Wolf-Dieter Storl ist vor allem ein Suchender. Er erfindet nicht, er findet. Seine Technik ist dabei uralt. Er hört zu und sieht hin, ohne zu kommentieren.
Diese Art zu forschen kann man als angewandte Weisheit bezeichnen und in der Tat kommt der Mann, der heute zurückgezogen im Allgäu lebt, rüber wie ein Schamane. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Wanderschaft.
Geboren wurden Wolf-Dieter Storl im zerbombten Nachkriegsdeutschland. Seine Jugend verbrachte er in den 60ern und 70ern in den USA, nachdem die Eltern aus der noch jungen Bundesrepublik ausgewandert waren.
Storl sog die amerikanische Kultur wie ein Schwamm auf. Er lebte und erlebte die unterschiedlichsten Facetten sogenannter Amerikaner, die vor allem eines gemeinsam hatten, ihre enorme Unterschiedlichkeit. US-Amerika, so erkannte Storl früh, ist wie ein Flickenteppich, bei dem die zusammengenähten Fetzen oft nichts miteinander zu tun haben.
Storl lebte wie ein Hobo mit Hippies, Konservativen, Religiösen und Indianern. Er probierte synthetische und natürliche Drogen aus und verfiel immer wieder der Faszination des anderen Geschlechts. Über all die Jahre lernte er vor allem die unberührte Natur kennen. Vor allem Pflanzen haben es ihm angetan. Welche sind essbar? Welche verfügen über spezielle heilende Eigenschaften?
Storl eignete sich über Jahre Wissen an, das man nicht in Büchern findet, sondern das einem von Ureinwohnern verraten wird. KenFM besuchte den Wissenschaftler, der optisch eher einer Figur aus "Herr der Ringe" ähnelt, in seinem steinalten Bauernhof im Allgäu. Es ergab sich ein faszinierendes Gespräch über Gott und die Welt.
Der Nicht-Esoteriker Wolf-Dieter Storl lebt nicht in der Vergangenheit oder einer Fantasiewelt. Im Gegenteil. Er ist ganz weit vorn im Hier und Jetzt. Sein aktuelles Buch „Mein amerikanischer Kulturschock: Meine Jugend unter Hillbillies, Blumenkindern und Rednecks“, das Anlass für den Besuch dieses Mannes war, kann einerseits helfen, das Phänomen Storl zumindest schemenhaft zu erfassen, andererseits versteht der Leser aber in jedem Fall, wie es Donald Trump ins Weiße Haus schaffen konnte. Storl gelingt es, dessen Wähler zu dekodieren und die leben im amerikanischen Hinterland und ticken völlig anders, als in den intellektuellen Hochburgen der USA.
Inhaltsübersicht:
0:00:06 Wolf-Dieter Storl – Von Sachsen über Amerika in das Allgäu
0:27:07 Nahrungsmittelengpässe in der Ostzone als Wegweiser in die Botanik
0:42:19 Fügungen des Schicksals – das Studium der Anthropologie
0:47:25 Die grüne Revolution und kulturelle Vielfalt
1:12:30 Drogen als Kulturfaktor
1:35:18 Die amerikanischen Ureinwohner
1:51:10 Heimkehr nach Europa über Umwege
2:19:26 Ethnobotanik – Die Rückführung des Menschen zu seinen Wurzeln
2:25:43 Gartentour – Was ist eigentlich Permakultur?
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