Wir leben – zumindest in den westlichen Demokratien und zunehmend in den Schwellenländern – in einer Überflussgesellschaft, in der Menschen eher an den Konsumzwängen und den Folgen von Überproduktion und Ressourcenverbrauch zu leiden beginnen als daran, dass sie noch nicht genug haben.
Sozialpsychologen und Wachstumskritiker wie Harald Welzer, Michael Carolan und Nico Paech haben sich in ihren Veröffentlichungen die Frage gestellt, wie sich die zivilisatorischen Errungenschaften der kapitalistischen Moderne bei drastisch reduzierten Material- und Energieverbrauch aufrechterhalten lassen.
Die Grenzen des Wachstums
Vor 40 Jahren veröffentlichte der Club of Rome den Bericht „Grenzen des Wachstums“. Der Befund war alarmierend: Die herrschenden Produktions- und Lebensweisen industrialisierter Gesellschaften seien langfristig nicht tragbar. 40 Jahre nach dem Millionen-Bestseller »Die Grenzen des Wachstums« von 1972 hat der Club of Rome einen neuen Zukunft-Bericht vorgestellt »2052 – eine globale Prognose für die nächste 40 Jahre«. Der norwegische Autor Jørgen Randers, Professor für Klimastrategie, entwirft darin – gestützt auf eine breite Auswertung aus Daten von vielen weltweit anerkannten Klimaforschern – eine düstere Zukunftsprognose bis zum Jahr 2052: Der weltweite Energieverbrauch werde noch Jahrzehnte steigen, der Wachstumstrend der Treibhausgasemissionen noch bis 2030 anhalten und die Welt in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts in einen sich selbst verstärkenden Klimawandel mit katastrophalen Folgen stürzen.
Die Prognose für 2052 enthält folgende Trends:
Der globale Bevölkerungszuwachs wird früher als erwartet stagnieren und kurz nach 2040 bei 8,1 Milliarden seinen Höchststand erreichen und dann zurückgehen. Die Bevölkerung wird in immer größerem Anteil in Städten leben
Das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird künftig langsamer steigen. 2052 wird es nur 2,2 mal größer sein als heute
Die Wachstumsrate beim globalen Konsum und das Produktivitätswachstum wird sinken, weil ein größerer Anteil am BIP für Investitionen ausgegeben werden muss, um die Probleme zu beseitigen, die durch Ressourcenerschöpfung, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Verlust der Biodiversität und soziale Verteilungskämpfe entstehen
Langsames Wachstum des Pro-Kopf-Verbrauchs und Stagnation in den reichen Weltregionen wird vermehrt zu Spannungen und Konflikten führen
Den Anteil der erneuerbaren Energie am Energiemix liegt 2052 bei 40 Prozent. Der weltweite Energieverbrauch wird noch bis zum Jahr 2040 ansteigen. Die Treibhausgasemissionen werden zwar durch Effizienzfortschritte gemindert, steigen aber noch bis 2030 an
Die breite Datenbasis von »2052« lasse nur einen Schluss zu, dass die Menschheit zu langsam reagiere, so der Autor. Der kritischste Faktor seien die anthropologischen, also von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen, deren Auswirkungen auf die Erderwärmung inzwischen unter ernsthaften Wissenschaftlern unstrittig sind: »Diese Emissionen werden so hoch bleiben, dass unsere Enkel in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts wahrscheinlich mit einer selbst verstärkenden und damit unkontrollierbaren globalen Erwärmung leben müssen.«
Kippt das Klima?
Nach den Schätzungen der Klimawissenschaftler wird um das Jahr 2080 die Erde sich um 2,8 Grad gegenüber dem vorindustriellen Stand aufgewärmt haben, das ist für viele Klimaforscher der kritische Punkt, wo der Klimawandel unumkehrbar ist. Aus den Permafrostböden in der Arktis werde das starke Treibhausgas Methan entweichen, weil der frostige Grund zu tauen beginne. Es wird den Globus weiter aufheizen und noch mehr Permafrost schmelzen lassen. Das führe zu Dürren, Überschwemmungen, Anstieg des Meeresspiegels um einen halben Meter, Rückgang der Biodiversität (2052 könnten 40 Prozent der Arten ausgestorben sein) und der Wanderung der fruchtbaren Böden um fünf Kilometer pro Jahr Richtung Norden und fünf Meter pro Jahr die Berge hinauf. In 40 Jahren werden also 200 Kilometer mehr Wüste entstanden sein.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die weltweiten Entscheidungsträger in den nächsten zehn Jahren das Ruder rumreißen werden, ist nach Ansicht von Randers nicht sehr hoch. Dabei wäre die Menschheit in der Lage, es zu tun. Die Weltgemeinschaft müsse nur die Energieeffizienz erhöhen, komplett auf erneuerbare Energien umsteigen, das Abholzen der Wälder beenden und einen Großteil fossiler befeuerter Kraftwerke mit Anlagen zur CO2-Abscheidung und -Speicherung ausstatten. Weltweit würde das etwa ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts kosten. Das Problem sei jedoch die freie Marktwirtschaft, die lieber in kurzfristige Gewinnmaximierung investiere als in langfristige nachhaltige Projekte, die zunächst einmal teurer seien. Nötig seien starke, supranationale Organisationen und Regierungen, die eine vorausschauende Politik betrieben, wo sichergestellt sei, dass der ökologische Fußabdruck der Menschheit (derzeit überschreitet der menschliche Anspruch an die Biosphäre die globale Biokapazität um 40 Prozent) eine nachhaltige Größenordnung einnimmt.
Es gibt nachhaltige Lösungen
Ist die Menschheit also zum Untergang verdammt? Unterliegt sie – wie die Dinosaurier – dem Stirb und Werde, weil sie sich nicht genügend an die Umweltbedingungen angepasst hat? Fest steht: Ein weiter so kann es nicht geben. Fest steht aber auch: Es gibt Lösungen, wir müssen sie nur anwenden. Die imperiale Lebensweise der führenden Industrienationen, die seit 250 Jahren einen unbeschränkten Zugriff auf Ressourcen, Raum und Arbeitsvermögen für sich beanspruchen und sich selbst damit die Grundlagen für die Zukunft entziehen, muss aufhören. Beim bloßen Abwarten droht uns ein Prozess der Entzivilisierung, deren Anfänge wir schon erleben in Form von Flüchtlingsströmen, gewalttätigen Protesten (Brasilien während der Weltmeisterschaft) und Bürgerkriegen (Syrien, Naher Osten etc). Es geht darum, die Entwicklung der gesamten Menschheit so zu transformieren, dass sie zukunftsfähig ist, das heißt eine gewisse Lebensqualität beinhaltet, die allen Menschen eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.
Wie wollen wir leben?
Die Fragen, die jeder einzelne Mensch, jede soziale Gemeinschaft (ob Hausgemeinschaft, Straße, Stadtviertel, Dorf oder Stadt) und jeder Staat sich stellen muss, lauten: Wie wollen wir eigentlich leben? Was brauchen wir für ein gutes Leben? Was können wir dabei weglassen? Wie können die Ressourcen in der Welt besser verteilt werden? Noch gibt es kein einziges Land auf der Welt, das sowohl einen hohen menschlichen Entwicklungsstandard aufweist als auch ein nachhaltiges ökologisches Belastungsniveau auszeichnet, dessen ökologischer Fußabdruck also nachhaltig ist. Genau da müssen wir als Menschheit aber hin. Dabei kommt den hoch entwickelten superreichen Industrienationen eine Vorreiterrolle zu, was die Bereitschaft angeht, Modelle der Suffizienz (im Gegensatz zu Effizienz, Effektivität, Profitmaximierung etc) zu entwickeln, die auf einen Lebensstil hinauslaufen, der sich am »Genügen« orientiert und nicht nach Erhöhung von Aufwand strebt. Eine große Welle an Konsum und Produktion kommt noch in den Schwellenländern wie Indien, China und Brasilien auf uns zu. Deren ungebremstes Wachstum wird noch für Jahrzehnte für vermehrte CO2-Emissionen sorgen. Umso nötiger ist es, dass sich die Menschen in West-Europa umorientieren in Richtung reduktive Moderne.
Ideen zur Nachhaltigkeit
Wie schaffen wir den Wandel von der heutigen strukturellen Nicht-Nachhaltigkeit in eine Nachhaltigkeit? Welche konkreten Vorschläge machen die Sozialpsychologen und Wachstumskritiker dazu? Der Gegenentwurf zur expansiven Mainstreamkultur – die wir nach Meinung einiger Autoren schon soweit verinnerlicht haben, das selbst persönliche Verhaltensmuster ökonomisiert sind – sieht tiefgreifende Veränderungen in allen Lebensbereichen vor: Wohnen, Mobilität und Ernährung. Kurz gesagt müssen wir weg von der autozentrierten Gesellschaft und hin zu Car-Sharing, weg von den Singlehaushalten und hin zu gemeinsamer Wohnkultur (Transition Towns und ökologische Gemeinschaftsdörfer) und weg vom billig und ohne Nährwert produziertem Fastfood und hin zu regionalen Selbstversorgungsgemeinschaften.
Bei den drei großen „R’s“ recyceln, reduzieren und reparieren haben wir den Fokus zu sehr auf das Recyceln und zu wenig auf das Reduzieren und Reparieren gelegt. Besonders deutlich wird diese Praxis bei der Produktion von Plastik. Nur 5 bis 10 Prozent aller Plastikgegenstände kann überhaupt wiederverwertet werden, und das auch nur bis zu dreimal. Das unendlich oft zu recycelnde Glas hingegen wirft nicht so viel Profit ab und wird daher von immer weniger Fabrikanten als Verpackungsstoff bevorzugt. Lichtblick: Der Verbrauch der früher kostenlosen Plastiktüten ist – zumindest in Deutschland – drastisch reduziert worden dadurch, dass man sie kostenpflichtig abgibt. Ein Beispiel dafür, wie der Staat dafür sorgen kann, dass schlechtes Verhalten teurer wird und gutes Verhalten subventioniert wird.
Teure Plastiktüten
Am Beispiel der Plastiktüten kann man wunderbar aufzeigen, dass langlebige, vielfach benutzte Waren weniger teuer sind als ihre billigen Wegwerfpendants. Stofftüten und Jutebeutel kosten zwar ein paar Cents mehr als die billigen Plastiktüten. Die Plastiktüten kommen uns aber teuer zu stehen, wenn wir alle versteckten Kosten sichtbar machen: Jährlich verbrauchen wir auf der Erde zwischen 500 Milliarden und 1 Billionen Plastiktüten, dafür benötigen wir 16,3 Milliarden Liter Rohöl im Wert von 13, 7 Milliarden $. Weniger als 1 Prozent aller jährlich verbrauchten Plastiktüten können recycelt werden, sie landen also auf Mülldeponien oder im Meer, wo sie für das Sterben von rund 1 Millionen Meerestiere verantwortlich sind, weil ihr Magen voller unverdaulichem Plastik ist. Allein zur Rettung dieser Tiere müssten jährlich Hunderte Millionen Dollar aufgewendet werden, von den Folgenkosten für die Menschen, die das Plastik über die Nahrungskette zu sich nehmen, ganz zu schweigen.
Verkürzte Arbeitszeit
Es ist sinnvoll, die wöchentlichen Arbeitszeiten, die heute bei durchschnittlich 40 Stunden liegen, auf 30, später auf 20 Wochenstunden zu reduzieren. So erreichen wir in allen Volkswirtschaften Vollbeschäftigung, sparen uns die Kosten für die Behandlung von Burnout und Depressionen und setzen viel Energie frei für kreative Ideen, die die Menschen in ihrer Freizeit bekommen. Geht nicht, weil Wettbewerbsnachteile drohen? Das amerikanische Unternehmen „Kellogg“ (bekannt durch ihre Cornflakes) bewies während der großen Depression 1930 das Gegenteil: Es ließ ihre 1500 Beschäftigten statt 8 nur noch 6 Stunden am Tag arbeiten und vermied dadurch Entlassungen. Die neue Arbeitszeit bedeutete zwar eine Lohnkürzung für alle, aber weil die Betriebsleitung gleichzeitig Prämien für Innovationen einführte und die Produktivität dadurch stieg, blieb die Firma deutlich in der Gewinnzone. Die Maßnahme war also in jeder Hinsicht ein Erfolg. Die Mitarbeiter waren motivierter und zufriedener, weil sie mehr Freizeit hatten und mehr Zeit mit ihrer Familie und ihren Hobbys verbringen konnten.
Arbeitszeitverkürzung führt zu weniger Konsum und auch zu weniger Verbrauch von Fastfood und Essen außer Haus. Eine finnische Studie hat ausgerechnet, dass eine Stunde in einem Restaurant 11 kWh Energie, eine Stunde für selbst zubereitetes Essen – einschließlich der Einkaufswege, des Energieverbrauchs für den Herd usw. – nur etwas über 7 kWh Energie verbraucht. Sie trägt außerdem dazu bei, die zunehmende Ungleichheit bei den Einkommen auszugleichen.
Gemeinschaftlicher Konsum
Das größte Einsparpotential an Produktion und Konsum liegt nicht etwa in der Effizienzsteigerung – wie das Beispiel der Glühbirne beweist, wo die Einführung von Energiesparlampen zu mehr Verbrauch geführt hat – sondern in der gemeinsamen Nutzung von Gütern. Was in der Landwirtschaft bei den teuren Erntemaschinen schon längst praktiziert wird, hält auch privat immer mehr Einzug. Unter dem Stichwort „Share Economy“ schießen die Portale aus dem Boden, die eine gemeinschaftliche Nutzung oder Vermietung von langlebigen Gütern anbieten. Das Portal „Airbnb“, eine Plattform für die Vermittlung von privatem Wohnraum, bietet inzwischen Unterkünfte in 192 Ländern und hat seit seiner Gründung 2008 mehr als zehn Millionen Buchungen weltweit abgewickelt. Weitere Bereiche gibt es in der Mobilität (Car-Sharing), in der Gartenbenutzung, bei Tauschportalen für Bücher, CD’s und Spiele, bei der Vermittlung von Arbeitsraum, beim Verteilen von Lebensmitteln, die sonst weggeschmissen würden und sogar bei der Vermittlung von privaten Krediten und anderen Finanzgeschäften.
Ein angenehmer Nebeneffekt, wenn wir anfangen, die Dinge gemeinschaftlich zu nutzen: Die Waren werden wieder mit mehr Blick auf die Langlebigkeit hergestellt. Man muss die Dinge wieder so herstellen, dass sie es aushalten, über einen längeren Zeitraum geteilt und vermietet zu werden. Unternehmen, die in der „Share Economy“ mitmischen wollen, haben einen Anreiz, langlebige Produkte zu kaufen, die gewartet und repariert werden können.
Gemeinwohlökologie
1760 Betriebe weltweit unterstützen das Projekt „Gemeinwohlökonomie“ des Österreichers Christian Felber. Der Kerngedanke des Konzepts ist es, dass nicht der monetäre Gewinn im Mittelpunkt des unternehmerischen Schaffens steht, sondern der größtmögliche Beitrag zum Gemeinwohl. Die Gemeinwohlbilanz, nach der schon 200 Firmen weltweit ihre Bilanz erstellen, gibt Auskunft darüber, wie die Werte Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung und Transparenz in der unternehmerischen Praxis Berücksichtigung finden.
Ungleichheit beseitigen
Der größte Störfaktor für eine nachhaltige Wirtschaft ist die zunehmende Ungleichheit im verfügbaren Einkommen. Wirtschaftliche Expansion führt heute nicht mehr zu mehr Wohlstand für alle, sondern sorgt dafür, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. Die Umverteilung von unten nach oben hat in den vergangenen Jahren immer dramatischere Ausmaße angenommen, sodass heute immer mehr Mittelschichtler befürchten müssen, ins Prekariat abzurutschen. Zwei Maßnahmen, der zunehmenden Schere zwischen Arm und Reich zu begegnen, ist einerseits die Festlegung eines Mindestlohns und andererseits die Begrenzung der Gehälter nach oben.
Die Macht des Verbrauchers stärken
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie der Verbraucher seine Macht demonstrieren kann. Er kann durch einen Kauf-Boykott den besonders unnachhaltigen Firmen Kapital entziehen (wie jetzt bei VW geschehen, die durch Manipulation der Abgaswerte ihre Öko-Bilanz verschönern wollten) und durch einen Buycott besonders nachhaltigen Firmen mehr Umsätze verschaffen. Auch hier bietet sich das Internet als Vernetzungsplattform an, um gemeinsam die Kaufkraft zu erhöhen (zum Beispiel bei den sogenannten Carrotmobs) oder um gemeinsam Kapital von Firmen abzuziehen, die sich besonders schädigend verhalten. So gibt es in Deutschland die Fossil Free Bewegung, die dazu aufruft, das Geld von den Firmen abzuziehen, die mit Kohle, Öl und Gas, also endlichen und CO2-Intensiven fossilen Brennstoffen handeln.
Lokale Wertschöpfungsketten
Im Rahmen der Transition-Town-Bewegung (etwa „Stadt im Wandel“) gestalten seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, regionale Wirtschaft. Initiiert wurde die Bewegung u. a. von dem Iren Rob Hopkins. Städte und Gemeinden sollten unabhängiger von externer Energieversorgung und industrieller Warenproduktion werden und somit resilienter werden, wenn Energie-, Wirtschafts- oder Extremwetter-Krisen kommen. Inzwischen konnten in über 500 Städten in 40 Ländern lokale Wertschöpfungsketten etabliert werden.
Es geht also insgesamt darum, nicht nur unsere Produktions- und Konsumgewohnheiten zu ändern, sondern unser komplettes soziales Leben, und das alles in Selbstorganisation, das ist am Nachhaltigsten und sorgt für die größte Motivation.
Alle Ideen, die die Autoren zusammengetragen haben, um diesen Wandel zu ermöglichen, sind nicht neu. Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass wir die Probleme nicht durch technischen Fortschritt in den Griff bekommen (wie die Beispiele Geoengineering und Inwertsetzung durch Emissionshandel zeigen), sondern nur durch ein weniger an Energie, ein weniger an Produktion und ein weniger an Konsum. Alle Vorschläge können dazu beitragen, dass sich die Transformation der Gesellschaft ereignen kann und nicht im Untergang endet, wenn wir zu langsam auf die Verhältnisse reagieren und in Verteilungskriegen und Umweltkatastrophen versinken.
Literatur:
Michael Carolan: Cheoponomics – warum billig zu teuer ist, oekom 2015, 304 Seiten, 22,95 €
Bernd Sommer, Harald Welzer: Transformationsdesign – Wege in eine zukunftsfähige Moderne, oekom 2014, 240 Seiten, 19,95 €
Niko Paech: Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, oekom 2012, 160 Seiten, 14,95 €
Serge Latouche: Es reicht! Abrechnung mit dem Wachstumswahn, oekom 2015, 208 Seiten, 14,95 €
Jorgen Randers: 2052 – der neue Bericht an den Club of Rome. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre, 432 Seiten, oekom 2012, 24,95 €
Quelle: https://www.sein.de/der-billigwahn-kommt-uns-teuer-zu-stehen/
Foto: Henning Mühlinghaus flickr.com |
Die Grenzen des Wachstums
Vor 40 Jahren veröffentlichte der Club of Rome den Bericht „Grenzen des Wachstums“. Der Befund war alarmierend: Die herrschenden Produktions- und Lebensweisen industrialisierter Gesellschaften seien langfristig nicht tragbar. 40 Jahre nach dem Millionen-Bestseller »Die Grenzen des Wachstums« von 1972 hat der Club of Rome einen neuen Zukunft-Bericht vorgestellt »2052 – eine globale Prognose für die nächste 40 Jahre«. Der norwegische Autor Jørgen Randers, Professor für Klimastrategie, entwirft darin – gestützt auf eine breite Auswertung aus Daten von vielen weltweit anerkannten Klimaforschern – eine düstere Zukunftsprognose bis zum Jahr 2052: Der weltweite Energieverbrauch werde noch Jahrzehnte steigen, der Wachstumstrend der Treibhausgasemissionen noch bis 2030 anhalten und die Welt in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts in einen sich selbst verstärkenden Klimawandel mit katastrophalen Folgen stürzen.
Die Prognose für 2052 enthält folgende Trends:
Der globale Bevölkerungszuwachs wird früher als erwartet stagnieren und kurz nach 2040 bei 8,1 Milliarden seinen Höchststand erreichen und dann zurückgehen. Die Bevölkerung wird in immer größerem Anteil in Städten leben
Das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird künftig langsamer steigen. 2052 wird es nur 2,2 mal größer sein als heute
Die Wachstumsrate beim globalen Konsum und das Produktivitätswachstum wird sinken, weil ein größerer Anteil am BIP für Investitionen ausgegeben werden muss, um die Probleme zu beseitigen, die durch Ressourcenerschöpfung, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Verlust der Biodiversität und soziale Verteilungskämpfe entstehen
Langsames Wachstum des Pro-Kopf-Verbrauchs und Stagnation in den reichen Weltregionen wird vermehrt zu Spannungen und Konflikten führen
Den Anteil der erneuerbaren Energie am Energiemix liegt 2052 bei 40 Prozent. Der weltweite Energieverbrauch wird noch bis zum Jahr 2040 ansteigen. Die Treibhausgasemissionen werden zwar durch Effizienzfortschritte gemindert, steigen aber noch bis 2030 an
Die breite Datenbasis von »2052« lasse nur einen Schluss zu, dass die Menschheit zu langsam reagiere, so der Autor. Der kritischste Faktor seien die anthropologischen, also von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen, deren Auswirkungen auf die Erderwärmung inzwischen unter ernsthaften Wissenschaftlern unstrittig sind: »Diese Emissionen werden so hoch bleiben, dass unsere Enkel in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts wahrscheinlich mit einer selbst verstärkenden und damit unkontrollierbaren globalen Erwärmung leben müssen.«
Kippt das Klima?
Nach den Schätzungen der Klimawissenschaftler wird um das Jahr 2080 die Erde sich um 2,8 Grad gegenüber dem vorindustriellen Stand aufgewärmt haben, das ist für viele Klimaforscher der kritische Punkt, wo der Klimawandel unumkehrbar ist. Aus den Permafrostböden in der Arktis werde das starke Treibhausgas Methan entweichen, weil der frostige Grund zu tauen beginne. Es wird den Globus weiter aufheizen und noch mehr Permafrost schmelzen lassen. Das führe zu Dürren, Überschwemmungen, Anstieg des Meeresspiegels um einen halben Meter, Rückgang der Biodiversität (2052 könnten 40 Prozent der Arten ausgestorben sein) und der Wanderung der fruchtbaren Böden um fünf Kilometer pro Jahr Richtung Norden und fünf Meter pro Jahr die Berge hinauf. In 40 Jahren werden also 200 Kilometer mehr Wüste entstanden sein.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die weltweiten Entscheidungsträger in den nächsten zehn Jahren das Ruder rumreißen werden, ist nach Ansicht von Randers nicht sehr hoch. Dabei wäre die Menschheit in der Lage, es zu tun. Die Weltgemeinschaft müsse nur die Energieeffizienz erhöhen, komplett auf erneuerbare Energien umsteigen, das Abholzen der Wälder beenden und einen Großteil fossiler befeuerter Kraftwerke mit Anlagen zur CO2-Abscheidung und -Speicherung ausstatten. Weltweit würde das etwa ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts kosten. Das Problem sei jedoch die freie Marktwirtschaft, die lieber in kurzfristige Gewinnmaximierung investiere als in langfristige nachhaltige Projekte, die zunächst einmal teurer seien. Nötig seien starke, supranationale Organisationen und Regierungen, die eine vorausschauende Politik betrieben, wo sichergestellt sei, dass der ökologische Fußabdruck der Menschheit (derzeit überschreitet der menschliche Anspruch an die Biosphäre die globale Biokapazität um 40 Prozent) eine nachhaltige Größenordnung einnimmt.
Es gibt nachhaltige Lösungen
Ist die Menschheit also zum Untergang verdammt? Unterliegt sie – wie die Dinosaurier – dem Stirb und Werde, weil sie sich nicht genügend an die Umweltbedingungen angepasst hat? Fest steht: Ein weiter so kann es nicht geben. Fest steht aber auch: Es gibt Lösungen, wir müssen sie nur anwenden. Die imperiale Lebensweise der führenden Industrienationen, die seit 250 Jahren einen unbeschränkten Zugriff auf Ressourcen, Raum und Arbeitsvermögen für sich beanspruchen und sich selbst damit die Grundlagen für die Zukunft entziehen, muss aufhören. Beim bloßen Abwarten droht uns ein Prozess der Entzivilisierung, deren Anfänge wir schon erleben in Form von Flüchtlingsströmen, gewalttätigen Protesten (Brasilien während der Weltmeisterschaft) und Bürgerkriegen (Syrien, Naher Osten etc). Es geht darum, die Entwicklung der gesamten Menschheit so zu transformieren, dass sie zukunftsfähig ist, das heißt eine gewisse Lebensqualität beinhaltet, die allen Menschen eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.
Wie wollen wir leben?
Die Fragen, die jeder einzelne Mensch, jede soziale Gemeinschaft (ob Hausgemeinschaft, Straße, Stadtviertel, Dorf oder Stadt) und jeder Staat sich stellen muss, lauten: Wie wollen wir eigentlich leben? Was brauchen wir für ein gutes Leben? Was können wir dabei weglassen? Wie können die Ressourcen in der Welt besser verteilt werden? Noch gibt es kein einziges Land auf der Welt, das sowohl einen hohen menschlichen Entwicklungsstandard aufweist als auch ein nachhaltiges ökologisches Belastungsniveau auszeichnet, dessen ökologischer Fußabdruck also nachhaltig ist. Genau da müssen wir als Menschheit aber hin. Dabei kommt den hoch entwickelten superreichen Industrienationen eine Vorreiterrolle zu, was die Bereitschaft angeht, Modelle der Suffizienz (im Gegensatz zu Effizienz, Effektivität, Profitmaximierung etc) zu entwickeln, die auf einen Lebensstil hinauslaufen, der sich am »Genügen« orientiert und nicht nach Erhöhung von Aufwand strebt. Eine große Welle an Konsum und Produktion kommt noch in den Schwellenländern wie Indien, China und Brasilien auf uns zu. Deren ungebremstes Wachstum wird noch für Jahrzehnte für vermehrte CO2-Emissionen sorgen. Umso nötiger ist es, dass sich die Menschen in West-Europa umorientieren in Richtung reduktive Moderne.
Ideen zur Nachhaltigkeit
Wie schaffen wir den Wandel von der heutigen strukturellen Nicht-Nachhaltigkeit in eine Nachhaltigkeit? Welche konkreten Vorschläge machen die Sozialpsychologen und Wachstumskritiker dazu? Der Gegenentwurf zur expansiven Mainstreamkultur – die wir nach Meinung einiger Autoren schon soweit verinnerlicht haben, das selbst persönliche Verhaltensmuster ökonomisiert sind – sieht tiefgreifende Veränderungen in allen Lebensbereichen vor: Wohnen, Mobilität und Ernährung. Kurz gesagt müssen wir weg von der autozentrierten Gesellschaft und hin zu Car-Sharing, weg von den Singlehaushalten und hin zu gemeinsamer Wohnkultur (Transition Towns und ökologische Gemeinschaftsdörfer) und weg vom billig und ohne Nährwert produziertem Fastfood und hin zu regionalen Selbstversorgungsgemeinschaften.
Bei den drei großen „R’s“ recyceln, reduzieren und reparieren haben wir den Fokus zu sehr auf das Recyceln und zu wenig auf das Reduzieren und Reparieren gelegt. Besonders deutlich wird diese Praxis bei der Produktion von Plastik. Nur 5 bis 10 Prozent aller Plastikgegenstände kann überhaupt wiederverwertet werden, und das auch nur bis zu dreimal. Das unendlich oft zu recycelnde Glas hingegen wirft nicht so viel Profit ab und wird daher von immer weniger Fabrikanten als Verpackungsstoff bevorzugt. Lichtblick: Der Verbrauch der früher kostenlosen Plastiktüten ist – zumindest in Deutschland – drastisch reduziert worden dadurch, dass man sie kostenpflichtig abgibt. Ein Beispiel dafür, wie der Staat dafür sorgen kann, dass schlechtes Verhalten teurer wird und gutes Verhalten subventioniert wird.
Teure Plastiktüten
Am Beispiel der Plastiktüten kann man wunderbar aufzeigen, dass langlebige, vielfach benutzte Waren weniger teuer sind als ihre billigen Wegwerfpendants. Stofftüten und Jutebeutel kosten zwar ein paar Cents mehr als die billigen Plastiktüten. Die Plastiktüten kommen uns aber teuer zu stehen, wenn wir alle versteckten Kosten sichtbar machen: Jährlich verbrauchen wir auf der Erde zwischen 500 Milliarden und 1 Billionen Plastiktüten, dafür benötigen wir 16,3 Milliarden Liter Rohöl im Wert von 13, 7 Milliarden $. Weniger als 1 Prozent aller jährlich verbrauchten Plastiktüten können recycelt werden, sie landen also auf Mülldeponien oder im Meer, wo sie für das Sterben von rund 1 Millionen Meerestiere verantwortlich sind, weil ihr Magen voller unverdaulichem Plastik ist. Allein zur Rettung dieser Tiere müssten jährlich Hunderte Millionen Dollar aufgewendet werden, von den Folgenkosten für die Menschen, die das Plastik über die Nahrungskette zu sich nehmen, ganz zu schweigen.
Verkürzte Arbeitszeit
Es ist sinnvoll, die wöchentlichen Arbeitszeiten, die heute bei durchschnittlich 40 Stunden liegen, auf 30, später auf 20 Wochenstunden zu reduzieren. So erreichen wir in allen Volkswirtschaften Vollbeschäftigung, sparen uns die Kosten für die Behandlung von Burnout und Depressionen und setzen viel Energie frei für kreative Ideen, die die Menschen in ihrer Freizeit bekommen. Geht nicht, weil Wettbewerbsnachteile drohen? Das amerikanische Unternehmen „Kellogg“ (bekannt durch ihre Cornflakes) bewies während der großen Depression 1930 das Gegenteil: Es ließ ihre 1500 Beschäftigten statt 8 nur noch 6 Stunden am Tag arbeiten und vermied dadurch Entlassungen. Die neue Arbeitszeit bedeutete zwar eine Lohnkürzung für alle, aber weil die Betriebsleitung gleichzeitig Prämien für Innovationen einführte und die Produktivität dadurch stieg, blieb die Firma deutlich in der Gewinnzone. Die Maßnahme war also in jeder Hinsicht ein Erfolg. Die Mitarbeiter waren motivierter und zufriedener, weil sie mehr Freizeit hatten und mehr Zeit mit ihrer Familie und ihren Hobbys verbringen konnten.
Arbeitszeitverkürzung führt zu weniger Konsum und auch zu weniger Verbrauch von Fastfood und Essen außer Haus. Eine finnische Studie hat ausgerechnet, dass eine Stunde in einem Restaurant 11 kWh Energie, eine Stunde für selbst zubereitetes Essen – einschließlich der Einkaufswege, des Energieverbrauchs für den Herd usw. – nur etwas über 7 kWh Energie verbraucht. Sie trägt außerdem dazu bei, die zunehmende Ungleichheit bei den Einkommen auszugleichen.
Gemeinschaftlicher Konsum
Das größte Einsparpotential an Produktion und Konsum liegt nicht etwa in der Effizienzsteigerung – wie das Beispiel der Glühbirne beweist, wo die Einführung von Energiesparlampen zu mehr Verbrauch geführt hat – sondern in der gemeinsamen Nutzung von Gütern. Was in der Landwirtschaft bei den teuren Erntemaschinen schon längst praktiziert wird, hält auch privat immer mehr Einzug. Unter dem Stichwort „Share Economy“ schießen die Portale aus dem Boden, die eine gemeinschaftliche Nutzung oder Vermietung von langlebigen Gütern anbieten. Das Portal „Airbnb“, eine Plattform für die Vermittlung von privatem Wohnraum, bietet inzwischen Unterkünfte in 192 Ländern und hat seit seiner Gründung 2008 mehr als zehn Millionen Buchungen weltweit abgewickelt. Weitere Bereiche gibt es in der Mobilität (Car-Sharing), in der Gartenbenutzung, bei Tauschportalen für Bücher, CD’s und Spiele, bei der Vermittlung von Arbeitsraum, beim Verteilen von Lebensmitteln, die sonst weggeschmissen würden und sogar bei der Vermittlung von privaten Krediten und anderen Finanzgeschäften.
Ein angenehmer Nebeneffekt, wenn wir anfangen, die Dinge gemeinschaftlich zu nutzen: Die Waren werden wieder mit mehr Blick auf die Langlebigkeit hergestellt. Man muss die Dinge wieder so herstellen, dass sie es aushalten, über einen längeren Zeitraum geteilt und vermietet zu werden. Unternehmen, die in der „Share Economy“ mitmischen wollen, haben einen Anreiz, langlebige Produkte zu kaufen, die gewartet und repariert werden können.
Gemeinwohlökologie
1760 Betriebe weltweit unterstützen das Projekt „Gemeinwohlökonomie“ des Österreichers Christian Felber. Der Kerngedanke des Konzepts ist es, dass nicht der monetäre Gewinn im Mittelpunkt des unternehmerischen Schaffens steht, sondern der größtmögliche Beitrag zum Gemeinwohl. Die Gemeinwohlbilanz, nach der schon 200 Firmen weltweit ihre Bilanz erstellen, gibt Auskunft darüber, wie die Werte Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung und Transparenz in der unternehmerischen Praxis Berücksichtigung finden.
Ungleichheit beseitigen
Der größte Störfaktor für eine nachhaltige Wirtschaft ist die zunehmende Ungleichheit im verfügbaren Einkommen. Wirtschaftliche Expansion führt heute nicht mehr zu mehr Wohlstand für alle, sondern sorgt dafür, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. Die Umverteilung von unten nach oben hat in den vergangenen Jahren immer dramatischere Ausmaße angenommen, sodass heute immer mehr Mittelschichtler befürchten müssen, ins Prekariat abzurutschen. Zwei Maßnahmen, der zunehmenden Schere zwischen Arm und Reich zu begegnen, ist einerseits die Festlegung eines Mindestlohns und andererseits die Begrenzung der Gehälter nach oben.
Die Macht des Verbrauchers stärken
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie der Verbraucher seine Macht demonstrieren kann. Er kann durch einen Kauf-Boykott den besonders unnachhaltigen Firmen Kapital entziehen (wie jetzt bei VW geschehen, die durch Manipulation der Abgaswerte ihre Öko-Bilanz verschönern wollten) und durch einen Buycott besonders nachhaltigen Firmen mehr Umsätze verschaffen. Auch hier bietet sich das Internet als Vernetzungsplattform an, um gemeinsam die Kaufkraft zu erhöhen (zum Beispiel bei den sogenannten Carrotmobs) oder um gemeinsam Kapital von Firmen abzuziehen, die sich besonders schädigend verhalten. So gibt es in Deutschland die Fossil Free Bewegung, die dazu aufruft, das Geld von den Firmen abzuziehen, die mit Kohle, Öl und Gas, also endlichen und CO2-Intensiven fossilen Brennstoffen handeln.
Lokale Wertschöpfungsketten
Im Rahmen der Transition-Town-Bewegung (etwa „Stadt im Wandel“) gestalten seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, regionale Wirtschaft. Initiiert wurde die Bewegung u. a. von dem Iren Rob Hopkins. Städte und Gemeinden sollten unabhängiger von externer Energieversorgung und industrieller Warenproduktion werden und somit resilienter werden, wenn Energie-, Wirtschafts- oder Extremwetter-Krisen kommen. Inzwischen konnten in über 500 Städten in 40 Ländern lokale Wertschöpfungsketten etabliert werden.
Es geht also insgesamt darum, nicht nur unsere Produktions- und Konsumgewohnheiten zu ändern, sondern unser komplettes soziales Leben, und das alles in Selbstorganisation, das ist am Nachhaltigsten und sorgt für die größte Motivation.
Alle Ideen, die die Autoren zusammengetragen haben, um diesen Wandel zu ermöglichen, sind nicht neu. Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass wir die Probleme nicht durch technischen Fortschritt in den Griff bekommen (wie die Beispiele Geoengineering und Inwertsetzung durch Emissionshandel zeigen), sondern nur durch ein weniger an Energie, ein weniger an Produktion und ein weniger an Konsum. Alle Vorschläge können dazu beitragen, dass sich die Transformation der Gesellschaft ereignen kann und nicht im Untergang endet, wenn wir zu langsam auf die Verhältnisse reagieren und in Verteilungskriegen und Umweltkatastrophen versinken.
Literatur:
Michael Carolan: Cheoponomics – warum billig zu teuer ist, oekom 2015, 304 Seiten, 22,95 €
Bernd Sommer, Harald Welzer: Transformationsdesign – Wege in eine zukunftsfähige Moderne, oekom 2014, 240 Seiten, 19,95 €
Niko Paech: Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, oekom 2012, 160 Seiten, 14,95 €
Serge Latouche: Es reicht! Abrechnung mit dem Wachstumswahn, oekom 2015, 208 Seiten, 14,95 €
Jorgen Randers: 2052 – der neue Bericht an den Club of Rome. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre, 432 Seiten, oekom 2012, 24,95 €
Quelle: https://www.sein.de/der-billigwahn-kommt-uns-teuer-zu-stehen/
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