2025-12-17

Klaus Praschak: Eine Zeit der geistigen Einweihung


Nun höre und lese ich von Menschen, die darüber berichten, dass sie in den vergangenen Jahren den Kontakt zu ihrer geistigen Ebene oder zu ihren hellsichtigen Fähigkeit nahezu verloren haben, auch ich selbst spüre es, dass es immer schwieriger wird in die tieferen Schichten hineinzugleiten, doch über viele Jahre war spirituelle Wahrnehmung für viele vor allem ein Rückzug nach innen, in die Stille, zur feinstofflichen Sensibilität mit einem relativ mühelosen Zugang zu inneren Bildern, zu Führung und erweiterten Bewusstseinszuständen. Diese Fähigkeiten waren gewissermaßen im „Schonraum“ des Inneren angesiedelt. Genau dieser Schonraum löst sich jedoch gerade auf. Früher war Geist etwas, das man betreten konnte. Heute ist Geist etwas, das man sein muss, mitten im Unbequemen. Es waren unbeschreibliche Momente, in den ich meine Text über Selbstliebe, Gottesliebe und den göttlichen Pfad der Gnade schrieb, diese tiefen mystischen Bewusstseinsebene zeigten mir, wie mächtig die innere Kraft eines Menschen wahrhaftig sein kann, doch diese Kraft will sich heute verkörpern und in diese Welt, durch aktives handeln, getragen werden, allerdings nicht mehr durch großen Aktionismus, sondern durch handelndes Sein. Diese, zum Teil außerkörperlichen Erfahrungen, haben mir und vielen anderen gezeigt was im Menschen angelegt ist, wenn er sich dem Göttlichen öffnet. Klarheit ohne Anstrengung, Liebe ohne Objekt, Kraft ohne Machtanspruch. Diese Erfahrungen waren Initiationen. Sie haben nicht nur getröstet, sondern es war eine Zeit der geistigen Einweihung.

Während einer außerkörperlichen Erfahrung sprach eine sehr autoritäre, aber überaus freundliche Stimme zu mir und sagte: " Du hast einen Gipfel erreicht, du sollst dich nicht im Lichte deines Geistes ausruhen, gehe zurück ins Tal und helfe jenen, die darum bitten". Für mich war das eine klare Aufforderung meine Erfahrungen nach außen zu verlagern und sie in Anwendung zu bringen, doch der Wunsch ist groß im Licht zu verweilen, statt es wahrhaftig wirksam werden zu lassen. Es hat recht lange gedauert, bis ich diese Botschaft, nicht nur gehört – sondern sie auch im rechten Licht verstanden habe. Heute verstehe ich diese Erfahrung weniger als ein außergewöhnliches Phänomen, sondern als Schwellenereignis. Der Gipfel steht für Erkenntnis, Übersicht, Transzendenz, für jenen Zustand, in dem sich Sinn, Ordnung und Wahrheit scheinbar mühelos zeigen. Der Auftrag, „ins Tal zurückzukehren“, ist kein Abstieg im Sinne eines Verlustes, sondern eine Inkarnation von Erkenntnis. Das Tal ist die Welt der Menschen, der Unordnung, der Ambivalenzen, der Unfertigkeit. Dort entscheidet sich, ob geistige Erfahrung zur Weisheit reift oder zur privaten Erleuchtung erstarrt. In der Mystik bedeutet es, wer den Gipfel gesehen hat, gehört nicht mehr sich selbst, sondern er gehört dem Leben und genau das, spüre ich in jeder Zelle. Wesentlich ist auch der Zusatz: „Hilf jenen, die darum bitten.“ Das ist keine Missionierung, kein Sendungsbewusstsein und auch kein Retterimpuls. Es ist eine klare ethische Begrenzung. Hilfe geschieht nicht aus Überlegenheit, sondern aus Resonanz. Nicht jeder ist bereit und nicht jeder Weg ist meiner. Wenn wir heute in die Welt blicken, dann sollte es jeden deutlich werden, das der Maßstab nicht mehr die Tiefe der Erfahrung sein sollte, sondern die Qualität der Wirkung. Heute weiß ich, dass der Gipfel nicht das Ziel war, sondern der Wendepunkt. Der eigentliche Weg beginnt im Tal, nämlich dort, wo Erkenntnis Hände und Füße bekommt, wo Mitgefühl konkret wird und wo das Licht nicht mehr blendet, sondern wärmt. Viele bleiben innerlich auf dem Gipfel stehen und verlieren darüber den Kontakt zum Leben. Andere steigen ab und vergessen, woher sie kommen. Der reife Weg hält beides, die Erinnerung an die Höhe und die Bereitschaft, im Tal zu gehen. Das Erwachen ins göttliche Bewusstsein, ist weniger eine Bestätigung von Höhe, sondern eine Übergabe von Verantwortung und eine Einladung Geist in Beziehung zu bringen. Was früher als Gnade erlebt wurde, zeigt sich heute als Verantwortung. Nicht im moralischen Sinn, sondern als innere Unmöglichkeit, gegen die eigene Wahrheit zu handeln. Geist wird konkret, in Beziehungen, in Entscheidungen, im Alltag, im Umgang mit Macht, Geld, Angst, Müdigkeit und Widerstand. Also, das was sich wie Verlust der geistigen Fähigkeiten anfühlt, ist keine Verarmung des Spirituellen, sondern seine Erdung und jetzt ist es die tiefste Form der Gottesliebe, nicht mehr über das Licht zu sprechen, sondern so zu leben, dass es keine Erklärung mehr bedarf. Das Göttliche will nicht länger inspirieren, sondern inkarnieren, es will Hände nicht nur Herzen, es will Konsequenz und nicht nur Gefühl.

Klaus Praschak

Bild: printerest. de

Quelle: Klaus Praschak

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