2023-11-15

Gedankenübertragung oder Vorahnung im Alltag? Neue Studie untersucht „Telefon-Telepathie“



Novato (USA) – Leserinnen und Leser, die älter sind als 30, dürften erstaunt sein, aber früher war bis zum ersten Sprech- und Hörkontakt nicht bekannt, meist nicht bekannt, wer da gerade anruft. Es gab also einen kleinen, vielleicht spannenden Moment der Ungewissheit, wenn man den Hörer abnahm. Vornehmlich aus dieser stammte auch die Beobachtung zahlreicher Telefonierer, dass sie das starke Gefühl hatten, zu wissen, wer am anderen ist, noch bevor die Kommunikation überhaupt begann – ein Gefühl, dass sich offenbar derart oft als richtig herausstelle, dass einige sogar schon vom Phänomen der „Telefonie-Telepathie“ sprachen. Eine neue Studie hat dieser Form der möglichen Gedankenübertragung im Alltag nun erneut untersucht.

Während Skeptiker das Phänomen entweder als das Ergebnis selektiver Wahrnehmung erklären, wenn sich Menschen viel eher an jene Ereignisse erinnern, bei denen man mit dieser „Vorahnung“ richtig lag, nicht aber an die vielen anderen Male, an denen das „Gefühl“ falsch war; oder dahinter eine auf Gewohnheitsmustern basierte Intuition vermuten, wenn einige Menschen unbewusst vermehrt zu bestimmten Zeiten anrufen, wurde die „Telefon-Telepathie“ schon früher mehrfach untersucht. Immerhin zeigten Umfragen in den USA und Großbritannien, dass rund 40 Prozent der Befragten solche Momente am Telefon bereits erlebt hatten.

Hintergrund

Bereits 2003 hatte der britische Biologe Rupert Sheldrake in fünf ausführlichen Experimenten das Phänomen untersucht und kam in allen Experimenten zu positiven Ergebnissen von über 40-50 Prozent richtiger Vorhersagen zur Identität der anrufenden Person. In einem der Experimente sollte die Testperson erraten, welche von vier möglichen, aber jeweils zufällig ausgelosten Anrufern tatsächlich anruft. Die Zufallsrate bei diesem Experiment beträgt 25 Prozent. Das Ergebnis der Studie lag bei den meisten Testpersonen jedoch bei deutlich über 40 Prozent und damit auch deutlich über der zu erwarteten Rate an Zufallstreffern (…GreWi berichtete).

In einer neuen Studie von Forschern des “Institute of Noetic Sciences“ (IONS) widmete sich das Team um Helané Wahbeh und Dean Radin nicht nur einem Nachweis des Phänomens der Telefon-Telepathie selbst, sondern auch der Frage, ob es sich dabei um eine Form der Telepathie (Gedankenübertragung) oder Vorahnung (Präkognition) handelt. Hierzu erläutert die aktuell im Fachjournal „Explore“ (DOI: 10.1016/j.explore.2023.08.008) veröffentlichte Studie:

„Wir führten eine Querschnittsstudie mit Gruppen von drei Teilnehmern (Triaden) durch, die in 12 Versuchen versuchten, zu erraten, wer sie anruft. In sechs dieser Versuche wählte der Webserver zufällig den Anrufer, bevor der Angerufene seine Vermutung abgab (telepathisch/vorher ausgewählt). In sechs anderen Versuchen wurde der Anrufer nach der Vermutung des Angerufenen ausgewählt (präkognitiv/nachher ausgewählt). Ziel dieser Studie war es: 1) die Genauigkeit der Teilnehmer bei der Vermutung, wer sie anruft, und etwaige Unterschiede zwischen telepathischen/vorher ausgewählten und präkognitiven/nachher ausgewählten Versuchen; und 2) die Beziehung zwischen genetischer Verwandtschaft, emotionaler Nähe, Kommunikationshäufigkeit, physischer Entfernung und Genauigkeit zu bestimmen.“

Nach insgesamt 35 dieser Triaden mit mehr als 105 Teilnehmern traten besonders dann positive Ergebnisse auf, wenn der Anrufer eine positive Absicht gegenüber den Angerufenen verfolgte – nicht aber, wenn der Angerufene seine Vermutung äußerte, bevor der Anrufer zufällig ausgewählt wurde. Dieses Ergebnis stimmte zu zwei früheren Studien überein, die ebenfalls den Mechanismus für Telepathie hinter positiven Ergebnisse untersucht hatten. Zudem zeigt die Studie, dass eine genetische Verwandtschaft zwischen den Gesprächsteilnehmern und eine regelmäßige Kommunikation zwischen den beiden einen „positiven Effekt“ auf die Korrektheit der Vorhersage zu haben scheinen. Weitere Untersuchungen seien aber notwendig, um diese Feinheiten noch genauer zu unterscheiden.

Zum Ergebnis erläutern die Hauptautorin und ihre Kollegen:

„Wir haben signifikant über dem Zufall liegende Ergebnisse für Telepathie-Versuche beobachtet, bei denen der Webserver den Angerufenen vorab auswählte und der Anrufer aufgefordert wurde, seine Aufmerksamkeit auf seinen Gesprächspartner zu richten. Dieses Ergebnis sollte vor dem Hintergrund möglichen Schwindels betrachtet werden, wenn die Teilnehmer sich im selben Raum befanden. Die Variable der Kommunikationsfrequenz war ebenfalls mit einer höheren Genauigkeit verbunden. Der Einfluss von emotionaler Nähe und genetischer Verwandtschaft war unsicher, wobei unsere Ergebnisse zu den gemischten Befunden in früheren Studien zu diesen potenziellen Beziehungen beitragen. Zusammenfassend sind wir der Meinung, dass weitere Forschung erforderlich ist, um das Phänomen der telefonischen Telepathie zu bewerten.“

WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
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Recherchequellen: Explore, TheDailyGrail.com, eigene Recherchen grenzwissenschaft-aktuell.de

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