2016-07-06

Skandal beim ZDF: Stasi-Journalist drehte gefälschte Hetz-Doku über Putin


In der ZDF-Doku »Machtmensch Putin« feuern die Putin-Hasser noch einmal aus allen Rohren. Dieses öffentlich-rechtliche Machwerk ist Kriegspropaganda: Ausgerechnet der russische Kronzeuge des Films sagt, dass er nach Drehbuch lügen musste, und legt die Rohfassung des Films offen. Die Story des ZDF-Autors Dietmar Schumann sei frei erfunden. Der ist überführter Staats-Propagandist und wurde beim DDR-Geheimdienst als IM »Basket« geführt – damals noch auf der Seite der Russen.

Juri Labiskin hieß vor kurzem noch noch »Igor«. Jedenfalls in der Anti-Putin-Doku des ZDF. Dort ging seine abenteuerliche Räuberpistole über den Sender. Der sogenannte »Kriegsfreiwillige Igor« aus Russland erzählte dem Zweiten Deutschen Staatsfernsehen: In der Ostukraine gibt es kaum echte Separatisten, dafür hat sich dort die russische Berufsarmee gleich in Divisionsstärke eingeschlichen. Als Freischärler getarnt, metzelt sich eine russische Soldateska nun durch den brennenden Donbass und feuert mit allem, was Putins Arsenal so hergibt.

MGs oder Panzer hinterlassen brennende Scheunen, Bombentrichter und explosive Feuerbälle. Für Hochhäuser gibt es den »Raketnij privet«, den Raketengruß aus dem Werfer. Der Zuschauer soll den Eindruck gewinnen, dass eiskalte Russen über Leichenberge gehen, die gar nicht hoch genug sein können. »Igor« spricht von 30 000 russischen Berufssoldaten an der gesamten Front.

Der Lügner »Igor« ist ein Werk von Schumann, dem Staats-Journalisten

Mitten im Bilderfeuerwerk des ZDF – es wirkt beinahe wie eine alte Wochenschau – entdeckt der Zuschauer zwar gelbblaue Ukraine-Flaggen auf der Schulter der vermeintlich russischen Freischärler. Das ist aber nur ein winziger Betrug im Vergleich dazu, was »Igor« jetzt enthüllt hat. Er, der Kronzeuge der Doku, war bloß ein bezahlter Lügner. Der ZDF-Film ist ein dreistes Stück Lügenpresse des deutschen Staatsfernsehens. Einer der Autoren, Dietmar Schumann, ist ein propagandistisch geschulter Staatsjournalist der DDR und wurde von der Stasi als IM »Basket« geführt.


Doch der Reihe nach: Im russischen Staatsfernsehen verrät Juri Labiskin, dass »Igor« bloß eine bezahlte Rolle war. Eine ziemlich mies entlohnte noch dazu. Labiskin wurden 50 000 Rubel versprochen. Das sind 650 Euro. Dafür musste er ein Drehbuch abarbeiten und die Kernsätze auswendig lernen. Der Produzent, ein Exilrusse namens Waleri Bobkow, und der ZDF-Journalist Dietmar Schumann übten so lange mit »Igor«, bis seine Antworten saßen.

Ausgerechnet die Russen demaskieren die ZDF-Lüge

Bis jetzt wirkt all das noch wie plumpe russische Gegenpropaganda: Frau und Kind, die er im ZDF-Film zurückließ, soll es gar nicht geben. Das deutsche Fernsehteam soll mit »Igor« sogar in den Donbass gereist sein, um dort Szenen mehrfach nachzudrehen. Produzent Bobkow habe ihm dabei gezeigt, wie man möglichst martialisch mit einem Maschinengewehr durch das Bild marschiert. Im Moskauer ZDF-Studio fand dann das eigentliche Interview statt – vor einem grauen Tuch und mit einem verpixelten Gesicht. Das ZDF wollte sichergehen, dass niemand den Menschen hinter »Igor« wiederfinden kann.

Jetzt wird es richtig grotesk: Genau das gelang dem russischen Staatsfernsehen. Der mysteriöse ZDF-»Igor« ist der arbeitslose Juri Labiskin. Er wurde 1988 geboren und haust in seiner Wohnung in Kaliningrad (Königsberg). Die ist verdreckt und bis oben hin mit Flaschen zugemüllt. In diesem Chaos zeigen die Russen einen halbverstörten, verwahrlosten jungen Mann – der beinahe noch ein Kind ist. Dass Labiskin auch nur einen Tag in der Kriegshölle des Donbass überlebt hätte, ist schwer zu glauben. In den Händen hält er vor der Kamera noch das Drehbuch, das ihm die Deutschen geschenkt haben. Ein mit kyrillischen Buchstaben vollgekritzeltes Büchlein.

Das Filmmaterial entlarvt die ZDF-Journalisten

Das ZDF-Team hat »Igor« nach den Dreharbeiten aber etwas noch viel Brisanteres überlassen: Unbearbeitetes Filmmaterial, das tatsächlich eins zu eins in der gesendeten Doku auftaucht! Die nicht gesendeten Szenen bestätigen außerdem Labiskins Aussagen eindrucksvoll: Produzent Bobkow demonstriert dort, wie man das MG zu tragen hat. »Igor« wird in einen Schützengraben gestellt und vergisst bei den Outtakes sogar seinen Text. Dabei wirkt der angebliche Berufssoldat wie ein ängstlicher Schüler mit schmächtigen Schultern, dem zum ersten Mal überhaupt eine Kalaschnikow in die Hand gedrückt wird.

In einer anderen Szene, vor einem Armeezelt, flüstert die Stimme aus dem Hintergrund sogar, was »Igor« sagen soll: »Ich bin froh«, Pause, »Ich bin froh«. Dann setzt »Igor« an: »Ich bin froh, dass ich dem Bataillon ›Wostok‹ diene.« Später wird die Rohfassung einer Szene mit der fertigen Version im ZDF verglichen. Sie stimmen tatsächlich überein! Die deutlichen Regieanweisungen werden dort durch filmreife Orchestermusik und knallige Effekte übertönt.

Bereits 2004 enttarnt: Schumanns Stasi-Kürzel war »Basket«

Wer ist für so viel dreiste Inszenierung verantwortlich? Der ZDF-Journalist Dietmar Schumann. Das nicht gesendete Rohmaterial zeigt ihn sogar im Moskauer ZDF-Studio, während er sein Geschöpf »Igor« interviewt. Was aber selbst den scharfäugigen Russen entgangen ist: Schumann wurde bei der Stasi als der Informelle Mitarbeiter »Basket« geführt. Er flog 2004 auf, als die ARD ihre so genannte Stasi-Studie mit dem Namen »Die Ideologiepolizei« durchführte. Dabei wurden die zahllosen DDR-Staatsjournalisten durchleuchtet, die ihre Bilderbuchkarriere nahtlos im staatsfinanzierten Journalisten-Biotop von ARD und ZDF fortsetzen konnten.

Schumann war damals einer von vielen, die aufflogen. Konsequenzen gab es für kaum einen. Nicht einmal für Hagen Boßdorf, der es bis ganz nach oben im bundesdeutschen Staatsjournalismus brachte: Der damalige Chefredakteur des ORB wurde schon im Studium von der Stasi als Spitzel geführt. Der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen reagierte auf diesen Skandal mit einem Achselzucken: »Es gibt keinen Grund, gegen [Boßdorf] etwas zu unternehmen.« War ja alles so lange her. Die DDR, die Stasi, das Spitzeln. Die gleiche Ignoranz rettete auch Dietmar Schumann, der gleich 1990 vom ZDF übernommen wurde. Ein Karrierejournalist, immer mitten im System: Er war von 1977 bis 1981 Korrespondent des DDR-Fernsehens in Moskau, dann von 1984 bis 1990 in Ungarn. Beim ZDF ging es nahtlos weiter: als Israel-Korrespondent in Tel Aviv und auch wieder in Moskau.

Schumann kann sich nicht mehr an seine Stasi-Vergangenheit erinnern

Die Hauptverwaltung Aufklärung, die von Markus Wolf geführte Auslandsspionage der Stasi, führte 38 Berichte mit Schumanns Tarnnamen »Basket«. Angelegt wurden sie vom Stasi-Offizier Gerhard Wohllebe in den Jahren zwischen 1982 und 1989. In Moskau sollte Schumann der Stasi sogar Einblick in den Terminkalender einer Kollegin verschaffen. Der Geheimdienst wollte die Journalistin mit ihrer außerehelichen Affäre zur Mitarbeit erpressen. An seine Agenten-Episode wollte sich der systemaffine ZDF-Journalist schon 2004 nicht mehr erinnern: Diese Sache sei ihm »zu hundert Prozent unbekannt« und »ein Buch mit sieben Rätseln«.

In den Stasi-Berichten, die Schumann zugeordnet werden konnten, tauchten sogar die ARD und das ZDF auf. Trotzdem reagierte auch ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender darauf vollkommen gleichgültig: »Es gibt keinen Beweis«, es bestehe für seinen »Mitarbeiter eine unbedingte Fürsorgepflicht«, der als »hochprofessioneller Kollege und guter Journalist« in den letzten 15 Jahren sehr gute Arbeit für das ZDF geleistet habe – als Auslandsjournalist.

26 Jahre nach dem Mauerfall: Kalter Medienkrieg Reloaded

Sehr gute Arbeit für das ZDF leistet Dietmar Schumann immer noch, wenn man seine aufgeflogene »Igor«-Inszenierung in der Doku »Machtmensch Putin« so nennen kann. Fälschungen und Kriegspropaganda werden im neuen Kalten Krieg zwischen NATO und Russland wieder salonfähig und eines fällt auf: Das deutsche Staatsfernsehen greift dafür offenbar auf Staatsjournalisten der DDR zurück, die es mit verbundenen Augen übernommen hat. Gestern noch durchgepäppelt, werden aus ihren Altlasten plötzlich wieder Vorzüge: Sie sind russlanderfahren und propagandagestählt – bereits im alten Kalten Krieg und noch auf der Gegenseite.

Wie konsequent die Propaganda-Schulung von Journalisten wie Schumann war und welche Rolle Geheimdienste dabei spielten, beschreiben nur zwei Wörter: »Rotes Kloster«. Wer in der DDR Journalist werden wollte, war alternativlos und musste diese Kaderschmiede durchlaufen. Auch Schumann wurde im »Roten Kloster« geschliffen – so nannte der Volksmund die Sektion Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Die ausgewerteten Stasi-Akten zeigen, dass der DDR-Geheimdienst den journalistischen Nachwuchs dort systematisch auch als Nachwuchsspitzel rekrutierte.

Das »Rote Kloster« und seine spitzelhafte Propaganda

Die Abteilung Auslandsspionage der Stasi bekam den ersten Zugriff auf die Leipziger Journalistik-Studenten. Die HVA interessierte sich dabei besonders für spätere Auslandsjournalisten wie Schumann. Sie arbeitete in jedem Semester die Nachwuchsliste lückenlos ab. Wer übrig blieb, auf den stürzte sich noch einmal die Rest-Stasi. Während die Studenten also in Fächern wie APA saßen – Aktuelles politisches Argumentieren – spähte in jeder Seminargruppe mindestens ein Trio seine Kommilitonen aus und schrieb eifrig Berichte.

Für die Stasi galt das »Rote Kloster« als goldener Jagdgrund: Wenn es überhaupt so etwas wie überzeugte Nachwuchsspitzel gab, dann dort. Die Sektion Journalistik war direkt dem Zentralkomitee der SED unterstellt, ohne Mitgliedschaft in der Diktaturpartei hatten Bewerber praktisch keine Chance. Die Kandidaten wurden ideologisch so lange ausgesiebt, bis nur noch Genossen übrig blieben, die in den Augen der Ausbilder perfekt waren für die Rolle als »kollektiver Propagandist, Agitator und Organisator«. Einer der Ausbilder, Jochen Schlevoigt, fasste das Schleifen der marxistisch-leninistischen Rohdiamanten im »Roten Kloster« so zusammen: »Der Grundsatz blieb immer die Parteilichkeit« und eine »starke ideologische Untersetzung«. Selbst 2006 sagte er noch: »Alle identifizierten sich damit, das war die gemeinsame Basis.«

Sind wir wieder da, wo die DDR aufgehört hat?

Inzwischen kommt genau das wieder im deutschen Staatsfernsehen in Mode. Es wirkt wie eine Auferstehung der Untoten, wenn gelernte Staats-Propagandisten und Agitatoren wie Dietmar Schumann aus dem Winterschlaf erwachen und dabei auch noch eine nie geklärte Vergangenheit mit Geheimdiensten haben. Er leistet plötzlich wieder einwandfreie Arbeit für das ZDF – die sich als ideologisches Fälschungswerk entpuppt, um der Heimatfront vor dem Fernseher den Putin-Hass anzustacheln. Das öffnet eine Büchse der Pandora, gefüllt mit unangenehmen Fragen: Darf die Wahrheit bei den Öffentlich-Rechtlichen eigentlich überhaupt noch Platz nehmen? Wie viel Propaganda verträgt der »unabhängige« Journalismus? Sind wir wieder da, wo die DDR aufgehört hat?

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