2015-10-08

Zwei Drittel der Deutschen sind gegen einen Friedensnobelpreis für Merkel

Zwei Drittel der Bundesbürger wären gegen eine Auszeichnung von Angela Merkel mit dem Friedensnobelpreis, berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf eine Umfrage des Instituts Forsa.

© AP Photo/ Markus Schreiber
Nur 34 Prozent der Befragten meinten, Merkel hätte den Preis verdient. 61 Prozent teilen diese Meinung nicht. Die meisten Gegner der Auszeichnung sind bei den Anhängern der Oppositionsparteien die Linke (80 Prozent) und der Grünen (77 Prozent), aber auch bei den Sozialdemokraten mit 63 Prozent angesiedelt. Für eine Auszeichnung der Bundeskanzlerin mit dem Friedensnobelpreis wären 56 Prozent der Anhänger der CDU/CSU. Befragt wurden 1002 Einwohner Deutschlands. Die Umfrage fand im September statt.

Merkel will sich mit der Frage erst gar nicht beschäftigen, ob sie den Friedensnobelpreis bekommt. „Die Diskussion bedrückt mich fast“, sagte die Regierungschefin am Mittwochabend in der ARD-Talkshow „Anne Will“. Sie sei derzeit mit anderen Dingen beschäftigt und verwies auf den Zustrom der Asylbewerber.

Die Chancen allerdings, dass Merkel den Preis am Freitag bekommt, stehen inzwischen sogar sehr gut - glaubt man dem traditionsreichen britischen Wettanbieter Ladbrokes. Die Wettquote lag am Mittwoch bei 2/1, heißt: Für ein eingesetztes britisches Pfund bekommt man zwei zurück. Damit lag Merkel an der Spitze vor dem kongolesischen Arzt und Menschenrechtsaktivisten Denis Mukwege (5/1). Papst Franziskus lag mit einer Quote von 6/1 auf dem dritten Platz.

Vor allem bei den Anhängern der Linken (80 Prozent), Grünen (77 Prozent) und der SPD (63 Prozent) fällt Merkel als mögliche Friedensnobelpreisträgerin durch. Etwas häufiger als im Durchschnitt aller Befragten meinen hingegen die Befragten aus Ostdeutschland (41 Prozent), die über 60-Jährigen (42 Prozent) sowie die Anhänger der Union (56 Prozent), dass die Kanzlerin eine geeignete Kandidatin für den Preis wäre.

Dass Merkel in der Umfrage nur wenig Rückendeckung erhält, dürfte auch daran liegen, dass viele Bürger, aber auch viele Unions-Leute ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik kritisch sehen. Die Schleifspuren an der Popularität der Kanzlerin wegen der aufgeheizten Debatte sind zuletzt immer größer geworden. Auch CDU und CSU fallen zurück.

Für den Friedenpreis vorgeschlagen wurde Merkel allerdings von Abgeordneten ihrer Partei aus Berlin - damals noch für ihre Vermittlung im Ukraine-Konflikt und nicht für den Umgang mit dem Flüchtlingsdrama. Doch gerade da habe Merkel Rückgrat gezeigt, meint der Osloer Friedensforscher Kristian Berg Harpviken.: „In einer Situation, die für uns alle in Europa peinlich war, wo jeder die Schuld auf den anderen geschoben hat und niemand die wirklichen Probleme angehen wollte, hat sie genau das gemacht.“

Unionsabgeordnete bekommen hingegen in ihren Wahlkreisen zu hören, dass Merkel die Bürger mit der hunderttausendfachen Aufnahme von Flüchtlingen überfordere. Manche Politiker haben Angst, dass sie den Rückhalt ihrer Wählerschaft verlieren. Der Ruf nach Begrenzung der Aufnahme beruhigt Menschen im Land. Doch zu einer tatsächlichen Begrenzung führen die wiedereingeführten Grenzkontrollen gar nicht.

Die Flüchtlinge bahnen sich trotzdem ihren Weg nach Deutschland, wo sie willkommen zu sein glauben. Womöglich versuchen Flüchtlinge gerade jetzt noch schnell nach Deutschland zu kommen, um vor der Verschärfung der Regeln noch aufgenommen zu werden.

Der Lehrerverband ist denn auch der Meinung, dass Merkel den Friedensnobelpreis nicht verdient hat. Die Kanzlerin habe weder den Ukraine-Konflikt noch die Flüchtlingsfrage „zu einem guten Ende gebracht“, sagte Verbandspräsident Josef Kraus dem Handelsblatt. „In der Flüchtlingssituation stellt sich zudem die Frage, ob ihr Handeln nicht erst zu einem Anwachsen des Problems geführt hat.“ Es wäre ähnlich wie bei US-Präsident Barack Obama, sagte Kraus weiter, „der den Preis quasi als Vorschusslorbeeren erhalten hat“.

Auch der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, nahm Bezug zur „zweifelhaften“ Verleihung des Friedensnobelpreises an Obama, der allen eine „Mahnung“ sein sollte. „Sollte Angela Merkel irgendwann einem nicht mehr Kanzlerin sein, kann man gerne ihre Leistungen rückwirkend bewerten und dann vielleicht den Friedensnobelpreis verleihen“, sagte Zimmermann dem Handelsblatt. Das Nobelkomitee in Oslo solle daher „aufhören mit der Preisvergabe Politik machen zu wollen und besser rückblickend eine Leistung bewerten. Schuster bleib bei deinen Leisten, möchte ich dem Komitee zurufen“.

Quellen: http://de.sputniknews.com/politik/20151008/304790436/umfrage-zwei-drittel-deutschen-gegen-friedensnobelpreis-merkel.html
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/forsa-umfrage-friedensnobelpreis-fuer-merkel/12421350.html

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