Ich erinnere mich noch genau, obwohl ich 99,9% meiner Kindheit nicht mehr in meiner Erinnerung finde: Ich bin 15 Jahre alt und sitze im Auto. Mein Vater sitzt neben mir. Wir fahren in eine Jugendwohngruppe nach Bensheim. Vor wenigen Wochen wurden Verletzungen an meinem Körper gesehen und das Jugendamt informiert. Wieso jetzt? Wieso nicht in den letzten Jahren?
Mein Kopf lehnt an der Scheibe, meine blonden Haare sind noch kurz, nur bis zur Schläfe. Dünn war ich, schwach, kränklich und zerbrechlich. Meine Augen leuchtend, weise, dennoch traurig, mein Herz voller Schmerz. Mein Kopf lehnt an der Fensterscheibe und ich blicke für einen Moment zu meiner Mutter, die vor der Eingangstür steht.
Und ich spüre: Ich habe versagt.. Ich habe versagt, dass man mich liebt. Ein Kind, das misshandelt wird, hört niemals auf seine Eltern zu lieben, es hört auf sich selbst zu lieben. Und so spürte ich in mir: Es ist mein Versagen. Und genau dieses Gefühl hat mich vor 3 Wochen aus meinem Leben geworfen. Meine Frau ist im Urlaub bei ihren Eltern in Italien und hat entschieden nicht mehr nach Hause zu kommen. Meine beiden Kleinen bei ihr.
Mein Kreislauf brach zusammen, mein Magen erbricht eine kleine Menge Blut. Zwei Mal kommt der Notarzt. Das erste Mal in meinem Leben habe ich eine Panikattacke und es hat sich angefühlt, als ob ich einen Herzinfarkt habe. Ich hielt meine Psyche immer für außergewöhnlich stark. So viele Schmerzen habe ich in meinem Leben gehabt und ich dachte, dass dadurch meine Psyche unzerstörbar geworden ist.
Doch dem ist nicht so. Der schwache, kränkliche und zerbrechliche Georg ist immer noch ein Teil von mir. Nur wusste ich offensichtlich gut ihn zu verstecken. Und er kam und hat mich in den letzten Wochen an mein Bett gefesselt, voller Schmerzen, unerträgliche Schmerzen. Da ist es wieder, dieses Gefühl, dieser Schmerz: Ich habe versagt, ich habe versagt, dass man mich liebt.
Jeder Mensch trägt Urschmerzen mit sich herum, bis sie erlöst werden. Ich habe zwei Urschmerzen, die beide miteinander verbunden und bedingt sind:
Ich habe Angst verlassen zu werden
Und ich habe Angst zu versagen, dass man mich liebt.
Nicht nur dieses Leben, sondern seit Jahrtausenden trage ich sie mit mir herum und finde nicht die Kraft sie anzuschauen.
Vieles in mir ist geheilt. Vieles habe ich erreicht. Doch diese Urschmerzen waren immer zu groß, als dass ich sie anschauen konnte. Mein ganzes Leben habe ich um diese Schmerzen herum aufgebaut, dicke Mauern haben sie unsichtbar gemacht. Doch diese Mauern sind eingebrochen, Gott sei Dank.
Hunderte Menschen haben mir in den letzten drei Wochen geschrieben. Sowieso bekomme ich immer wieder per Emails und Nachrichten jede Menge Lob, Dankbarkeit ausgedrückt. Sei es für der wer ich bin, meine Meditationen, für meine Webinare oder für jene Produkte, die ich herstelle.
Und oft fragte ich mich? Wieso kann ich anderen Menschen so eine Hilfe sein und mir selbst nicht?
Was sehen die anderen in mir, was mir vergönnt ist, zu erkennen?
Gerade sagt mein Herz: „Schreib es auf! Schreib es auf !“
…und so viele Tränen laufen, dass ich den Bildschirm nicht mehr sehen kann.
„Schreib es auf“, ertönt es in mir.
Die Wahrheit ist:
Ich habe nicht versagt, dass man mich liebt. So viele Menschen lieben mich, jeden Tag. Das ist mir in den letzten Wochen bewusst geworden.
Nein, es ist viel schlimmer!
Ich habe versagt mich selbst zu lieben.
Und so beginnt eine neue Reise!
Eine Reise, die ich schon längst hätte gehen müssen!
Aber nun werde ich die Kraft dafür finden:
Mich selbst zu lieben
Euer Georg
diese Geschichte ovn Georg hat mic hgestenr auch so berührt. Wow. Danke, dass du sie hier gepostet hast, Max.
AntwortenLöschenJa die Welt ist Leiden und ein langer Weg.
AntwortenLöschenNiemand ist stark genug um keine Schmerzen zu haben, physisch oder auch psychisch. Es wird immer Schockmomente geben die dich aus der Bahn werfen können.
Wir haben uns bei Georg ein paar Räucherwaren bestellt...
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