2025-10-09

Klaus Praschak: Vom Lärm der Welt und der stillen Kraft des Geistes


Wir leben in einer Zeit, in der der Lärm der Welt lauter scheint als je zuvor. Überall werden Stimmen erhoben, die anklagen, verurteilen, verteidigen oder rechtfertigen. Worte, die aus Angst, Wut oder Ohnmacht geboren sind, verbreiten sich mit atemberaubender Geschwindigkeit und sie treffen auf offene Ohren, weil sie das berühren, was in vielen Menschen schwingt: Unruhe, Unsicherheit, Trennung.

Doch der Lärm ist kein Feind. Er ist ein Spiegel. Er zeigt uns den Zustand des kollektiven Bewusstseins, in dem sich die Menschheit gerade befindet. Wir sehen, was in uns selbst noch unerlöst ist, und wir spüren, wie sehr wir nach Orientierung, nach Sinn, nach einem Halt im Inneren verlangen.

Aggressive oder polarisierende Botschaften haben deshalb derzeit eine so große Resonanz, weil sie genau in dieses emotionale Feld hineinschwingen. Sie sprechen den Teil in uns an, der noch kämpft, der sich verteidigen muss, der im Überlebensmodus funktioniert.

Spirituelle Worte dagegen erreichen nicht das aufgeregte Ich, sondern das stille Selbst. Sie wirken leise, unspektakulär, oft unbemerkt. Sie rufen nicht nach Zustimmung, sie laden zur Einkehr ein.

Darum scheint es, als fände das Spirituelle in dieser Zeit weniger Gehör. Doch das ist nur der äußere Anschein. In Wahrheit sind diese stillen Worte wie Samen, die in den Boden des Bewusstseins gelegt werden. Sie brauchen keine Schlagzeilen, keine lauten Bühnen, denn sie wachsen im Verborgenen, und sie tragen Früchte, wenn die Zeit reif ist.

Das, was die Welt heute „Erwachen“ nennt, ist oft nur der erste Schritt: das Erkennen der äußeren Täuschungen. Doch wahres Erwachen beginnt dort, wo wir die Täuschung in uns selbst erkennen und wo wir verstehen, dass das, was wir im Außen bekämpfen, nur der Schatten unserer eigenen Unbewusstheit ist.

Das Massenbewusstsein zeigt sich derzeit im Übergang: es ringt, es sucht, es widerstrebt. Wie bei einer Geburt geht dem neuen Leben eine Phase der Enge, des Drucks und der Unruhe voraus. Doch das, was geboren werden will, ist größer als das, was sich wehrt.

Die Aufgabe derjenigen, die bewusst geworden sind, besteht nicht darin, gegen den Lärm zu kämpfen, sondern darin, still zu bleiben, wach zu bleiben und liebend zu bleiben.

Denn das Licht wirkt nicht durch Lautstärke, sondern durch Gegenwart.

Und manchmal verändert ein stilles Herz mehr als tausend laute Stimmen.

Klaus Praschak

Bild: printerest.de danke

Quelle: Klaus Praschak

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