2025-05-13

Klaus Praschak: Wer glaubt er könne Gott ohne Anstrengung erreichen, ist lediglich ein Reisender auf der Straße der Absicht.


Der Pfad der Gnade oder auch Körper – Seele – Gnade – Einheit ist keine Lehre, sondern vielmehr ein Erlebnispfad, der uns tief in die menschliche Wirklichkeit hineinführt. Viele Menschen glauben, dass die Lebendigkeit ihres Körpers vom Körper selbst herrührt, dabei ist es die Seele , die den Körper wirklich lebendig macht. Die Seele ist die Quelle unseres physischen Seins, jedoch wird die menschliche Seele erst durch Gott lebendig und dieses Lebendigkeit heißt „Gnade“. Erst jene Seele, die sich ihrer Gottgegenwart bewusst ist und liebend nachvollzieht, lebt wirklich und kann das Leben zum Körper hinübertragen. Ein von Gott begnadeter Mensch stellt eine besondere Einheit dar, denn er wird in allen Strukturen seines Wesens zur Offenbarung Gottes, zum Zeugen des Unsichtbaren. Dieses Lebensganze existiert heute leider nicht mehr. Denn der lebensspendende Strom der Gnade wurde unterbrochen und die Seele büßte die Fähigkeit ein, den Körper vollends zu beherrschen, sich in ihm ganz auszudrücken, in ihm restlose Selbstverwirklichung zu finden. Der Drang des Menschen nach Gott wurde vom Ich – Bewusstsein unterbrochen und es wurde im kosmischen Strom ein Damm errichtet, so dass sich die kosmische Entwicklungsenergie im menschlichen Sein aufstaut und zur zerstörenden Macht wird. Diese Stauungen der Energie erzeugten im Menschen einen Wirbel aus Spannungen, Wallungen und Brandungen, die sich in unserem Bewusstsein als Rastlosigkeit, Unruhe, Grausamkeit, Gewalt und in der menschlichen Geschichte als Kampf, Krieg, Zerstörung und Hass auswirkten.

Es ist schon ein gewaltiger Unterschied zwischen dem, was im allgemeinen als Erwachenszustand beschrieben wird und die Auferstehung des Christus in uns, denn durch das Christus – Bewusstsein öffnet sich der Menschen wieder zu Gott hin, das heißt, er fängt an , als eigentlicher Mensch, als Einheit von Körper, Seele und Gnade zu leben. Er öffnet den Staudamm für kosmische Energien und der Körper wird wieder lebendig, die Freude deutlich spürbar. Das Eigentliche des menschlichen Körpers wird erst im auferstehen des Christus sicht – und spürbar.

Unsere irdische Zerrissenheit, die Trennung und das sich Fremdfühlen von einander gründet auf der Kraftlosigkeit unserer Seelen, die ihre Lebendigkeit von der Gnade her verloren hat und deshalb unfähig ist den Körper vollends zu beherrschen.

Die eigentliche Heimat, der in die Raumbegrenzung hineingezwungene Geistseele ist das Universum mit all seinen Dimensionen, doch durch die Unfähigkeit des Geistes den Körper unter seine Herrschaft zu bekommen, erfahren wir eine Zeitbegrenzung unserer Person. Wenn der Geist tief in die Materie hinabsteigt, lebt er materiell und erfährt Leben als eine Aufeinanderfolge von Zeitmomenten. Leben wird gleichsam in unzählige Daseinsblitze gespalten. So „ist“ der Mensch im eigentlichen Sinne des Wortes noch nicht, sondern stets im Werden. In jenen Augenblick, in dem der Geist ganzheitlich zu Gott zurückgefunden hat, zu Gott, der sein Leben von Ewigkeit zu Ewigkeit in einer einzigen Gegenwart lebt, kann sich für ihn eine neue Dimension auf Dauer öffnen, in der der Mensch nicht mehr zeitlich zerstückelt lebt. Erst dann fängt für uns ein menschenwürdiges Leben an, ein Leben, dass aus einer ständigen, unaufhörlichen Gegenwart besteht.

Christus hat in seiner Auferstehung all diese Begrenzungen des menschlich – irdischen Daseins überwunden und uns aufgezeigt, was wir in unserer Eigentlichkeit sind und in ihm werden wir erkennen, in welcher Daseinsweise sich die Weltwirklichkeit vollendet.

Wichtig ist, dass wir bei unseren Meditationen unbeirrbar eines vor Augen halten: Nach der Auferstehung Christi ist das Schicksal der Welt bereits entschieden; wir gehen dem Himmel entgegen; in allen Vorläufigkeiten unserer Welt ist schon das Endgültige am Werk; kein Suchen stößt in die Leere; nichts kann uns trennen von der Liebe Christi. In der neuen Welt, wird Gott alles in allem sein und es wird kein Grund für Kleinmut oder Verzweiflung geben, denn Gott will uns als freudige, erneuerte, frische und sorglose Seelen in einer scheinbar leidvollen und freudlosen Welt sehen. Wir alle tragen den mächtigen Evolutionsdrang in unserem Innern. Das Universum entfaltet sich auf das Leben hin und das Leben evolviert in Richtung Bewusstsein.

Wenn ich jedoch als leidender Mensch nicht verstehe warum ich leide, dann bin ich ein betäubter Mensch. Bei der Hinnahme meiner leidenden Existenz, mein eigenes Leben zu einfach akzeptiere, wenn ich bei dem Gedanken, dass meine eigene Sinnlosigkeit eine Gnade Gottes sein soll, nicht die Auflehnung aus dem innersten meines Wesens emporsteigen fühle, dann habe ich die Unfaßlichkeit Gottes nie erfahren und stehe im Grunde vor gar keinem Gott.

Klaus Praschak
Bild: printerest.de danke

Quelle: Klaus Praschak

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