Im Deutschlandfunk – selbst Teil der mit Zwangsgebühren finanzierten Öffentlich-Rechtlichen – diskutierten gestern vier Hauptstadtjournalisten im Medienquartett über ihr Selbstverständnis. Von der Redaktion geplant als Selbstbeweihräucherung einer ach so unabhängigen Presse – die Ankündigung der Webseitelässt an dieser Intention keinen Zweifel – kamen schnell selbstkritische Töne auf.
By Lesekreis (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons |
Im Verlauf des Gesprächs bestätigte dann Wolfgang Herles einmal mehr, dass es Anweisungen von oben gibt.
Wolfgang Herles, jahrelang nicht nur vor der Kamera präsent, sondern auch in leitender Funktion beim ZDF, hat schon in seinem Buch “Die Gefallsüchtigen”kein Blatt vor den Mund genommen:
Wolfgang Herles (ab 27:43): “Wir haben ja das Problem, dass – jetzt spreche ich wieder überwiegend vom Öffentlich-Rechtlichen – dass wir eine Regierungsnähe haben. Nicht nur dadurch, dass überwiegend so kommentiert wird, wie es der Großen Koalition entspricht, dem Meinungsspektrum, sondern auch dadurch, dass wir vollkommen der Agenda auf den Leim gehen, die die Politik vorgibt. Das heißt, die Themen, über die berichtet wird, werden von der Regierung vorgegeben. Es gibt aber viele Themen, die wären wichtiger, als das, was die Regierung – die natürlich auch ablenken will von dem was nicht passiert, aber das, was nicht passiert, ist oft wichtiger als das, was passiert – wichtiger als die Symbolpolitik, die betrieben wird…”
Wolfgang Herles, jahrelang nicht nur vor der Kamera präsent, sondern auch in leitender Funktion beim ZDF, hat schon in seinem Buch “Die Gefallsüchtigen”kein Blatt vor den Mund genommen:
Populistische Politiker, die ihr Fähnchen nur noch in den Wind hängen. Und Medien, die mitspielen. Vor allem ein immer seichteres öffentlich-rechtliches Fernsehen, das sich ohne Not unter das Diktat der Quote gestellt hat. Das Ergebnis: Moralismus und Alarmismus statt kritischem Qualitätsjournalismus, statt Aufklärung und Bildung nur Fußball und Krimis. Ihre Aufgabe, ‘vierte Gewalt’ in unserem demokratischen Gemeinwesen zu sein, verfehlen die Gebührensender dramatisch. Und das am Beginn des digitalen Zeitalters, wo sie so wertvoll sein könnten wie nie. Wolfgang Herles beschreibt diesen besorgniserregenden Zustand und fordert: Reformiert ARD und ZDF grundlegend oder schafft sie ab.
Im Medienquartett des DLF bestätigte Herles nun erneut, was gerade erst eine freie Mitarbeiterin des WDR ausgeplappert hatte und was man als Konsument von ARD, ZDF und DLF in nahezu jedem Beitrag erkennen kann: Es gibt neben dem systemimmanenten inhaltlichen Anpassungsdruck auch Anweisungen von oben, auf Linie mit der Regierung zu berichten.
Im Medienquartett des DLF bestätigte Herles nun erneut, was gerade erst eine freie Mitarbeiterin des WDR ausgeplappert hatte und was man als Konsument von ARD, ZDF und DLF in nahezu jedem Beitrag erkennen kann: Es gibt neben dem systemimmanenten inhaltlichen Anpassungsdruck auch Anweisungen von oben, auf Linie mit der Regierung zu berichten.
Moderator Floto wird es unangenehm und er will an Tilo Jung weitergeben: “Tilo Jung…”
Wolfgang Herles (lässt sich nicht stoppen): “Also wir gehen der Agenda auf den Leim. Und es gibt tatsächlich, das muss ich jetzt an der Stelle doch nochmal sagen, weil es ja in der öffentlichen Diskussion ist, es gibt tatsächlich Anweisungen von oben. Auch im ZDF sagt der Chefredakteur: Freunde, wir müssen so berichten, dass es Europa und dem Gemeinwohl dient und da braucht er in Klammern gar nicht mehr dazusagen, wie es der Frau Merkel gefällt. Solche Anweisungen gibt es. Die gab es auch zu meiner Zeit. Es gab eine schriftliche Anweisung, dass das ZDF der Herstellung der Einheit Deutschlands zu dienen habe und das ist was anderes, als zu berichten, was ist. Wir durften damals nichts Negatives über die neuen Bundesländer sagen. Heute darf man nichts Negatives über die Flüchtlinge sagen. Das ist Regierungsjournalismus und das führt dazu, das Leute das Vertrauen in uns verlieren. Das ist der Skandal.”
Moderator Floto: “Der Chefredakteur sitzt jetzt nicht mit am Tisch hier – das muss ausdrücklich gesagt werden, dass er das möglicherweise ganz anders einordnet…”
Download (mp3; 43min; 40MB)
Wolfgang Herles (lässt sich nicht stoppen): “Also wir gehen der Agenda auf den Leim. Und es gibt tatsächlich, das muss ich jetzt an der Stelle doch nochmal sagen, weil es ja in der öffentlichen Diskussion ist, es gibt tatsächlich Anweisungen von oben. Auch im ZDF sagt der Chefredakteur: Freunde, wir müssen so berichten, dass es Europa und dem Gemeinwohl dient und da braucht er in Klammern gar nicht mehr dazusagen, wie es der Frau Merkel gefällt. Solche Anweisungen gibt es. Die gab es auch zu meiner Zeit. Es gab eine schriftliche Anweisung, dass das ZDF der Herstellung der Einheit Deutschlands zu dienen habe und das ist was anderes, als zu berichten, was ist. Wir durften damals nichts Negatives über die neuen Bundesländer sagen. Heute darf man nichts Negatives über die Flüchtlinge sagen. Das ist Regierungsjournalismus und das führt dazu, das Leute das Vertrauen in uns verlieren. Das ist der Skandal.”
Moderator Floto: “Der Chefredakteur sitzt jetzt nicht mit am Tisch hier – das muss ausdrücklich gesagt werden, dass er das möglicherweise ganz anders einordnet…”
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