Zwei Drittel der Bundesbürger wären gegen eine Auszeichnung von Angela Merkel mit dem Friedensnobelpreis, berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf eine Umfrage des Instituts Forsa.
Nur 34 Prozent der Befragten meinten, Merkel hätte den Preis verdient. 61 Prozent teilen diese Meinung nicht. Die meisten Gegner der Auszeichnung sind bei den Anhängern der Oppositionsparteien die Linke (80 Prozent) und der Grünen (77 Prozent), aber auch bei den Sozialdemokraten mit 63 Prozent angesiedelt. Für eine Auszeichnung der Bundeskanzlerin mit dem Friedensnobelpreis wären 56 Prozent der Anhänger der CDU/CSU. Befragt wurden 1002 Einwohner Deutschlands. Die Umfrage fand im September statt.
Quellen: http://de.sputniknews.com/politik/20151008/304790436/umfrage-zwei-drittel-deutschen-gegen-friedensnobelpreis-merkel.html
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/forsa-umfrage-friedensnobelpreis-fuer-merkel/12421350.html
© AP Photo/ Markus Schreiber |
Merkel will sich mit der Frage erst gar nicht
beschäftigen, ob sie den Friedensnobelpreis bekommt. „Die Diskussion
bedrückt mich fast“, sagte die Regierungschefin am Mittwochabend in der
ARD-Talkshow „Anne Will“. Sie sei derzeit mit anderen Dingen beschäftigt
und verwies auf den Zustrom der Asylbewerber.
Die
Chancen allerdings, dass Merkel den Preis am Freitag bekommt, stehen
inzwischen sogar sehr gut - glaubt man dem traditionsreichen britischen
Wettanbieter Ladbrokes.
Die Wettquote lag am Mittwoch bei 2/1, heißt: Für ein eingesetztes
britisches Pfund bekommt man zwei zurück. Damit lag Merkel an der Spitze
vor dem kongolesischen Arzt und Menschenrechtsaktivisten Denis Mukwege
(5/1). Papst Franziskus lag mit einer Quote von 6/1 auf dem dritten
Platz.
Vor allem bei den Anhängern der Linken (80 Prozent), Grünen (77 Prozent) und der SPD (63 Prozent) fällt Merkel
als mögliche Friedensnobelpreisträgerin durch. Etwas häufiger als im
Durchschnitt aller Befragten meinen hingegen die Befragten aus
Ostdeutschland (41 Prozent), die über 60-Jährigen (42 Prozent) sowie die
Anhänger der Union (56 Prozent), dass die Kanzlerin eine geeignete
Kandidatin für den Preis wäre.
Dass
Merkel in der Umfrage nur wenig Rückendeckung erhält, dürfte auch daran
liegen, dass viele Bürger, aber auch viele Unions-Leute ihren Kurs in
der Flüchtlingspolitik kritisch sehen. Die Schleifspuren an der
Popularität der Kanzlerin wegen der aufgeheizten Debatte sind zuletzt
immer größer geworden. Auch CDU und CSU fallen zurück.
Für
den Friedenpreis vorgeschlagen wurde Merkel allerdings von Abgeordneten
ihrer Partei aus Berlin - damals noch für ihre Vermittlung im
Ukraine-Konflikt und nicht für den Umgang mit dem Flüchtlingsdrama. Doch
gerade da habe Merkel Rückgrat gezeigt, meint der Osloer
Friedensforscher Kristian Berg Harpviken.: „In einer Situation, die für
uns alle in Europa peinlich war, wo jeder die Schuld auf den anderen
geschoben hat und niemand die wirklichen Probleme angehen wollte, hat
sie genau das gemacht.“
Unionsabgeordnete
bekommen hingegen in ihren Wahlkreisen zu hören, dass Merkel die Bürger
mit der hunderttausendfachen Aufnahme von Flüchtlingen überfordere.
Manche Politiker haben Angst, dass sie den Rückhalt ihrer Wählerschaft
verlieren. Der Ruf nach Begrenzung der Aufnahme beruhigt Menschen im
Land. Doch zu einer tatsächlichen Begrenzung führen die
wiedereingeführten Grenzkontrollen gar nicht.
Die
Flüchtlinge bahnen sich trotzdem ihren Weg nach Deutschland, wo sie
willkommen zu sein glauben. Womöglich versuchen Flüchtlinge gerade jetzt
noch schnell nach Deutschland zu kommen, um vor der Verschärfung der
Regeln noch aufgenommen zu werden.
Der Lehrerverband ist denn auch der Meinung, dass
Merkel den Friedensnobelpreis nicht verdient hat. Die Kanzlerin habe
weder den Ukraine-Konflikt noch die Flüchtlingsfrage „zu einem guten
Ende gebracht“, sagte Verbandspräsident Josef Kraus dem Handelsblatt.
„In der Flüchtlingssituation stellt sich zudem die Frage, ob ihr Handeln
nicht erst zu einem Anwachsen des Problems geführt hat.“ Es wäre
ähnlich wie bei US-Präsident Barack Obama, sagte Kraus weiter, „der den
Preis quasi als Vorschusslorbeeren erhalten hat“.
Auch
der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, nahm
Bezug zur „zweifelhaften“ Verleihung des Friedensnobelpreises an Obama,
der allen eine „Mahnung“ sein sollte. „Sollte Angela Merkel irgendwann
einem nicht mehr Kanzlerin sein, kann man gerne ihre Leistungen
rückwirkend bewerten und dann vielleicht den Friedensnobelpreis
verleihen“, sagte Zimmermann dem Handelsblatt. Das Nobelkomitee in Oslo
solle daher „aufhören mit der Preisvergabe Politik machen zu wollen und
besser rückblickend eine Leistung bewerten. Schuster bleib bei deinen
Leisten, möchte ich dem Komitee zurufen“.
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/forsa-umfrage-friedensnobelpreis-fuer-merkel/12421350.html
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