Professor Anders Åslund ist Senior Fellow des Atlantischen Rates und Verfasser des Buches ‚Ukraina: Vad som gick fel och hur man fixar det‘ (Ukraine: Was falsch lief und wie man es behebt). Er schreibt für die russische Zeitschrift Novoje Vremja mit harten Worten über die ökonomische Situation in Russland.
Die Gewinne aus Russlands Öleinnahmen sind halbiert worden auf 260 Mrd. Dollar, schreibt er. „Die staatlichen Finanzen werden nicht so hart betroffen wegen der parallelen Rubelabwertung, aber der Lebensstandard ist abgestürzt mit der Rubelabwertung. Der Rubel fiel von 33 Rubel pro Dollar im Juni 2014 auf 84 Rubel per Dollar heute.
Russlands BNP ist, in Dollar gemessen, von zwei Billionen Dollar Anfang 2014 auf weniger als eine Billion heute gefallen. Russland ist von der 7-größten Ökonomie auf fast den 15. Platz nach Mexiko gefallen.
Der niedrige Ölpreis wird wahrscheinlich ein Jahrzehnt bestehen bleiben. Seit Ende des 19. Jahrhundert ist der Energiesektor geprägt von langen Superezyklen, die ungefähr ein Viertel Jahrhundert dauern.“
RP kommentiert: Hat Åslund Recht? Das kommt drauf an, wie man es sieht. Russland exportiert nicht nur Öl. Und dem Land glückte es, einen Handelsüberschuss sowohl 2014 als auch 2015 zu erzielen.
Der Dollarkurs trifft jene, die daran denken, einen Rolls Royce zu kaufen (2015 wurden 127 Rolls Royce verkauft), aber der Lebensstandard wird nur marginell vom Dollar-Kurs betroffen.
Dass Russlands Ökonomie auf den 15. Platz gestürzt sein soll, stimmt nur, wenn man nicht das BNP entsprechend der Kaufkraftparität berechnet, wie es üblich ist bei internationalen Vergleichen. Wenn man das tut, liegt Russland auf dem 6. oder 7. Platz.
Åslunds Analyse der Ölpreise ist nichts Besonderes. Vergleicht es mal hiermit. Die Preise sind, seit das Öl zur Handelsware wurde, fast ununterbrochen gestiegen. In der Nachkriegszeit hat es Ölpreisstürze nach den Spitzen von 1979, 1990, 2008 und 2014 gegeben (Intervalle 11, 18 und 6 Jahre).
Weiterhin sagt Åslund nicht, dass es den russischen Behörden geglückt ist, die Folgen des Ölpreisfalls erstaunlich gut zu begrenzen. Die Valutareserven liegen bei 370 Mrd. Dollar. Russland erhöhte im übrigen im Oktober und November seinen Posten von US-Obligationen von 82 Mrd. Dollar auf 88 Mrd. Dollar und trug damit sogar zur US-Stabilität bei.
Er sagt auch nichts über die positiven Nebeneffekte, die der Ölpreisfall hatte. Geringere Importe schaffen Anreize für die einheimische Industrie und die Landwirtschaft ist kräftig gewachsen.
Russland muss sich keine Sorgen über seine Wirtschaft machen. Dank passender und gut durchdachter Maßnahmen hat das Land eine Immunität gegen globale Krisen entwickelt, meint der Schweizer Analytiker Matthias Siller.
Die russische Ökonomie demonstriert ungewöhnliches Durchhaltevermögen und es gibt keinen Anlass für Unruhe, obwohl die ganze Umwelt von Instabilität und den niedrigen Ölpreisen betroffen ist, meint Matthias Siller, Ökonom bei der Barinsbank in einem Interview mit ‚Finanzen und Wirtschaft‘.
Laut Siller ist Russlands Ruhe durchaus befugt. Erstens herrscht kein Risiko für eine Insolvenz des Staates. Russland hat bewiesen, dass seine Ökonomie unversenkbar ist trotz allem Gezänk mit dem Westen.
Zweitens gibt es keine Anzeichen für einen Inflations-Ausbruch trotz der Abwertung des Rubels. Im großen und ganzen kann die Niedrigkonjunktur des Ölmarktes Russland sogar nutzen, da das Selbstversorgungsniveau gestiegen ist. Laut ihm ist der Beschluss der Zentralbank 2014, die Rubel frei floaten zu lassen und sich nicht in seinen Kurs einzumischen, entscheidend für die Situation des Tages.
Es sind eine Menge russische IT-Unternehmen entstanden, die sich mit ausländischen Konkurrenten messen können. Das beweist, dass Russland reich an hochqualifiziertem Personal ist, das auch in den Genuss staatlicher Unterstützung kommt, meint Siller.
Ihm zufolge hat Russland gegenwärtig keinen Bedarf an ausländischen Investitionen, da das Grundkapital des Landes ein hohen Niveau hat.
Sonderbar ist auch, dass es Russland immer noch geglückt ist, eine positive Handelsbilanz trotz niedriger Ölpreise aufrechtzuerhalten, sagte der Analytiker zum Schluss.
Quelle
Gelesen bei: http://www.neopresse.com/wirtschaft/propaganda-ist-russlands-wirtschaft-wirklich-kurz-vor-dem-zusammenbruch/
Die Gewinne aus Russlands Öleinnahmen sind halbiert worden auf 260 Mrd. Dollar, schreibt er. „Die staatlichen Finanzen werden nicht so hart betroffen wegen der parallelen Rubelabwertung, aber der Lebensstandard ist abgestürzt mit der Rubelabwertung. Der Rubel fiel von 33 Rubel pro Dollar im Juni 2014 auf 84 Rubel per Dollar heute.
Russlands BNP ist, in Dollar gemessen, von zwei Billionen Dollar Anfang 2014 auf weniger als eine Billion heute gefallen. Russland ist von der 7-größten Ökonomie auf fast den 15. Platz nach Mexiko gefallen.
Der niedrige Ölpreis wird wahrscheinlich ein Jahrzehnt bestehen bleiben. Seit Ende des 19. Jahrhundert ist der Energiesektor geprägt von langen Superezyklen, die ungefähr ein Viertel Jahrhundert dauern.“
RP kommentiert: Hat Åslund Recht? Das kommt drauf an, wie man es sieht. Russland exportiert nicht nur Öl. Und dem Land glückte es, einen Handelsüberschuss sowohl 2014 als auch 2015 zu erzielen.
Der Dollarkurs trifft jene, die daran denken, einen Rolls Royce zu kaufen (2015 wurden 127 Rolls Royce verkauft), aber der Lebensstandard wird nur marginell vom Dollar-Kurs betroffen.
Dass Russlands Ökonomie auf den 15. Platz gestürzt sein soll, stimmt nur, wenn man nicht das BNP entsprechend der Kaufkraftparität berechnet, wie es üblich ist bei internationalen Vergleichen. Wenn man das tut, liegt Russland auf dem 6. oder 7. Platz.
Åslunds Analyse der Ölpreise ist nichts Besonderes. Vergleicht es mal hiermit. Die Preise sind, seit das Öl zur Handelsware wurde, fast ununterbrochen gestiegen. In der Nachkriegszeit hat es Ölpreisstürze nach den Spitzen von 1979, 1990, 2008 und 2014 gegeben (Intervalle 11, 18 und 6 Jahre).
Weiterhin sagt Åslund nicht, dass es den russischen Behörden geglückt ist, die Folgen des Ölpreisfalls erstaunlich gut zu begrenzen. Die Valutareserven liegen bei 370 Mrd. Dollar. Russland erhöhte im übrigen im Oktober und November seinen Posten von US-Obligationen von 82 Mrd. Dollar auf 88 Mrd. Dollar und trug damit sogar zur US-Stabilität bei.
Er sagt auch nichts über die positiven Nebeneffekte, die der Ölpreisfall hatte. Geringere Importe schaffen Anreize für die einheimische Industrie und die Landwirtschaft ist kräftig gewachsen.
Russland muss sich keine Sorgen über seine Wirtschaft machen. Dank passender und gut durchdachter Maßnahmen hat das Land eine Immunität gegen globale Krisen entwickelt, meint der Schweizer Analytiker Matthias Siller.
Die russische Ökonomie demonstriert ungewöhnliches Durchhaltevermögen und es gibt keinen Anlass für Unruhe, obwohl die ganze Umwelt von Instabilität und den niedrigen Ölpreisen betroffen ist, meint Matthias Siller, Ökonom bei der Barinsbank in einem Interview mit ‚Finanzen und Wirtschaft‘.
Laut Siller ist Russlands Ruhe durchaus befugt. Erstens herrscht kein Risiko für eine Insolvenz des Staates. Russland hat bewiesen, dass seine Ökonomie unversenkbar ist trotz allem Gezänk mit dem Westen.
Zweitens gibt es keine Anzeichen für einen Inflations-Ausbruch trotz der Abwertung des Rubels. Im großen und ganzen kann die Niedrigkonjunktur des Ölmarktes Russland sogar nutzen, da das Selbstversorgungsniveau gestiegen ist. Laut ihm ist der Beschluss der Zentralbank 2014, die Rubel frei floaten zu lassen und sich nicht in seinen Kurs einzumischen, entscheidend für die Situation des Tages.
Es sind eine Menge russische IT-Unternehmen entstanden, die sich mit ausländischen Konkurrenten messen können. Das beweist, dass Russland reich an hochqualifiziertem Personal ist, das auch in den Genuss staatlicher Unterstützung kommt, meint Siller.
Ihm zufolge hat Russland gegenwärtig keinen Bedarf an ausländischen Investitionen, da das Grundkapital des Landes ein hohen Niveau hat.
Sonderbar ist auch, dass es Russland immer noch geglückt ist, eine positive Handelsbilanz trotz niedriger Ölpreise aufrechtzuerhalten, sagte der Analytiker zum Schluss.
Quelle
Gelesen bei: http://www.neopresse.com/wirtschaft/propaganda-ist-russlands-wirtschaft-wirklich-kurz-vor-dem-zusammenbruch/
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