2016-01-21

Geht doch! Da hilft auch Clooney nicht – Hamburg sagt NEIN zu Kaffeekaspeln

Kapseln von Nespresso und Co. gelten als umweltschädlich, weil sie aus Aluminium bestehen. Die Hansestadt Hamburg verbietet es ihren Mitarbeitern auf Staatskosten neben Kaffeemaschinen mit Alukapseln auch künftig Mineralwasser aus Einwegflaschen sowie chlorhaltige Putzmittel zu kaufen. Das geht aus dem neuen 150-seitigen „Leitfaden zur umweltverträglichen Beschaffung“ hervor.



Wir begrüßen diese Entscheidung, allein in Deutschland fallen jährlich rund vier Millionen Kilogramm an Aluminium- und Plastikmüll aus Kaffeekapseln an.

Sowohl aus ökologischen als auch aus finanziellen Aspekten heraus ergibt der Konsum von Kaffee aus Kapseln schlicht und einfach keinen Sinn.

Im Jahr 2014 wurden so viele Kaffeekapseln verkauft, sie könnten den Globus 10,5-mal umrunden und fast alle landen auf Müll-Deponien.

Rechnet man den auf den ersten Blick günstigen Preis von 30 bis 40 Cent pro Kapsel einmal hoch, erhält man einen Kilopreis von bis zu sechzig Euro. Kaum jemand würde wohl solch horrende Summen für ein Kilogramm Kaffeebohnen oder -pulver bezahlen – noch nicht einmal für fair gehandelten, handverlesenen Bio-Kaffee aus den erlesensten Anbaugebieten der Welt.

Filterkaffee wie zu Omas Zeiten erlebt in Deutschlands Küchen ein Comeback. Als Gegenbewegung zu Kaffeekapseln und Vollautomaten hat es der Handaufguss in angesagten Cafés längst wieder auf die Speisekarten geschafft.

„Es gibt da eine Renaissance“, sagt ein Sprecher von Tchibo im November 2015.“Wir gehen davon aus, dass auch im Jahr 2015 Filterkaffee die beliebteste Zubereitungsart sein wird.“ Der Handaufguss gewinne dabei auch in den Haushalten an Bedeutung. Der Kaffeeröster Tchibo verzeichnet eine steigende Nachfrage nach seinem Porzellanfilter.

Die Stadt kauft pro Jahr für rund 250 Millionen Euro Waren, Güter und Leistungen ein. Dies soll künftig noch mehr nach ökologischen Kriterien geschehen.

Die Einkaufsmacht für Umweltfortschritt nutzen

Behörde für Umwelt und Energie

LEITFADEN ZUR UMWELTVERTRÄGLICHEN BESCHAFFUNG MACHT HAMBURG ZUM VORREITER BEIM EINKAUF

19. Januar 2016

Künftig spielen Umweltkriterien bei der Auswahl und Vergabe eine noch wichtigere Rolle. Beispielweise die Lebenszykluskosten, die Reparatur- und Recyclingfähigkeit, die Verpackung, die Klimabelastung und der Ressourcenverbrauch. Diese können nun neben dem Preis verbindlich in der Vergabeentscheidung berücksichtigt werden. Außerdem enthält der neue Umweltleitfaden eine Negativliste mit Produkten, die die Verwaltung künftig nicht mehr kaufen und einsetzen darf.
Dazu gehören beispielsweise: Kaffeemaschinen mit Alukapseln, Mineralwasser in Einwegflaschen, Einweggeschirr oder chlorhaltige Putzmittel.

Umweltsenator Jens Kerstan erklärt dazu: „Hamburgs Verwaltung nimmt bei der Beschaffung und Vergabe künftig eine Vorreiterrolle in Deutschland ein. Verbindliche Umweltkriterien wie Rohstoffverbrauch, Langlebigkeit oder Transportwege spielen bei Kaufentscheidungen ab jetzt eine noch wichtigere Rolle. Das ist ein wichtiges Signal an die Wirtschaft und an Privatleute, künftig ebenfalls noch stärker auf die Folgen einer Kaufentscheidung und auf die Geschichte hinter einem Produkt zu achten. Mit ihrer Einkaufsmacht von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr kann die Stadt mit dafür sorgen, dass umweltschädliche Produkte sich seltener verkaufen und nachhaltige Produkte am Markt noch mehr Akzeptanz bekommen. Unser Ziel ist es, den Anteil umweltfreundlicher Produkte deutlich auszuweiten und so auch zum Klimaschutz beizutragen.“

Beispiel 1: Wandfarben dürfen künftig keine Biozide enthalten und nicht höher als Wassergefährdungsklasse 1 (WGK 1, schwach wassergefährdend) eingestuft sein. Stoffe, die als giftig, krebserregend oder fortpflanzungsgefährdend eingestuft sind, dürfen Wandfarben nicht zugesetzt werden.

Beispiel 2: Es gibt derzeit 315 Mittelklasse-PKW im Fuhrpark der Hamburger Kernverwaltung, davon sind rund 24 Prozent E-Fahrzeuge. Die Beschaffungsleitlinie legt hier strengere Kriterien an. Ziel ist es, bis 2020 einen Anteil von 50 Prozent zu erreichen. Auch bei den öffentlichen Unternehmen soll sich die Zahl der E-Fahrzeuge bis dahin verdoppeln.

Beispiel 3: Künftig wird der Lebenszyklus eines Produkts betrachtet. Für viele Produktgruppen enthält der Leitfaden Kalkulationsblätter zum Durchrechnen einer Lebenszyklusanalyse. Diese zeigt auf, dass durch Langlebigkeit, Austauschbarkeit von Teilen oder geringe Wartungskosten langfristig gespart wird. Dies gilt z. B. durch Energieeinsparung bei Gebäuden, Fahrzeugen, Leuchtmitteln oder Rechenzentren. Hier sind die energiesparenden Varianten langfristig die klügere Kaufentscheidung, auch wenn der Anschaffungspreis zunächst etwas höher ausfällt.

Beispiel 4: 2014 setzte die Verwaltung zu rund 66 Prozent Recyclingpapier mit dem Blauen Engel an Kopierpapier ein. Dies entspricht 136 560 500 Blatt bei einem Gesamtverbrauch von 206 526 000 Blatt. Zukünftig plant die Stadt, den Anteil an Recyclingpapier weiter zu erhöhen. Durch den Einsatz von Recyclingpapier wurden in Hamburg gut 285 Tonnen CO2 vermieden sowie rd. 51,9 Millionen Liter Wasser und rd. 10,65 Millionen kWh Energie im Vergleich zur Verwendung von Frischfaserpapier eingespart. Die eingesparte Menge Wasser deckt den täglichen Trinkwasserbedarf von mehr als 414.800 Einwohnern.

Umweltsenator Kerstan erklärt weiter: „Die umweltfreundliche Beschaffung hilft auch beim Klimaschutz: Sie fördert Energieeinsparung, Energieeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer Energien und leistet so einen Beitrag zur Reduzierung des klimaschädlichen Treibhausgases CO2. Umweltfreundliche Produkte sind meist langlebiger und benötigen häufig weniger Energie bei der Herstellung und Nutzung.“

Hintergrund

In Hamburg ist die umweltverträgliche Beschaffung in § 3 b Hamburgisches Vergabegesetz (HmbVgG) normiert. Eine Konkretisierung und Hilfestellung wird jetzt durch den „Leitfaden für umweltverträgliche Beschaffung der Freien und Hansestadt Hamburg“ (Umweltleitfaden) gegeben. Mit dem heutigen Senatsbeschluss wird der Leitfaden verbindlich. Den öffentlichen Unternehmen wird er für Vergaben empfohlen.

Der Strategische Einkauf für die Stadt Hamburg ist in der Finanzbehörde angesiedelt. Daneben gibt es vier zentrale Vergabestellen. Ein umfassendes Controlling für diesen Bereich ist im Aufbau. Das jährliche Beschaffungsvolumen der Stadt für den Anwendungsbereich des Umweltleitfadens beträgt ca. 250 Millionen Euro. Die Bundesrepublik Deutschland muss bis zum April 2016 neue Vergaberichtlinien der EU zur Stärkung der nachhaltigen Beschaffung in nationales Recht umsetzen. Hamburg setzt mit dem Umweltleitfaden dies für die ökologischen Aspekte bereits jetzt in konkretes Handeln um.

Milliardendeal bei Kapselproduzenten

Neben Nestlé mit seiner weltweit bekannten Marke Nespresso gibt es einen weiteren Giganten die sich mit Kapseln eine „Golde Nase“ verdienen wollen, es ist die deutsche Unternehmerfamilie Reimann. Zu ihrer Holding JAB gehören bereits Kaffee-Marken wie Jacobs, Senseo und Tassimo. Informationen zu der Familie Reiman finden Sie hier: Wie gut ist unser Kaffee?

Für 13,9 Milliarden Dollar (12,8 Milliarden Euro) übernimmt die Unternehmerdynastie zusammen mit anderen Investoren den US-Kaffeekapselkonzern Keurig.

Bereits 2014 hat sich Coca-Cola für 1,25 Milliarden Dollar am umsatzstärksten Kaffeekapsel-Hersteller der USA, Green Mountain Coffee, beteiligt und beide Konzerne gaben darauf bekannt, zusammen das erste Kapsel-System für Kaltgetränke („Keurig Cold“) zu entwickeln,wir berichteten. Alle erhoffen sich durch den Kapselwahnsinn einen Wachstum.

Die Kunden haben das Gefühl: Jede weitere Kapsel kostet ja nur wenig. Das verleitet sie, mehr zu kaufen – doch zieht dieses auch bei Cola-Kapseln? Oder sind die Kapseln bereits ein Flop – bevor es in den Handel kommt?

Allein die Enführungskosten des Gerätes sollen über 100 Mio. $ betragen. Die Finanzwelt schlägt die Hände über den Kopf, denn es scheint, dass es bereits ein Flop ist, bevor es einen Platz in den Regalen erhält.

Green Mountain Coffee (GMCR), gab bekannt, dass es KOLD im Herbst 2015 auf Keurig.com., bei ausgewählten Einzelhändlern und in ausgewählten Städten starten wird. Dazu wurde auch auf AMAZON ein Online-Shop errichtet. Auch die Wal-Mart Stores sollen diese Geräte anbieten. Die Marketingmasche ist gigantisch. Doch nicht immer bedeutet eine teure Marketing-Strategie, dass sie auch gut ist. Denn was nun folgt, damit dürften die riesigen Konzerne wie Coca Cola und Green Mountain Coffee nicht gerechnet haben. Die größten Zeitungen der Wellt geizen nicht mit Kritik an dem Konzept mit dem Kapseln. Reiner Abzocke, titeln die Medien.

Nun hat die deutsche Unternehmerfamililie Reimann den Kapsel-Riesen Keurig übernommen. Und der Hamburger Senat macht Ihnen einen Strich in die Rechnung, denn sicherlich wird dies erst der Anfang sein. 

Mehr Informationen hier: Kapselwahnsinn – Kaffee, Tee, Babymilch, Cola und Suppen – Die große Abzocke durch hohe Folgekosten

Und wie Tchibo, ebenfalls ein Hamburger Konzern, bereits bekannt gab, gibt es eine Renaissance. Der Kaffeeröster Tchibo verzeichnet eine steigende Nachfrage nach seinem Porzellanfilter.

In einer Holding haben Angehörige der Hamburger Milliardärsfamilie Herz ihre Beteiligungen an Tchibo und dem Körperpflegekonzern Beiersdorf gebündelt. Auch Tchibo will was für die Umwelt tun gibt Tragebeutel aus Kunststoff nur noch gegen Gebühr aus.


In Deutschland werden jährlich 3 Milliarden Kaffeekapseln gekauft – sogar Kapselerfinder bereut seine Erfindung!

Seit Jahren wird der Müll der Kapseln angeprangert, zumal diese nicht oft nicht mal recycelt werden. Sogar der Kapsel-Erfinder Unternehmensmitbegründer von Keurig, John Sylvan sorgte mit einem Interview im März dieses Jahres auf .theatlantic.com für Schlagzeilen. Im Mittelpunkt seiner Schmährede standen die vom Konzern Keurig, nach wie vor größter Kapselproduzent in den USA, verursachten persistenten organischen Schadstoffe (POPs).

Giftigkeit für Mensch und Tier

In John Sylvans Beschwerde ging es um Mikroplastik, ein Nebenprodukt der Zersetzung der Kunststoffverpackungen seiner Kaffeekapseln. Während die Auswirkungen noch unklar sind, glauben Forscher, diese Kunststoffverschmutzung könnten die Krebsraten erhöhen und auch eine erhöhte Sterblichkeit verschiedener Tierarten zu Folge haben.

Kill the K-Cup – Das Video wurde auf Hollywood-Niveau produziert: K-Cups zerstören den Planeten, so die Botschaft. Das implizite Ausmaß der Tragödie ist enorm, denn auch wenn Konzerne immer wieder behaupten, dass die Kapseln recycelt werden, zeigt der Beitrag, dass es nicht so ist. Auch nicht jede zweite Kapsel wird recycelt, wie die Konzerne uns gern weismachen wollen, dies bestätigte ebenfalls Sylvan.

Das ganze Interview finden Sie in unserem Beitrag: Kapselwahnsinn – Kaffee, Tee, Babymilch, Cola und Suppen – Die große Abzocke durch hohe Folgekosten

Aluminium ist ebenso gesundheitsschädlich wie Blei oder Asbest

Aluminium ist wie Kunststoff der Alleskönner in unserem Alltag – ob als rostfreies Baumaterial, als Leichtmetall im Autobau oder als geschmacksneutrale Verpackung. Weniger bekannt ist allerdings: Aluminium steckt auch im Trinkwasser, in Medikamenten, wie Impfstoffen und Kosmetikartikeln wie Deos.

Die Hersteller behaupten auch hier, dass es harmlos ist, aber Forscher haben bereits das Gegenteil bewiesen. Und wie bei Plastik gibt es Grenzwerte seitens der EFSA – doch in wieweit die in Ordnung sind, ist fraglich, da ja nachweislich die EFSA im Interesse der Industrie arbeitet. Auch wenn es immer wieder heißt „Auf die Dosis kommt es an“, sei gesagt: Wer bestimmt die Dosis, die nicht gesundheitsschädlich ist? Genau, die Lobby! Dazu auch Krank durch Chemikalien

Die Herstellung von Aluminium ist alles andere als umweltfreundlich

Die Essener Alu-Hütte der Firma Trimet zum Beispiel verbraucht so viel Strom wie die gesamte Stadt Essen – einschließlich aller anderen Industrie- und Gewerbebetriebe. Für die Herstellung von einer Tonne Primäraluminium werden im Schnitt rund 15 Megawatt-Stunden Strom benötigt – so viel, wie ein Zwei-Personen-Haushalt in fünf Jahren verbraucht.

Sie verlangt nicht nur ein enormes Maß an Energie, sondern zerstört in hohem Maße die Umwelt. Will man aus dem Ausgangsstoff Bauxit 1 Kilogramm Aluminium gewinnen, liegt der dafür nötige Stromverbrauch bei gut 14 Kilowattstunden. Der Strom muss erzeugt werden, dabei wird Kohlendioxid frei.

2010 geschah die schwerste Umweltkatastrophe, die es jemals in Ungarn gegeben hatte, nachdem der Damm eines sogenannten Rotschlammbeckens brach, in dem Rückstände aus der Aluminiumproduktion gelagert wurden. Ohne jede Vorwarnung ergoßen sich rund eine Million Kubikmeter stinkender, ätzender Brühe in ein Tal. Zehn Menschen ertranken in der bis zu zwei Meter hohen Flut, hundertfünfzig erlitten teils schwere Verletzungen. Über 300 Häuser mussten nach dem Desaster abgerissen werden.

Rotschlamm fällt bei der Aluminiumgewinnung in großen Mengen an, wenn das Aluminium vom restlichen Erz getrennt wird. Der Hauptbestandteil Eisenoxid, das dem Gemisch seine rote Färbung verleiht, ist ungefährlich. Weitaus problematischer sind die hohen Anteile an Schwermetallen wie Quecksilber, Blei und Cadmium, vor allem aber auch Arsen.

Noch immer gibt es in Ungarn Rotschlammbecken, von denen eine erhebliche Bedrohung ausgeht. Die gefährlichste Anlage ist die alte Deponie eines stillgelegten Aluminiumwerkes in der kleinen Ortschaft Almásfüzitő nahe der Grenze zur Slowakei, direkt an der Donau. Rund 10 Millionen Tonnen Rotschlamm lagern hier in den Becken, aus denen bereits jetzt schon giftige Stoffe austreten und ins Grundwasser gelangen. Sollte der Damm brechen, droht Ungarn, aber auch anderen Donau-Anrainerstaaten, eine Umweltkatastrophe ungeahnten Ausmaßes. So könnte beispielweise die gesamte Trinkwasserversorgung von Budapest im Falle einer Verseuchung der Donau zusammenbrechen. 

Dazu ein Video: Aluminium und Umweltbelastung

Auch die Länder Indien, China, Kanada und Brasilien waren schon von Rotschlamm-Unfällen betroffen. Mittlerweile sind die Umwelt- und Sozialkosten im Zusammenhang mit der globalen Aluminiumproduktion nach dem Bayer-Verfahren so stark gestiegen, dass sich mehrere Länder gegen die Entwicklung neuer Bergbau- und Produktionsstätten ausgesprochen haben. Mehr Informationen hier.
Die Einkaufsmacht für Umweltfortschritt nutzen – die Hansestadt Hamburg setzt ein Zeichen und möchte Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit sein und viele sollten folgen. Immerhin gibt die Stadt Hamburg für die unterschiedlichsten Beschaffungen jährlich rund 250 Millionen Euro aus.

(Der Beitrag ist noch nicht lektoriert – es können durchaus Rechtschreibfehler Ihnen über den Weg laufen)

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