2015-12-16

P2 Freimaurerchef Licio Gelli gestorben

Italiens skandalumwitterter früherer Freimaurerchef Licio Gelli ist gestorben. Der 96-Jährige gilt als Schlüsselfigur mehrerer politischer Skandale, die das Land schwer belastet hatten.



Italiens früherer Freimaurerchef Licio Gelli ist am Dienstagabend in seiner Villa nahe der toskanischen Stadt Arezzo gestorben. Der 96-Jährige war vor Kurzem wegen gesundheitlicher Beschwerden ins Spital eingeliefert worden.

Gelli war Unternehmer und ehemaliger Chef der verbotenen Freimaurerloge «Propaganda Due» (P2). Er gilt als Schlüsselfigur mehrerer politischer Skandale, die Italien in der Nachkriegszeit schwer belastet hatten.


Unter anderem wurde der Verdacht geäussert, er sei in die mutmassliche Ermordung des Mailänder Bankiers Roberto Calvi in den achtziger Jahren verwickelt. Dieser war wegen des Zusammenbruchs seiner Banco Ambrosiano in Untersuchungshaft gesessen und wurde später dann erhängt an der Londoner Blackfriars Bridge gefunden.

Bei den «Schwarzhemden»

Während des Faschismus meldete sich der 1919 in Pistoia geborene Licio Gelli als Freiwilliger für die «Schwarzhemden» - eine Miliz, die vom faschistischen Diktator Benito Mussolini nach Spanien geschickt wurde, um an der Seite Francos im Bürgerkrieg zu kämpfen.

Später wurde Gelli Verbindungsoffizier der «Schwarzhemden«-Leitung zu Nazi-Deutschland mit Kontakten zu Hermann Göring. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Gelli vermutlich für die CIA.

Gellis mutmassliche geheimdienstlichen Aktivitäten brachten ihm den Vorwurf ein, eine einflussreiche Rolle im Gladio-Projekt gespielt zu haben. Hierbei handelte es sich um eine Art zivile Geheimarmee, aufgebaut von der CIA und der Nato. Sie sollte im Falle einer kommunistischen Regierungsteilnahme in Italien oder anderen europäischen Ländern zu Guerillamethoden greifen.

Politiker bei Gellis Geheimloge

Im Jahr 1981 entdeckte man bei einer Hausdurchsuchung von Gellis Villa in Arezzo eine Liste mit den Namen zahlreicher Offiziere, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, die sich in der Geheimloge Propaganda Due engagierten.

Darunter waren die Namen von über 900 Politikern und Industriellen, unter anderem der spätere Ministerpräsident Silvio Berlusconi, sowie führenden Bankiers wie Michele Sindona und Roberto Calvi. Die Entdeckung der Liste führte zu einem nationalen Skandal, weil zahlreiche Ämter der italienischen Republik mit Gefolgsleuten Gellis besetzt waren.

Unter anderem wurde Gelli zudem wegen Irreführung der Untersuchungen über den terroristischen Anschlag auf dem Bahnhof in Bologna im Jahr 1980 verurteilt. Die mutmasslichen Hintermänner des Anschlags wurden nie ausgeforscht und vor Gericht gestellt.

Quelle: http://www.nzz.ch/international/europa/frueherer-freimaurer-chef-gelli-gestorben-1.18663941

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