2018-03-03

Rekapitulation bei den Tolteken, von Gerhard Hübgen, 03.03.2018


Rekapitulation bei den Tolteken

von Gerhard Hübgen, 03.03.2018

Etwas rekapitulieren bedeutet allgemein, es "zusammenfassend zu wiederholen" (Wahrig Fremdwörterlexikon). Die Rekapitulation der Tolteken dient der Erinnerung vergangener Ereignisse, geht jedoch über das bloße Erinnern hinaus und beschränkt sich auch nicht auf ein einzelnes Ereignis, sondern umfasste bei den alten Tolteken das gesamte Leben des Schülers. Zum Vergleich: Ein meditativer Weg zu höherem Bewusstsein holt ebenso vergessene Ereignisse aus dem Unterbewusstsein hervor, hat jedoch primär eine andere Zielrichtung. Im Folgenden beschränke ich mich auf die Aussagen von Don Juan und Theun Mares zum Thema Rekapitulation.

Wer „Das Wirken der Unendlichkeit“ von Carlos Castaneda gelesen hat, ist dort auch der Rekapitulation begegnet. In seinen Erklärungen zur Rekapitulation sagt Don Juan einleitend zu Carlos Castaneda:

Die Macht der Rekapitulation liegt darin, dass sie den Müll deines ganzen Lebens aufrührt und an die Oberfläche bringt.

Bei Castaneda/Don Juan ist außerdem noch von einem Öffner die Rede - ein Ereignis, das die Erlebnisse der Vergangenheit nicht nur erinnern lässt, sondern regelrecht wiederbelebt.

Der Unterschied zwischen Erinnern und Wiederbeleben liegt in der Bewegung des Montagepunkts. Beim Erinnern bleibt der Montagepunkt in der Alltagsposition. Beim Wiederbeleben wandert er zu der Position, die er zum Zeitpunkt des Erlebnisses hatte. Meines Wissens taucht sonst in keinen spirituellen Lehren der Montagepunkt auf, als nur gerade bei den Tolteken (Für eine kompakte Übersicht zum Montagepunkt siehe "Die Wahrheiten des Bewusstseins", unten).

Den Toltekenmeistern war natürlich auch klar, dass eine erfolgreiche Rekapitulation keine leichte Sache ist - ähnlich wie die Meditation:

Wir erkennen [bei der Rekapitulation] unsere Widersprüche und unsere Wiederholungen. Doch etwas in uns leistet der Rekapitulation großen Widerstand.

Dieser Widerstand wird erst dann beseitigt, wenn ein erschütterndes Ereignis auftaucht, welches sich durch seine erschreckende Klarheit der Einzelheiten auszeichnet und das „der Öffner“ genannt wird. Ein solches Ereignis hat Castaneda in „Das Wirken der Unendlichkeit“ im Kapitel „Das Öffnen“ beschrieben. Es ist eines der „denkwürdigen Ereignisse“, die Don Juan seinem Schüler zur Aufgabe gegeben hat und die seine Erlebnisse als Junge in seiner Heimat als äußerst erfolgreicher Billardspieler zum Inhalt hat.

Rekapitulation ist eine Methode, um den Montagepunkt fließend werden zu lassen, denn das ist das Ziel der spirituellen Krieger. Daneben führt sie auch zu einer Vergrößerung der persönlichen Energie aufgrund der Beseitigung von Hindernissen für die Energie, die uns aus der Quelle erreicht.

Die zitierten Toltekenlehrer haben aber alle schon die Erde verlassen. Wie sieht es nun in der heutigen Toltekenszene aus? Die alten Tolteken forderten von ihren Schülern, ihr ganzes Leben zu rekapitulieren. Das hat dann Jahre gedauert, wofür die Schüler in eine Höhle gegangen sind, wie es noch Taisha Abelar in ihrem Buch „Die Zauberin“ beschrieben hat. Heutzutage wird eher die Auffassung vertreten, dass man das rekapituliert, was zuerst auftaucht und andere Vorfälle später folgen lässt. An gleicher Stelle steht auch der Satz einer heutigen Toltekin:

Viele Toltekenlehrer empfehlen, die Rekapitulation mit den Liebhabern zu beginnen, denn in der Tendenz verlieren wir hier die meiste Energie.

Theun Mares: Diese neun Regeln bilden die Ecksteine der Toltekischen Lehren. Alles was Krieger verstehen und tun, basiert auf diesen grundlegenden Regeln.

Die Wahrheiten des Bewusstseins

1. Das Universum besteht aus einer unendlichen Anzahl von Energiefeldern, die Fäden aus Licht ähnlich sehen.

2. Diese fadenähnlichen Energiefelder entströmen einer Quelle von unvorstellbaren Ausmaßen, metaphorisch "Adler" genannt. Diese Energiefelder sind bekannt als die Emanationen des Adlers.
3. Menschliche Wesen sind ebenso aus diesen fadenähnlichen Energiefeldern zusammengesetzt, die sich in der Form eines großen, leuchtenden Eies manifestieren. Die Höhe des Eies ist gleich der Höhe, die die vertikal über den Kopf ausgestreckten Arme erreichen und seine Dicke entspricht den in horizontaler Richtung ausgestreckten Armen. Dieses Ei ist als der Kokon des Menschen bekannt.
4. Nur eine kleine Gruppe von Energiefeldern innerhalb des Kokons sind zu jeder Zeit durch einen hellleuchtenden Lichtpunkt auf der Oberfläche des Kokons erhellt.
5. Wahrnehmung findet statt, wenn die Energiefelder, die von dem Lichtpunkt beleuchtet werden, ihr Licht ausdehnen, um die korrespondierenden Energiefelder außerhalb des Kokons zu beleuchten. Dieser Punkt wird als der Punkt bezeichnet, in dem die Wahrnehmung zusammengesetzt (montiert) wird, normalerweise als Montagepunkt abgekürzt.

6. Es ist möglich, den Montagepunkt in jede andere Position an der Oberfläche des Kokons oder sogar in sein Inneres zu verschieben. Weil der Montagepunkt alle Energiefelder erhellt, mit denen er in Kontakt kommt, konstituieren die neuen Energiefelder, die er als Folge der Verschiebung erhellt, deshalb eine neue Wahrnehmung. Diese neue Ebene der Wahrnehmung ist bekannt als das Sehen.

7. Wenn der Montagepunkt sich genügend weit bewegt, wird eine völlig neue Welt wahrgenommen, die ebenso real ist wie die, die normalerweise wahrgenommen wird.

8. Es gibt eine geheimnisvolle Kraft, die im gesamten Universum existiert und als Absicht bekannt ist. Diese Kraft ermöglicht die Wahrnehmung, denn es ist die Absicht, die, erstens, die Energiefelder ausrichtet und zweitens, Bewusstsein dieser Ausrichtung verursacht.

9. Das Ziel des Kriegers ist es, alle dem Menschen möglichen Wahrnehmungen zu erfahren. Das trägt zu dem bei, was als Totale Bewusstheit bekannt ist, zu der auch ein alternativer Weg zu sterben gehört.

Literatur:


Carlos Castaneda:
· Das Feuer von Innen
· Die Kraft der Stille
· Das Wirken der Unendlichkeit

Theun Mares:
· Return of the Warriors

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