2025-12-18

James William Kaler: Die gnostischen Evangelien – Was niemals verloren gehen sollte


Die gnostischen Evangelien sind keine „alternativen Bibeln” und auch keine seltsamen Irrlehren, die den Glauben untergraben sollen. Es sind Lehrtexte – Wegweiser zum inneren Erwachen –, die für diejenigen geschrieben wurden, die bereit sind, über den Glauben hinauszugehen und direktes Wissen zu erlangen.

Diese Schriften, die 1945 in Nag Hammadi entdeckt wurden, wurden nicht begraben, weil sie falsch waren, sondern weil sie eine Gefahr für die institutionelle Macht darstellten. Sie lehren etwas Radikales: Das Königreich kommt nicht von außen. Es ist bereits in dir.

Im Kern behaupten die gnostischen Evangelien, dass die Erlösung nicht durch Gehorsam, Rituale oder äußere Autorität erreicht wird, sondern durch Gnosis – direktes Erfahrungswissen durch den göttlichen Funken in der menschlichen Seele. Nicht allein durch Glauben. Nicht durch geliehene Wahrheit. Sondern durch Wissen.

Was enthalten die gnostischen Evangelien eigentlich?

Sie sind vielfältig, poetisch und kompromisslos. Dazu gehören:

• Das Thomasevangelium – Eine Sammlung von Sprüchen, die Jesus zugeschrieben werden, ohne Erzählungen und Wunder, die unerbittlich nach innen weisen. „Wer sich selbst kennt, wird es finden.“ Dieser Text ist ein Spiegel, keine Geschichte.

• Das Evangelium des Philippus – Tief symbolisch, erforscht es die heilige Vereinigung, die innere Hochzeit und die Wiederherstellung der Ganzheit. Es spricht von der Wahrheit als etwas, das man betritt, nicht als etwas, an das man glaubt.

• Das Evangelium der Maria – Vielleicht das disruptivste von allen. Es präsentiert Maria Magdalena nicht als Anhängerin, sondern als Wissende – als eine, die versteht, was die anderen fürchten. Autorität kommt hier aus Einsicht, nicht aus Hierarchie.

• Das Apokryphon des Johannes – Eine kosmische Karte der Emanation, des Abstiegs, des Vergessens und der Rückkehr. Es erklärt, wie sich das Bewusstsein in Materie aufteilt und wie die Erinnerung es wiederherstellt.

• Das Evangelium der Wahrheit – Eine Meditation über Unwissenheit als Wurzel des Leidens und Erinnerung als Befreiung. Zu vergessen, wer man ist, ist der Fall; sich zu erinnern ist die Erlösung.

Der rote Faden, der sich durch alle Texte zieht

Die gnostischen Evangelien fordern dich nicht auf, Jesus zu verehren.
Sie fordern dich auf, zu verstehen, was er verkörperte.

Jesus wird nicht als Opfergabe dargestellt, sondern als Offenbarer – als jemand, der andere für ihren göttlichen Ursprung sensibilisiert. Sünde ist kein moralisches Versagen, sondern Unwissenheit. Das Böse ist kein rivalisierender Gott, sondern Fehlidentifikation. Erlösung wird nicht gewährt – sie wird erinnert.

In vielen dieser Texte wird die Welt als von geringeren Mächten geprägt beschrieben – Strukturen der Kontrolle, der Angst und der Unbewusstheit. Nicht um Paranoia zu schüren, sondern um das Urteilsvermögen zu schärfen. Das wahre Gefängnis ist nicht die Welt selbst, sondern die ungeprüfte Wahrnehmung.

Warum wurden diese Texte unterdrückt?

Weil sie Vermittler überflüssig machen.

Wenn göttliches Wissen im Inneren zugänglich ist, dann besitzt keine Institution die Wahrheit. Kein Priester kontrolliert den Zugang. Kein externes System kann die Erlösung monopolisieren. Die gnostischen Evangelien bedrohen die Hierarchie, indem sie die Autorität in die innere Erkenntnis legen.

Sie wurden nicht ausgelöscht, weil sie schwach waren.
Sie wurden begraben, weil sie wirksam waren.

Warum sie heute wichtig sind

Wir leben in einem Zeitalter der Dekonstruktion – von Religion, Identität und Autorität. Die gnostischen Evangelien sprechen direkt zu diesem Moment. Sie fordern dich nicht auf, die Tradition aufzugeben, sondern sie zu vervollständigen.

Sie erinnern uns daran, dass es beim Erwachen nicht darum geht, der Welt zu entfliehen, sondern die Illusion zu durchschauen, während man vollständig in der Form lebt. Dieses Licht ist nichts, dem man nachjagt – es ist etwas, das man entdeckt.

Diese Texte sind nicht für jeden geeignet. Das waren sie nie.
Sie sind für diejenigen, die die Spannung zwischen Lehre und direkter Erfahrung spüren ...
für diejenigen, die das Gefühl haben, dass es mehr gibt ...
für diejenigen, die bereit sind, ohne Garantien nach innen zu schauen.

Die gnostischen Evangelien geben keine Antworten.
Sie geben Augen, um zu erkennen.

Quelle: James William Kaler

[übersetzt von max: Herzlichen Dank lieber James💖Wir freuen uns über eure Unterstützung, Von Herzen Danken wir Euch💖]

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