2015-05-18

Multinationale Konzerne zerstören Lateinamerikas Flora, Fauna und so das Leben der indigenen Völker

Indigene Völker von Lateinamerika sterben; schuldig sind multinationale Konzerne. Während sich viele internationale Medien sich darauf konzentrieren, Kuba, Venezuela oder andere Länder, die sich dem Westen nicht unterordnen, anzugreifen, stirbt in Kolumbien ganz im Stillen der gröβte indigene Volksstamm des Landes, die Wayúu. Ihr lebenspendender Fluss wurde für ein Kohlebergwerk privatisiert.



Alle weiteren Informationen und Links sind spanisch. Wir denken, dass der Artikel an sich schon so Aussagekräftig ist, dass Sie sich ein Bild über die Situation der indigenen Völker in Lateinamerika machen können.
Das Kohlebergwerk El Cerrejón ist das weltweit gröβte im Tagebau und benutzt etwa 35.000 Liter Wasser am Tag; es beeinträchtigt das Leben der Volksgruppe, da es ihr die einzige Wasserquelle entzieht und zahlreiche Todesfälle in der Bevölkerung verursacht.

Armando Valbuena, traditionelle Autorität der Wayúu, klagt an dass rund 14.000 Kinder an Unterernährung verstorben seien, und „dieses Sterben hört nicht auf”, wie er auf der Webseite Aporrea zitiert wird. In der Zone im Nordens des Landes, die die Wayúu bewohnen, gibt es wenig staatliche Aufsicht. Die Angehörigen der Volksgruppe sterben an Hunger und Durst, und die wenige staatliche Hilfe kommt laut der Sprecher Armando Valbuena und Javier Rojas Uriaa aufgrund der Korruption nicht bei ihnen an.

Letzterer, gesetzlicher Vertreter der Vereinigung Traditioneller Indigener Autoritäten “Wayúu Shipia Wayúu”, erstattete Anzeige vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH, Comisión Interamericana de Derechos Humanos) der Organisation Amerikanischer Staaten wegen Verletzung ihrer Lebensgrundrechte, und verlangte dringende Maβnahmen, damit die Indigenen ihren einzigen Fluss, den „Ranchería”, wieder benutzen könnten

„Die getroffenen Maβnahmen sind nicht ausreichend, und Cerrejón hat sich mit Erlaubnis der Nationalregierung unserer einzigen Wasserquelle bemächtigt, so dass unser Volk Durst leidet und viele das Leben verloren haben,” erklärte Uriana nach Zitat von ‘El Heraldo‘. “Die finanziellen Hilfen sind in die Taschen der Politiker geflossen, und sie haben uns als Ausrede benutzt für angebliche Hilfsprogramme, die uns nie erreicht haben;” fügte er hinzu. Längst kein Einzelfall.

Die Tragödie der Wayúu ist weit davon entfernt, der einzige Fall von schwerer Verletzung der Rechte indigener Völker seitens groβer Firmen zu sein.

Im Februar organisierten mehrere indigene Gruppierungen des Cauca, eines der Departements mit dem gröβten Anteil von Ureinwohnern in Kolumbien, einen friedlichen Aufstand, um eine Anerkennung ihres Rechts auf Land einzufordern und um anzuklagen, dass die Regierung ihre produktivsten Ländereien in Beschlag genommen und der Zuckerrohrindustrie zugeschrieben hat. Sie zeigten auch auf, dass die dort niedergelassenen Firmen die urwüchsige Gegend ohne irgendeine Rücksicht auf die Umwelt verschmutzen.

Der Sprecher des Regionalen Indigenen Rats des Cauca, Antonio Palechor, meint dazu: „Es existiert ein Interesse seitens der multinationalen Firmen, in unser Gebiet einzudringen, um verschiedene Metallvorkommen, darunter Gold, auszubeuten.”

PERU
In Peru protestieren indigene Völker seit Jahren gegen den Abbau von Reichtümern und fossilen Brennstoffen in ihren Gebieten. Ende Januar legten Hunderte von indigenen Peruanern die Produktion in der gröβten Erdölbohrung des Landes, das „Lote 1AB” der argentinischen Firma Pluspetrol, still.

BRASILIEN
In Brasilien ist der Coca Cola-Konzern in verschiedene Auseinandersetzungen mit indigenen Völkern verwickelt, da er Zucker von der nordamerikanischen Firma Bunge kauft, die diesen laut Anklage in gestohlenen Ländereien produziert.

ARGENTINIEN
In Argentinien erschüttert der Konflikt zwischen dem Staat und den Qom-Indianern, die das Recht auf Land und eigene Identität einfordern, das Land, und schafft immer mehr Zwietracht in der Gesellschaft.

GUATEMALA
Die indigene Gemeinschaft von Guatemala wiederum klagt an, seitens der Regierung unter Druck gesetzt zu werden, da sie sich multinationalen Projekten in den Siedlungsgebieten der Ureinwohner entgegenstellt. „Man sagt uns, wir seien Terroristen, wir seien Entwicklungs- und Systemgegner”, berichtet der Indigene Isabel Turuy Patzan.

Die Aktivisten erklären, dass der Mangel an Information einer der Faktoren ist, der es den Staatsobrigkeiten erlaubt, Proteste zu kriminalisieren, Bürgerbefragungen zu unterbinden und die Stimmen eines ganzen Volkes zum Schweigen zu bringen.
Das Desaster von Chevron

Einer der schwerwiegendsten und traurig bekannten Fälle ist der der nordamerikanischen Ölfirma Texaco (die später von Chevron aufgekauft wurde), die eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der Geschichte des Amazonasgebiets in Ecuador verursacht hat. Schlechte Arbeitsweisen verursachten groβe Schäden im Ökosystem, an den Menschen und allem Leben drumherum, und veränderten die Umwelt derart, dass indigene Bevölkerungsgruppen ihren alteingestammten Wohnsitz wechseln mussten.

Video dazu: Eva Golinger constata ‘la mano de muerte de Chevron’ en la selva amazónica de Ecuador


Mehr Information: Chevron: 50 años de impunidad tras contaminar zonas con gran biodiversidad

Fast endloser Kampf von Chevron landet in Kanada vor Gericht

Chevron versucht wo immer möglich den Ecuadorianern den Zugang zu Gerichten zu versperren. Mit einer Armee von mehr als 2.000 Anwälten werden die Ecuadorianer in sieben verschiedenen Ländern gleichzeitig rechtlich attackiert, Chevron nutzt dabei jede Facette des Gerichtssystem aus und geht gegen nahezu jeden wissenschaftlichen Experten, NGO, Anwalt und Förderer vor, die die Gemeinden je unterstützt haben. Unglaublich! Chevron fordert Gesetzesänderung von Kanada, um die Beschlagnahme von Vermögenswerten durch Ecuador zu verhindern- Epic Chevron Battle Lands in Canadian Court

Man rechnet, dass während der 30 Jahre, die die Ölfirma in Ecuador arbeitete, etwa 80.000 Tonnen Giftmüll in einem Gebiet von etwa 500.000 Hektar ausgeschüttet wurden. Man schätzt, dass diese Umweltverschmutzung mindestens 1.400 Menschen in der Zone mittels durch die Gifte ausgelöster Krankheiten das Leben gekostet hat. Viele Bauern und Indigene leiden noch an den Folgen, darunter Fehlbildungen und verschiedene Formen von Krebs.

„Die transnationalen Konzerne genieβen Sonderrechte, Schutzmaβnahmen und Privilegien, die die soziale und umweltmäβige Ungerechtigkeit auf ein nie gekanntes Niveau gebracht haben, besonders in Entwicklungsländern, in denen nicht immer die legalen Mittel zur Verfügung stehen, um sich zu verteidigen.” (Ricardo Patiño, Auβenminister von Ecuador)

Als wenn das nicht genug wäre, weigert sich der nordamerikanische Ölkonzern, die Entschädigung von 9.500 Mio. Dollar zu zahlen, die die ecuatorianische Justiz in einem von indigener Bevölkerung und Siedlern des Amazonasgebiets initiierten Prozess festgesetzt hat.

„Der von Texaco in der Gegend des Lago Agrio im ecuatorianischen Amazonaswald verursachte massive Schaden ist gut bekannt. Diese grauenhafte Umweltverschmutzung ist heute noch offensichtlich in den mit Giftmüll verseuchten Becken, 20 Jahre nachdem die nordamerikanische Ölfirma offiziell unser Land verlassen hat. Obwohl sie das von den betroffenen indigenen Gemeinschaften initiierte Gerichtsverfahren in Ecuador verloren hat, benutzt Chevron (welche Texaco im Jahr 2000 aufgekauft hat) auf legale und illegale Weise das internationale Schlichtungssystem, um dem in Ecuador ausgesprochenen Urteil auszuweichen”, sagt dazu der ecuadorianische Auβenminister Ricardo Patiño in einem Bericht für RT.

Mehr dazu: Ricardo Patiño para RT: La mala conducta de las transnacionales debe terminar

Fälle mit glücklichem Ausgang

Trotz alldem finden einige Kämpfe der Ureinwohner gegen die transnationalen Konzerne ein glückliches Ende. So hat im Oktober vergangenen Jahres, dank eines Einspruchs Angehöriger des Diaguita-Volks, der Oberste Gerichtshof von Chile ein Urteil, das dem Gold- und Kupferprojekt „El Morro” der kanadischen Firma Goldcorp grünes Licht gewährt hatte, annulliert.

Der Oberste Gerichtshof in Santiago erklärte, dass der im Oktober 2013 erhaltene positive Entscheid im Umweltverträglichkeitsverfahren des Projekts fehlerhaft und damit ungültig sei, da die betroffenen indigenen Bevölkerungsgruppen nicht rechtsgemäβ befragt worden seien. Mit geteilten Stimmen kehrte er somit die Entscheidung des Gerichtshofs von Copiapó (800 km nördlich von Santiago), der den Einspruch der Diaguitas abgelehnt hatte, um.

Dieser Sieg addiert sich mit anderen Gerichtsurteilen, die die Diaguitas gegenüber der kanadischen Firma Barrick Gold gewonnen haben. Im Mai 2013 legten sie das Goldbergwerksprojekt Pascua Lama in den Anden still, nachdem sie nachweisen konnten, dass die Vorarbeiten zum Projekt die nahegelegenen Gletscher verunreinigten. So zwangen sie die Firma zu einem Abkommen, welches ihnen erlaubt, Informationen über das Projekt einzusehen, um es mit Experten analysieren zu können.

Übersetzung Netzfrauen Birgit Steinmeyer und Barbara Müller aus Chile

Gelesen bei:  http://netzfrauen.org/2015/05/18/multinationale-konzerne-zerstoeren-lateinamerikas-flora-fauna-und-so-das-leben-der-indigenen-voelker-pueblos-indigenas-de-america-latina-muriendo-por-culpa-de-las-multinacionales/

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