raum, dies zu erfahren, anzunehmen, zuzulassen. All die Dinge, die da scheinbar plötzlich durch uns hindurch geschleust werden oder auch aus uns heraus fließen wollen, sind nicht immer angenehm. Träume, die einen in Tiefen mitreißen, die anstrengend und wandelnd sind. Tage und Momente, wo man meint, aus dem dunklen Loch nie wieder aufzutauchen. Und kaum reckt man den Kopf ans Licht, rollt die nächste emotionale Welle herein. Weglaufen zwecklos! Sich wehren auch. Es gibt nur den einen Weg – durch all das hindurch gehen (oder sich durch schieben lassen), sich hingeben, egal wie schmerzhaft oder dunkel es gerade ist, fühlen … immer wieder fühlen.

Für mich ist noch keine klare Sicht da, doch ich ahne zeitweise schon etwas. So schrieb ich gestern auf einen Fb-Kommentar, wo es darum ging, dass die größte Herausforderung ist, dieses „Nichts“ auszuhalten … dass hinter dem Nichts die wahre Freiheit ist. Wie gesagt, es ist mehr ein ahnen, als schon ein erfahren. Doch irgendwie kann ich derzeit dieses leere Feld einfach leer sein lassen. Ich kann annehmen, dass ich nirgendwo hin muss und im Moment auch nicht tun muss. Ich lasse zu, dass „man“ mich da jetzt durch schleust und ich einfach aus dem Moment heraus agiere. Es geht eh wenig derzeit. Und dieses Wenige wird nochmal genau hinterfragt, ob es denn wirklich sein muss.

So habe ich mir angewöhnt, mir besonders schöne Dinge, Ideen oder Ausflüge zumerken und diese als „Option“ in meinem Inneren zu bewahren. Wenn dann ein Impuls zum Handeln kommt, dann kann ich darauf zurück greifen. Das geht ganz gut und lässt mir den Raum, wirklich jeden Tag neu zu schauen, was will ich leben, was geht gerade, was passt.

Nun, noch mal zurück zur Achterbahn. Mich nimmt diese ganz schön mit. Ich hatte das Empfinden, alles kam so plötzlich. Diese tiefe Wandlung hatte ich so nicht „auf meinem Schirm“. Es war, als ob ich erst einmal umschalten musste und zunehmend annehmen sollte, dass das eben jetzt dran ist und meine Pläne eben irgendwann umgesetzt werden oder gar nicht (weil sie eben nicht mehr in meinen Lebensplan vorkommen). Da fehlt noch etwas der innere Durchblick oder auch einfach das Erfahren, dass neues Leben eben anders geht. Dass es hier nicht mehr um großartiges Vorplanen geht, sondern dass aus dem Moment heraus geschöpft wird (wie auch immer das geschieht ). Neues Leben wird zunehmend aus dem Moment heraus gelebt werden, denn im Jetzt entsteht dieser ja. Und dies scheint sich jetzt hier einzuspielen. Es ist wie ein Üben, ein Vorbereiten dieses Jetzt-Schöpfens. Noch sehr neu, manchmal verwirrend und immer wieder, als müsse ich mich erinnern, doch da ist noch ein dünner Schleier, der dies verhindert. Er scheint aber gerade aufzureißen und zumindest ab und zu die Sicht frei zu geben.

Was bleibt? Was hilft in diesen Tagen?

Ich gehe meine Tage langsam an. Die morgendliche Müdigkeit kenne ich so nicht. Doch sie ist verständlich, wenn man die „Arbeit“ der Nacht betrachtet und wenn man, so wie ich, meist frühmorgens die heftigesten Träume durchlebt. Also mache ich langsam, komme erst mal wieder hier an, genieße meine Morgenrituale, den heißen Tee, mein Tagebuch und fühle auch hier, was will dieser Tag von mir.

Ich übe mich darin, alles anzunehmen und mir alle Zeit der Welt zu geben, das, was gerade ist, zu durchleben. Dafür brauche ich Zeit und ganz viel Raum, was heißt, dass sich meine Kontakte derzeit sehr beschränken. Nur wenig Austausch, nur wenige Menschen, mit denen gerade ein Miteinander möglich ist. Abstand von allem halten, was nichts mit meiner Wandlung zu tun hat.

Wenn es mein Körper zulässt, gehe ich raus, nutze die Natur zur Erdung, zur Heilung. Auch die etwas sanfteren Sonnenstrahlen tun gerade gut (der stürmische Wind weniger, aber der ist ja erst mal durch).

=> das heißt einfach, diese Tage noch mehr als sonst auf das eigene Wohl achten und immer wieder schauen, was muss wirklich getan werden und was sind nur automatisierte Handlungen.

=> Ruhe, Ruhe, Ruhe!

=> Rückzug, wenn nötig, ohne schlechtes Gewissen zu haben. Es ist nun mal so, Punkt.

=> Dem Körper zuhören und dementsprechend handeln.

=> Sich auch mal trösten und in den Arm nehmen lassen (auch über die Ferne hilft das , danke für eure virtuellen Umarmungen ♥).

=> Und vertrauen, dass alles seinen Weg geht, dass wir alle diesen meistern werden und das immer jemand da ist, der das Licht weiter trägt und einen daran erinnert

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