2015-06-10

Seltsame Bahnen im Gehirn: Zufallsfund ist eine medizinische Sensation

Seit Jahrhunderten erforschen Mediziner das menschliche Gehirn. Eigentlich galt es als weitgehend vermessen. Doch ein wesentliches Detail ist den Medizinern verborgen geblieben – bis jetzt.


Der Forscher machte die große und wahrlich überraschende Entdeckung, wie sollte es anders sein, an einer toten Maus. Antoine Louveau hatte im Labor an einer Methode herumprobiert, die Hirnhäute einer Maus so freizulegen, dass sie im Ganzen sichtbar werden. Louveau fixierte ihre Hirnhaut an der Schädeldecke, bevor er sie sezierte. So blieb alles im Originalzustand erhalten.

Dann stellte der Forscher fest, dass die Immunzellen in der Gehirnhaut der Maus in Bahnen angeordnet waren. In Lymphbahnen. Moment mal: Lymphbahnen im Gehirn? „Die Lehrbücher müssen umgeschrieben werden”, rief sein Chef, Jonathan Kipnis, Leiter des Zentrums für Neuroimmunologie der University of Virginia. Die Forscher haben nun im Magazin „Nature” von ihrem Fund berichtet.

Dass Gehirn und Immunsystem miteinander in Verbindung stehen, das wissen Forscher schon eine ganze Weile. Schließlich lassen sich im zentralen Nervensystem auch Immunzellen finden. Aber bisher wussten die Forscher nicht, wie direkt die Gehirn-Immun-Verbindung ist. Sie verfügt sozusagen über eine eigene Schnellstraße.


Lymphgefäße sind ziemlich gut versteckt

Man habe solche Ideen bisher „für etwas esoterisch” gehalten, sagt Kipnis. Schließlich sind in keinem Anatomielehrbuch bisher Lymphbahnen im Gehirn vermerkt. Weder bei Mäusen noch bei Menschen. Die Körper von Lebewesen galten als vollständig vermessen.

Die Lymphgefäße seien ziemlich gut versteckt gewesen, sagen die Forscher. Sie lagen dicht hinter den Venenkanälen in der harten Hirnhaut. Wenn man erst mal wisse, wo und wonach man suchen müsse, finde man die Lymphbahnen in der Hirnhaut aber leicht. Auch in den Schädeln verstorbener Menschen haben sie die Bahnen aufgespürt, sagen die Forscher.

Die Gefäße seien mit Lymphknoten im Hals verbunden, und zwar mit denen, die in der Nähe einer Vene namens Jugularis interna liegen, und könnten Immunzellen aus der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit transportieren, schreiben die Forscher in „Nature”. Es gebe einen Zufluss und einen Abfluss.


(Die Grafik zeigt das lymphatische System des Menschen vor (l.) und nach der Entdeckung der Lymphbahnen im Gehirn (r.))

Die Müllabfuhr des Körpers

Die Lymphe ist eine Flüssigkeit, die auf ihren Bahnen den gesamten Körper durchfließt und dabei Überflüssiges aufnimmt. Zwei Liter davon hat ein Mensch etwa im Körper. An 600 Stationen, den Lymphknoten, wird die Flüssigkeit gefiltert. Krankheitserreger werden heraussortiert. Wenn die Lymphknoten viel zu tun haben, schwellen sie an und können Schmerzen verursachen.

Wenn dieses System sich nun also bis in das Bindegewebe ausdehnt, das das Gehirn umschließt, müsse man verschiedene neurologische Störungen neu untersuchen und bewerten, schreiben die Forscher. Sie nennen Autismus, multiple Sklerose oder Alzheimer. Bei der Entstehung dieser Krankheiten spielt das Immunsystem eine Rolle – und das Gehirn. Auch das wissen Forscher schon lange. Aber wie genau? Nicht nur Anatomielehrbücher müssen möglicherweise umgeschrieben werden.

Literatur:
Intelligente Zellen: Wie Erfahrungen unsere Gene steuern von Bruce Lipton
Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen: Wie spirituelle Erfahrung das Leben verändert von Jack Kornfield
Das geheime Wissen unserer Zellen: Mit Körperintelligenz heilen von Sondra Barrett
Gebrauchsanleitung für den menschlichen Geist: Warum unser Gehirn uns unglücklich, ängstlich und neurotisch macht und wie wir dem begegnen können von Shawn Smith

Quellen: dpa/University of Virginia Health System/n24.de vom 09.06.2015
Gefunden bei: http://www.pravda-tv.com/2015/06/seltsame-bahnen-im-gehirn-zufallsfund-ist-eine-medizinische-sensation-video

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