2016-02-11

Dieter Broers: Bewusst handeln – Rituale statt Alltagsroutinen


Liebe Freunde,

heute möchte ich auf meine Axiome eingehen, die ich seit einigen Monaten täglich auf Facebook veröffentliche. Einige dieser Aussagen erregen mein Gemüt nachhaltig und beschäftigen mich manchmal noch Stunden nachdem ich sie am Morgen selbst noch einmal lese. Mit diesem Artikel möchte ich der Frage nachgehen, welchen Wert und welchen Nutzen solche Weisheiten für uns haben.Mehr oder weniger sind uns viele dieser Aussagen doch seit langen bekannt. Wir verstehen sie, lesen ähnliches in unterschiedlichen Formulierungen wieder und wie­der – doch was ändert sich dabei für uns? In meinem – leider vergriffenen Buch „Die Realitätenmacher – Physik des Bewusstseins“ ging ich schon einmal dieser Frage nach und schrieb dazu: „Besteht überhaupt eine Aussicht auf Befreiung, Weisheit oder Erleuchtung durch unsere gelesenen Bücher, besuchten Seminare, möglicherweise persönlichen Begegnungen mit Meistern oder gar Erleuchteten? Wissen wir über­haupt, wonach wir suchen?“

Heute stelle ich mir diese Frage oft selbst. Meiner Erfahrung nach reicht es nicht aus, sich auf seinen Überzeugungen auszuruhen. Das ganze Leben ist von einem ständigen Wandel begleitet; Veränderungen sind Bestandteil des Lebens – schon Lao Tse, Heraklit und andere haben eindrucksvolle Texte dazu formuliert. Ihnen möchte ich mich anschließen und Euch aus meinem alten Buch „Die Realitätenmacher“ einen Ausschnitt aus diesem Buch vorstellen, das ich vor 13 Jahren veröffentlichen durfte. 

Die Leser meines letzten Buches „Der verratene Himmel – Rückkehr nach Eden“ werden möglicherweise an einige meiner darin enthaltenen Aussagen erinnert, doch halte ich das Lesen beider Passagen für durchaus bereichernd.

„Wir Menschen sind eingebunden in unsere persönlichen Lebens Prozesse, die uns vergessen machen, über die genaueren Wirkungsmecha­nismen und Wechselwirkungen unseres Erschaffungsorgans Gehirn und seine Realität nachzudenken. Unsere Alltäglichkeit, die sich im Rhythmus der Routine zu einer Normalität ausprägt, führt durch ihre scheinbare Selbstverständlichkeit zu einem Leben, welches uns zu ro­boterhaften Entitäten degradiert. Ein Leben, welches uns unbemerkt zu Reagierenden macht, führt naturgemäß zu einer inneren Vereinsamung. Diese Vereinsamung führt, wiederum unbemerkt, zu einem kompensatorischen Verhalten durch Pseudo-Freuden. 

Wir kennen es doch alle, unsere erfüllten Wünsche oder erfüllten Ziele sind in der Regel nicht von dauerhafter Glückseligkeit begleitet. Kaum erreichte Ziele führen automatisch zu einer Neuorientierung an weiteren Höhepunkten.

Nur manchmal, wenn beispielsweise traumatische „Schicksalsschlä­ge“ uns an die Grenzen des Schmerzes führen, kann dieser Circulus vitiosus unterbrochen werden. Innerhalb dieser Erfahrungen besteht die Möglichkeit einer Standpunktbestimmung, die eine komplexere Sichtweise ermöglicht. Hier verlieren wir, zumindest kurzzeitig, unsere „eindimensionale“ Perspektive. Das erfahrene Leid und die scheinbare Unlösbarkeit der entsprechenden Situation zeichnet unserem Verstand seine eigene Grenze auf. Hier offenbart sich das Phänomen, das wir mit „loslassen“ beschreiben. Erst in dem Moment, wo sich die Hochherrschaft des Verstandes aus seiner dominierenden Rolle zurückzieht, er­öffnen sich dem unpersönlichen Selbst Aspekte der Ganzheitlichkeit des Seins.

Bereits im alten China (und Japan) setzten Zen-Meister sogenannte Koans ein, um ihre Schüler zu einer blitzartigen Erleuchtung zu führen.Koans sind Meditationsaufgaben, die nicht durch logische Überlegun­gen gelöst werden können und werden sehr wirkungsvoll eingesetzt, um die Begrenzungen von Ego und Intellekt zu durchbrechen. Diese über 2500jährige Weisheit enthält einen Erfahrungsschatz, welcher un­serer neuzeitlichen Gesellschaft verloren gegangen zu sein scheint.

Auch wenn wir nicht unbedingt als Erleuchtete aus unseren erfahrenen Lebens­krisen entsprungen sein mögen, so befanden wir uns möglicherweise doch sehr Nahe am Ziel auf unserer Suche nach erlösender Glückselig­keit. Diese Glückseligkeit hat etwas mit Befreiung zu tun. All das, was wir unter dem Begriff Freiheit zu verstehen glauben, ist doch letztlich eine Freiheit, die von einem Pseudo-Selbst geführt wird, und die es zu erreichen gilt. Diese Befreiung eröffnet eine Perspektive der Wahrneh­mung, welche das Erkennen naturgegebener Zusammenhänge zwischen „Uns und dem Ganzen“ ermöglicht. Eine ganzheitliche Sichtweise führt im Idealfall zu einer Erkenntnis, die unsere Denk- und Handlungsweise fundamental verändert. Erkennen und Auflösen, sind die Etappen zur wahrhaften Befreiung. Aus dieser Befreiung agieren wir weder als Su­chende noch als automatisierte Wesen, die sich als aktiver Teil eines kosmischen Ganzen verstehen. Hier existiert weder Bedarf noch Wunsch, hier pulsiert lebendige Freude in schöpferischer Aktion.

Das Hindernis liegt jedoch in unserer beschränkten Wahrneh­mungsfähigkeit, die bekanntlich von unserem Ego bestimmt wird. Die­ses verstanddominierte Ego scheint zu „erkennen“, wo seine Hochherr­schaft in Gefahr ist. In Funktion seiner leitenden Regie wird es sich sei­ner Möglichkeiten bedienen, seinem „naiven Partner“, dem unpersönli­chen Selbst, glaubhaft eine Unnützlichkeit dieses „Erlösungsmodells“ vorzugaukeln. Sein Einflußbereich reicht gar so weit, daß er, in „beson­derer Gefahr“, sogar körperliche Beschwerden hervorzaubert. Wie ist es nun dennoch möglich, diesem Circulus vitiosus zu entkommen, ohne sich der mühseligen Tortur eines Koans zu bedienen, oder auf weitere Traumata zu warten?

Hierzu werden Sachverhalte aus unterschiedlichen Fachbereichen der Natur- und Geisteswissenschaft herangetragen, die in einigen Pas­sagen zu schockierenden Reaktionen des Lesers führen können. Diese Reaktionen sollten als ein untrügliches Zeichen für das Erreichen eines ersten Etappenzieles zur Auflösung der eingefahrenen Muster gedeutet werden. Sicherlich wird dein Ego immer wieder, auf seine – ihm eigene ­Verstandesart, dir relativierende oder herunterspielende Argumente hierzu anbieten, jedoch wird sich ebenfalls etwas innerhalb deiner Wahrnehmung verändern. Etwas, was dich erkennen läßt, daß außer dem, mit dem du dich bisher identifiziert hattest, es für dich selbst hieltest, existiert − quasi ein anderer Seins-Aspekt von dir. Das, was du bisher für dich Selbst hieltest, war/ist letztlich nichts anderes als eine gedeutete, künstlich erschaffene Wesensart, die dir vorspielte, daß außer diesem Aspekt von dir, nichts anderes existiert.

Innerhalb dieses Erkenntnisprozesses, welcher in der Regel von tie­fen Emotionen begleitet sein wird, ist erkennbar, daß der Prozeß der Auflösung bereits begonnen hat. Dieser Auflösungsprozeß entspricht zunächst einer Demaskierung deines künstlichen Selbst. Sie legt den wahrhaften, den naturgegebenen Aspekt frei, der dich tatsächlich aus­macht. Unabhängig von deiner bewußt erfahrenen Seinsform gestalten deine Gedanken deine Realität. Der bedeutungsvolle Unterschied hier­bei besteht allerdings darin, ob du dir deines Erschaffungspotenzials tatsächlich bewußt bist oder nicht! Deine allgemeine Realitätsbühne repräsentiert das, was du bisher selbst (mit-) erschaffen hast. Selbst wenn dir eine solche Aussage in diesem Moment plausibel erscheinen mag, so behaupte ich, daß dir die tatsächliche Bedeutung und Tragweite hiervon nicht bewußt ist.

An dieser Stelle mag es dir noch erstaunlich erscheinen, daß all das, was du bisher durch deine inneren Bilder und Gedanken manifestiert hast, was also deiner Realitätsbühne entspricht, erheblich von dem ab­weichen würde, wenn du diese Bühne nicht durch deine Verstan­des/Ego-Ebene erschaffen hättest. Bewußte, emotionsgetragene Vor­stellungen, die einer ausgeglichenen Einheit zwischen Verstand und intuitivem Selbst entspringen, werden sich ungleich schneller und prä­gender manifestieren, als einseitig verstandesgetragene Gedankenbilder. Wenn ich beispielsweise einen Zaubertrick vermittelt bekäme, durch den all das, was über meinen Willen, mein Gefühl und durch das ent­sprechende Gedankenbild sich tatsächlich umgehend realisierte, werde ich dieses anschließend auch ohne den Zaubertrick können. Ich verfüge dann über ein gesichertes, verinnerlichtes Wissen meines Schöpfungspotentials, welches mich demzufolge zu einem wesentlich bewußteren Menschen emporhebt. Bedauerlicherweise sind die Ebenen des Wissens auf der Verstandesebene unterschiedlich aufgebaut. Simpel ausge­drückt: „Einfach nur verstehen“ reicht nicht aus. Von hier aus, bis zu einer Verinnerlichung des Verstehens, welches unsere Ergebnisse un­mittelbar erkennbar werden läßt, besteht offenbar ein großer Unter­schied. Was unterscheidet uns beispielsweise von einem Uri Geller oder einem Sai Baba? Worin besteht der Unterschied zwischen einem normalen und einem Klartraum?

Es ist das verinnerlichte Wissen um seine eigenen Fähig­keiten. Aus diesem Grunde erscheint es von besonderer Bedeutung, sich die gesicherten Ebenen des Verstehens, der Verinnerlichung unse­res Schöpfungspotenzials, zu erschließen.

Wozu unser gedanken- und emotionsgeleitetes Gehirn tatsächlich fähig ist, bestimmt unsere persönliche Einstellung zu unseren eigenen Fähigkeiten und Begrenzungen. Um die Unbegrenztheit der Möglich­keiten in all ihrem Potenzial zu erfassen, bedarf es einer glaubhaften Darstellung gegenüber der Ratio und intuitiven Ebene. Tatsächlich exi­stieren solche überzeugenden und glaubhaften Belege aus der Natur­wissenschaft, die eine willkürlich gesetzte Grenze zwischen Geist und Materie aufheben, und hierdurch sehr wirkungsvoll zu einer Verein­heitlich- und einer Verinnerlichung der eigenen Fähigkeiten beitragen.

Nicht der Glaube, sondern das verinnerlichte Wissen, die voll­kommene Überzeugung formatiert die inneren Visionen zu einer neuen Realitätsbeschaffenheit. Grenzen werden nur durch unsere Vorstellungen festgelegt.“


Liebe Freunde, erst wenn wir uns der Implikationen der matrixgesteuerten Wahrnehmung bewusst geworden sind, können wir unsere unbrauchbaren Muster beiseite legen. Jeder kann diesen Schritt vollziehen. Es ist ganz einfach. Ich betrachte das als eine Einübung neuer ethischer Werte, die sich im Horizont des Bewusstseinswandels abzeichnen. Insofern erleichtern wir den Prozess, indem wir Formen des Miteinanders und Gemeinsinns ausprobieren. Das beginnt bei jedem Einzelnen. Ich habe dafür die Formulierung gewählt, dass wir ein Rendezvous mit uns selbst ritualisieren sollten. Dafür könnten wir beispielsweise anfänglich bewusst einen Tag auswählen, an dem wir uns aus dem Medienkreislauf ausschließen – kein Rundfunk, keine Zeitung, kein Fernsehen, auch kein Buch.

Nachdem wir diese freiwillige Matrix-Askese erprobt haben, können wir sie auf das Zusammensein mit anderen Menschen ausdehnen. Das kann ein Treffen sein, bei dem nichts als eine Kerze auf dem Tisch steht, ein bewusst einfaches Setting, in dem die Wertschätzung anderer gelingt. Beginnen kann man mit Familienmitgliedern und den engsten Freunden. Wichtig ist es, dass bei solch einer Zusammenkunft kein äußerer Grund vorliegt, kein Anlass, kein Thema, das abgearbeitet werden muss. Einzige Motivation sollte sein, dass man einander gemeinsam begegnen und sich austauschen möchte. Wenn offen bleibt, was dabei herauskommt, vermeidet man jene entartete, entfremdende Position der Berechnung, wie sie durch die Matrix zur Normalität geworden ist.

Allein hierbei werden erstaunliche Erfahrungen machen. Menschen, die Euch nahe stehen, werden Euch besondere Dinge anvertrauen, ganz ohne die typischen Ängste, die uns voneinander trennen. Anschließend werden auch Sie sich wie ein neuer Mensch fühlen. Ganz gleich, ob Sie sich offenbart haben oder ob ein anderer es getan hat – Sie werden ein neues Gespür für Zusammengehörigkeit entwickeln.

Me Agape

Euer
Dieter Broers

Quelle: http://dieter-broers.de/bewusst-handeln-rituale-statt-alltagsroutinen/
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