2015-10-02

Astrobiologe Professor Milton Wainwright im Interview über die Entdeckung „außerirdischer Mikroben in der Stratosphäre“

Diese amorphen Strukturen aus der irdischen Stratosphäre halten Astrobiologen der University of Buckingham für „lebende außerirdische Mikroben“ Copyright: BCAB/University of Buckingham
Seit spätestens zwei Jahren sorgt der britische Astrobiologe Professor Milton Wainwright vom Centre for Astrobiology an der University of Buckingham immer wieder für Kontroversen innerhalb der Wissenschaftsgemeinde, weil er in Proben aus der irdischen Stratosphäre Strukturen entdeckt haben will, die er für außerirdische Mikroorganismen hält. Im exklusiven Interview mit „Grenzwissenschaft-Aktuell.de“ (GreWi) erläutert der Wissenschaftler seine Arbeit und Interpretation der Ergebnisse, sowie auch kritische Fragen zum Umgang mit diesen Information sowohl durch ihn und sein Team selbst aber auch durch seine Kritiker.

GreWi: Sehr geehrter Herr Professor Wainwright, seit 2013 berichtetet GreWi über ihre Arbeit und die Untersuchungen ihrer Beprobung der Stratosphäre mit Höhensonden. Seither haben Sie und Ihr Team mehrere Mikroskopaufnahmen veröffentlicht, von denen Sie behaupten, dass sie Organismen zeigen, die außerirdischer Herkunft sind. Könnten Sie uns zunächst etwas mehr zu diesen Probenentnahmen erläutern?

Professor Milton Wainwright: Mein Interesse and der Mikrobiologie der Stratosphäre mit Bezug zur Panspermie-Theorie (Anm.GreWi: wonach die außerirdische „Saat des Lebens“ einst u.a. von außerhalb der Erde auf unseren Planeten gelangte) wurde 2002 geweckt, als ich von Professor Chandra Wickramasignhe angefragt wurde, ob ich mich einem Team aus indischen und britischen Wissenschaftlern (der Universität Cardiff) anschließen wolle, die 30-Meter-Helium-Ballons in die Stratosphäre schicken wollten. An Bord dieser Höhensonden befanden sich sehr kostenintensive Probenentnahme-Instrumente, sogenannte ‚Cryosampler‘. Vor diesen Experimenten gab es zwar schon Elektronenmikroskopaufnahmen von bakterienartigen Klumpen, doch bislang konnten darin keine Organismen isoliert werden. Ich wurde aufgrund meiner 40 Jahre langen Erfahrung in der Isolierung von Mikroben zur Teilnahme an den Experimente angefragt.

Tatsächlich gelang es mir schon recht schnell, zwei Bakterien und einen Pilz aus den Proben aus 41 Kilometern Höhe zu isolieren. Ich schlussfolgerte, dass diese Organismen – weil sie weniger als 5 Mikrometer groß waren – von der Erde stammen. Zugleich fanden sich aber auch bakterienartige Organismen. Da diese, mit einer Größe von 10 Mikrometer, die 5-Mikrometer-Obergrenze überstiegen, unterhalb derer es nach bisherigem Wissensstand noch zu einem Austausch von Partikel von der Erdoberfläche auf diese Höhen kommen kann, schlussfolgerte ich, dass diese Partikel/Organismen eben nicht von der Erde, sondern aus der entgegengesetzten Richtung und damit aus dem All stammten und auf die Erde kamen.

Diese ersten Ergebnisse wurden, ganz den Standards folgend, in expertenbegutachteten Fachjournalen (peer review) veröffentlicht.

Unserer Arbeit und dem Artikel wurde gleich mit Hohn und den üblichen Vorwürfen von Kontamination begegnet. Aber trotzdem: Der Umstand, dass in einer Höhe von 41 Kilometern in der Stratosphäre Mikroben gefunden werden können, wurden sowohl von der NASA als auch von japanischen und indischen Forschern bestätigt und gilt heutzutage nicht mehr als umstritten.

Archiv: Start einer Ballon-Höhensonde von der National Balloon Facility in Hyderabad, Indien
Copyright: isro.org
Da wir damals keine weiteren Fördergelder mehr zur Verfügung hatten, konnte die indische Gruppe keine weiteren Stratosphärenbeprobungen durchführen und unsere Arbeit mit dieser Gruppe und den Cryosamplern geriet in Vergessenheit.

Dann hörte ich davon, dass zwei postgraduierte Ingenieurstudenten (Chris Rose und Alex Baker) an der Sheffield University mit Wetterballons arbeiteten und diese in die Stratosphäre steigen lassen. Wir konzipierten gemeinsam eine sehr einfache Probeentnahmevorrichtung, die auf einem CD-Spieler beruhte, dessen Trägerlade auf unterschiedlichen Höhen geöffnet und geschlossen werden konnte. In dieser Lade befanden sich Elektronenmikroskopträger auf die – in der Stratosphäre angelangt – Partikel fallen und später unter dem Elektronenmikroskop (SEM) untersucht werden konnten.

Natürlich haben wir alle Maßnahmen getroffen, um eine Kontamination dieses Instruments und der Proben mit irdischem Material zu verhindern.

Zu meiner eigenen Verwunderung, fanden wir schon nach unserer ersten Reise in die Stratosphäre, kosmische Staubpartikel auf den Probenträgern, von denen einige regelrechte Miniatur-Einschlagskrater in das Instrument geschlagen hatten. Darüber hinaus fanden wir in den Proben  ungewöhnliche, komplexe Lebensformen. Wir haben dann eine ganze Reihe weiterer Proben in der Stratosphäre entnommen, uns sind immer noch dabei, aus diesen Proben heraus ungewöhnliche biologische Einheiten zu isolieren.

GreWi: Wenn Sie mir erlauben, Ihre bisher veröffentlichten Ergebnisse zusammenzufassen, so sagen Sie, dass es sich bei den von ihnen gefundenen Strukturen entweder um die Überbleibsel einst lebender Mikroben oder sogar (wie aktuell) um lebende Mikroorganismen handelt – und, dass diese nur außerirdischer Herkunft sein können.

Könnten Sie erklären, warum und wie Sie eine irdische Herkunft dieser Strukturen und Organismen ausschließen?

Wainwright: Wir gehen aus folgenden Gründen zunächst einmal davon aus, dass es sich bei diesen biologisch erscheinenden Partikeln, die wir aus den Proben isolieren konnten, tatsächlich um Organismen handelt:

Sie weisen eine komplexe, geordnete, biologie-artige Morphologie auf, wie sie sich sehr klar von jenem anorganischem, kosmischen Staub unterscheidet, den wir ebenfalls in den Proben isolieren konnten. Diese Partikel haben Strukturen, die eindeutige Bezüge zu biologischen Strukturen aufweisen und sie besitzen eine bilaterale Symmetrie, wie sie ebenfalls nicht bei kosmischem Staub zu finden ist.

Bei der Untersuchung mittels der Röntgenanalyse (EDX) zeigte sich, dass diese Partikel aus Kohlenstoff und Sauerstoff bestehen, hier und da mit Spuren von Phosphor und Stickstoff. Wir finden in diesen Strukturen kein Silizium, Kalzium usw. wie sie typisch für anorganische und nicht-biologische Partikel sind.

Darüber hinaus gehen wir aus folgenden Gründen davon aus, dass diese biologischen Einheiten aus dem All auf die Erde gelangten – und nicht von der Erdoberfläche in besagte Höhen getragen wurden:

Bisherige Studien haben gezeigt, dass Teilchen, die größer sind als 5 Mikrometer, im Normalfall die sogenannte Tropopause der Erde nicht bis hinein in die Stratosphäre durchdringen könnten. Einzige Ausnahme machen wirklich schwere Vulkanausbrüche. Unsere erste Probeentnahme wurde aber mindestens zwei Jahre nach der letzten schweren Eruption durchgeführt – genügend Zeit also, dass von Vulkanen in diese Höhe getragene irdische biologische Einheiten wieder in Richtung Erde zurückgefallen wären und somit hier (in der Stratosphäre) eigentlich nicht mehr vorhanden sein sollten. Darüber hinaus haben wir in unseren Proben aber auch nie vulkanischen Staub gefunden. Zudem sind vulkanische Eruptionen derart heiß, dass es wirklich unwahrscheinlich ist, dass sie intaktes biologisches Material bis in die Stratosphäre befördern können.

Beispiele der von Wainwright und Kollegen in der Stratosphäre gefundene Partikel, die die Wissenschaft für außerirdische Lebensformen halten. Copyright: Wainwright, Wickramasinghe et al. / Journal of Cosmology


Der ausschlaggebende Punkt unserer Entdeckungen ist aber der, dass wir in unseren Proben keinerlei Pollen, Graspartikel oder Pilzsporen finden können, obwohl diese etwa die Größe vieler unserer biologischen Einheiten haben. Sollten diese biologischen Einheiten also von der Erde in die Stratosphäre transportiert worden sein, warum gibt es dann keinerlei anderes, bekanntes von der Erdoberfläche stammendes Material in unseren Instrumenten? Ganz sicher gibt es in der Stratosphäre keinen Filter für Pollen, Gras oder Sporen, die von der Erde empor getragen werden, während unsere ungewöhnlichen biologischen Einheiten Höhen von mehr als 25 Kilometern erreichen.
Während unserer zweiten Beprobung haben wir kosmischen Staub, ganz ohne biologische Einheiten gefunden. Zuerst war dies eine Enttäuschung. Dann aber wurde uns klar, dass genau eine solche Situation zu erwarten wäre, wenn immer nur kleine Mengen biologischer Einheiten aus dem All zur Erde gelangen. Wenn diese biologischen Einheiten von der Erde stammen sollten, so müssten wir vor dem obig beschriebenen Szenario derartige Partikel ständig in den Proben finden, gemeinsam mit denen von Gras und Pollen usw. Das ist aber nicht der Fall.

Einige der biologischen Einheiten erzeugten in unseren Probetellern kleine Einschlagskrater. Das stimmt mit der Vorstellung überein, dass sie mit großer Geschwindigkeit aus dem All in die Stratosphäre treffen – und eben nicht ‚gegen‘ die Anziehungskraft der Erde reisend hierher gelangt sind.

Wir vermuten, dass die biologischen Einheiten eingeschlossen in kleinen Eispartikeln in die Stratosphäre gelangen und wir deshalb die kleinen Einschlagskrater finden. Wenn das Eis dann schmilzt, bleiben in den Kratern nur die biologischen Einheiten zurück.

Elektronenmikroskopaufnahme einer in der Stratopshäre beprobten Titanium-Spherule mit einer pilzartig bedeckten Hülle. Als die Kugel bewegt wurde, zeigte sich ein Ausfluss biologischen Materials und ein kleiner aber vergleichsweise tiefer Einschlagskrater in der Trägerplatte (r.). Copyright/Quelle: Wainwright, Wickramasinghe et al. /University of Buckingham / Journal of Cosmology
GreWi: Wenn diese Partikel aber so groß bzw. schwer sind, dann müsste man doch auch erwarten, dass sie sich auch noch weiter nach unten bewegen und dann müsste man diese Partikel bzw. Organismen schlussendlich auch auf der Erde selbst finden können?

Wainwright: Natürlich. Alles Material, das wir in der Stratosphäre vorgefunden haben wird aufgrund der Gravitation auch absinken. Wir haben lediglich den Sturz dieser Partikel durch unsere Beprobung sozusagen unterbrochen. Hätten wir das nicht getan, so wären auch diese Partikel – wie alle anderen stratosphärischen Partikel auch – irgendwann einmal auf der Erdoberfläche gelandet.

Kosmischer Staub (l.) im Vergleich zu Partikeln, die die Forscher für ein außerirdisches Bakterium halten (r.u.u.). Copyright/Quelle: Wainwright, Wickramasinghe et al. / Journal of Cosmology
GreWi: In den Meldungen zu ihrer Arbeit und Publikationen hat GreWi immer auch von den – ihre Theorie von der außerirdischen Herkunft meist ablehnend bis spöttischen begegnenden – Reaktionen darauf durch den wissenschaftlichen Mainstreams berichtet. Ein darin wiederkehrendes Argument gegen Sie und hauptsächlich gegen Ihren Kollegen Dr. Chandra Wickramasinghe ist vor allem die Art und Weise Ihrer Publikationen, entweder im vom Mainstream umstrittenen „Journal of Cosmology“ (dem Kritiker vorwerfen, dass es sich um kaum mehr, als um eine Selbstpublikation von Wickramasinghe und Kollegen handelt), oder über Artikel in Zeitungen die dem „Daily Express“, (die nicht gerade einen seriösen Ruf hat).

Wainwright: Aha, die heikle Frage nach der Publikation. Obwohl das Peer-Review-Verfahren meist als der Goldstandard für Wissenschaftlichkeit gelobt wird, liegt darin auch eine wichtige Schwachstelle. So verhindert bzw. verlangsamt es bestenfalls Paradigmenwechsel, da viele der Begutachter (Reviewer) unwillens sind, neue Ideen zu akzeptieren, ganz gleich, wie sauber diese diskutiert und belegt werden, wenn diese ihren eigenen Erfahrungen und Vorstellungen widersprechen.

Vor unseren Beprobungen der Stratosphäre habe ich selbst die Erfahrung mit den Herausgebern und Begutachter solcher Journale gemacht, die verhindert haben, dass meine eigene historische Arbeit – die zeigt, dass weder Darwin noch Wallace die Quelle der Idee von der natürlichen Auslese waren – veröffentlicht wurde. Meine Artikel wurden von den Journalen einfach abgelehnt und das in einigen Fällen sogar noch bevor es zu einem Peer-Review-Prozess kam. Einfach nur, weil die Herausgeber sich dem Kulturschock nicht stellen wollten, der von der Erkenntnis ausgelöst worden wäre, dass Darwin gar nicht das Genie war, als das er immer dargestellt wird. (Mehr zu dieser Arbeit finden Sie auf meiner Webseite: www.miltonwainwright.com)

Mir war also klar, dass auch die Arbeit und Schlussfolgerungen zu unseren Beprobungen der Stratosphäre auf Widerstand stoßen wird. Ich will hier kein Plädoyer führen, aber dennoch den Umstand hervorheben, dass wenn jemand meint, es wäre einfach, ein bisheriges Paradigma mittels einer normalen Peer-Review-Publikation verändern zu können, er das ruhig einmal versuchen soll!

Unsere ersten Arbeiten haben wir deshalb im „Journal of Cosmology“ veröffentlicht, das zur damaligen Zeit nur leicht peer-reviewt wurde. Hierzu ist aber auch wichtig zu wissen, dass viele Astronomen ihre Entdeckungen in gänzlich unbegutachteten Vorabartikeln erstveröffentlichen – ohne, dass ihnen hierfür die fehlende Expertenbegutachtung oder mangelnde Wissenschaftlichkeit vorgeworfen wird. Selbst die NASA und Harvard-Astronomen sind oft mit der Veröffentlichung ihrer Entdeckungen noch vor der Peer-Review einverstanden.

Das „Journal of Cosmology“ hat danach den vollständigen Peer-Review-Prozess eingeführt und einen unserer Artikel (DOI: 10.5334/jc.sr) unter diesem System veröffentlicht.

Hier ist der Kommentar eines Peer-Reviewers zu diesem Paper: „Dieser Artikel wurde umsichtig geschrieben und berichtet über eine faszinierende Beobachtung, die unbedingt veröffentlicht und der wissenschaftlichen Gemeinschaft mitgeteilt werden sollte. Er stellt eine wichtige und herausfordernde Entdeckung dar, die Material betrifft, das sorgfältig in der Stratosphäre beprobt (22-27 Km Höhe) und mit einigen innovativen und nützlichen Ideen über die mögliche Herkunft dieses Materials verbunden wurde.“

Wir waren natürlich glücklich darüber, dass unsere Arbeit veröffentlicht wurde. Da aber das „Journal of Cosmology“ zusehends kritisiert und angegriffen wurde, haben wir unsere Arbeit auch dann im „Journal of Astrobiology and Outreach“ veröffentlicht.

Nun handelt es sich auch dabei auch nicht um „Nature“ oder „Science“. Aber jeder, der versucht ein Paradigma zu ändern, kommt sehr schnell in eine Zwickmühle: Die großen Journale werden solche Arbeiten weder begutachten noch publizieren – man muss also woanders veröffentlichen. Dann aber läuft die Arbeit Gefahr, als Unsinn abgetan zu werden, weil sie nur in sogenannt untergeordneten Journalen veröffentlicht wurde. Erst kürzlich wurde ein peer-reviewtes Paper über unsere Arbeit aber auch vom Journal „Astronomical Reviews“ angenommen und soll schon bald erscheinen.

Im Gegensatz also zu den Lügen von sog. Trollen, haben wir unsere Arbeit durchaus in ordentlichen wissenschaftlichen Fachjournalen veröffentlicht. Ich würde natürlich gerne unsere Entdeckung auch „Nature“ und „Science“ anbieten, wenn deren Herausgeber dafür offen wären. Mein Ansatz für Veröffentlichungen ist einfach: Ich werde dort veröffentlichen, wo dies möglich ist und lasse dann die Geschichte entscheiden, ob wir Recht hatten oder nicht.

Was die Presseresonanz anbetrifft, so bin ich mir darüber bewusst, dass es in unserem Medienzeitalter wichtig ist, dass neue Entdeckungen möglichst weit gestreut werden. Ich selbst habe keine Kontrolle darüber, welche Medien was über unsere Arbeit berichten. Meist konzentrieren sich diese Berichte und gerade die Schlagzeilen dann auf den ‚Alien-Aspekt‘. Einige Berichte wurden allerdings auch gut geschrieben und stellen nützliche Informationen über unsere Arbeit zur Verfügung. Für gewöhnlich lese ich die Presseberichte nicht und noch weniger die Kommentare der unzähligen Schreibtisch-Einsteins. Meiner Meinung ist aber jeder vernünftige Nachrichtenkommentar über unsere Arbeit willkommen, da es unsere Arbeit ins Interesse der Öffentlichkeit bringt.

GreWi: Unabhängig von berechtigter oder unberechtigter Kritik, sollte man doch eigentlich annehmen, dass sich auch andere Wissenschaftler für Ihre Arbeit interessieren. Gibt es denn auch positive Reaktionen und Interesse an Ihrer Arbeit durch unabhängige Kollegen? Angesichts Ihrer Ergebnisse und Interpretationen sollten doch zumindest ehrliche Fachdiskussionen mit konstruktiven Ergebnissen erwarten?

Wainwright: Ich habe Vorträge über unsere Arbeit hier an der Universität von Sheffield, an der Akademie der Wissenschaften im Mazedonien, auf dem UN-Space Meeting in Österreich und auf dem Astrobiology Meeting in Sri Lanka gehalten. Bis heute hat noch niemand eine wasserdichte Kritik an unserer Arbeit vorgelegt. Die großen wissenschaftlichen Medienoutlets, wie etwa der „New Scientist“ und andere große Magazine haben unsere Arbeit aber größtenteils ignoriert. Grundsätzlich interagiert auch die sonstige wissenschaftliche Gemeinschaft kaum mit unseren Entdeckungen. Das könnte sich natürlich ändern, sobald etwa die NASA oder andere Wissenschaftler einfach nur einmal entsprechende Höhensonden mit Probenentnahmeinstrumenten in die Stratosphäre senden und unsere Ergebnisse überprüfen würden.

GreWi: Was können Sie uns über Ihre Zukunftspläne bezüglich ihrer Stratosphärenforschung berichten?

Wainwright: Wir haben unsere Ergebnisse bereits in Fachjournalen veröffentlicht und konnten in den biologischen Einheiten in 41 Kilometern Höhe auch DNA-Stränge finden. Jetzt suchen wir nach weiteren Hinweisen auf DNA in unseren jüngsten Entdeckungen. Natürlich wollen wir auch weiterhin Ballonsonden in die Stratosphäre schicken. Derzeit arbeiten wir an der Entwicklung einer Beprobungseinheit, die während eines einziges Fluges in unterschiedlichen Höhen Proben entnehmen kann.

GreWi: Wurde die gefundene DNA auch sequenziert?

Wainwright: Die DNA fanden wir 2002. Damals war die Sequenzierung noch nicht so fortgeschritten wir heute. Derzeit wenden wir aber die neuste Sequenzierungstechnologie (next generation sequencing) auf unsere jüngsten Proben an und hoffen hierzu schon in wenigen Wochen Ergebnisse vorliegen zu haben. Aber auch diese Arbeit ist sehr aufwendig und kompliziert.

GreWi: Was können Sie abschließend zu Status quo ihrer Arbeit im Kontext zur Wissenschaftsgemeinde sagen?

Wainwright:  Ich möchte nochmals betonen, dass wir alle anderen Wissenschaftler oder wissenschaftliche Organisation dazu einladen, unsere Arbeit kritisch zu überprüfen, eigene einfache Höhensonden in die Stratosphäre zu schicken und mittels EDX zu untersuchen. Diese sind schon für wenige tausend Dollar zu haben.

Anm. GreWi: 2010 versuchten britische Studenten und Wissenschaftler mit Unterstützung der europäischen Raumfahrtagentur ESA ebenfalls mittels einer Straosphären-Ballonsonde in der Stratosphäre nach dortigen Mikroben zu suchen. Zwar fanden die Forscher auch in ihren Proben tatsächlich Mikroorganismen, doch stellte sich schnell heraus, dass offenbar ein Kontaminatonsleck aufgetreten war, weshalb die Organismen nicht mehr eindeutig zugeordnet und irdische Verunreinigungen nicht mehr ausgeschlossen werden konnten.

Es gibt eigentlich keinen Grund für eine langatmige Debatte über unsere Entdeckungen. Einfache eigene Aktivität würde die Frage auf die eine oder andere Art beantworten. Wir brauchen andere Wissenschaftler, die sich unserer Arbeit anschließen. Hierbei handelt es sich nicht um höhere Physik – es ist vergleichsweise günstige Ballon-Wissenschaft.

GreWi: Gibt es noch etwas, was sie unseren Interview noch hinzufügen möchten?

Wainwright: Ich würde abschließend noch gerne etwas zur Kontroverse um Wickramasinghe sagen: Professor Chandra Wickramasinghe und ich sind seit mehr als 13 Jahren Kollegen. Er und Fred Hoyle haben die moderne Theorie der Panspermie begründet.

Chandra ist in den letzten Jahren einer ganzen Menge unangemessener Verunglimpfungen durch andere Wissenschaftler und Trolle gleichermaßen ausgesetzt. Er wurde auch Opfer gehässiger rassistischer Angriffe und in den vergangenen Jahren von (seiner einstigen Heimatuniversität) der University of Cardiff schlecht behandelt.

Meiner Meinung nach gehört Chandra zu den größten Denkern unserer Zeit und es ist eine große Schande, dass beispielsweise die Royal Society seinen Beitrag zur Wissenschaft völlig übersieht. Ich bin mir sicher, dass die Geschichte zeigen wird, dass Chandra geradezu kriminell übersehen und von der aktuellen Generation von Wissenschaftler geschmiert wird. Historiker werden sich sicherlich einmal wundern, warum das so war.

GreWi: Professor Wainwright, ich bedanke mich für das interessante Interview!

Quelle: http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/astrobiologe-wainwright-im-interview20151002/#sthash.mq1LF7IL.dpuf

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