2018-07-30

Wenn es stimmt, ist es DIE Sensation!

Nicht zum ersten Mal wird Fortschritt beim Bau von Fusionsreaktoren gemeldet. Die neue Information stammt aus Militär-naher Quelle.

Christian Müller, „infosperber“



Für den Laien ein Bildrätsel, für den Wissenschaftler ein Zukunftstraum

Anlass für neue Erfindungen war schon oft der Krieg. Wie wird man überlegen, um den Feind zu schlagen? Was braucht es dazu an neuer Technik? Auch die Atomenergie wäre nicht so schnell nutzbar geworden, wäre nicht der Zweite Weltkrieg gewesen und mit ihm die Forschungsarbeit an neuen Techniken.

Vielleicht ist es auch jetzt wieder so: Die US-amerikanische Lockheed Martin Corporation ist mit über 47 Milliarden Dollar Jahresumsatz und rund 100’000 Mitarbeitenden einer der weltgrössten Rüstungs- und Technologie-Konzerne. 80 Prozent seiner industriellen Produktion gehen an die USA, also an den Staat, vor allem an die Streitkräfte und in die Weltraumforschung. So etwa stammen die F-16 (nicht zu verwechseln mit dem F/A-18 der Schweizer Luftwaffe) oder der seit 2015 kampfeinsatzbereite F-35 oder auch die gigantische Transportmaschine Lockheed C-130 Herkules von Lockheed Martin.

Und es ist diesmal auch eine kriegsnahe Institution, die auf ein neues Patent von Lockheed Martin aufmerksam macht: Das BESA Center in Israel. Dieses mit der Bar-Ilan Universität in Tel Aviv verbundene Zentrum für Strategische Studien hat am Sonntag, 29. Juli 2018, folgende Informationen verbreitet:

«Lockheed Martin hat kürzlich ein Patent für einen revolutionären Compact Fusion Reactor CFR, einen Kernfusions-Reaktor, angemeldet, ein Gerät, das klein genug ist, um auf einem Lastkraftwagen transportiert zu werden. Eine Version davon ist konzipiert für die Produktion von 100 Megawatts, gross genug, um eine Stadt mit 100’000 Einwohnern mit Energie zu versorgen. Der CFR, der saubere Energie ohne radioaktiven Abfall liefert, hat zivile und auch militärische Einsatzmöglichkeiten. Er kann auf einem Flugzeugträger montiert werden, in einem Unterseeboot, in einem Langstrecken-Flugzeug und voraussichtlich auch auf Kampfjets und Drohnen. Wenn Lockheeds Hoffnungen realisiert werden, gehört die Angst vor einem globalen Energie-Engpass der Vergangenheit an. Und die Menschheit wird in den Genuss einer umweltverträglichen Energiequelle kommen.»

Die grosse Hoffnung – und die notwendige Skepsis

Tatsächlich ist der Kernfusionsreaktor – oder vereinfacht der Fusionsreaktor – eine der grossen Hoffnungen der Menschheit. Oder, um Wikipedia zu zitieren: «Mit der Entwicklung von Kernfusionsreaktoren erhofft man sich die Erschliessung einer praktisch unerschöpflichen Energiequelle ohne das Risiko katastrophaler Störfälle und ohne die Notwendigkeit der Endlagerung langlebiger radioaktiver Abfälle.»

Einmal mehr eine sensationelle Meldung, die sich hinterher als Medienblase entpuppt, wie schon mehrere Male? Das ist nicht auszuschliessen. Der Name Lockheed Martin aber lässt aufhorchen. Denn wo für zivile Forschung oft das Geld fehlt, fliesst es im militärischen Bereich fast ungehindert, nicht zuletzt in den USA. Und dass Lockheed Martin fähige Köpfe beschäftigt, steht ausser Zweifel. Nicht zufällig spielt dieser Konzern auch ganz vorne mit in der Raumfahrt und Weltraum-Forschung. Und auch der jetzige Informant, das BESA Center, ist ja nicht eine kleine Tageszeitung mit newsgeilen Allerwelts- und hechelnden Lokaljournalisten. Gerade die sehr engen Beziehungen zwischen Israel und den USA, insbesondere auch zwischen der israelischen Luftwaffe und Lockheed Martin – auch die Israel Air Force IAF fliegt den F-35 – könnten durchaus ein Grund sein, warum man am BESA Center in Tel Aviv etwas mehr weiss als anderswo. Einmal mehr: Wenn es um Krieg geht – und das BESA Center ist alles Andere als ein den Frieden suchendes Institut! – sind bahnbrechende technische Errungenschaften keine Seltenheit.

Vorsicht ist angebracht. Warten wir’s ab.

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