2025-11-25

Das erste hermetische Prinzip – Alles ist Geist: ein tiefer, praktischer Einblick


Im Zentrum der klassischen hermetischen Lehre steht eine einzige Idee, die alles verändert, wenn man sie wirklich lebt: Die Realität ist im Grunde genommen mental. Nicht „nur Gedanken” im alltäglichen Sinne, sondern eine grundlegende Sichtweise, dass das Bewusstsein – Geist, Wahrnehmung, Absicht – das primäre Gefüge ist, durch das die Welt erscheint und sich entfaltet. Diese Aussage ist das erste hermetische Prinzip. Im Folgenden werde ich erläutern, was das bedeutet, wie es sich im Alltag zeigt, warum es wichtig ist und wie man konkret damit arbeiten kann.

Was das Prinzip tatsächlich aussagt (einfach ausgedrückt)

Im Kern: Das Universum, das wir erleben, wird vom Geist geformt. Der Geist ist nicht nur ein Merkmal der Realität, sondern das Medium, durch das Phänomene entstehen. Das leugnet nicht, dass physische Dinge bestehen oder dass die Biologie Regeln folgt – vielmehr definiert es die Beziehung zwischen innerem Leben und äußeren Ereignissen neu: Der Geist rahmt, interpretiert und organisiert Erfahrungen; er initiiert auch Veränderungen, wenn er mit Klarheit geleitet wird.

Drei Bedeutungsebenen (kurze Übersicht)

Psychologisch – Deine Gedanken, Überzeugungen und inneren Erzählungen prägen deine Wahrnehmung, Entscheidungen und dein Verhalten. Zwei Menschen in derselben Situation können in völlig unterschiedlichen Welten leben, weil ihr Geist die Dinge unterschiedlich interpretiert.

Energetisch/intentionell – Konzentrierte Aufmerksamkeit und Absicht verändern Ergebnisse. Wiederholte, kohärente Absichten erzeugen Muster im Verhalten und in den Umständen.

Ontologisch (philosophisch) – Der Geist ist ein primärer Aspekt des Seins; materielle Phänomene sind sekundäre Manifestationen. Dies ist die metaphysische Behauptung, die zugrunde liegt, warum die Arbeit mit dem Geist nicht nur Selbsthilfe ist, sondern eine Möglichkeit, das Mögliche zu verändern.

Wie sich dieses Prinzip auf jeden auswirkt – konkrete Beispiele


1. Wahrnehmung & Leiden


Wir leiden nicht unter Ereignissen – wir leiden unter der Geschichte, die wir darüber erzählen. Dasselbe Ereignis kann als Katastrophe, Herausforderung oder Lektion interpretiert werden. Mentale Rahmenbedingungen schaffen emotionale Landschaften. Die Erkenntnis, dass deine Bewertung ein mentales Konstrukt ist, gibt dir die Kraft zurück, Leiden zu transformieren.

2. Entscheidungsfindung und Handlungsfähigkeit

Überzeugungen bestimmen den Rahmen dessen, was wir für möglich halten. Wenn du glaubst, dass Knappheit unvermeidlich ist, handelst du aus Knappheit heraus und verstärkst sie. Wenn du eine expansive Überzeugung kultivierst, ändern sich deine Entscheidungen; du bemerkst Chancen, für die du zuvor blind warst.

3. Beziehungen

Wie du eine andere Person „siehst”, wird zu einer Prophezeiung. Wenn du Feindseligkeit erwartest, verhältst du dich zurückhaltend; wenn du Wohlwollen erwartest, öffnest du dich. Die mentalen Modelle anderer Menschen schaffen Rückkopplungsschleifen, die die Beziehung selbst prägen.

4. Gesundheit und Resilienz

Die Denkweise beeinflusst die Physiologie – Stress, Schlaf und Immunreaktionen werden von mentalen Zuständen beeinflusst. Visualisierungen, konsequent positive Erwartungen und weniger Grübeln führen im Laufe der Zeit zu messbaren Veränderungen des Wohlbefindens.

5. Kreativität und Arbeit

Ideen sind mentale Keime. Konzentrierte, wiederholte Aufmerksamkeit, Absicht und Übung lassen neue Muster entstehen. Künstler, Erfinder und Unternehmer prägen die Welt, indem sie sich mental so lange auf eine Möglichkeit konzentrieren, bis sie Gestalt annimmt.

Warum das wichtig ist – die ethische Konsequenz


Wenn die Gedanken die Realität formen, steigt die Verantwortung. Deine Aufmerksamkeit ist wichtig. Die Bilder, die du aussendest (dein Tonfall, deine Annahmen, deine gesprochenen Worte), verändern das Umfeld um dich herum. Hermetische mentale Arbeit ist daher keine Realitätsflucht: Sie ist präzise, ethisch gewogene Handwerkskunst.

Praktische Techniken – wie man das erste Prinzip täglich anwendet

A. Die Linse reinigen (tägliche Übung)

Morgendliche Kalibrierung (5–10 Minuten): Setz dich hin; nimm eine vorherrschende Überzeugung über deinen Tag wahr (z. B. „Heute wird ein harter Tag“). Formuliere sie bewusst um in einen kraftvollen Satz (z. B. „Ich gehe klar auf den Tag zu und handle, wo es nötig ist“). Wiederhole dies, bis sich dein Körper entspannt.

Realitätscheck-Tagebuch: Notiere eine Situation, in der deine innere Geschichte das Ergebnis verändert hat. Halte den ursprünglichen Gedanken, die Reaktion und eine alternative Interpretation fest. Mach das zweimal pro Woche.

B. Gezielte Aufmerksamkeit (Intentionsarbeit)

Mikro-Intentionen: Setze dir jede Stunde eine klare Absicht (diesen Absatz fertig schreiben, freundlich sprechen, langsam atmen). Achte darauf, wie kleine, wiederholte Absichten die Stunde lenken.

30 Minuten konzentrierte Inkubation: Wähle ein Problem aus; konzentriere dich 25–30 Minuten lang ohne Ablenkung auf Möglichkeiten, nicht auf Hindernisse. Halte aufkommende Ideen fest. Das trainiert den Geist, Konturen zu erzeugen, anstatt auf sie zu reagieren.

C. Visualisierung & Probe

Erstelle eine kurze, sinnesreiche Visualisierung des gewünschten Ergebnisses (keinen vagen Wunsch). Beziehe Sehen, Hören und Körperempfindungen mit ein. Übe dies täglich 2–5 Minuten lang. Das bereitet die Wahrnehmung und das Verhalten auf dieses Ergebnis vor.

D. Sprachhygiene

Erkenne pauschale, absolute Aussagen („Ich scheitere immer“) und ersetze sie durch genauere, funktionierende Sprache („Ich habe schon einmal versagt; ich kann daraus lernen und es erneut versuchen“). Sprache prägt neuronale und emotionale Gewohnheiten.

E. Aufmerksamkeitsökonomie

Behandle Aufmerksamkeit wie eine Währung. Überprüfe deinen Tag: Was stiehlt dir die Aufmerksamkeit? Wohin wandern deine Gedanken gewöhnlich? Verteile deine Aufmerksamkeit neu auf produktive Bereiche (Präsenz bei Menschen, Arbeit an deinen Fähigkeiten, echte Erholung).

Übungen zur Vertiefung (Rituale, die keine mystischen Floskeln sind)


Nächtliche Integration: Überdenke vor dem Schlafengehen kurz ein Ereignis, bei dem du aus einer höheren mentalen Haltung heraus gehandelt hast. Lass die Erinnerung wie einen Samen keimen.

Fokussierte Stille: 10–20 Minuten zweimal wöchentlich unstrukturierte, bezeugende Achtsamkeit – beobachte Gedanken, ohne dich mit ihnen zu identifizieren. Dies schwächt gewohnheitsmäßige Reaktionsmuster und verdeutlicht, wie der Geist erschafft.

Symbolarbeit: Verwende ein persönliches Symbol, das deine Absicht repräsentiert (ein kleiner Gegenstand, ein Siegel). Jedes Mal, wenn du es berührst, verankere erneut die mentale Haltung, die du kultivieren möchtest.

Fallstricke und Vorsichtsmaßnahmen

Kein magisches Sicherheitsnetz: Der Glaube, dass „der Geist allein” alles lösen kann, kann zu Verleugnung führen. Handeln, Fähigkeiten und materielle Realitäten sind nach wie vor wichtig. Das Prinzip verstärkt die Anstrengung, ersetzt sie aber nicht.

Vermeide Schuldzuweisungen: Wenn der Geist Erfahrungen formt, kann man leicht in Selbstvorwürfe verfallen („Es ist meine Schuld, dass das alles passiert ist”). Nutze das Prinzip, um Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen, nicht um zu bestrafen.

Ethische Nutzung: Die Gedanken anderer ohne deren Zustimmung zu formen (Manipulation) ist Machtmissbrauch. Nutze mentale Fähigkeiten für Heilung, Klarheit und gegenseitige Erbauung.

Kurze Übungen, die du jetzt machen kannst (jeweils 5 Minuten)

Beobachten & umbenennen: Nimm ein starkes Urteil wahr, das du gerade hast. Halte inne. Nenne drei alternative, freundlichere Interpretationen.

Ein-Atemzug-Reset: Atme ein, halte den Atem 2–3 Sekunden lang an, atme langsam aus und formuliere dabei mental die Absicht für die nächste Aufgabe („Ich werde präzise sein“).

Mikrovisualisierung: Stelle dir vor, wie du eine kleine anstehende Aufgabe leicht und mit Präsenz erledigst. Achte auf subtile Veränderungen in deiner Bereitschaft.

Abschluss – das Prinzip leben

Das erste hermetische Prinzip fordert dich auf, Verantwortung für das zu übernehmen, was du in das Feld einbringst: Aufmerksamkeit, Erzählung und Absicht. Es ist kein Rezept, um Ergebnisse zu erzwingen, sondern eine Anleitung, dein Innenleben so auszurichten, dass die Welt, mit der du in Berührung kommst, mehr mit dem übereinstimmt, was du wirklich meinst. Disziplinier deinen Geist; mach dein Herz weich. Wenn Absicht, Klarheit und Handeln übereinstimmen, führen kleine Veränderungen zu einer echten Transformation.

Quelle: James William Kaler

[übersetzt von mascha: Herzlichen Dank lieber James💖Wir freuen uns über eure Unterstützung, Danke💖]

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