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2016-06-13

Honig aus der Nachbarschaft - nearBees vermarktet regionale Erzeugnisse


nearBees bietet eine Plattform für Imker, die ihren Honig regional vermarkten wollen. Das hat gleich mehrere positive Aspekte für die Umwelt.

In der Nähe von München fing alles an. Dort, unweit eines großen Obstgartens, hielt der Opa von Viktoria Schmidt mehrere Bienenvölker. Die Insekten bestäubten die Blüten und sorgten so für eine reichhaltige Ernte. Als der Opa die Imkerei aufgab, veränderte sich das Bild der Natur rapide. Es gab kaum noch Früchte an den Bäumen. „Die domestizierte Honigbiene ist ohne Imker nicht überlebensfähig", erklärt Schmidt. Für sie ein prägendes Erlebnis, das letztendlich zu einem eigenen Unternehmen führte.

Zusammen mit ihren ehemaligen Studienkollegen Michael Geldhaus, Kristian Knobloch und Dominik Krebs gründete sie das Online-Portal nearBees. Dort können Imker ihren Honig regional vermarkten. „Es ist ein Naturprodukt höchster Qualität, völlig unbehandelt und frei von bedenklichen Rückständen“, betont Ideengeberin Schmidt. Um das Projekt zu verwirklichen holten sich die vier Initiatoren zwei Investmentpartner ins Unternehmen und sammelten 250.000 Euro über Crowdfunding.

Mit ihrem Geschäftsmodell konnten die Jungunternehmer sofort überzeugen und räumten gleich mehrere Preise ab. Sie gewannen den „Join Our Core” Wettbewerb von Ben&Jerry’s, den Designpreise Red Dot Award, wurden 2014 zum Social Startup des Jahres von der Wirtschaftswoche ausgezeichnet und erhielten gerade den GreenTec Award sowie einen Preis vom Bayerischen Rundfunk.

Mit nearBees will Schmidt nicht nur Geld verdienen, sondern die Natur- und Artenvielfalt dadurch unterstützen, dass sie Imkern einen zusätzlichen Absatz ermöglicht und damit einen Anreiz, die Zahl ihrer Bienenvölker zu erhöhen. Die Zahl der Imker ist in den vergangenen 100 Jahren von mehr als 200.000 auf gut 100.000 und die Bienenvölker von 2,5 Millionen auf nur noch 700.000 gesunken. „Es lohnt sich für Hobby-Imker nicht mehr, viele Bienen zu halten“, erklärt die Jungunternehmerin.

Ein Erhalt von möglichst vielen Bienenvölkern ist aus ökologischer Sicht aber von großer Bedeutung. Ohne die Insekten würde sich das Leben auf der Erde stark verändern, ein Aussterben der Bienen hätte fatale Folgen. US-Forscher haben berechnet, dass die mit den Ernteausfällen verbundene Mangelernährung zu 1,42 Millionen zusätzliche Todesfällen pro Jahr führen könnte.

Bienen sind zudem ein enormer Wirtschaftsfaktor und tragen mit ihrer Bestäubung zu einer weltweiten Wertschöpfung von 200 bis 300 Milliarden Euro pro Jahr bei. Kunden bei nearBees können sich online den Imker ihrer Region aussuchen und bei ihm bestellen. Der Honig wird vom Imker in einen aus Papier und Kunststoff bestehenden zwölf Gramm leichten Beutel gefüllt, in einen Umschlag gesteckt und verschickt.

Die Verpackung wird CO 2 -neutral hergestellt und wir zahlen den CO 2-Ausgleich für den Versand“, so Viktoria Schmidt. Der Honig ist zwar teurer als der aus dem Supermarkt, enthält aber keine Pestizide, Gentechnik und Antibiotika und durch den Kauf wird der Imker in der Region unterstützt, dessen Honigbienen das Bestäuben der Obstbäume vor Ort übernehmen. „Fast ein Drittel der Lebensmittel hängt direkt oder indirekt von den Bienen ab.

Vor einigen Jahren schaffte Schmidt sich nicht nur selber einige Bienenvölker an, sondern schrieb schon in ihrer Masterarbeit über das „Zusammenleben von Mensch und Biene” Bisher werden jährlich rund 80.000 Tonnen Honig importiert, der im Glas im Supermarkt steht. „Honig ist lichtempfindlich und nach zwei Wochen sind etwa 90 Prozent der Enzyme zerstört“, so die Gründerin. 

Das Gros des leckeren Brotaufstrichs kommt aus China, Argentinien und Mexiko und ist meist zusammengemischt, damit ein immer identischer Geschmack garantiert ist. Ressourcenschonend ist nicht.



Zusammen studiert, zusammen eine Firma gegründet: Das Team von nearBees. (Foto: nearBees)

Deshalb wollen die Gründer Nachhaltigkeit, Umweltschutz sowie lokaler und bewusster Konsum fördern. Der Bedarf ist da. „Der Trend geht bei den Konsumenten zu regionalen Produkten“, sagt Schmidt, die bisher 800 Imker von der Plattform überzeugen konnte. 

Die monatlichen Verkaufszahlen sind seit Anfang des Jahres um 87 Prozent und die Mitarbeiter auf acht gestiegen.

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