2015-03-11

Banken pleite gehen lassen – Island hat gezeigt wie es geht!

Von Claudio Kummerfeld
Island hat Ähnliches durchlebt wie Irland und Griechenland. In Island ließ man die Banken pleite gehen. Kann Griechenland von Island lernen? Ein Blick gen Norden.

Island: Hauptstadt Rejkjavik
Foto: pjt56 / Wikipedia (CC BY-SA 3.0) / Foto nicht verändert

Gier

Island, die Inselnation im Norden, zwischen Europa und Amerika, mit gerade mal 320.000 Einwohnern, ist stark angelehnt an Großbritannien und Skandinavien, aber nicht Mitglied in der EU. Dennoch spielen sich die Wirtschaftsbeziehungen größtenteils mit der EU ab. So kam es, dass isländische Bankvorstände auf die Idee kamen den Festland-Europäern ihre hohen Zinsen schmackhaft zu machen. Scharenweise legten, deutsche, englische und skandinavische Anleger ihr Geld bei isländischen Banken an, die Gier nach mehr Prozenten hatte sie vergessen lassen, dass deutlich höhere Zinsen auch ein deutlich höheres Risiko bedeuten müssen. Isländer selbst verchuldeten sich bei ihren Banken massiv in Fremdwährungen, welche durch die enorme Abwertung der isländsichen Krone unbezahlbar wurden.

 

Banken pleite gehen lassen

Die drei größten Banken Islands hatten fleißig Kredite vergeben, dazu noch jede Menge Schrott in die Bilanz gepackt und am Ende ihre Bilanzsumme auf das 9fache der isländischen Wirtschaftsleistung aufgebläht. Ein Monster war entstanden. Dann war es so weit im Jahr 2008. Nachdem der Euro seinen Wert zur isländischen Krone verdoppelte, sprang die Inflation deutlich an, die Arbeitslosigkeit stieg, Schulden im Ausland waren nicht mehr bezahlbar, um es mal so zusammenzufassen. Langfristig herausgegebene Kredite sollten kurzfristig refinanziert werden – durch Lehman war das nicht mehr möglich. Bei 320.000 Einwohnern wollten die größten Banken des Landes als großer Player im europäischen Kapitalmarkt mitspielen – abei hatten sie sich arg übernommen!
Die Banken waren pleite – was nun? Retten? Nein – pleite gehen lassen. Island ließ die Banken einfach pleite gehen und verstaatlichte sie komplett. Die inländischen Sparer wurden geschützt. Der IWF (Internationaler Währungsfonds) und andere Länder gaben Kredite zur Stützung des Landes.
2012 lobte der IWF das Verhalten der isländischen Regierung und den erzielten Erfolg. Das isländische Krisenprogramm sei ein Vorbild für andere Staaten, die von Hilfsprogrammen abhängig seien. Dadurch, dass den Steuerzahlern keine Bankenrettungskosten aufgedrückt wurden, konnte eine Massenarbeitslosigkeit und damit, so sagen wir es mal, eine Abwärtsspirale wie in Griechenland verhindert werden.

Kapitalverkehrskontrollen

Um nach der Bankenpleite und des dramatischen Vertrauensverlusts der internationalen Geldgemeinde den Abfluss von Geldern aus Island zu stoppen, beschloss man umgehend Kapitalverkehrskontrollen. So konnte der völlige Zusammenbruch der Wirtschaft gestoppt werden. Gelder mussten im Land verbleiben. Die Ausfuhreinschränkung sollte eigentlich nur zwei Jahre dauern, hält aber bis heute an. Das hindert natürlich ausländische Investoren daran frisches Geld in die isländische Realwirtschaft zu stecken – das ist die Kehrseite. Aktuelle Daten der isländischen Notenbank zeigen eindrucksvoll, dass die wichtigsten Daten wie Inflation und Zinsen derzeit im Griff sind.

 Quelle: http://finanzmarktwelt.de/banken-pleite-gehen-lassen-island-hat-gezeigt-wie-es-geht-10042/

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