2025-11-22

Klaus Praschak: Laut zu werden ist nicht dasselbe wie wahr zu sprechen.


Noch nie zuvor war so deutlich spürbar wie heute, dass die meisten Menschen nicht aus ihrem inneren Selbst sprechen, sondern aus einem Ego, das um seine letzte Bedeutung ringt.

Wo ich hinhöre, werden Urteile gefällt, manchmal messerscharf, manchmal leise vergiftet, aber fast immer aus einem Raum innerer Unruhe heraus. Wir leben in einer Zeit, in der die äußere Welt bröckelt und wenn das Außen unsicher wird, wird das Ego laut. Es kämpft darum, Kontrolle zu behalten, Recht zu behalten, irgendeine Form von Stabilität zu behalten, weil es ohne diese Konstrukte nicht existieren kann. Doch dieser Lärm ist kein Zeichen von Stärke, sondern ein Zeichen innerer Angst. Das Ego spürt, dass seine Zeit vorbei geht. Dass immer mehr Menschen beginnen, nicht aus der Reaktion heraus zu leben, sondern aus der inneren Ehrlichkeit, aus der Stille und aus dem Bewusstsein und je stiller ein Mensch innerlich wird, desto deutlicher hört er den Lärm derer, die noch im Kampf mit sich selbst stehen. Er hört die Dissonanz zwischen dem kleinen Ich, das trennt und verurteilt und dem wahren Selbst, das sieht, versteht und verbindet.

Es ist genau das, was wir heute kollektiv erleben, ein Übergang. Das Ego schreit, weil es fällt. Es klammert sich, weil es losgelassen wird. Es kämpft, weil eine tiefere Wahrheit in immer mehr Menschen wach wird und inmitten all dieses Lärms gibt es jene, die aus ihrer Mitte sprechen, still, klar, ohne Angriff. Menschen, die aus einem erwachten Bewusstsein sprechen, sind wie Anker in einer Welt, die ständig in Bewegung ist. Ihre Worte beruhigen, statt zu verwirren. Sie erinnern dich daran, wer du bist, wenn du dich selbst kurz verlierst. Es ist heilsam, solche Menschen um sich zu haben, nicht, weil sie dir sagen, was du tun sollst, sondern weil ihre Präsenz dich in dein eigenes Inneres zurückführt. In ihrer Nähe wird es still in dir und du spürst wieder den Raum, in dem du dich selbst hören kannst. Solche Menschen sind, inmitten der Massen, selten und genau deshalb so wertvoll.

Wie oft höre wir die beiden Aussagen: „Wer eine Stimme hat, soll laut werden“ und „die anderen wollen nicht erwachen.“ Beides sind Symptome einer kollektiven Verwechselung. Man verwechselt Aktivität mit Klarheit und Schuldzuweisung mit Verantwortung. Laut zu werden ist nicht dasselbe wie wahr zu sprechen. Viele Menschen verwechseln Lautstärke mit Wirksamkeit.

Doch eine Stimme bekommt Kraft nicht durch Dezibel, sondern durch Bewusstsein. Eine unausgegorene, reaktive Stimme fügt der Welt nur mehr Lärm hinzu. Eine stille, klare Stimme kann Räume verwandeln, selbst wenn sie nur einen einzigen Satz spricht. Die großen Wandlungen in der Geschichte begannen nicht mit Geschrei, sondern mit Klarheit. Mit innerem Sehen, bevor äußeres Handeln möglich wurde. Laut ist, wer sich selbst im Außen sucht. Wahr ist, wer sich vorher im Innen gefunden hat. „Die anderen wollen nicht erwachen. Dieser Satz ist ein Schutzmechanismus des Ego. Er lenkt davon ab, das eigene Stehenbleiben anzuschauen. Zu sagen „die anderen wollen nicht erwachen“ ist bequemer, als sich zu fragen, wo weiche ich selbst aus? Wo halte ich fest? Wo fürchte ich mein eigenes Licht ? Die Wahrheit ist, dass uns niemand zurück hält, außer wir uns selbst und auch wenn andere schlafen, ist das keine Entschuldigung für die eigene Müdigkeit. Was beide Aussagen gemeinsam haben ist ein Bewusstsein, das noch glaubt die Welt im Außen reparieren zu müssen, bevor es im Inneren Frieden hat. Doch Erwachen bedeutet, du hörst auf, das Außen verantwortlich zu machen und beginnst, die eigene Frequenz zu halten und dann geschieht das Paradoxe, denn je stiller du wirst, desto klarer wird dein Wirken.

Klaus Praschak

Bild: Netzfund danke

Quelle: Klaus Praschak

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