Heart Intelligence ist eine einfache und freudvolle Methode, die Stimme des eigenen Herzens wieder wirklich fühlen und hören zu lernen.
Sterbebett und Kindheit: Pforten zur Wahrheit unseres Herzens
Wenn Sterbende gefragt werden, was ihnen im Rückblick am meisten am Herzen liegt, beschreiben sie ein Leben, das wir alle als Kinder von Natur aus gelebt haben. Sie spüren die Freude, die aus direktem Kontakt mit sich selbst und aus offenem Kontakt mit anderen entstehen kann.
Warum verlieren wir die Verbindung mit unserem Herzen – mit seinen Sehnsüchten und seiner Intelligenz? Wie können wir sie wiederherstellen? Der Weg individueller Entwicklung und problemorientierter Therapie ist ein altes Paradigma. Heart Intelligence setzt starke Katalysatoren ein:
- die Orientierung auf Freude und die Verbindung im Kreis. Du lernst überraschend einfach und schnell, - die Signale deines Herzens mit hoher Präzision wahrzunehmen und sie auch tatkräftig umzusetzen.
Bevor es zu spät ist…
Der fromme Moishe kam nach einem makellosen Leben, ganz der eigenen Vervollkommnung geweiht, an die Pforte des Paradieses. Er wurde nicht zugelassen. ”Wie willst du das Paradies genießen, wenn du auf Erden die Freude nicht umarmt hast? Kehr’ um.“
Was ist im Leben wichtig?
Als Sterbende in persönlichen Gesprächen von B. Ware gefragt wurden, was sie in ihrem Leben am meisten bereuten, gaben sie erstaunlich deckungsgleiche Antworten:
Ich hätte gern den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben – und hätte mich nicht so sehr durch die Erwartungen anderer beherrschen lassen wollen
Ich hätte lieber nicht so viel gearbeitet
Ich hätte gern den Mut gehabt, meine Gefühle zu äußern
Ich hätte gerne mehr Kontakt mit den Menschen, die mir lieb sind, gehabt
Ich hätte gern mehr Freude und Glück in meinem Leben zugelassen.
Ein wichtiges Vermächtnis: Sie sagen uns aus ihrer besonderen Perspektive, was ihnen das Wichtigste im Leben ist. Dabei fällt zweierlei auf:
Es geht nicht um das, was wir erreichen, sondern um das, was sich unser Herz ersehnt: uns einerseits ausdrücken und einbringen mit dem, was uns wirklich bewegt, uns andererseits öffnen für das, was uns das Leben bieten kann. Offener Kontakt zur Innenwelt und Außenwelt.
Es geht nicht um bestimmte Ideen über das Leben, sondern um Bedürfnisse. Die Frage, was wichtig im Leben ist, kann eben nur durch unser Herz beantwortet werden. Es ist eine gefühlte Wahrheit.
Was den Sterbenden so klar vor Augen steht, war ihnen zeitlebens nicht so leicht zugänglich. Warum? Was hielt sie davon ab, dieser inneren Stimme zu folgen?
Diese innere Stimme genau zu hören, in all ihrer Komplexität, und ihr auch in schwierigen Situationen zu folgen, ist, kurz zusammengefasst, das Ziel von Heart Intelligence. Das erfordert, die Faktoren zu kennen, die diese Wahrheit unter Umständen verzerren oder übertönen, und damit umgehen zu können.
Die Angst, zu leben
Es fällt angesichts dieser verpassten Chance des Lebens auf, dass die Sterbenden zweimal von Mut sprechen. Zum einen der Mut, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu entsprechen, die eigene Wahrheit ernst zu nehmen – anstatt den Meinungen und Erwartungen anderer stattzugeben. Zum anderen der Mut, Gefühle zu äußern, anstatt sich zu verschließen, um eine mögliche Ablehnung zu vermeiden. Es braucht aber auch Mut, den anderen Sehnsüchten zu folgen. So gibt es Schwellenängste, Freude und Liebe im eigenen Leben zuzulassen.
Wir kommen damit dem ersten der Störfaktoren auf die Spur, die unser Leben so entgleisen lassen können: Angst. Sie hält uns davon ab, den ganz natürlichen Bedürfnissen zu folgen, die die Sterbenden uns wieder vor Augen führen. Angst engt unser Bewusstsein ein. Sie aktiviert einen archaischen Teil unseres Gehirns und schaltet andere Teile unseres Bewusstseins aus. Das ist in Momenten unmittelbarer Lebensgefahr sinnvoll. Es geht dann nicht so sehr ums Erleben, sondern ums Überleben, nicht um eine bewusste Wahl, sondern um unmittelbare Aktion. Im Falle sozialer Ängste hingegen ist dieser Bewusstseinsverlust fatal. Er führt uns zwanghaft zu standardisierten Überlebensstrategien:
Kampf: Man kann um Anerkennung und Liebe kämpfen; man leistet und beweist sich, oder aber man fordert sie ein, bis zur Anwendung von Gewalt. – Das Tragische ist, dass es so unmöglich wird, Liebe zu geben und zu empfangen.
Flucht: Man kann auf unterschiedliche Art und Weise flüchten:
Die vollständige Flucht: Man vermeidet den Kontakt mit anderen und ‚wählt‘ die Einsamkeit; manche kapseln sich in einer Art unantastbaren Autonomie ab, andere ziehen sich erleichtert in eine spirituelle Welt zurück. – Das Tragische ist, dass sie in diesem Raum auch sich selbst nicht wirklich näher kommen können.
Die partielle Flucht: man hält Teile seiner selbst zurück, die man als nicht willkommen einschätzt: Bedürfnisse, Gefühle, bestimmte Seiten der eigenen Persönlichkeit sowie das aus dem bisherigen Leben, wofür man sich schämt. – Das Tragische ist, dass man gerade durch diese Anstrengungen wirkliche Verbindung unmöglich macht.
Lähmung: Man erstarrt, um nichts falsch zu tun. – Das ist unter Umständen gefährlich, denn es macht gegenüber denjenigen wehrlos, die uns missbrauchen wollen.
Diese Reaktionsmuster werden, solange wir uns ihrer nicht bewusst sind, unseren sozialen Umgang verstören oder abflachen: die berufliche Zusammenarbeit, den privaten Umgang und in hohem Maße unsere intimen Beziehungen. Aber auch in unserer Innenwelt wirken sich diese Ängste fatal aus: Sie schalten unser Gespür für das, was wir fühlen und was wir wollen, aus und schneiden uns so vom Leben, das wir eigentlich leben wollen, ab. Dies alles führt unweigerlich zur Frage, was uns so viel Angst einflößen kann, dass wir das Kostbarste im Leben aufgeben und es nicht einmal merken? Dies führt uns in die Kindheit zurück.
Die Kindheit: Ursprung von Glück und Verletzlichkeit
Was die Sterbenden in der Abenddämmerung ihres Lebens so klar vor Augen haben, ist die untergehende Sonne ihrer Kindheit. Wir beginnen ja unser Leben in unbändiger Lebensfreude und spüren so, was das Leben sein könnte. Intensives Erleben, freier spontaner Ausdruck: Kleinen Kindern ist von Natur aus gegeben, was den Sterbenden so am Herzen liegt. Kinder stürmen ins Leben, umarmen sich und die Welt und alles, was dazu gehört: Heftige Traurigkeit oder Wut sind Teil ihrer Lebendigkeit. In ihrer Reue und Trauer begreifen die Sterbenden, dass hier ein Auftrag liegt: mit dem scheinbar unumgänglichen Verlust der ’schönsten Zeit des Lebens’ nicht vorlieb zu nehmen, sondern als Erwachsene das eigene Lebensglück immer wieder zu erschaffen.
Was die Sterbenden aber milder stimmen könnte, ist die Einsicht, dass auch ihre Ängste der Kindheit entstammen und gerade darum so heftig sind. Kinder passen sich bis ins Extrem an die Erwartungen ihrer Eltern an, weil deren Ablehnung ja lebensbedrohlich ist. Die beschränkte Akzeptanz ihres Seins provoziert eine existentielle Angst, der man nicht so leicht entgehen kann. Weil bei kleinen Kinder nämlich Innen- und Außenwelt noch nicht getrennt sind, ihre Innenwelt ja erst noch im Kontakt entstehen muss, erfahren sie, was die Eltern fühlen, als ihre eigenen Beweggründe. So erreicht dieser Schmerz den Kern ihres Seins.
Wenn wir aufwachsen, übersetzt sich dieser abgekapselte Schmerz in eine unbewusste schmerzhafte Schlussfolgerung: ’Ich bin nichts wert’ – ’Ich bin nicht liebenswert’ – ’Ich bin nicht gut genug’. Das ist abstrakt, ist ein Gedanke, kein Erlebnis mehr – und begleitet uns wie ein Fluch in allen Situationen. Jeglicher Umgang mit anderen Menschen wird damit bedrohlich: Wir könnten durchfallen! Daher rührt die Angst vor Intimität, schon die Angst vor einer Stille im Gespräch; aus dieser Angst entstehen Beweisdrang, Widerstand gegen Feedback und das Abweisen von Schuld. Darum können wir Erfolge nicht wirklich feiern, Wertschätzung keinen Glauben schenken.
Diese Angst treibt uns zu unablässigen Anstrengungen an – manche sogar bis in den Burn-out.
Beim Erwachsenen vermengen sich nun ebenfalls Innen und Außen. Ihm scheint, dass er die Ablehnung von Außen fürchtet, aber was da passieren könnte, wäre ja eigentlich leicht zu ertragen: ein ’Nein’ auf eine Bitte, ein kritisches Feedback. Was ihm draußen panische Angst einflößt, ist vielmehr das, was dadurch in seiner Innenwelt ausgelöst werden könnte: den seiner Erinnerung zufolge unerträglichen Schmerz über die eigene Wertlosigkeit. Aus dieser frühkindlichen Ladung erklärt sich die Heftigkeit unserer Ängste. Sie halten uns wie in einem Alptraum gefangen.
Die Angst lässt uns Schmerz wie Freude vermeiden
Einerseits lässt unsere Angst uns alles vermeiden, was irgendwie an unsere Wunde rühren könnte:
Entweder passen wir unser eigenes Verhalten an – meist aufgrund falscher Annahmen; wir stellen uns vor, was andere von uns erwarten oder nur denken
Oder wir zwingen andere, ihr Verhalten zu ändern – das Grundmuster, das jede Beziehung zum Machtkampf macht: Ich fordere, dass mein Partner sich verändert, damit ich selbst bestimmte Dinge nicht zu fühlen brauche.
Andererseits blockiert unsere Angst aber auch die andere Seite unseres emotionalen Spektrums: Wir vermeiden zu viel Glück, Liebe und Aufmerksamkeit, da diese Erfahrung unser Herz öffnen und damit auch den Schmerz früheren Mangels hervorrufen könnte. So flieht mancher aus Liebesbeziehungen, wenn sie ernsthafter werden; der ein oder andere schreckt vor möglichem Erfolg zurück und sabotiert sich selbst. Und Liebende verstehen oft nicht, dass gerade die Zunahme von Angst, Schmerz und Konfliktpotential ein Zeichen dafür sein kann, dass ihre Beziehung gut ist, dass hier vieles geheilt werden könnte, wenn man nur wüsste, wie…
Wie entgeht man also diesem Bann? Wie überwindet man die Angst? Diese Fragen bringen uns zu den zentralen Themen von Heart Intelligence: emotionale Sicherheit und unzensiertes Fühlen. Das erste führt zum zweiten; das zweite löst den Bann sanft, aber unumkehrbar auf.
Heart Intelligence: Der Schlüssel zur Freiheit ist das Fühlen
Angst blockiert unser Gefühl; sie treibt uns unmittelbar zur Aktion an. Sie will auch selbst nicht gespürt werden. Dieser Bewusstseinsmangel führt uns zu unbewusstem und darum zwanghaftem Verhalten. Der befreiende Schritt besteht nun darin, die eigene Angst zu spüren und damit den Kontakt zu unserem eigenen Erleben wiederherzustellen, d.h. unser Gehirn wieder vollständig zu aktivieren.
Dazu ist es nötig, sich zurückzuhalten und weder den gewohnten, scheinbar rettenden Verhaltensimpulsen zu folgen noch sich in betont mutiges Verhalten zu stürzen. Es muss Zeit für das Fühlen der eigenen Beweggründe geschaffen werden. Wer spüren will, muss langsam sein. Wirst du zum Beispiel gebeten, etwas zu tun, sage nicht sofort zu, sondern warte mit der Antwort, bis du spürst, was du wirklich willst. Riskiere die Ablehnung, halte die Angst aus; sie wird abnehmen. Und du wirst wahrscheinlich entdecken, dass es gar nicht zur gefürchteten Ablehnung kommt. Angst ist eine Schwellenerfahrung.
In dem Moment, in dem du deine Angst spürst, öffnet sich dein Herz für mehr:
- das Gespür für die gegenwärtige Situation, unabhängig von Projektionen
- das Fühlen anderer Emotionen, die dich neben der Angst bewegen
- das Gefühl für das, was du eigentlich willst.
Fühlen bringt uns in Kontakt mit der Welt und mit uns selbst: nicht nur mit unseren Emotionen, sondern auch – was oft übersehen wird – mit unserem Willen. Man kann ja nur spüren, was man will, nicht erdenken. Fühlen ist der Schlüssel zum eigenen Leben. Das Fühlen der emotionalen Reaktion allein führt häufig zur Stagnation. Wer hingegen auch erspürt, was er will, d.h. wie er sowohl mit der Situation wie auch der eigenen Reaktion umgehen will, findet auf natürliche Weise den passenden Ausweg.
Heart Intelligence bietet mit diesem zweifachen Fokus des Fühlens den Zugang zu einer befreienden Bewegung von innen heraus. Das Fühlen und Aushalten der eigenen Angst aber ist nicht so einfach. Dazu braucht es einen geistigen Punkt außerhalb der Angst, einen sicheren Abstand:
- zum einen das innere Wahrnehmen – eine Instanz, die meditative Techniken entwickeln helfen
- zum anderen emotionale Sicherheit – die uns oft fehlt. Wie können wir diese in uns finden?
Das Wagnis wirklicher Akzeptanz
Die Akzeptanz, die Kinder wie Erwachsene so schmerzlich vermissen, ist keine verbale Bestätigung wie ’Du bist gut’ oder ’Du wirst geliebt’. Jeder wird aus eigener Erfahrung wissen, wie wenig dies wirkt. Wir möchten dies wohl glauben, aber es berührt unser Gefühl nicht. Dies ist auch der fundamentale Missverstand aller Autoren, die uns raten, uns selbst zu akzeptieren. Was dabei herauskommt, ist nur interne Propaganda. Wirkliche Akzeptanz ist eine Sache des Gefühls. Wir wollen in unserem ganzen Sein von anderen wahrgenommen und gefühlt werden:
- ohne Urteil (weder ein schlechtes noch ein gutes!)
- ohne irgend etwas auszuschließen: Angst, Schwäche, Scham oder Schattenseiten.
Diese Akzeptanz ist aber nicht einfach eine Sache des guten Willens. Ihr sind persönliche Grenzen gesetzt. Ich kann beim anderen nämlich nur spüren, was ich in mir selbst akzeptiere. Habe ich z.B. Schwierigkeiten, wütend zu werden, werde ich die Wut anderer nicht wirklich erleben können und sie abblocken. Bin ich aber bereit, alles zu spüren, was andere in mir hervorrufen, sind meiner Kontaktfähigkeit keine Grenzen gesetzt. So erging es auch unseren Eltern: Wo unsere Lebendigkeit an das rührte, was sie schmerzlich verdrängt hatten, brach ihre gefühlte Verbindung zu uns ab. Dieses Gefühlsvakuum ist das wirkliche Drama unserer Kindheit.
Wirkliche Akzeptanz entsteht nur, wenn ich auch meine eigene emotionale Reaktion akzeptiere und in die Interaktion einbringe: nicht, um die Emotionen des anderen zu verändern, sondern um ihm und mir aufrichtig zu begegnen – und uns beiden die Möglichkeit zu geben, frei zu untersuchen, was uns wirklich bewegt. So entwickelt sich in ihr eine heilsame Dynamik. Akzeptanz hat wie eine Medaille zwei untrennbare Seiten. Alles andere ist Surrogat.
Wie aber ist diese Präsenz zu erreichen? Das geht nicht allein, sondern nur im Kontakt. Heart Intelligence setzt dazu die geschützte Interaktion eines Kreises ein – eine zugleich sichere wie herausfordernde Umgebung. Hier können, mit Unterstützung der Facilitatoren, Akzeptanz und Präsenz vielfältig geübt und erfahren werden. Hier kannst du lernen, auch und gerade in einem Geflecht von Beziehungen bei dir selbst zu bleiben.
Heart Intelligence – Befreiung durch Interaktion
Diese radikale Akzeptanz kann nicht allein entwickelt werden. Wir müssen erst Akzeptanz von außen erfahren und als wirklich und verlässlich erleben; dann können wir uns öffnen und lernen, uns selbst zu akzeptieren. Unsere Wunden sind ja im Kontakt entstanden und können darum nur im Kontakt geheilt werden.
Wir sind keine abgeschlossene Identität. Was uns ausmacht, ist das Geflecht unserer Beziehungen. Erst wenn wir verstehen, dass nicht wir selbst geheilt werden müssen, sondern unsere Beziehungen, durchbrechen wir den Teufelskreis von Angst und Isolation. Wer nur mit sich selbst an sich selbst arbeitet, verbleibt unbewusst im Bann, nicht in Ordnung zu sein und etwas leisten zu müssen, bevor ihm Glück und Liebe zu Teil werden können.
Bin ich zum Beispiel unsicher, kann ich probieren, in mir selbst Sicherheit aufzubauen. Ich kann aber auch fragen, was meine Beziehungen nötig haben und ob Unsicherheit dabei wirklich stört. Ich werde dann entdecken, dass gerade das Verbergen meiner Unsicherheit offenen Kontakt unmöglich macht:
- Aufgrund meines defensiven Verhaltens kann der andere mich nicht wirklich spüren
- Ich selbst halte mich wie ein Aussätziger zurück und sehe den anderen als bedrohlich an.
Gehe ich hingegen davon aus, dass Unsicherheit per Definition zur menschlichen Existenz gehört, weil wir nie sicher sein können, und begreife ich, dass meine Unsicherheit sogar mein Gespür für die Situation intensivieren kann, entsteht eine andere Dynamik:
- Ich bin freier in der Beziehung, stimme mich aber sehr feinfühlig ab
- Der andere spürt meine Authentizität und erfährt mich als zugänglich
Die Wechselwirkung bringt uns immer stärker in Kontakt: Der andere geht ganz anders auf mich zu, was mich entspannt. Da ich mir selbst Unsicherheit erlaube, erlaube ich sie auch meinem Gegenüber, was dieser mit Entspannung und mehr Offenheit beantwortet.
Bei Selbstoptimierung drehen wir uns im Kreis um uns selbst. Im Kontakt entfalten wir uns. Die Vorstellung eines isolierten Ichs ist ein verhängnisvolles Trugbild – das Produkt eines fehlgeleiteten Denkens.
Das Problemhafte unseres Denkens
Wir kommen damit dem zweiten Störfaktor auf die Spur, der uns den Bedürfnissen entfremdet, die Sterbenden so einsichtig und Kindern so natürlich sind: unsere Art des Denkens. Heart Intelligence hilft uns, bis ins Körperliche zu erfahren, wie dieses Denken uns konditioniert und unser Leben blockiert; wer das fühlt, erwacht aus den Trugschlüssen und gewinnt seine geistige Freiheit zurück.
Unser Denken hält sich oft an technologische Muster; sie haben uns ja in der materiellen Welt viel Erfolg gebracht, sind aber für die Welt unserer Seele ungeeignet. So sind wir es gewohnt, Ziele für unsere persönliche Entwicklung zu entwerfen, persönliche Probleme zu definieren und systematische Lösungsstrategien zu entwerfen. Ein hoffnungsloses Unternehmen:
Die erdachten Ziele leiten sich fast durchgängig aus trügerischen Idealvorstellungen ab: meine ich, sicherer, männlicher oder expressiver sein zu müssen, laufe ich einem Klischee hinterher.
Immer wieder erweisen sich die Problemdefinitionen als das wirkliche Problem: Eine Tatsache wird ja erst zum Problem, wenn sie einer Zielvorstellung widerspricht – und diese ist was uns selbst betrifft meistens eine verkehrte. Systematische Wege der persönlichen Entwicklung halten durchgängig nicht, was sie versprechen: Wenn Ziel und Ausgangspunkt nicht stimmen, kann der Weg nur fruchtlos sein.
Es ist wie beim Fahrradfahren: Meine Blickrichtung bestimmt meinen Kurs. Schaue ich auf den Pfahl, der im Wege steht, so fahre ich auf; ich muss also auf den freien Raum schauen. Solange unser Denken sich auf persönliche Probleme richtet, verstärkt es unsere Überzeugung, nicht in Ordnung zu sein und uns anstrengen zu müssen, und hält uns im alten Teufelskreis gefangen.
Fruchtbare persönliche Entwicklung entsteht, wenn wir uns direkt auf die Expansion unserer Lebensfreude richten. Dies ist einfacher, als man zu glauben wagt. Wir sind ja alle Kinder gewesen und tragen diese Lebendigkeit noch immer in uns; sie wartet nur darauf, wieder Raum zu bekommen. Natürlich gibt es auf diesem Weg Hindernisse und Rückschläge. Dies sind die wirklichen Probleme; diese brauchen nicht gesucht zu werden, sondern zeigen sich von selbst. Aber sind es nicht wiederum Kinder, die am schnellsten lernen und Schwierigkeiten überwinden? Ohne Angst zu fallen, voller Freude über kleinste Fortschritte? Weil sie der Freude am Leben auf den Fersen sind…
Die Magie des Kreises
Der Alptraum, der uns zwischen Kindheit und Sterbebett in seinem Bann hält, verbindet unsere frühkindliche Angst mit den Trugbildern unseres Denkens. Die Umarmung aufrichtiger Akzeptanz besänftigt unsere Angst und unterläuft unsere Gedanken; sie lässt uns auf natürliche Weise erwachen. Wer sich in einem Traum bewegt, wälzt sich nur hin und her. Wer aber erwacht, sieht – und kann sich ins Leben begeben.
Erst wenn wir mit unserem Gefühl genau dort ankommen, wo wir sind, ohne Urteil, kommen wir in Kontakt mit uns selbst und können wir spüren, wohin wir uns wirklich bewegen wollen. Zu diesem Erwachen haben wir ein heilsames soziales Umfeld nötig, das uns auf vielfältige Weise erfahren lässt: Ich kann mich öffnen – Ich will mich öffnen. Individuelles Coaching oder individuelle Therapie können dies nur beschränkt bieten – so wertvoll sie auch in vielen Fällen sein können. Ein größerer Kreis von Menschen, die sich aufeinander einstimmen, um miteinander den Weg zu elementarer Lebensfreude zu finden, bietet einen magischen Raum. Diesen Raum zu schaffen und gestalten, mit all seiner inhärenten Kraft und Weisheit, ist das zentrale Anliegen von Heart Intelligence.
Ein solcher Kreis beschleunigt und intensiviert unsere Bewusstseinsentwicklung:
Die gesammelte Aufmerksamkeit intensiviert das Spüren: So wie ein Verstärker die feinen Signale aus der Antenne, die der Tuner empfängt, stärker und damit hörbar macht, so hilft die Gruppe uns, unvergleichlich klarer und stärker zu fühlen, was uns bewegt.
Die menschliche Vielfalt bereichert das Erleben: Wir werden in einem sicheren Raum mit allem Möglichen konfrontiert: was uns anzieht, dem, was uns ärgert, und dem, was wir nicht kennen oder was uns unmöglich schien. Wir kommen so vielfältig in Bewegung.
Die persönliche Präsenz vieler bietet vielerlei Möglichkeiten, heilsame Interaktionen stattfinden zu lassen. Das hilft, unsere Entwicklungsschritte bis in die körperliche Erfahrung und das soziale Handeln zu verankern.
Aber es geschieht mehr. Hier findet nicht nur das Individuum zu sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft. Es entsteht eine überraschend intensive Verbindung, sogar unter bis dahin Unbekannten. Sie entsteht nicht durch Ausschluss und Zurückhaltung, sondern durch vollständige Präsenz und Freiheit.
Individuum und Gemeinschaft, Autonomie und Verbundenheit sind keine Gegensätze; beide haben einander nötig, um sich zu entwickeln. Nur so kann sich die erstaunliche Intelligenz unseres Herzens entfalten – die individuelle und die kollektive. Sie verbindet kindliche Offenheit mit erwachsener Reife und kann eine Welt erschaffen, in der unsere Seele zu Hause sein kann, so wie es Lebende und Sterbende sich bisher nicht haben träumen lassen. Es ist eine Welt, die in diesem so entgleisten Leben unsere Zukunft in sich trägt.
(Dieser Essay ist besonders durch die Arbeit von Christian Pankhurst, dem Gründer von Heart Intelligence, weiterhin durch die von Andrew Barnes und Tej Steiner inspiriert. Die Gespräche mit Sterbenden hat Bronnie Ware geführt.)
Über den Autor:
Thomas de Neve ist in einem sehr bewegten Leben – privat wie professionell – immer wieder der Frage nachgegangen, was Authentizität und Vitalität bedeuten, wie Freiheit und Liebe zusammenpassen – bei sich selbst und bei anderen. Wie verlieren wir unsere Lebendigkeit, wie können wir sie wieder entwickeln? Seine Liebe zum menschlichen Leben hat ihn auf dieser Entdeckungsreise immer weiter vorangetrieben.
Er hat zuerst als Schauspieler, Regisseur und Schauspielpädagoge, später als Seminarleiter in Betrieben und als Coach gearbeitet; das hat ihn in verschiedene europäische Länder gebracht. Er ist gebürtiger Deutscher und lebt jetzt seit langem in Holland. Dort sind auch vier Kinder aufgewachsen.
In seiner Arbeit als Heart-Intelligence-Facilitator und -Coach leitet er zusammen mit seiner Frau Heart-Intelligence-Kreise, coacht Individuen und Paare und bildet in enger Zusammenarbeit mit Christian Pankhurst, dem Gründer dieser Arbeitsweise, neue Facilitatoren und Coaches aus.
Mehr Infos:
Einführung in ’HEART INTELLIGENCE – ACCELERATED AWAKENING’
Kreise (online und live) und weitere Information in deutscher Sprache:
www.heart-intelligence.de (Thomas de Neve und Alet Holwerda)
Gelesen bei: https://www.sein.de/heart-intelligence-rueckkehr-zur-wahrheit-des-herzens/
Wenn Sterbende gefragt werden, was ihnen im Rückblick am meisten am Herzen liegt, beschreiben sie ein Leben, das wir alle als Kinder von Natur aus gelebt haben. Sie spüren die Freude, die aus direktem Kontakt mit sich selbst und aus offenem Kontakt mit anderen entstehen kann.
Warum verlieren wir die Verbindung mit unserem Herzen – mit seinen Sehnsüchten und seiner Intelligenz? Wie können wir sie wiederherstellen? Der Weg individueller Entwicklung und problemorientierter Therapie ist ein altes Paradigma. Heart Intelligence setzt starke Katalysatoren ein:
- die Orientierung auf Freude und die Verbindung im Kreis. Du lernst überraschend einfach und schnell, - die Signale deines Herzens mit hoher Präzision wahrzunehmen und sie auch tatkräftig umzusetzen.
Bevor es zu spät ist…
Der fromme Moishe kam nach einem makellosen Leben, ganz der eigenen Vervollkommnung geweiht, an die Pforte des Paradieses. Er wurde nicht zugelassen. ”Wie willst du das Paradies genießen, wenn du auf Erden die Freude nicht umarmt hast? Kehr’ um.“
Was ist im Leben wichtig?
Als Sterbende in persönlichen Gesprächen von B. Ware gefragt wurden, was sie in ihrem Leben am meisten bereuten, gaben sie erstaunlich deckungsgleiche Antworten:
Ich hätte gern den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben – und hätte mich nicht so sehr durch die Erwartungen anderer beherrschen lassen wollen
Ich hätte lieber nicht so viel gearbeitet
Ich hätte gern den Mut gehabt, meine Gefühle zu äußern
Ich hätte gerne mehr Kontakt mit den Menschen, die mir lieb sind, gehabt
Ich hätte gern mehr Freude und Glück in meinem Leben zugelassen.
Ein wichtiges Vermächtnis: Sie sagen uns aus ihrer besonderen Perspektive, was ihnen das Wichtigste im Leben ist. Dabei fällt zweierlei auf:
Es geht nicht um das, was wir erreichen, sondern um das, was sich unser Herz ersehnt: uns einerseits ausdrücken und einbringen mit dem, was uns wirklich bewegt, uns andererseits öffnen für das, was uns das Leben bieten kann. Offener Kontakt zur Innenwelt und Außenwelt.
Es geht nicht um bestimmte Ideen über das Leben, sondern um Bedürfnisse. Die Frage, was wichtig im Leben ist, kann eben nur durch unser Herz beantwortet werden. Es ist eine gefühlte Wahrheit.
Was den Sterbenden so klar vor Augen steht, war ihnen zeitlebens nicht so leicht zugänglich. Warum? Was hielt sie davon ab, dieser inneren Stimme zu folgen?
Diese innere Stimme genau zu hören, in all ihrer Komplexität, und ihr auch in schwierigen Situationen zu folgen, ist, kurz zusammengefasst, das Ziel von Heart Intelligence. Das erfordert, die Faktoren zu kennen, die diese Wahrheit unter Umständen verzerren oder übertönen, und damit umgehen zu können.
Die Angst, zu leben
Es fällt angesichts dieser verpassten Chance des Lebens auf, dass die Sterbenden zweimal von Mut sprechen. Zum einen der Mut, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu entsprechen, die eigene Wahrheit ernst zu nehmen – anstatt den Meinungen und Erwartungen anderer stattzugeben. Zum anderen der Mut, Gefühle zu äußern, anstatt sich zu verschließen, um eine mögliche Ablehnung zu vermeiden. Es braucht aber auch Mut, den anderen Sehnsüchten zu folgen. So gibt es Schwellenängste, Freude und Liebe im eigenen Leben zuzulassen.
Wir kommen damit dem ersten der Störfaktoren auf die Spur, die unser Leben so entgleisen lassen können: Angst. Sie hält uns davon ab, den ganz natürlichen Bedürfnissen zu folgen, die die Sterbenden uns wieder vor Augen führen. Angst engt unser Bewusstsein ein. Sie aktiviert einen archaischen Teil unseres Gehirns und schaltet andere Teile unseres Bewusstseins aus. Das ist in Momenten unmittelbarer Lebensgefahr sinnvoll. Es geht dann nicht so sehr ums Erleben, sondern ums Überleben, nicht um eine bewusste Wahl, sondern um unmittelbare Aktion. Im Falle sozialer Ängste hingegen ist dieser Bewusstseinsverlust fatal. Er führt uns zwanghaft zu standardisierten Überlebensstrategien:
Kampf: Man kann um Anerkennung und Liebe kämpfen; man leistet und beweist sich, oder aber man fordert sie ein, bis zur Anwendung von Gewalt. – Das Tragische ist, dass es so unmöglich wird, Liebe zu geben und zu empfangen.
Flucht: Man kann auf unterschiedliche Art und Weise flüchten:
Die vollständige Flucht: Man vermeidet den Kontakt mit anderen und ‚wählt‘ die Einsamkeit; manche kapseln sich in einer Art unantastbaren Autonomie ab, andere ziehen sich erleichtert in eine spirituelle Welt zurück. – Das Tragische ist, dass sie in diesem Raum auch sich selbst nicht wirklich näher kommen können.
Die partielle Flucht: man hält Teile seiner selbst zurück, die man als nicht willkommen einschätzt: Bedürfnisse, Gefühle, bestimmte Seiten der eigenen Persönlichkeit sowie das aus dem bisherigen Leben, wofür man sich schämt. – Das Tragische ist, dass man gerade durch diese Anstrengungen wirkliche Verbindung unmöglich macht.
Lähmung: Man erstarrt, um nichts falsch zu tun. – Das ist unter Umständen gefährlich, denn es macht gegenüber denjenigen wehrlos, die uns missbrauchen wollen.
Diese Reaktionsmuster werden, solange wir uns ihrer nicht bewusst sind, unseren sozialen Umgang verstören oder abflachen: die berufliche Zusammenarbeit, den privaten Umgang und in hohem Maße unsere intimen Beziehungen. Aber auch in unserer Innenwelt wirken sich diese Ängste fatal aus: Sie schalten unser Gespür für das, was wir fühlen und was wir wollen, aus und schneiden uns so vom Leben, das wir eigentlich leben wollen, ab. Dies alles führt unweigerlich zur Frage, was uns so viel Angst einflößen kann, dass wir das Kostbarste im Leben aufgeben und es nicht einmal merken? Dies führt uns in die Kindheit zurück.
Die Kindheit: Ursprung von Glück und Verletzlichkeit
Was die Sterbenden in der Abenddämmerung ihres Lebens so klar vor Augen haben, ist die untergehende Sonne ihrer Kindheit. Wir beginnen ja unser Leben in unbändiger Lebensfreude und spüren so, was das Leben sein könnte. Intensives Erleben, freier spontaner Ausdruck: Kleinen Kindern ist von Natur aus gegeben, was den Sterbenden so am Herzen liegt. Kinder stürmen ins Leben, umarmen sich und die Welt und alles, was dazu gehört: Heftige Traurigkeit oder Wut sind Teil ihrer Lebendigkeit. In ihrer Reue und Trauer begreifen die Sterbenden, dass hier ein Auftrag liegt: mit dem scheinbar unumgänglichen Verlust der ’schönsten Zeit des Lebens’ nicht vorlieb zu nehmen, sondern als Erwachsene das eigene Lebensglück immer wieder zu erschaffen.
Wenn wir aufwachsen, übersetzt sich dieser abgekapselte Schmerz in eine unbewusste schmerzhafte Schlussfolgerung: ’Ich bin nichts wert’ – ’Ich bin nicht liebenswert’ – ’Ich bin nicht gut genug’. Das ist abstrakt, ist ein Gedanke, kein Erlebnis mehr – und begleitet uns wie ein Fluch in allen Situationen. Jeglicher Umgang mit anderen Menschen wird damit bedrohlich: Wir könnten durchfallen! Daher rührt die Angst vor Intimität, schon die Angst vor einer Stille im Gespräch; aus dieser Angst entstehen Beweisdrang, Widerstand gegen Feedback und das Abweisen von Schuld. Darum können wir Erfolge nicht wirklich feiern, Wertschätzung keinen Glauben schenken.
Diese Angst treibt uns zu unablässigen Anstrengungen an – manche sogar bis in den Burn-out.
Beim Erwachsenen vermengen sich nun ebenfalls Innen und Außen. Ihm scheint, dass er die Ablehnung von Außen fürchtet, aber was da passieren könnte, wäre ja eigentlich leicht zu ertragen: ein ’Nein’ auf eine Bitte, ein kritisches Feedback. Was ihm draußen panische Angst einflößt, ist vielmehr das, was dadurch in seiner Innenwelt ausgelöst werden könnte: den seiner Erinnerung zufolge unerträglichen Schmerz über die eigene Wertlosigkeit. Aus dieser frühkindlichen Ladung erklärt sich die Heftigkeit unserer Ängste. Sie halten uns wie in einem Alptraum gefangen.
Die Angst lässt uns Schmerz wie Freude vermeiden
Einerseits lässt unsere Angst uns alles vermeiden, was irgendwie an unsere Wunde rühren könnte:
Entweder passen wir unser eigenes Verhalten an – meist aufgrund falscher Annahmen; wir stellen uns vor, was andere von uns erwarten oder nur denken
Oder wir zwingen andere, ihr Verhalten zu ändern – das Grundmuster, das jede Beziehung zum Machtkampf macht: Ich fordere, dass mein Partner sich verändert, damit ich selbst bestimmte Dinge nicht zu fühlen brauche.
Andererseits blockiert unsere Angst aber auch die andere Seite unseres emotionalen Spektrums: Wir vermeiden zu viel Glück, Liebe und Aufmerksamkeit, da diese Erfahrung unser Herz öffnen und damit auch den Schmerz früheren Mangels hervorrufen könnte. So flieht mancher aus Liebesbeziehungen, wenn sie ernsthafter werden; der ein oder andere schreckt vor möglichem Erfolg zurück und sabotiert sich selbst. Und Liebende verstehen oft nicht, dass gerade die Zunahme von Angst, Schmerz und Konfliktpotential ein Zeichen dafür sein kann, dass ihre Beziehung gut ist, dass hier vieles geheilt werden könnte, wenn man nur wüsste, wie…
Wie entgeht man also diesem Bann? Wie überwindet man die Angst? Diese Fragen bringen uns zu den zentralen Themen von Heart Intelligence: emotionale Sicherheit und unzensiertes Fühlen. Das erste führt zum zweiten; das zweite löst den Bann sanft, aber unumkehrbar auf.
Heart Intelligence: Der Schlüssel zur Freiheit ist das Fühlen
Angst blockiert unser Gefühl; sie treibt uns unmittelbar zur Aktion an. Sie will auch selbst nicht gespürt werden. Dieser Bewusstseinsmangel führt uns zu unbewusstem und darum zwanghaftem Verhalten. Der befreiende Schritt besteht nun darin, die eigene Angst zu spüren und damit den Kontakt zu unserem eigenen Erleben wiederherzustellen, d.h. unser Gehirn wieder vollständig zu aktivieren.
Dazu ist es nötig, sich zurückzuhalten und weder den gewohnten, scheinbar rettenden Verhaltensimpulsen zu folgen noch sich in betont mutiges Verhalten zu stürzen. Es muss Zeit für das Fühlen der eigenen Beweggründe geschaffen werden. Wer spüren will, muss langsam sein. Wirst du zum Beispiel gebeten, etwas zu tun, sage nicht sofort zu, sondern warte mit der Antwort, bis du spürst, was du wirklich willst. Riskiere die Ablehnung, halte die Angst aus; sie wird abnehmen. Und du wirst wahrscheinlich entdecken, dass es gar nicht zur gefürchteten Ablehnung kommt. Angst ist eine Schwellenerfahrung.
In dem Moment, in dem du deine Angst spürst, öffnet sich dein Herz für mehr:
- das Gespür für die gegenwärtige Situation, unabhängig von Projektionen
- das Fühlen anderer Emotionen, die dich neben der Angst bewegen
- das Gefühl für das, was du eigentlich willst.
Fühlen bringt uns in Kontakt mit der Welt und mit uns selbst: nicht nur mit unseren Emotionen, sondern auch – was oft übersehen wird – mit unserem Willen. Man kann ja nur spüren, was man will, nicht erdenken. Fühlen ist der Schlüssel zum eigenen Leben. Das Fühlen der emotionalen Reaktion allein führt häufig zur Stagnation. Wer hingegen auch erspürt, was er will, d.h. wie er sowohl mit der Situation wie auch der eigenen Reaktion umgehen will, findet auf natürliche Weise den passenden Ausweg.
Heart Intelligence bietet mit diesem zweifachen Fokus des Fühlens den Zugang zu einer befreienden Bewegung von innen heraus. Das Fühlen und Aushalten der eigenen Angst aber ist nicht so einfach. Dazu braucht es einen geistigen Punkt außerhalb der Angst, einen sicheren Abstand:
- zum einen das innere Wahrnehmen – eine Instanz, die meditative Techniken entwickeln helfen
- zum anderen emotionale Sicherheit – die uns oft fehlt. Wie können wir diese in uns finden?
Das Wagnis wirklicher Akzeptanz
Die Akzeptanz, die Kinder wie Erwachsene so schmerzlich vermissen, ist keine verbale Bestätigung wie ’Du bist gut’ oder ’Du wirst geliebt’. Jeder wird aus eigener Erfahrung wissen, wie wenig dies wirkt. Wir möchten dies wohl glauben, aber es berührt unser Gefühl nicht. Dies ist auch der fundamentale Missverstand aller Autoren, die uns raten, uns selbst zu akzeptieren. Was dabei herauskommt, ist nur interne Propaganda. Wirkliche Akzeptanz ist eine Sache des Gefühls. Wir wollen in unserem ganzen Sein von anderen wahrgenommen und gefühlt werden:
- ohne Urteil (weder ein schlechtes noch ein gutes!)
- ohne irgend etwas auszuschließen: Angst, Schwäche, Scham oder Schattenseiten.
Diese Akzeptanz ist aber nicht einfach eine Sache des guten Willens. Ihr sind persönliche Grenzen gesetzt. Ich kann beim anderen nämlich nur spüren, was ich in mir selbst akzeptiere. Habe ich z.B. Schwierigkeiten, wütend zu werden, werde ich die Wut anderer nicht wirklich erleben können und sie abblocken. Bin ich aber bereit, alles zu spüren, was andere in mir hervorrufen, sind meiner Kontaktfähigkeit keine Grenzen gesetzt. So erging es auch unseren Eltern: Wo unsere Lebendigkeit an das rührte, was sie schmerzlich verdrängt hatten, brach ihre gefühlte Verbindung zu uns ab. Dieses Gefühlsvakuum ist das wirkliche Drama unserer Kindheit.
Wirkliche Akzeptanz entsteht nur, wenn ich auch meine eigene emotionale Reaktion akzeptiere und in die Interaktion einbringe: nicht, um die Emotionen des anderen zu verändern, sondern um ihm und mir aufrichtig zu begegnen – und uns beiden die Möglichkeit zu geben, frei zu untersuchen, was uns wirklich bewegt. So entwickelt sich in ihr eine heilsame Dynamik. Akzeptanz hat wie eine Medaille zwei untrennbare Seiten. Alles andere ist Surrogat.
Wie aber ist diese Präsenz zu erreichen? Das geht nicht allein, sondern nur im Kontakt. Heart Intelligence setzt dazu die geschützte Interaktion eines Kreises ein – eine zugleich sichere wie herausfordernde Umgebung. Hier können, mit Unterstützung der Facilitatoren, Akzeptanz und Präsenz vielfältig geübt und erfahren werden. Hier kannst du lernen, auch und gerade in einem Geflecht von Beziehungen bei dir selbst zu bleiben.
Heart Intelligence – Befreiung durch Interaktion
Diese radikale Akzeptanz kann nicht allein entwickelt werden. Wir müssen erst Akzeptanz von außen erfahren und als wirklich und verlässlich erleben; dann können wir uns öffnen und lernen, uns selbst zu akzeptieren. Unsere Wunden sind ja im Kontakt entstanden und können darum nur im Kontakt geheilt werden.
Wir sind keine abgeschlossene Identität. Was uns ausmacht, ist das Geflecht unserer Beziehungen. Erst wenn wir verstehen, dass nicht wir selbst geheilt werden müssen, sondern unsere Beziehungen, durchbrechen wir den Teufelskreis von Angst und Isolation. Wer nur mit sich selbst an sich selbst arbeitet, verbleibt unbewusst im Bann, nicht in Ordnung zu sein und etwas leisten zu müssen, bevor ihm Glück und Liebe zu Teil werden können.
Bin ich zum Beispiel unsicher, kann ich probieren, in mir selbst Sicherheit aufzubauen. Ich kann aber auch fragen, was meine Beziehungen nötig haben und ob Unsicherheit dabei wirklich stört. Ich werde dann entdecken, dass gerade das Verbergen meiner Unsicherheit offenen Kontakt unmöglich macht:
- Aufgrund meines defensiven Verhaltens kann der andere mich nicht wirklich spüren
- Ich selbst halte mich wie ein Aussätziger zurück und sehe den anderen als bedrohlich an.
Gehe ich hingegen davon aus, dass Unsicherheit per Definition zur menschlichen Existenz gehört, weil wir nie sicher sein können, und begreife ich, dass meine Unsicherheit sogar mein Gespür für die Situation intensivieren kann, entsteht eine andere Dynamik:
- Ich bin freier in der Beziehung, stimme mich aber sehr feinfühlig ab
- Der andere spürt meine Authentizität und erfährt mich als zugänglich
Die Wechselwirkung bringt uns immer stärker in Kontakt: Der andere geht ganz anders auf mich zu, was mich entspannt. Da ich mir selbst Unsicherheit erlaube, erlaube ich sie auch meinem Gegenüber, was dieser mit Entspannung und mehr Offenheit beantwortet.
Bei Selbstoptimierung drehen wir uns im Kreis um uns selbst. Im Kontakt entfalten wir uns. Die Vorstellung eines isolierten Ichs ist ein verhängnisvolles Trugbild – das Produkt eines fehlgeleiteten Denkens.
Das Problemhafte unseres Denkens
Wir kommen damit dem zweiten Störfaktor auf die Spur, der uns den Bedürfnissen entfremdet, die Sterbenden so einsichtig und Kindern so natürlich sind: unsere Art des Denkens. Heart Intelligence hilft uns, bis ins Körperliche zu erfahren, wie dieses Denken uns konditioniert und unser Leben blockiert; wer das fühlt, erwacht aus den Trugschlüssen und gewinnt seine geistige Freiheit zurück.
Unser Denken hält sich oft an technologische Muster; sie haben uns ja in der materiellen Welt viel Erfolg gebracht, sind aber für die Welt unserer Seele ungeeignet. So sind wir es gewohnt, Ziele für unsere persönliche Entwicklung zu entwerfen, persönliche Probleme zu definieren und systematische Lösungsstrategien zu entwerfen. Ein hoffnungsloses Unternehmen:
Die erdachten Ziele leiten sich fast durchgängig aus trügerischen Idealvorstellungen ab: meine ich, sicherer, männlicher oder expressiver sein zu müssen, laufe ich einem Klischee hinterher.
Immer wieder erweisen sich die Problemdefinitionen als das wirkliche Problem: Eine Tatsache wird ja erst zum Problem, wenn sie einer Zielvorstellung widerspricht – und diese ist was uns selbst betrifft meistens eine verkehrte. Systematische Wege der persönlichen Entwicklung halten durchgängig nicht, was sie versprechen: Wenn Ziel und Ausgangspunkt nicht stimmen, kann der Weg nur fruchtlos sein.
Es ist wie beim Fahrradfahren: Meine Blickrichtung bestimmt meinen Kurs. Schaue ich auf den Pfahl, der im Wege steht, so fahre ich auf; ich muss also auf den freien Raum schauen. Solange unser Denken sich auf persönliche Probleme richtet, verstärkt es unsere Überzeugung, nicht in Ordnung zu sein und uns anstrengen zu müssen, und hält uns im alten Teufelskreis gefangen.
Fruchtbare persönliche Entwicklung entsteht, wenn wir uns direkt auf die Expansion unserer Lebensfreude richten. Dies ist einfacher, als man zu glauben wagt. Wir sind ja alle Kinder gewesen und tragen diese Lebendigkeit noch immer in uns; sie wartet nur darauf, wieder Raum zu bekommen. Natürlich gibt es auf diesem Weg Hindernisse und Rückschläge. Dies sind die wirklichen Probleme; diese brauchen nicht gesucht zu werden, sondern zeigen sich von selbst. Aber sind es nicht wiederum Kinder, die am schnellsten lernen und Schwierigkeiten überwinden? Ohne Angst zu fallen, voller Freude über kleinste Fortschritte? Weil sie der Freude am Leben auf den Fersen sind…
Die Magie des Kreises
Der Alptraum, der uns zwischen Kindheit und Sterbebett in seinem Bann hält, verbindet unsere frühkindliche Angst mit den Trugbildern unseres Denkens. Die Umarmung aufrichtiger Akzeptanz besänftigt unsere Angst und unterläuft unsere Gedanken; sie lässt uns auf natürliche Weise erwachen. Wer sich in einem Traum bewegt, wälzt sich nur hin und her. Wer aber erwacht, sieht – und kann sich ins Leben begeben.
Erst wenn wir mit unserem Gefühl genau dort ankommen, wo wir sind, ohne Urteil, kommen wir in Kontakt mit uns selbst und können wir spüren, wohin wir uns wirklich bewegen wollen. Zu diesem Erwachen haben wir ein heilsames soziales Umfeld nötig, das uns auf vielfältige Weise erfahren lässt: Ich kann mich öffnen – Ich will mich öffnen. Individuelles Coaching oder individuelle Therapie können dies nur beschränkt bieten – so wertvoll sie auch in vielen Fällen sein können. Ein größerer Kreis von Menschen, die sich aufeinander einstimmen, um miteinander den Weg zu elementarer Lebensfreude zu finden, bietet einen magischen Raum. Diesen Raum zu schaffen und gestalten, mit all seiner inhärenten Kraft und Weisheit, ist das zentrale Anliegen von Heart Intelligence.
Ein solcher Kreis beschleunigt und intensiviert unsere Bewusstseinsentwicklung:
Die gesammelte Aufmerksamkeit intensiviert das Spüren: So wie ein Verstärker die feinen Signale aus der Antenne, die der Tuner empfängt, stärker und damit hörbar macht, so hilft die Gruppe uns, unvergleichlich klarer und stärker zu fühlen, was uns bewegt.
Die menschliche Vielfalt bereichert das Erleben: Wir werden in einem sicheren Raum mit allem Möglichen konfrontiert: was uns anzieht, dem, was uns ärgert, und dem, was wir nicht kennen oder was uns unmöglich schien. Wir kommen so vielfältig in Bewegung.
Die persönliche Präsenz vieler bietet vielerlei Möglichkeiten, heilsame Interaktionen stattfinden zu lassen. Das hilft, unsere Entwicklungsschritte bis in die körperliche Erfahrung und das soziale Handeln zu verankern.
Aber es geschieht mehr. Hier findet nicht nur das Individuum zu sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft. Es entsteht eine überraschend intensive Verbindung, sogar unter bis dahin Unbekannten. Sie entsteht nicht durch Ausschluss und Zurückhaltung, sondern durch vollständige Präsenz und Freiheit.
Individuum und Gemeinschaft, Autonomie und Verbundenheit sind keine Gegensätze; beide haben einander nötig, um sich zu entwickeln. Nur so kann sich die erstaunliche Intelligenz unseres Herzens entfalten – die individuelle und die kollektive. Sie verbindet kindliche Offenheit mit erwachsener Reife und kann eine Welt erschaffen, in der unsere Seele zu Hause sein kann, so wie es Lebende und Sterbende sich bisher nicht haben träumen lassen. Es ist eine Welt, die in diesem so entgleisten Leben unsere Zukunft in sich trägt.
(Dieser Essay ist besonders durch die Arbeit von Christian Pankhurst, dem Gründer von Heart Intelligence, weiterhin durch die von Andrew Barnes und Tej Steiner inspiriert. Die Gespräche mit Sterbenden hat Bronnie Ware geführt.)
Über den Autor:
Thomas de Neve ist in einem sehr bewegten Leben – privat wie professionell – immer wieder der Frage nachgegangen, was Authentizität und Vitalität bedeuten, wie Freiheit und Liebe zusammenpassen – bei sich selbst und bei anderen. Wie verlieren wir unsere Lebendigkeit, wie können wir sie wieder entwickeln? Seine Liebe zum menschlichen Leben hat ihn auf dieser Entdeckungsreise immer weiter vorangetrieben.
Er hat zuerst als Schauspieler, Regisseur und Schauspielpädagoge, später als Seminarleiter in Betrieben und als Coach gearbeitet; das hat ihn in verschiedene europäische Länder gebracht. Er ist gebürtiger Deutscher und lebt jetzt seit langem in Holland. Dort sind auch vier Kinder aufgewachsen.
In seiner Arbeit als Heart-Intelligence-Facilitator und -Coach leitet er zusammen mit seiner Frau Heart-Intelligence-Kreise, coacht Individuen und Paare und bildet in enger Zusammenarbeit mit Christian Pankhurst, dem Gründer dieser Arbeitsweise, neue Facilitatoren und Coaches aus.
Mehr Infos:
Einführung in ’HEART INTELLIGENCE – ACCELERATED AWAKENING’
Kreise (online und live) und weitere Information in deutscher Sprache:
www.heart-intelligence.de (Thomas de Neve und Alet Holwerda)
Gelesen bei: https://www.sein.de/heart-intelligence-rueckkehr-zur-wahrheit-des-herzens/
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