2018-05-29

One Spirit Medizin: Die Praxis schamanischer Heilung


Heilgeheimnisse aus dem Regenwald und moderne Wissenschaft! Alberto Villoldo ist einer der bekanntesten und meistgelesenen Schamanen unserer Zeit. Als er eine niederschmetternde Diagnose bekommt – fünf verschiedene Arten von Hepatitis, toxische Bakterien im gesamten Körper und Parasiten im Gehirn – ist er dem Tode nah.

Zum ersten Mal in seinem Leben steht er vor der Herausforderung, das Wissen, das er seit Jahrzehnten selbst lehrt, radikal an sich selbst anzuwenden. Mit Erfolg!

Villoldo hat sich selbst geheilt – mit One Spirit Medizin, einer höchst wirksamen Synthese aus uralten schamanischen Methoden wie Fasten, Meditieren und Visionssuche und aktuellsten Erkenntnissen aus der modernen Wissenschaft.

Diese umfassen das Entgiften von Körper und Geist durch Superfoods und Nahrungsergänzungsmittel, das Ausschalten der »Todesuhr« in unseren Zellen durch Beeinflussung der Mitochondrien, Energiearbeit zur Reparatur von Gehirn und Körper auf Quantenebene und eine revolutionäre Methode, in nur sechs Wochen einen grunderneuerten, vitalen und widerstandsfähigen Körper zu kreieren.

Mit dem Buch “One Spirit Medizin” gelingt Villoldo der lange überfällige Brückenschlag vom Jahrtausende alten schamanischen Erfahrungsschatz zu mordernsten medizinischen Erkenntnissen. Mit vielen Übungen und Rezepten.

Einleitung

Alles lief gut für mich. Beruf­lich schwebte ich von Erfolg zu Erfolg: Autor von zwölf Büchern, darunter auch Bestseller, Forscher und Ethnomediziner mit einem Dr. phil. in Psychologie, Lehrer und Heiler mit weltweiter Anhängerschaft. Die Light Body School und die Four Winds Society, beide von mir gegründet, wuchsen rasant, und es hatten bereits gut fünf­tausend Studenten unser Ausbildungsprogramm in Energiemedizin absolviert oder mich auf Reisen ins Amazonasgebiet und in die Anden begleitet. Und das waren nur die nach außen hin sichtbaren Erfolge.

Hinzu kamen die vielen Herzensgeschenke, die ich auf meinem spirituellen Weg empfangen hatte und deren kostbarstes eine geliebte Partnerin ist, die mit mir diesen Weg geht. Es sah wirklich so aus, als könne das Leben kaum noch besser werden. Dann der Absturz.

Urplötzlich befand ich mich in einem Überlebenskampf, der mir alles abverlangte, was ich mir in dreißig Jahren Lehrzeit bei begnadeten und weltweit führenden Heilern angeeignet hatte. Ich bin selbst ein Schamane, ausgebildet in den uralten Heilweisen der indigenen Völker im Dschungel und in den Bergen Südamerikas, in der Karibik und in Asien. Der Amazonas-Regenwald hat wenig mit dem Beverly Hilton gemein.

Wenn ich den Leuten erzähle, was ich so mache, sagen viele: »Sind Sie noch bei Trost?« Ich kann solche Bedenken nachvollziehen. Der Weg des Schamanen ist nicht jedermanns Sache. Die Ausbildung ist anspruchsvoll und streng, und von mir hat sie noch einen ganz besonderen Preis gefordert. Ich hielt mich gerade in Mexiko auf und war als Hauptredner einer Schamanismus-Tagung vorgesehen, als mich völlig unverhofft eine lähmende Kraftlosigkeit überfiel.

Ich konnte keine zehn Schritte machen, ohne vor Erschöpfung schier zusammenzubrechen. Freunde schoben das auf meinen übervollen Reiseplan, aber ich wusste sofort, dass da offensichtlich etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ein paar Tage vor diesem Trip hatten mich Tropenmediziner in Miami von Kopf bis Fuß durchgecheckt und alle möglichen Laboruntersuchungen veranlasst, deren Ergebnisse bei meiner Abreise noch nicht vorgelegen hatten.

Jetzt rief ich von Mexiko aus dort an, und was ich zu hören bekam, klang überhaupt nicht gut. Of­fenbar hatte ich mir in den Jahren meiner Forschungen in Indonesien, Afrika und Südamerika eine ganze Latte übelster Mikroorganismen eingefangen, darunter fünf Arten von Hepatitisviren, vier bis fünf verschiedene Parasiten, diverse toxische Bakterien und ein ganzes Sortiment wirklich gemeiner Würmer. Der Satz, der mich endgültig umwarf, lautete: »Es sitzt im Gehirn, Doktor Villoldo.«

Ironischerweise hatte ich eben erst ein Buch veröf­fentlicht mit dem Titel Das erleuchtete Gehirn: mit Schamanismus und Neurowissenschaft das Geheimnis gesunder Zellen entdecken. Die Ärzte rieten mir dringend, sofort die bestmögliche medizinische Versorgung anzustreben und mich schon mal für eine Lebertransplantation vormerken zu lassen. Schön und gut, aber wo sollte ich ein neues Gehirn herbekommen?

Nach der Tagung reiste Marcela, meine Frau, wie geplant ins Amazonasgebiet, um eine unserer Expeditionen zu Schamanen im Dschungel zu leiten, die auch Reisen über den Tod hinaus unternahmen. Ich jedoch stand im Abflugbereich des Flughafens Cancún und hielt mir die Alternativen vor Augen: Gate 15 führte zum Flug nach Miami und zur Aufnahme in ein medizinisches Zentrum der Spitzenklasse; an Gate 14 wartete der Flug nach Lima und dann weiter in den Amazonas-Regenwald, wo ich mit Marcela im Land meiner spirituellen Wurzeln sein würde.

Die Laborwerte wiesen mich als todgeweihten Mann aus, und tatsächlich hatten die Ärzte gesagt: »Eigentlich müssten Sie schon tot sein.« Miami war die naheliegende Wahl. Aber in diesem Augenblick nahm ich allen Mut zusammen und entschloss mich, meine Zukunft in dem zu suchen, was ich selbst lehrte, und dieser Weg führte eindeutig nach Lima.

Hier meine Tagebuchnotiz an diesem Abend:

Fühlte sich an wie der letzte Tag meines Lebens. Überwältigende Traurigkeit bei dem Gedanken, diese wunderbare Erde verlassen zu müssen – und dann sollte ich auch noch vor hundertfünfzig Leuten sprechen! Ich wusste, dass ich mit Marcela in den Dschungel muss. Sonst kam nur die Aufnahme in eine Klinik in Miami infrage, und da würde ich meine Medizin an der falschen Stelle suchen. Jetzt kann ich bei der Frau sein, die ich liebe, und kehre in den Garten zurück, von dem mein Weg ausging.

Die Schamaninnen und Schamanen nahmen mich sehr herzlich auf. Es waren Freunde, die mich seit Jahrzehnten kannten. Und wer kannte mich besser als Mutter Erde? Sie empfing mich, wie es nur eine Mutter kann. Als ich mich an sie drückte, hörte ich sie sagen: »Willkommen daheim, mein Sohn.« In der gleichen Nacht gab es eine Zeremonie mit Ayahuasca, einem Gebräu aus der Lianenart Banisteriopsis caapi, die von den Schamanen für Visionen und zu Heilzwecken verwendet wird. Ich war zu schwach, um daran teilzunehmen, und blieb in unserer Hütte am Fluss.

Marcela ging für uns beide. Was uns vereint, zeigt sich an unserer Art, »Ich liebe dich« zu sagen, nämlich: »Desde siempre y para siempre« – »Schon immer und für immer.« Ich hörte den Schamanen pfeifen, seine eindringlichen Gesänge wehten über den Fluss zu mir herüber. Ich befand mich dabei in einem leicht meditativen Zustand. Stunden später kam Marcela zurück. Sie lächelte. Pachamama, Mutter Erde, hatte die ganze Zeit mit ihr gesprochen und gesagt: »Ich bin es, die auf der Erde alles wachsen lässt. Ich schenke Alberto eine neue Leber. Wie alles Übrige zu heilen ist, weiß er selbst.«

Pachamama bekundete ihre Liebe zu mir, aber auch Dankbarkeit dafür, dass ich ihr so viele ihrer Kinder zurückgebracht hatte. Mit einer neuen Leber schenkte sie mir das Leben. Am nächsten Tag schrieb ich in mein Tagebuch:

Nach dem morgendlichen Yoga erschien mir eine Lichtgestalt. Ich sah sie aus dem Fluss steigen, als wäre es ein Traum, ein weibliches Geist-Wesen. Sie berührte mich an der Brust und sagte, ich sei ein Kind der Pachamama und werde noch viele Jahre leben. Sie werde nach mir sehen, meine Arbeit auf der Erde sei noch nicht getan.

Mit meiner Rückkehr in das Amazonasgebiet begann auch die Rückkehr zu mir. Zunächst gab es jedoch eine Menge zu tun, schließlich war ich sehr schwer erkrankt. Ich befand mich jetzt selbst auf der heilenden Reise, die ich schon so vielen anderen verordnet hatte.

Und ich musste mich selbst daran erinnern: »Garantien gibt es hier keine, Alberto. Den Körper wiederherzustellen ist nicht dasselbe wie Heilung. Vielleicht kann der Körper nicht wiederhergestellt werden, vielleicht stirbst du. Aber auf jeden Fall wirst du geheilt werden. Wenn du den Dschungel verlässt, wirst du nicht in deine alte Lebensform zurückkehren.«

Ich fühlte, wie meine Lebenskraft mich verließ. Wenn ich im schwachen Licht der Morgendämmerung in den Spiegel blickte, sah ich das leuchtende Energiefeld um meinen Körper dünner und blasser werden, nicht stark und hell, wie es eigentlich sein sollte.

Und die leichenhaf­te Blässe in meinem Gesicht hatte ich schon oft bei Sterbenden gesehen. Ich strich alle Termine in meinem Kalender, alle Reden, Lehrvorträge und Kurse. Der erste Termin als Redner, den ich absagte, wäre in der Schweiz gewesen, wo auch der berühmte brasilianische Heiler João de Deus auf dem Programm stand. Ihm selbst war ich noch nicht begegnet, kannte aber den Leiter seines Zentrums. Ein paar Tage darauf erhielt ich einen Anruf, in dem mir eine Fernheilungssitzung angeboten wurde.

Anschließend notierte ich in meinem Tagebuch:

João arbeitete zusammen mit seinen Wesenheiten an mir, ich spürte einen großen Geist am Kopfende meines Bettes. Als Nächstes fühlte ich, wie so etwas wie verhedderte Stränge aus meiner Leber geholt wurden, dicke Fasern, die herausgezogen wurden. Andere Wesenheiten machten sich an meinem Herzen zu schafen, und wieder andere nahmen an meinem Gehirn eine »spirituelle Operation« vor. Danach war ich erst einmal völlig erledigt, ich kam vierundzwanzig Stunden nicht aus dem Bett.

Vom Amazonas aus flogen Marcela und ich nach Chile und erreichten schließlich unser Zentrum für Energiemedizin, dort führen wir intensive Workshops durch. Es liegt in den Anden unweit des Aconcagua, der mit seinen fast siebentausend Metern die höchste Erhebung des amerikanischen Kontinents ist. Der Berg war der Grund dafür, dass wir diesen Platz für unser Zentrum gewählt hatten.

Sein Name bedeutet in der alten Inka-Sprache »Wohin du kommst, um Gott zu begegnen«. Genau das stand jetzt für mich an. Es war Zeit für die Begegnung, die ich so lange aufgeschoben hatte. Es ging jetzt ausschließlich um Heilung, und ich musste mich voll und ganz darauf einlassen.

Mein Körper war eine Art Landkarte der Dschungel und Gebirge, in denen ich als Anthropologe gearbeitet und mir all die tödlichen Viecher eingefangen hatte, die sich jetzt in mir breitmachten. Der Dschungel ist ein lebendes Biologielabor, und wenn man sich lange genug dort aufält, wird man selbst zum Bestandteil des Experiments. Ich kannte Anthropologen, die an ebenden Krankheiten gestorben waren, die ich jetzt hatte.

Tatsächlich kommen die meisten Krankheiten in den ursprüng­lichen Regenwäldern des Amazonasgebiets nicht vor, aber um dorthin zu kommen, muss man die verseuchten Außenbezirke der westlichen Zivilisation durchqueren. Den Indios würde es nicht in den Sinn kommen, ihre Nester zu beschmutzen und ihr Trinkwasser verderben zu lassen.

Der weiße Mann dagegen umgibt sich mit einem Meer von Unrat und Abwasser. Was ich von den Schamanen an spiritueller Medizin bekam, bewirkte sehr viel, aber zur Ergänzung war auch noch moderne westliche Medizin angezeigt. Ich bekam von den Ärzten ein Wurmmedikament von der gleichen Art, wie ich es auch meinem Hund verabreiche, und dazu gab es Antibiotika gegen die sonstigen Parasiten.

Die besondere Schwierigkeit bestand darin, dass die Würmer selbst wiederum Träger von Parasiten waren, und wenn man sie abtötete, entließen sie ihre Parasitenfracht in mein Gehirn, was dort eine hochtoxische Situation entstehen ließ. Das war eine ziemlich verzweifelte Lage. Mein Gehirn war förmlich überschwemmt von Entzündungsstof­fen, freien Radikalen und abgestorbenen oder absterbenden Parasiten.

Da musste dringend entgif­tet werden, sonst würde ich völlig durchdrehen. Wie sehr ich bereits neben mir stand und mein benebeltes Gehirn mich beeinträchtigte, zeigte sich, wenn ich versuchte mit Marcela Scrabble zu spielen. Das Spiel wurde zum Barometer meiner geistigen Verfassung. Ich kam einfach nicht mehr an Worte heran, die ich eigentlich kannte.

Dann kam mir nach und nach mein Ich-Gefühl abhanden. In mühsam beherrschter Panik dachte ich: »Was, wenn ich vergesse, wer ich bin? Was, wenn ich das Bewusstsein meiner selbst verliere?« Aus der Ferne starrte mich der Wahnsinn an. Ich sah ihn, ich spürte ihn, ich atmete ihn. Und ich spürte, wie die Angst bis in die letzten Winkel meiner selbst drang. Diese Angst, mich selbst zu verlieren, gab aber eigentlich den Anstoß zu meiner Rettung. Die nächsten drei Monate sah ich mir den Wahnsinn, den ich erfuhr, einfach an.

Die Schamanen verfügen über eine auch in den spirituellen Traditionen Indiens beheimatete Praxis, die »Selbsterforschung« genannt wird und ungemein wirksam ist. Sie beginnt mit der Frage: »Wer bin ich?«, ein weiterer Schritt ist die Frage: »Wer stellt diese Frage?« Bei mir war es die Frage: »Wer wird da verrückt?« Ich konnte mich nirgendwo verstecken. Der zunehmende Wahnsinn war nicht zu übersehen, für mich nicht und für andere nicht. Aber da war nicht nur eine finstere Tiefe, in der meine Zuversicht versank, sondern zugleich erlebte ich ungeahnte Höhenflüge der Seele.

Mir dämmerte, was ich schon immer war und auch nach dem Tod meines Körpers sein würde. Kurz, ich erlebte nicht nur zermürbende Angst, sondern auch die göttliche Liebe, ich lebte in beiden Welten und gehörte keiner ganz an. In meinem Tagebuch hielt ich fest:

Der Buddha verließ den Ort seiner Kindheit und Jugend, als er Krankheit, Alter und Tod gesehen hatte. Ich lebe mit diesen drei und gebe mir Mühe, aus dem selbst errichteten Palast der Unwissenheit und Überheblichkeit auszuziehen. Ich überlasse mich dem Schmerz und der Ekstase.

Für die Finsternis, in die mich das trug, gibt es keine angemessenen Worte, aber Johannes vom Kreuz, von dem wir den Ausdruck »dunkle Nacht der Seele« haben, muss wohl etwas davon gewusst haben, als er schrieb: »Dort in der glückbringenden Dunkelheit, der Finsternis, so weit das Auge reichte, fand ich kein Zeichen, keinen Anhalt, kein Licht, keinen Leitstern – nur das innerlich brennende Feuer, mein Herz.«

Auszug aus dem Buch “One Spirit Medizin: Die Praxis schamanischer Heilung“. Hier das Inhaltsverzeichnis als PDF.


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