2015-09-29

Schwedische Forscher: Neue Energiequelle entdeckt?

Wissenschaftler der Universität Göteborg, Schweden, berichten jetzt, eine neue Energiequelle gefunden zu haben, mit der sich kleine und sichere Fusionsreaktoren nach einem bislang ungenutzten Prinzip betreiben ließen. Die Entdeckung belegt zumindest eines: Es existieren viele verblüffende Wege, Energie zu gewinnen. Und immer wieder werden unerwartete Möglichkeiten offengelegt. Manche Erfindungen sind allerdings auch so revolutionär, dass sie entweder gar nicht verstanden oder aber von einer mächtigen Lobby unterdrückt werden.
Eine Forschergruppe der Universität Göteborg ist überzeugt: Fusionsenergie kann bald in kompakten Reaktoren gewonnen werden – auf eine ganz andere Weise als bisher. Die Wissenschaftler versprechen umweltfreundliche Wärmeerzeugung und preisgünstigen Strom.

In wenigen Jahren schon seien entsprechende Generatoren einsatzbereit. Und wie so oft, bietet sich auch hier die alte, lebenserhaltende »Wundersubstanz« Wasser als Energiequelle an. Gerade Wasserstofftechnologie hält kurzfristig vielversprechende Ansätze bereit, selbst wenn Visionäre sie sicherlich nur als eine von vielen Möglichkeiten betrachten, gleichsam als Übergangstechnologie zu weit ungewöhnlicheren und revolutionären Konzepten, wie sie sich heute schon abzeichnen.

So bewegt sich die Wissenschaft bei der Fusion zwar noch auf ziemlich konservativem Terrain, dennoch überzeugen die bisherigen Ergebnisse der aktuellen Großprojekte keineswegs. Nicht umsonst wurden Fusions-Forschungsreaktoren als »Milliardengrab« bezeichnet. Die Göteborger Physiker wollen aber einen anderen Weg gehen. In einer Kollaboration mit isländischen Wissenschaftlern haben sie neue Arten von Fusionsprozessen untersucht.

Fusion von Kernteilchen bietet sich grundsätzlich zur Energiegewinnung an, da wegen der niedrigen Bindungsenergien verhältnismäßig hohe Energiemengen freigesetzt werden. Die neue Technologie hätte allerdings einige Vorteile.

Beim Prozess entstehen im ultradichten Schwerwasserstoff gegenüber den herkömmlichen Abläufen fast keine Neutronen, sondern schnelle, schwere »Elektronen«, genauer gesagt Myonen, die über etliche ähnliche Eigenschaften verfügen wie Elektronen.

Nur sind die Myonen rund 200-mal massereicher. Leif Holmlid, emeritierter Professor der Universität Göteborg, betont den Unterschied zu üblichen Kernreaktionen: »Das ist ein bemerkenswerter Vorteil im Vergleich zu anderen nuklearen Fusionsprozessen, wie sie sich in anderen Forschungseinrichtungen derzeit in Entwicklung befinden, da die bei solchen Prozessen erzeugten Neutronen gefährliche Blitzverbrennungen verursachen können.«

Die neue Methode kann in kleinen, laserbefeuerten Fusionsreaktoren stattfinden, die mit schwerem Wasserstoff (Deuterium) betrieben werden. Der Schwerwasserstoff findet sich reichlich in gewöhnlichem Wasser und kann recht leicht extrahiert werden. Im Gegensatz zum überschweren Wasserstoff Tritium ist Deuterium nicht radioaktiv ‒ selbstverständlich ein entscheidender Vorzug. Tritium hingegen dürfte beim Betrieb groß dimensionierter Fusionsreaktoren mit magnetischem Einschluss des Plasmas unabdingbar sein. Im Konzept der Göteborger Forscher wäre dies eben nicht der Fall.

Holmlid kommentiert: »Ein eindeutiger Vorteil der beim neuen Prozess erzeugten schnellen, schweren Elektronen besteht darin, dass sie elektrisch geladen sind und daher unmittelbar elektrische Energie liefern können. Die Energie der Neutronen, die sich bei anderen Arten nuklearer Fusion in großer Menge ansammeln, lässt sich nur schwer handhaben, da Neutronen nicht geladen sind. Diese Neutronen besitzen hohe Energie und sind für lebende Organismen äußerst schädlich, während die schnellen, schweren Elektronen wesentlich weniger gefährlich sind.«
Neutronen sind gleichsam die »wilden Pferde« jener Prozesse, sie lassen sich schwer abbremsen und verlangen nach meterdicken Einfassungen der Reaktoren. Myonen hingegen zerfallen schnell in gewöhnliche Elektronen, Anti-Elektronneutrino sowie Myonneutrino.

Die Forschungen unterstreichen, dass die Entwicklung kleinerer und einfacherer Fusionsreaktoren möglich ist. Selbst, wenn mittlerweile weitaus effektivere Ansätze und Konzepte bekannt sind, dürften Erkenntnisse, wie sie aus den aktuellen Arbeiten der schwedischen Physiker hervorgehen, einen wichtigen nächsten Schritt darstellen.

Und sie widerlegen Skeptiker, die einem starren Schema folgend vorzugsweise ausgetretene Pfade verfolgen und in der Regel ausgerechnet vom Aussterben bedrohte »Dinosaurier-Konzepte« favorisieren, während doch wirklich interessante Alternativen bestehen.

Man muss in diesem Kontext nur an die zahlreichen Ideen denken, Energien des Wasserstoffs wirklich erschöpfend zu nutzen, und fühlt sich natürlich ebenso an die 1948 vom russischen Physiker Andrei Sacharow erstmals vorgestellte Möglichkeit einer myonenkatalysierten Fusion (»kalten Fusion«) mit ihrer sehr interessanten, facettenreichen Geschichte erinnert, natürlich ebenso an die vielen Weiterentwicklungen, auch hinsichtlich niederenergetischer Kernreaktionen. Auf diesem Gebiet dürften noch viele unerwartete Erkenntnisse und Enthüllungen folgen!

Quelle: http://info.kopp-verlag.de/neue-weltbilder/neue-wissenschaften/andreas-von-r-tyi/schwedische-forscher-neue-energiequelle-entdeckt-.html

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