2017-09-16

Das »Tor zur Unterwelt« in Sibirien wird immer größer


Die Einheimischen nennen diesen riesigen Krater »Tor zur Unterwelt«, weil er wie ein Eingang in das Innere der Erde aussieht und von ihm bedrohlich klingende Dröhngeräusche ausgehen.

Das Tor zur Unterwelt heißt eigentlich offiziell Batagaika-Krater und ist eine Thermokarst-Vertiefung in Russlands nordostsibirischer Taiga. Er entstand ganz plötzlich vor etwa 25 Jahren, nachdem der Wald in der dortigen Tundraregion gerodet wurde und der Permafrostboden im Sommer durch den fehlenden Schatten der Bäume und der fortschreitenden Klimaerwärmung aufzutauen anfing. Diese Auftauprozesse führen seitdem dazu, dass sich der Boden immer weiter absenkt und Sedimente nach oben gedrückt werden. In der Wissenschaft wird dieser Vorgang als »Megaslump« bezeichnet und beschreibt das Absinken der oberen Erdmassen in den von dem Schmelzwasser durchtränkten Schlamm. Mittlerweile hat der Krater eine Länge von über einem Kilometer eine Breite von 800 Metern und eine Tiefe von 120 Metern erreicht.

Einige Experten vermuten, dass es sich bei den Batagaika Megaslumps um Anomalien handelt und deuten sie als scheinbar unumkehrbares Zeichen dafür, dass unserem Planeten in naher Zukunft noch wesentlich Schlimmeres widerfahren wird. Entsprechend erklärte Geologie-Professor Dr. Julian Murton von der University of Sussex bereits im März dieses Jahres: „Ich gehe davon aus, dass der Batagaika Megaslump noch solange weiter wachsen wird, bis das gesamte Eis geschmolzen ist oder er von dem eingesacktem Bodensatz begraben wird. Es ist zudem sehr wahrscheinlich, dass noch weitere Megaslumps entstehen werden, wenn das Klima immer wärmer wird."

Diese Absenkung hat aber auch eine positive Seite, denn sie hat eine Tür in die Vergangenheit geöffnet. So wurden nicht nur uralte Bodenschichten mit verrotteten Wäldern und Pollenproben freigelegt, die 200.000 Jahre alt sind und Wissenschaftlern wichtige Klimadaten und Einblicke in den Klimawandel liefern könnten, sondern auch die mumifizierten Überreste von Urzeit-Pferden, Bisons, Mammuts, Höhlenlöwen und anderen Tieren aus der Eiszeit.

Der Batagaika-Krater ist aber nicht der einzige Krater, der die Wissenschaftler Sorgen macht. Im Jahre 2013 wurde auf der Taymyr-Halbinsel in der Region Krasnojarsk der riesige Krater mit dem Namen »Ende der Welt« entdeckt, der damals einen Durchmesser um die vier Meter und rund 100 Meter tiefe aufwies. Inzwischen ist er ebenfalls größer geworden und um über das Fünfzehnfache angewachsen (wir berichteten).




© Fernando Calvo, Foto: Rex

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