Mega-Artikel heute: Russen haben Fotos gefälscht zum MH17 Abschuss. Dafür hat man natürlich Beweise gefunden, die eine Webseite namens "Bellingcat" streut.
Higgins verbrachte dann seine Zeit überwiegend am Computer bei 36-Stunden-Sitzungen von World of Warcraft, Fallout und Command and Conquer. Jetzt hatte er andere Prioritäten. Aber nach sechs Monaten brauchte er wieder etwas neues und interessierte sich für den Konflikt in Syrien.
Unter dem Pseudonym Brown Moses, von einem Frank Zappa Song genommen, wurde er ein aktiver Kommentator von Internet News-Artikeln: Auf der Website des Guardian allein schrieb er etwa 5.000 Kommentare. Heute sagt er, er sei nur gelangweilt gewesen. "Ich glaube, ich bin ein bisschen argumentativ", gab Higgins zu.
Im Januar 2012 begann er einen Blog, wo er seine Ansichten über den Krieg in Syrien und die Kämpfe zwischen der Opposition und den Kräften von Bashar al-Assad veröffentlichte. Er hatte keinen Hintergrund mit Waffen, aber der Schwerpunkt seiner Untersuchungen waren genau die. Mit unglaublicher Liebe zum Detail, untersuchte er akribisch die Videos und Fotos, die er im Internet fand. Jeden Abend durchsuchte er syrische Accounts auf YouTube, Twitter, Google+ (abgelenkt nur durch die TV-Serie Eastenders und Columbo).
Als er anfing, folgte er nur auf 15 Kanälen auf YouTube. Heute, sagt er, liegt die Zahl bei 600 Kanälen. Mit einem Vergleich der verfügbaren Materialien konnte er beispielsweise bestätigen, dass Streubomben in China hergestellt wurden und in Syrien eingesetzt. Higgins erstellte eine Datenbank, die Informationen über den Einsatz von Streubomben in 491 separaten Videos enthielt und fügte eine detaillierte Karte hinzu. Einige Journalisten sagen, Higgins muss Waffen verkauft haben, weil er so viel über das Thema weiss. Vor dem arabischen Frühling wusste er nicht mehr über Waffen als die durchschnittlichen Xbox Besitzer. Er hatte keine Kenntnis über das, was so mancher von uns von Arnold Schwarzenegger und Rambo gelernt hat.
Higgins katalogisierte zehntausende von Nachrichten auf den sozialen Netzwerken. Der Informationsfluss, für den Journalisten keine Zeit haben ihn zu sichten, begann er eine Art von Sinn zu entwickeln. Ein paar Monate später, Brown Moses Blog wurde von Mitarbeitern in allen wichtigen Medien gelesen, wie auch von britischen und amerikanischen Beamten. Higgins Anonymität bis dato ging nach hinten los: ihm werden Verbindungen zur CIA, MI5, MI6, Mossad, mit der Bilderberg-Gruppe und George Soros nachgesagt, dem grossen Ukraine-Investor, der ihn sogar indirekt finanzieren soll.
Im Frühjahr 2013 wurde der Blog gestartet und sollte etwas Geld für Higgins bringen. Er sammelte über 17.000 Dollar, die Hälfte davon kam vom weltweit grössten Crowdfunding-Service Indiegogo. Zu seinen Kunden gehören Organisationen wie Human Rights Watch. Dies war eine grosse Erleichterung für Higgins Ehepartnerin, so sagt er, die darauf wartete, dass er einen "normalen Job" finden würde.
Im August 2013 waren es Higgins Untersuchungen, die den Einsatz chemischer Waffen in der Nähe von Damaskus nachgewiesen haben sollen. Während die Vereinigten Staaten, Grossbritannien und Frankreich bereits behaupteten solche Beweise zu haben, weigerten sie sich die detaillierteren Informationen offenzulegen, mit dem Argument, dass sie als geheim eingestuft wurden. Higgins lieferte jedoch einen detaillierten Bericht, der jedermanns schlimmste Befürchtungen bestätigte: es war Sarin Gas.
Im Sommer des Jahres 2014 stoppte Higgins seinen Blog und gründete das Bellingcat Projekt, mit einem kleinen Team. Bellingcat wurde mit Spenden von Kickstarter finanziert. Um das Projekt für sechs Monate laufen zu lassen, brauchte er über 47.000 britische Pfund (ca. 67.000 Franken), die er in einem Monat sammelte. Nun erhielt Higgins Unterstützung von etwa 20 Personen, darunter Aaron Stein, ein Experte für die iranischen und türkischen Atomprogramme und Aliaume Leroy, ein Experte für den Südsudan und den Drogenhandel. Er arbeitet auch mit Dan Kaszeta zusammen, einem ehemaligen Offizier des "US Army Chemical Corps" und ehemaliger Agent des Secret Service, und Karl Morand, der 4,5 Jahre in der amerikanischen Armee war, die Hälfte davon im Irak.
Den Rest kann sich jeder selbst zusammenreimen.
Quelle: http://www.schweizmagazin.ch/nachrichten/ausland/23299-MH7-Abschuss-Was-man-den-neuen-Bellingcat-Beweisen-wissen-sollte.html
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