2025-11-08

Klaus Praschak: Das Ego darf heimkehren


Nun hören wir immer wieder mal von östlichen spirituellen Lehrern...das Ego muss sterben, was hier in der westlichen- von Individualismus und Egoismus geprägten Welt, ehr wie ein Todesurteil klingt und aus der Erfahrung heraus weiß ich, dass sich viele dafür fürchten an sich zu arbeiten und das höhere Selbst mehr als kritisch betrachten. In der westlichen Welt wird das Ego oft mit der eigenen Identität verwechselt. Wenn spirituelle Lehrer sagen „das Ego muss sterben“, verstehen viele das als Aufforderung, sich selbst aufzugeben, doch dabei geht es gar nicht um Vernichtung, sondern um Transformation.

Das Ego ist ein Werkzeug, das uns hilft in der materiellen Welt zu orientieren. Doch wenn es die Führung übernimmt, trennt es uns vom Ganzen. Das „Sterben des Egos“ bedeutet daher nicht, die Persönlichkeit auszulöschen, sondern das falsche Selbstbild loszulassen , also,all das, was auf Angst, Vergleich, Kontrolle und Mangeldenken beruht. Im Grunde ist es wie das Fallenlassen einer alten Rüstung: Anfangs fühlt man sich nackt und verletzlich, doch dann erkennt man, dass man frei geworden ist. Das höhere Selbst übernimmt sanft die Führung und das Ego darf in neuer Form mitwirken und zwar nicht mehr als Herrscher, sondern als dienender Ausdruck des Geistes. „Das Ego muss nicht sterben, sondern es darf endlich nach Hause kommen.“ Das Ego liebt Kontrolle. Es braucht Regeln, Strukturen, Bestätigung und deshalb sucht es nach Autorität, die ihm sagt, was richtig ist. So entsteht Obrigkeitshörigkeit: das blinde Folgen äußerer Stimmen, anstatt der inneren Wahrheit zu lauschen. 

Man könnte sagen: die Obrigkeitshörigkeit ist die äußere Form der inneren Unselbstständigkeit. Viele Menschen wurden über Jahrhunderte, durch Religion, Politik, Schule, Familie, darauf konditioniert, nach außen zu schauen, um Orientierung, Sicherheit oder Erlösung zu finden. Dadurch entsteht ein tiefsitzendes Muster des Gehorsams: „Jemand anderes weiß besser, was gut für mich ist.“ Doch genau dieses Muster verhindert die Selbstbegegnung, das mutige Forschen nach innen. Denn innere Arbeit bedeutet, Verantwortung für das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu übernehmen und das kann nur geschehen, wenn man sich traut, Autorität nach innen zu verlagern. 

Man könnte sagen: Obrigkeitshörigkeit nährt das Ego in seiner Angst vor Eigenverantwortung. Mut zur Selbstarbeit befreit das Ego aus dieser Angst. Wenn Obrigkeitshörigkeit überhandnimmt, entsteht eine Art geistiger Stillstand: Der Mensch führt keine echte Innenschau durch, sondern tauscht Eigenverantwortung gegen vermeintliche Führung aus, was im Endeffekt eine Verzögerung des inneren Wachstums sein kann. Obwohl Autorität in gewissen Kontexten sinnvoll sein kann, etwa als Orientierungspunkt, wird sie problematisch, wenn sie das eigene Wachsen ersetzt. Wenn der Mensch beginnt, der Stimme seines Herzens mehr zu vertrauen als der Stimme der äußeren Macht, geschieht Wandlung. Dann wird Autorität zu Authentizität. Das „Sterben des Ego“ ist daher kein Verlust, sondern eine Befreiung. Es ist das Erwachen in jene Souveränität, die keinen äußeren Herrn mehr braucht, weil sie das göttliche Prinzip in sich selbst erkennt.

Klaus Praschak

Bild: printerest. de danke

Quelle: Klaus Praschak

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