2016-04-23

Einfache Medikamente verändern das menschliche Gehirn - Anticholinergika beeinträchtigt unsere kognitiven Funktionen und können Demenz begünstigen


Viele Menschen nehmen Medikamente, sogenannte Anticholinergika, gegen allerlei gesundheitliche Beschwerden, wie beispielsweise Erkältungen, Allergien und Herzerkrankungen. Aber diese Medikamente haben nicht nur positive Auswirkungen auf unseren Körper. Durch sie können auch kognitive Beeinträchtigungen entstehen. Außerdem stellten Wissenschaftler einen Zusammenhang mit Demenz-Erkrankungen fest.

Forscher haben jetzt bei einer Untersuchung herausgefunden, dass die Einnahme von Anticholinergika negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben kann. Die Mediziner von der Indiana University School of Medicine versuchten, die Zusammenhänge zwischen den Medikamenten und auftretenden Folgeerkrankungen besser zu verstehen. Ihre Ergbenisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“ (JAMA).

Wissenschaftler fanden heraus, dass Anticholinergika unser Gehirn verändern. Dadurch entstehen kognitive Beeinträchtigungen und die Entwicklung von Demenz wird begünstigt.

Anticholinergika beeinflusst unser Nervensystem

Es gibt etliche Medikamente, die in der heutigen Gesellschaft häufig genutzt werden, um Erkrankungen wie beispielsweise Erkältungen, Allergien, Depressionen, Bluthochdruck und Herzerkrankungen zu behandeln. Die Verwendung solcher Medikamente, kann aber zu kognitiven Beeinträchtigung führen und Demenz unterstützen, warnen Experten. Die Wissenschaftler von der Indiana University School of Medicine suchten jetzt nach Beweisen, um diesen Zusammenhang besser zu verstehen. Die Liste der betroffenen Medikamente ist lang. Anticholinergika hemmt eine Chemikalie mit dem Namen Acetylcholin, die dann nicht mehr richtig in unserem Nervensystem funktioniert, sagen die Wissenschaftler. Normalerweise ist diese Chemikalie an der Steuerung der Körperfunktionen beteiligt. Dadurch ist das Medikament in der Lage, beispielsweise unangenehme Magen-Darm-Erkrankungen zu lindern, außerdem kann es bei Atemwegsproblemen helfen, erläutern die Mediziner.

Anticholinergika reduzieren unser Gehirnvolumen und beeinträchtigen die Erinnerung

Es gibt noch viele andere Medikamente, die unsere kognitive Leistung beeinflussen, wie beispielsweise das Allergiemedikament Benadryl, das Antidepressivum Paxil und das Antipsychotikum Zyprexa, das Erkältungsmedikament Dimetapp und das Schlafmittel Unisom, erklären die Autoren. Bei der neuen Studie untersuchten die Forscher die Gehirn-Scans und kognitiven Testergebnisse von 451 älteren Probanden. Keine der Testpersonen litt unter kognitiven Störungen wie Alzheimer oder Demenz. Wenn die Patienten aber Anticholinergika verwendeten, war eine geringere Glukose-Verarbeitung im Gehirn zu beobachten, ein Indikator für die Aktivität unseres Gehirns, sagen die Experten. Der betroffene Bereich des Gehirns ist mit der Speicherung von Erinnerungen verbunden und außerdem werde er relativ früh durch eine auftretende Alzheimer-Erkrankung beeinträchtigt, fügen die Mediziner hinzu. Darüber hinaus zeigen Patienten, die diese Medikament verwendet hatten, ein reduziertes Gehirnvolumen in Regionen, die mit der kognitiven Funktion verbunden sind. Solche Probanden erzielten niedrigere Ergebnisse bei Tests, die auf die Erinnerung abzielten, erklären die Wissenschaftler.

Anticholinergika können zu kognitiven Problemen im späteren Leben führen

Der Einsatz von Anticholinergika hat aber auch durchaus medizinische Vorteile, die kognitive Risiken überwiegen können, erläutert Hauptautor Dr. Shannon Risacher von der Indiana University School of Medicine in Indianapolis. Wenn allerdings alternative Therapien zur Verfügung stehen, die eine effektive Behandlung dieser Erkrankungen ermöglichen, könnten Ärzte und Patienten den Einsatz von Anticholinergika vermeiden, sagt die Medizinerin. Es gibt eine wachsende Zahl von Beweisen, dass Anticholinergika zu kognitiven Problemen im späteren Leben führen können. Die Ergebnisse sollten Ärzte und Patienten ermutigen, über diese Medikamente zu diskutieren. Der Einsatz solcher Medikamente sollte begrenzt werden, wenn Alternativen bestehen, die keinen kognitiven Abbau bedingen, fügt die Autorin hinzu.

Problempatienten sollten alternative Behandlungen vorziehen

Da die Pathologie festgestellt hat, dass eine negative Wirkung von Anticholinergika auf die kognitiven Funktion erst im Laufe der Jahre zunimmt, können Patienten durchaus von einem kurzfristigen Einsatz der Medikamente profitieren, sagen die Mediziner. Aber auf lange Sicht gesehen, dürfe der kognitive Schaden nicht ignoriert werden. Anders sieht es natürlich aus, wenn das Leben des Patienten von einer langfristigen Einnahme der Medikamente abhängt, dann müssten spätere kognitive Risiken vernachlässigt werden, erklären die Experten. Allerdings sollten gesündere Patienten, die in der Vergangenheit bereits Fälle von Demenz in ihrer Familie hatten, besonders vorsichtig sein und alternative Behandlungen vorziehen, warnen die Forscher. (as)

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