2015-10-09

Steven Black: Die innere Melodie und der äußere Klang

Es ist eine ziemliche Herausforderung für Menschen, wenn sie mit der Idee konfrontiert werden, dass der Mensch eigentlich ein vielschichtiges, multikomplexes Wesen ist, anstatt, wie man uns beibrachte, dieses singuläre, einzelne Ich. Es zerrt an unserer Vorstellung von Identität und erschüttert das, was wir glauben zu Wissen. Diese Idee stimuliert erst einmal Ängste und Vorurteile, dass man womöglich nicht “normal” wäre, oder irgendwie krank. Dabei kann jeder von uns immer wieder erleben, wie wir verschiedene Ich Zustände durchlaufen. Das wir manchmal mit den Dingen im reinen sind, aber von Zeit zu Zeit auch Gefühle der inneren Hin– und her Gerissenheit, oder Ambivalenz verspüren.


Das es Teile in uns gibt, die etwas bestimmtes wollen, aber auch andere Teile anwesend sind, die damit nicht so einverstanden sind und uns auf eine Weise lähmen können, die eine Verzögerung bewirken, wenn Handlungsimpulse in die Tat umzusetzen sind. Der einzelne Mensch ist ein komplexes Gesamtsystem mit vielen unterschiedlichen Talenten, vielfältigen Interessen und Möglichkeiten, das Leben zu erfahren. Aber zumindest den meisten Menschen fällt es nicht leicht, anzunehmen, dass sie ein Vielfachwesen sind. Vieles was in uns passiert läuft nicht so sehr auf der bewussten, sondern auf der unbewussten Ebene ab. Und eine der Schwierigkeiten liegt darin, die verschiedenen Teile in sich selbst kennenzulernen und herauszufinden, was sie wirklich wollen.

Um es anders auszudrücken: Als der Mensch der wir sind, gleichen wir einem Klavier. Wir sind ein Musikinstrument mit vielen Tasten und Tönen, mit dem verschiedenste Schwingungsfrequenzen ausgedrückt werden können. Je nachdem, wie gut wir gelernt haben mit unserem Instrument umzugehen und wie die einzelnen Töne gestimmt sind, wird entscheiden wie harmonisch, oder disharmonisch unsere persönliche Musik, unsere eigene Melodie ist.

Die einzelnen Tasten und Töne auf dem Klavier repräsentieren hier die verschiedenen Anteile in uns. Je besser wir diese kennen und je mehr wir uns ihrer bewusst sind, desto besser funktioniert das Zusammenspiel unserer Anteile. Wir denken, wir fühlen, wir sprechen und unser physischer Körper hat Resonanzräume, alles was wir denken, fühlen, sagen, oder tun, klingt durch uns hindurch und erzeugt Klänge, die von anderen empfangen werden.

Dissoziierung, Trauma, Spaltung

Es ist meine persönliche Ansicht, meine Annahme, dass es die Fähigkeit der Seele zur Teilung ist, warum Dissoziierung – und Spaltungsprozesse im Menschen ablaufen können.

Es gibt zur Seele alle möglichen Theorien. Manche Leute sagen, es gibt es ursprünglich nur eine Seele, die sich jedoch teilt und – auf die Erde bezogen, in ca. 8 000 000 000 Menschen Quartier bezogen hat. Andere hingegen nehmen an, dass es verschiedene Persönlichkeitsstrukturen der Seelen gibt, und jede einzelne Seele sich auf mindestens 12 Menschen aufteilt, inklusive der sogenannten “Überseele”, oder “höherem Selbst” und je nachdem, in welcher Kultur, welche Konditionierungen und welchen Körper sie hineingeboren wurde, unterschiedliche Erfahrungen macht.

Ich favorisiere die zweite Idee, aber womöglich ist es paradox, vielleicht stimmt ja beides. Kommt vielleicht nur darauf an, von welcher Perspektive aus man es betrachtet. Aber letztendlich sind das alles nur Modelle und Konzepte, die man uns gegeben hat, damit wir eine Vorstellung von der Vielfalt der kosmischen Intelligenz bekommen. Einig scheint man sich hingegen in der Fähigkeit der Seele zu sein, sich aufteilen und in mehrere Körper inkarnieren zu können.

Der Unterschied von Seelenspaltung und Seelenteilung besteht darin, dass Teilungsprozesse freiwillig und völlig natürlich ablaufen, Spaltungen sich jedoch durch Trauma und Einwirkung von außen, durch diverse Erlebnisse entwickeln. Der Begriff “Dissoziierung” beschreibt eigentlich die Fähigkeit erlebtes auszublenden, oder “wegzudrücken”, genauer gesagt, eine Trennung von Gefühl und Verstand. Auch dies können wir an uns selbst oft beobachten. Beispielsweise, wenn wir von medialen, gewalttätigen Bildern, oder Sequenzen von Elend oder Krieg überwältigt werden, dann “steigen wir aus”, man blendet es aus seinem Bewusstsein, weil wir es nicht lange ertragen können, menschliches Elend und Not mitanzusehen.

Oder nehmen wir diverse Berufe, wo du dir als Mensch einfach nicht erlauben kannst, emotional mitzufühlen. Ein Chirurg kann es sich nicht leisten, Operationen durchzuführen, wenn er mit dem Patienten mitfühlen würde – er hat sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Polizisten müssen sich auf die Tätersuche konzentrieren und können es sich nicht erlauben, die Opfer lange zu bedauern. Als Menschen sind wir immer wieder mal Zwangssituationen ausgesetzt, wo die Fähigkeit zur Dissoziation eingesetzt wird, um bestimmte Stresssituationen oder emotionale Belastungen zu handhaben.

Der Begriff Dissoziation beschreibt in der Psychologie die Trennung von Wahrnehmungs- und Gedächtnisinhalten, welche normalerweise assoziiert sind.

Dissoziative Zustände sind meist nur temporär, wenn die Belastungssituation überwunden, oder vorbei ist, kann der Mensch wieder zu seiner Empathie zurückfinden. Halten Belastungszustände jedoch an, oder verstärken sich, desto herausfordernder und schwieriger wird es, die kurzzeitig verdrängten Gefühle wieder spüren zu können. Je länger Stresssituationen anhalten, desto mehr bilden sich Blockaden, welche emotionales Mitfühlen immer schwieriger gestalten.

Wenn von Spaltungen gesprochen wird, handelt es sich meistens um eine mehr oder weniger dauerhafte Trennung zwischen Körper- Geist und Fühlvermögen, was durch ein traumatisches Erleben hervorgerufen wird. Das Wort Trauma bezeichnet nichts anderes, als eine belastende Erfahrung, die nicht bewältigt, oder in einem sinnvollen Kontext integriert werden konnte.

Was passiert also bei einem Trauma?

Ich führe in diesem Beitrag drei neue Begriffe ein, die ich aus einem Buch von Prof. Dr. Franz Ruppert – “seelische Spaltung und innere Heilung” gelernt habe. Und die vielleicht leichter verständlich sind, als mein bisheriger Begriff vom strategischen Selbst. Bei einem ernsthaften Trauma wird die Erfahrung von ausgeliefert sein, Hilflosigkeit und Ohnmacht erlebt, die eine Bedrohung für das Gesamtsystem Mensch bedeutet. Es geht also ums emotionale, psychosoziale Überleben einer bedrohlichen Situation, wobei als eine Art Rettungsreaktion, alles dem Überleben förderliche im Vordergrund steht und schlimmstenfalls zu opfern, was dem im Wege stehen könnte.

Bei einer Spaltung kommt eine Dreiteilung zur Anwendung: Lasst uns annehmen, es wäre vorher keine Spaltung vorhanden. Innerhalb der psychisch – seelischen Persönlichkeitsstruktur kommt es bei der Bedrohung des Gesamtsystems zu einer Spaltung, die sich in einen “traumatisierten Anteil”, den “Überlebens-Anteil” und “gesunden Anteil” strukturiert. Ein Teil wird so viel wie nur irgend möglich, frei von der traumatischen Erfahrung gehalten. Das nennt Dr. Rupert den “weiterhin gesunden Ich Anteil”. Ein anderer Teil speichert alle Emotionen und Situationsbezogenen Abläufe, die mit dem Trauma einhergehen – dies ist der “traumatisierte Anteil”. Diesem wiederum steht der “Überlebens-Anteil” gegenüber, dieser Anteil ist vollauf damit beschäftigt, das erlebte Trauma/die schwierige Erfahrung zu überwinden und künftig vom System wegzuhalten.

Diese drei Anteile werden durch den Mechanismus dissoziativer Prozesse völlig separat gehalten und werden sich künftig voneinander getrennt weiterentwickeln – natürlich bis auf den Trauma Anteil, den dieser ist jeweils so alt, wie zur Zeit des jeweiligen schweren Erlebnis. Und er bleibt meistens auch so alt und entwickelt sich nicht weiter. Das Ziel ist überleben, daher wird besonders der traumatische Anteil sorgfältig, so gut wie möglich, von den jeweiligen Wahrnehmungen, dem fühlen, denken und den Handlungen ferngehalten. Dafür hat der Überlebens-Anteil Sorge zu tragen, das ist seine primäre Aufgabe.

  

Daher hat dieser Überlebens-Anteil jeweils dann einen Zugriff auf die jeweiligen bewussten und unbewussten Prozesse des Gesamtsystems Mensch, wann immer sich das Trauma Ich zu regen beginnt. In dieser Situation muss der gesunde Ich Anteil Platz machen und für den Überlebens-Anteil beiseite treten, wann immer dieser es für nötig erachtet. Die seelische Struktur wird auf-gespalten, der traumatisierte Anteil wird ab-gespalten.

Um den Begriff des “strategischen Selbst” besser zu verstehen, sollte man Daniel S Barrons Buch “Es gibt keine negativen Emotionen” gelesen haben. Das “strategische Selbst” ist eine “Überlebens-Ressource” und nichts anderes als der von Prof. Franz Ruppert beschriebene Überlebens-Anteil. Und was Barron das “authentische Selbst” nennt, ähnelt Prof. Rupperts “gesundem Anteil”. Auf alle Fälle sind es jedoch verschiedene Modelle, unterschiedliche Konzepte, die nicht wirklich miteinander vergleichbar sind. Prof. Ruppert ist ein psychologischer Psychotherapeut und Daniel S. Barron ein buddhistischer Zen Meister, der die mentale Erleuchtung erfuhr. Barrons Perspektive ist eine psychologische und spirituelle, Prof. Ruppert hat eigene Konzepte, die jedoch innerhalb des “Psychotherapeutischen Paradigmas” entwickelt und erarbeitet wurden.

Prof. Franz Rupperts einfache Klassifizierung in diese drei Anteile, ist jedoch für jeden Leser schnell verständlich – sofern man sich auf diese Thematik überhaupt einlassen will. Prof. Rupperts Sichtweise macht ein paar Dinge sofort klar und offensichtlich.

Für den Überlebens-Anteil ist die Spaltung nicht etwa ein Problem, es ist die absolute Lösung. Da aber von Zeit zu Zeit, speziell, wenn auch nur entfernteste Wahrnehmungen der Gegenwart, Ähnlichkeiten mit dem vergangenen Erlebnis aufweist, springt der traumatisierte Anteil aus dem Unbewussten hervor, kriegt Panik, woraufhin der Überlebens-Anteil andere Maßnahmen ergreift, um das System zu beruhigen und den traumatisierten Anteil wieder “schlafen zu legen”. Die Mittel der Wahl sind Kontrolle der Gefühls – und Gedankenwelt, Vermeidung von allem, was auch nur im entferntesten den Trauma Anteil aufwecken könnte, Kompensierung – es wird alles zur Medikamentierung des Trauma Anteils genutzt, was grade zur Verfügung steht. Und dann verwendet es auch noch diverse Illusionen.

Man vermeidet die Gefahr weiterer Verletzungen, indem man sich an den allgemeinen Wahnsinn anpasst, man beginnt zu kontrollieren, wie man was, wie fühlt, oder ausblendet, man kompensiert innere Sehnsüchte und befriedigt diese mit emotionalen Surrogaten. Und dadurch entfernt sich der Mensch nach und nach, immer mehr von sich selbst. Du verlierst den tieferen Zugang zu dir selbst und zu deiner Verletzlichkeit – du stumpfst immer mehr ab.

In diesem Zusammenhang ist es gut zu verstehen, warum so viele Leute der Psychologie, Trauma Therapeuten, oder Persönlichkeitsentwicklung abweisend gegenüberstehen. Die Überlebens-Anteile werden alles tun, um sich dieser Gefahr erst gar nicht auszusetzen. Auf keinen Fall die “Trauma Box” aufmachen – das ist seine wichtigste Aufgabe. Also wertet man ab, leugnet, vermeidet Berührungen mit dem Thema und sagt lieber -“die sind sowieso alle ganz doof”oder “was mich nicht umbringt, macht mich härter”. Eine andere, sehr cleverste Strategie besteht darin, eine “es gibt kein Problem” Theorie zu basteln, oder gleich das ganze Leben als eine Illusion anzusehen.

Ja, sehr clever – da ist einfach nichts mehr real! Es kann also gar keinen Schmerz, kein Trauma, keine Verletzungen geben – nichts davon ist wirklich, nichts davon ist wahr, ist alles nur eine Illusion. Das nenne ich doch mal eine kompromisslose Lösung, nein, man schüttet nicht einfach “das Kind mit dem Bad aus”, man erklärt einfach das ganze Bad als eine Illusion. So praktisch dein Überlebens-Anteil das auch findet, es verhindert Entwicklung ziemlich effektiv. Aber wenn nicht genügend gesunde Anteile vorhanden sind, mit denen eine Auseinandersetzung oder Bearbeitung des Themas überhaupt verdaubar und zu handhaben ist, dann ist dieses Verhalten für die jeweilige Person, vielleicht tatsächlich notwendig.

Eine lange Zeit lang hat das verdrängen, abspalten und ignorieren von Verletzungen relativ gut funktioniert. Aber nachdem sich nach und nach, die Layer zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein aufzulösen beginnen und immer durchlässiger werden, kommen all die Verdrängungen und Traumatisierten Anteile mehr und mehr hoch – es schmeisst alles raus, was in uns ist. Ignoranz wird nur noch mit sehr, sehr viel Energie aufrecht erhalten – ein Kampf, den wir so oder so verlieren werden. Es ist die Zeit der inneren Heilung, der Rückholung unserer verloren geglaubten Anteile und Wiederverbindung mit unserer Verletzlichkeit – was ein Geschenk ist, das wir uns selbst geben können.

Es dürfte sehr wenige Menschen geben, wenn überhaupt, die keine Traumatisierung im Leben erlebten und die keine Spaltungen in sich tragen. Natürlich sind es jeweils unterschiedliche, individuelle Verletzungen und Traumatisierungen, die Menschen erleben und die Bewältigungsstrategien sind auch verschieden. Die meisten Menschen erlebten in der frühen oder späteren Kindheit, in der Jugendphase und später im Erwachsenenleben, diverse und emotional schwierige Herausforderungen. Aufspaltung ist da die bislang einzige Überlebensstrategie gewesen, um das Leben weiterhin leben zu können.



Ob dies nun Geburtstrauma, Bindungstrauma, Existenztrauma, Beziehungstrauma, Verlusttrauma – oder sonst etwas aus dem reichhaltigen Fundus des Lebens ist, es passiert den meisten Menschen und ist wohl kaum vermeidbar. Und es sind oft unsere feinsten, edelsten und sensibelsten Aspekte, die wir verdrängen und abspalten mussten. Da die Anforderungen in dieser Welt, oft mit Härte und Kälte einhergegangen sind, um irgendwie Anerkennung oder Geltung zu bewirken, blieben viele unserer feinsinnigen und liebevolleren Anteile zurück und durften nicht gesehen werden.

Da oft mehrmals Spaltungen geschehen sind, spricht man auch von verschiedenen Trauma-Anteilen, Überlebens-Anteilen und traumatisierten Anteilen, die Prof. Ruppert unter “Trauma Ich”, “Überlebens-Ich” und “gesundes Ich” zusammenfasst. Und die sich alle durch verschiedene Sprache, Mimik und Verhalten zeigen können.

Man kann “ewig und 3 Tage” warten, dass ein “Überlebens-Anteil” irgendwelche Transformationsarbeiten, oder den Weg innerer Heilung anstrebt. Es braucht genügend noch gesunde Anteile, damit eine solche Möglichkeit überhaupt in Betracht gezogen werden kann. Wenn ein Mensch sich der Transformation und Rückholung seiner “verlorenen Anteile” widmet, dann sind so viele gesunde Anteile vorhanden, um dem Druck des Überlebens-Ich standzuhalten und seinen Kompensierungsmustern nicht mehr zu folgen. Der Mensch sucht dann nicht mehr im Außen nach irgendwelchen Selbstmedikamentierungsmöglichkeiten, sondert wendet sich nach Innen und nimmt dazu auch äußere Hilfe, in Form von Therapeuten, Heilern oder kompetenten Menschen dazu in Anspruch.

Die Idee, man könnte dies alles ganz alleine, im “Do-it-yourself-Verfahren” machen, ist auch eine Illusion. Und eine gefährliche noch dazu – ich meine, ich verlange von mir ja auch nicht, meine Zähne selber zu ziehen, eine Operation selbst zu machen, oder mein Auto, wenn es einen Schaden hat, den ich als Laie kaum verstehe, selber zu reparieren. Wozu gibt es da Spezialisten, ausgebildete, kompetente Menschen? Es gibt Dinge, innerhalb der Transformationsarbeit, die kann und muss man auch selber machen. Aber in tiefe, sehr sensible, traumatische Bereiche reinzugehen, das gehört sicher nicht dazu.

Da brauchst du einen guten, gesunden Lotsen, der den Weg dorthin kennt. Aber ich weiß auch, das Hilfe anzunehmen, wenn du sie wirklich brauchst, eine sehr schwierige Herausforderung für einige Leute ist. Für mich übrigens auch, ich hatte Zeit meines Lebens einen “einsamer Wolf Komplex”, den ich nur schwer überwinden konnte.

Prof. Franz Ruppert verwendet Aufstellungen, um den Menschen ihre traumatisierten Anteile bewusst und sichtbar zu machen. Wir in unseren CoReOn® Gruppen verwenden dieses fantastische Werkzeug ebenfalls, um diverse Dinge sichtbar zu machen. Wir sind genügend Leute, um eine Menge Anteile und Problematiken darzustellen und ihre Dynamik und ihr Verhältnis zueinander aufzuzeigen. Wie alle machen energetische und emotionale Arbeit, wir bringen die Energie und die Disziplin auf, um unsere Persönlichkeit weiterzuentwickeln und versuchen auch unseren spirituellen Horizont zu erweitern. Es sind alles starke Menschen, die den Mut aufbringen ihren Dingen ins Gesicht zu sehen und daran zu arbeiten.

Bei den Aufstellungen platzten bei mir persönlich, ständig irgendwelche Illusionen, puff, puff, wie die Seifenblasen. Speziell am Anfang, inzwischen kann mich nichts mehr wirklich überraschen. Ich erinnere mich, als ich nach einem Jahr regelmäßiger Chakren Clearings und emotionaler Arbeit, die Theorie entwickelte, meine Chakren wären außerordentlich gut in Schuss und mir ginge es nun wirklich super gut – so fühlte ich mich ja auch – da holte mich eine Chakren Aufstellung sofort in die Realität zurück. Eines lag am Boden, auf dem Rücken, ein anderes drehte sich im Kreis, eines saß wie “ein Schluck Wasser in der Kurve”, während die anderen Chakren Mühe hatten, die Balance zu halten.

Ein totaler Saustall – und das nach einem Jahr voller Hingabe! Aber eines habe ich daraus gelernt – dein System auf eine völlig neue Ebene zu bringen und zu rekalibrieren, erfordert viel Disziplin, Mühe und Arbeit. Aber es kann getan werden und es ist vor allem die Mühe wert, die man darin investiert. Eine Aufstellung ist jedoch auch keine “Wunderwaffe”, aber ein außerordentlich wertvolles Werkzeug, wodurch du persönlich sehen kannst, wo du wirklich stehst – egal, was dir deine Überlebens-Anteile für mentale Geschichten und Phantasien einflüstern.

Als ein Beispiel – du siehst bei einer Aufstellung von ganz “normalen Leuten”, die sicher nicht schwer traumatisiert sind und ihre “7 Zwetschgen” halbwegs beieinander haben, die ihre Frau/ihren Mann im täglichen Leben stehen und beruflich erfolgreich sind – wie ihre verschiedenen Anteile nicht wirklich zusammenarbeiten. Wo einer am Boden, in der Fötus Stellung liegt, ein anderer hält sich beide Finger an die Ohren und schreit “lalalala”, ein dritter Anteil weint vielleicht und hat weiche Knie, drei, vier andere Teile sind okay und der Rest versucht sein Bestes, um das System halbwegs in Balance zu halten und muss dafür viel Energie aufwenden – welche dir als Gesamtsystem natürlich fehlt und was sich dann im Beruf, der Familie, der Beziehung, oder in einem anderen Bereich irgendwie niederschlägt.

Das erkennen deiner verschiedenen Anteile und wie sie miteinander agieren, wo deine Spaltungen passiert sind, ist der erste und wichtigste Schritt in Richtung Heilung. Man kann die jeweiligen Seelenanteile nur in bestimmten Situationen und unterschiedlichen Bewusstseinszuständen fühlen, da sie ja voneinander abgetrennt sind. Das ist der Grund, warum wir uns manchmal sicher, manchmal unsicher, manchmal stark, oder schwach fühlen, oder unzulänglich.

Diese jeweiligen Stimmungen sind Ausdruck und die Empfindungen, der unterschiedlichen Anteile in uns, weswegen wir oft nicht verstehen, warum es uns zuerst so gut ging und plötzlich nicht mehr so gut. Warum wir uns im einem Moment jeder Situation gewachsen fühlen, aber dann unerwarteter Weise mit Wahrnehmungen innerer Zweifel, Schwäche oder vielleicht Gefühlen der Ohnmacht konfrontiert sind.

Eine Aufstellung zeigt dir recht deutlich, wo deine wirklichen Illusionen liegen. Wenn Menschen, die dich nicht kennen und weder eine Ahnung von deiner Geschichte, oder deinen momentanen Problemen haben, aber ausdrücken können, was dich tatsächlich bewegt – dann ist es unmöglich, so etwas zu leugnen. Du siehst es dann, aber du musst es auch annehmen können. Eine Aufstellung zeigt dir vor allem, in welche Bereiche deiner Transformationsarbeit genauer hinzuschauen ist.

Wer Transformationsarbeit macht, sollte körperliche, mentale, emotionale und energetische Arbeit machen, da alle diese Ebenen bei Spaltungen ineinandergreifen und Verknüpfungen untereinander vorhanden sind. Du kannst eigentlich keinen Bereich davon auslassen, wenn du alle deine gesunden Anteile verstärken und sammeln willst. Das ist wie “Bodybuilding” – durch stetiges Gewichte Training baust du physische Muskeln auf. Bei der mentalen, emotionalen und energetischen Arbeit ist es nicht anders – du trainierst nur eine andere Form, eine andere Art von Muskeln – aber das Ergebnis ist dasselbe. Durch stetige, regelmäßige Arbeit an den verschiedenen Ebenen und Bereichen stärkst du diese – und du wächst.

Es sind grade unsere inneren Kind Aspekte, die den Zugang zu den höheren, spirituellen Ebenen haben und welche den Schlüssel zu unseren feinsten Wahrnehmungen tragen. Es ist dieser verletzliche, unschuldige Teil in uns, den die meisten Menschen tief in sich begraben mussten. In einer Welt, die Verletzlichkeit mit Schwäche assoziiert, haben wir gelernt so zu tun als wären wir nicht verletzlich, machten selbst in extremen Situationen auf “cool”. Und es sind grade die Gefühle von Verletzlichkeit, welche der “Überlebens-Anteil” am stärksten mit Surrogaten füttert, mit Ersatzbefriedigungen ruhig stellt. Unverletzlich sein zu müssen, erzeugt auf Dauer Gleichgültigkeit und Zynismus.

Aber Verletzlichkeit per se ist keine Schwäche, das habe ich durch meine emotionale Arbeit gelernt. Die Herausforderung besteht darin, verletzlich und offen zu bleiben, aber auch für sich selbst einzustehen. Wenn wir uns mit unseren Spaltungen, unseren Verletzungen und Traumen auseinandersetzen, dann lernen wir nach und nach, dass dort viel Energie und Kraft mit-abgespalten wurde. Durch Transformationsarbeit holst du die nahezu “magische Fähigkeit” von grundlosem Optimismus und Neugier, die Fähigkeit, innere Befriedigung, Kreativität und Lebenslust tief zu empfinden, wieder zu dir zurück.

“Wenn du hervorbringst, was in dir ist, wird das, was in dir ist dich retten. Wenn nicht hervorbringst, was in dir ist, wird das, was in dir ist dich zerstören.”
[Gnostisches Evangelium]

Wenn das menschliche Instrument wieder harmonisch klingen soll, werden wir nicht darum herumkommen, die innere Arbeit dazu zu machen. Indem wir unsere innere Partitur neu aufsetzen und rekalibrieren, verändern wir unsere persönliche Melodie, wie wir das Leben lesen und wer wir im Leben sind. Wir leben in einer Zeit, wo wir wirkliche Menschen werden können und damit aufhören dürfen, einander zu verletzen, nur damit unsere Überlebens-Anteile ruhig schlafen können. Verletzlich zu sein und trotzdem gesunde Grenzen zu ziehen, das ist etwas, was wir neu lernen müssen. Die Herausforderung besteht darin, deinen inneren Krieger/ deine innere Kriegerin, mit deinen verletzlichen Anteilen in Übereinstimmung zu bringen – und das ist ein Prozess.

Quellennachweise:
http://www.franz-ruppert.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziation_%28Psychologie%29
http://www.amazon.de/Es-gibt-keine-negativen-Emotionen/dp/3942053020
http://www.amazon.de/Seelische-Spaltung-innere-Heilung-Traumatische/dp/3608890513/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1444224844&sr=8-1&keywords=seelische+spaltung+und+innere+heilung
http://renatehechenberger.com/de/Energie-und-Lichtarbeit/systemische-aufstellung-2/aufstellungen.html

Gelesen bei: https://stevenblack.wordpress.com/2015/10/09/die-innere-melodie-und-der-uere-klang/

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